Börsenpreis für Strom geht am 26. Juni morgens und abends durch die Decke

Danke für den Hinweis, das ist sehr interessant.

Was man mMn aber beachten sollte, ist wie lange die gespeicherte Energie ausreicht. Bei Lithium-Batterie-Parks, sind es immer so 3-4 Stunden, die man auf voller Nennleistung (Das ist das, was oben etwas unsauber als „Kapazität“ bezeichnet wird) laufen kann, bevor die Batterien leer sind. Das mag in der Tat reichen, um kurzfristige Schwankungen im Netz zu stabilisieren. Aber für die Ablösung der fossilen Energieträger braucht es Speichermengen, die viel größer sind, da ja ganze Nächte ohne Solarenergie und auch die windarmen Jahreszeiten durch Speicherung aufgefangen werden müssten.

Ob Batterie-Parks mit Lithium-Batterien dafür die richtige Wahl sind, wage ich zu bezweifeln.

Denn, auch wenn es Lithium an vielen Orten der Welt gibt, ist der Abbau ökologisch wie politisch nicht unproblematisch, wie dieser jüngste Bericht mal wieder zeigt:

Und angesichts der resant wachsenden Nachfrage bei E-Mobilität und nun auch bei Power Grids, werden die Lithium-Reserven ja auf immer mehr Anwendungsgebiete verteilt, ohne das die „verfügbare“ Menge wirklich steigt.
Das kann in unserer marktwirtschaftlichen Welt nur dadurch erfolgen, dass der Preis für Lithium immer weiter steigt und dadurch schwerer zugängliche Vorkommen wirtschaftlich rentabel werden. Ob aber ein weltweite Energiewende mit einem kommendem „Goldstaub“ als zentralem Rohstoff funktioniert, halte ich für eher unwahrscheinlich.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist natürlich absolut richtig, aber die richtige Speichertechnologie zur Abpufferung von Schwankungen ist genauso wichtig. Leider greift man dabei mit Lithiumbatterien aktuell noch zur „quick and dirty“ Methode, auch wenn das vor dem Hintergrund der Elektromobilität absurd klingen mag.

Ich persönlich halte Power-to-gas da für eine viel sinnvollere Technologie.

Auch wenn wir die fossilen innerhalb der nächsten Jahre „nur“ zu z.B. 96% ersetzen könnten, wäre das aus Sicht des Klimaschutzes ein wahnsinniger Gewinn. In der Debatte geht es viel zu oft um die eierlegende Wollmilchsau, während die tatsächliche Lösung in der schrittweisen Annäherung an den Idealzustand liegt.

Vermutlich nicht, aber das Batterien Teil des Netzes sein werden, darin sind sich die meisten Experten einig. Also warum fängt man nicht systematisch mit dem Ausbau an, wenn ein netter Nebeneffekt ist, dass man vielleicht ein paar % fossile dadurch vom Netz bekommt?

Ein fairer Vergleich ist nicht zwischen Lithium und Luft/Liebe, sondern zwischen Lithium und Kohle/Gas/Öl. Und dabei schneidet Lithium hervorragend ab, denn auch wenn der Abbau (wie jeder Bergbau) erhebliche Probleme bereitet, braucht man von dem Zeug um viele Größenordnungen weniger. Ganz einfach, weil das Lithium in Batterien 15-20 Jahre eingesetzt (und dann recycelt) werden kann, während man fossile Brennstoffe genau einmal verbrennt.

Nochmal: ökologisch und sozial verträglichen Bergbau gibt es nicht. Aber selbst wenn wir keine Alternative zu Lithium finden (woran aber sehr aktiv gearbeitet wird) wird sich kein Umweltschützer oder Menschenrechtsaktivist über die Energiewende global betrachtet beschweren.

Die Statistiken zur „Verfügbarkeit“ von Rohstoffen muss man vorsichtig lesen. Das Kriterium ist meist die wirtschaftliche Förderfähigkeit. Die tatsächlichen bekannten Reserven sind meist erheblich größer und diese können dann bei steigenden Preisen auch zunehmend wirtschaftlich erschlossen werden.

Unter den sechs Ländern mit den größten Lithium Reserven rangieren diese Reserven übrigens zwischen 4,5 Millionen und 21 Millionen Tonnen pro Land. In zwei der sechs Länder (USA und Bolivien) wird der Rohstoff aber noch gar nicht angebaut und der Spitzenproduzent unter den vier restlichen Ländern (Australien) hat 2019 nur 18.000 Tonnen gefördert. Die globale Produktion könnte um den Faktor 100 steigen und es würde trotzdem Jahrzehnte dauern, bis die Vorkommen erschöpft sind. Und wie gesagt: Lithium wird sich zu einem hohen Prozentsatz recyceln lassen, in der EU gibt es auch schon entsprechende Gesetzgebung die das vorschreibt.

Ja, das Thema wird ja beispielsweise mit der Wasserstoffstrategie der Bundesregierung auch schon angegangen. Es gibt auch Batterietechnologien jenseits von Lithium als Grundstoff, die eine Rolle spielen könnten. Ich bin da relativ optimistisch, dass es gute Lösungen geben wird. Da die EE zum Glück so viel günstiger als fossile Energieträger sind, gibt es zumindest einen breiten finanziellen Spielraum zur Etablierung von Sabilisierungs- und Speichermechanismen.

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Hast du mal irgendwo eine Studie o.Ä. gesehen, die nur mit EE + Batteriespeicherung so einen hohen Prozentsatz der fossilen/atomaren Energieträger für ersetzbar hält?

Weil es ein großes Problem ist, dass man planvoll angehen sollte. Das Chaos bei der Ladeinfrastruktur für Elektroautos zeigt doch überdeutlich, wie kontra-produktiv es ist, wenn man solch wichtige Entscheidungen von der Industrie treffen lässt.

Daran ist auch nichts falsch, solange man sich nicht im klein klein verliert und auch die großen saisonalen Speicher voran bringt. Da tut sich mMn aber noch viel zu wenig.

Sehe ich nicht so. Das Gegenstück zu Kohle/Gas ist doch eher das Sonnenlicht bzw. der Wind. Batterie-Parks kannst du ja auch mit fossilen Kraftwerken kombinieren.

Ja stimmt. Ich habe dazu schon mal einen etwas längeren Beitrag verfasst, darin zitiere ich aus einer Analyse der DERA und mache auch selbst noch mal eine recht ernüchternde Überschlagsrechnung zu den damaligen Lithiumvorkommen (Quelle war die U.S. Geological Survey):

Ich hatte damals mit ALLEN weltweiten Li-Vorkommen überschlagen, dass wir nur etwa 10 Jahre lang den Weltbedarf an Automobilen mit Lithium-Elektrofahrzeugen decken könnten. Falls ich da einen offensichtlichen Fehler gemacht haben sollte, sag gerne Bescheid.

Da sagt das USGS in seinem aktuellen Lithium-Bericht (Quelle) vom Jan 2024 etwas anderes:

Wie du siehst würde eine Verhundertfachung der aktuellen globalen Produktion (also 180.000 t * 100 = 18.000.000 t) die aktuell wirtschaftlich nutzbaren Lithium-Reserven (das sind die 28.000.000 t) in weniger als 2 Jahren auffressen.
Insgesamt (wirtschaftlich und unwirtschaftlich) sind nur 105 Mio. t bekannt und selbst die wären nach ca. 6 - 7 Jahren bei 18 Mio. t Förderung pro Jahr erschöpft.

Diese Studie des Fraunhofer Instituts hat verschiedene Szenarien für das deutsche Energiesystem bis 2050 durchgerechnet. Je nach Szenario wird dort bis 2050 von installierter Leistung von bis zu 160 GW für regelbare Kraftwerke (Gas und Wasserstoff), 120 GW für Elektrolyseure (Power to H2 und CH4) und 400 GW für Batteriespeicher vorgesehen.

Die Menge der benötigten Batteriespeicher ist übrigens besonders hoch in den Szenarien, in denen Politik und Bevölkerung sehr zögerlich und konservativ auf die Energiewende reagieren (indem es zum Beispiel keine Einbindung von Elektroautos in das Netz als Pufferspeicher gibt). Insbesondere in diesen Szenarien (auf deren Pfad wir uns derzeit meiner Ansicht nach befinden) sollten wir jetzt schon mit dem ernsthaften Ausbau beginnen, so das Fraunhofer. Nur auf Entwicklungspfaden, bei denen wir voll in die Energiewende einsteigen würde ein vergleichsweise kleiner Ausbau von Batteriespeichern (knapp 50 GW) ab ca. 2042 ausreichen.

Wenn ich die Studie richtig lese dann ist in dem Szenario Inakzetptanz ein fast vollständiger Verzicht auf fossile Brennstoffe möglich, aber nur unter massivem Ausbau von Batteriespeichern.

Ich stimme dir zu, dass es sinnvoller wäre die Energiewende „optimal“ durchzuführen, wodurch relativ wenige Batteriespeicher nötig werden. Aber auf diesem optimalen Pfad sind wir nunmal nicht und Batterien als Speichertechnologie sind vorhanden, einsatzfähig und bringen uns in die richtige Richtung, wie unter anderem Kalifornien und Australien beweisen.

Ich sage ja nicht das man keinen Plan haben sollte. Nur das dieser Plan sich an der machbaren Realität orientieren muss und nicht irgendwelchen theoretischen Optimalstrategien, die sowieso von der FDP torpediert werden.

Stimme ich dir total zu.

Das würde doch gar keinen Sinn machen. Batterien eigenen sich (wie du selber herausgestellt hast) gut für den kurzfristigen Lastenausgleich – also genau das, worin fossile Kraftwerke auch gut sind.

Ich betrachte Batterien als notwendige Komponente von Solar/Wind. Zusammen können sie Kohle/Gas/Öl ersetzen, ohne Batterien in irgendeiner Form wird Solar/Wind immer nur ein Teil der Energieversorgung sein. So lange Lithium also für Batterien benötigt wird, sehe ich es als direkte Substitution für fossile Energieträger und damit muss man auch die ökologische/soziale Bewertung in einen entsprechenden Vergleich setzen.

Ja, ich habe da etwas hoch gegriffen :wink:

Aber wie unsicher solche Bestandsaufnahmen sind, verdeutlicht diese Quelle:

The global lithium industry witnessed significant growth in reserves and resources during the first quarter of 2024, surging to 303.5 million metric tons, a remarkable 52.2% increase compared to the same period in 2021, per S&P Global Commodity Insights.

Offensichtlich verwenden der „S&P Global Commodity Insights“ eine andere Definition als der USGS, aber selbst wenn man die absoluten Zahlen ignoriert verdeutlicht allein das Wachstum, dass mit zunehmenden Interesse erhebliche neue Reserven erschlossen werden können.

Zum Vergleich Erdöl: da haben sich die nachgewiesenen Reserven zwischen 1980 und 2020 mehr als verdoppelt, obwohl ja gleichzeitig unglaubliche Mengen Öl gefördert worden sind.

Meine Vorhersage: da Lithium bis vor ein paar Jahren ein absolutes Nischenprodukt war mit wenig Anreizen zur Exploration wird sich die Menge der nachgewiesenen Reserven in den nächsten 10 Jahren sprunghaft entwickeln – wenn zwischenzeitlich nicht ohnehin eine andere Batterietechnologie wichtiger wird.