Ist das so oder ist das nicht der falsche Schluss?
Denn, soweit ich das verstanden habe, gab es ein technisches Problem, weshalb der deutsche Markt vorübergehend vom Rest des Marktes entkoppelt wurde.
In Deutschland setzen wir aber bisher noch verhältnismäßig wenig auf erneuerbare Energien. Ein Speichernetz ist noch gar nicht angelaufen (was ja auch erst Sinn macht, wenn die erneuerbaren eine gewisse Relevanz haben). Auch die Stromtrassen sollen erst in 10 Jahren soweit sein, wie wir sie eigentlich haben wollen.
Die Frage ist doch: wie wäre Deutschland aufgestellt gewesen, wenn die Energiewende bereits geschafft worden wäre. Und die zweite ist natürlich, wie man den Spotmarkt redundant gestalten kann, dass ein Ausfall des bisher einzigen Marktes aufgefangen werden kann.
Sehe ich genau andersherum.
Die Kritiker der Energiewende beschweren sich dauernd über Stromimporte - hier haben wir gesehen, was passiert, wenn wir keinen Strom importieren können.
Die Kritiker der Energiewende sagen, dass fossile (und nukleare) Grundlastkraftwerke günstigen Strom produzieren könnten - hier haben wir gesehen, was passiert, wenn wir den Strom aus diesen Grundlastkraftwerken beziehen müssen.
Für mich ist dieser Vorfall eher ein Zeichen dafür, dass die Energiewende noch schneller umzusetzen ist.
Wer sich nochmal eine Zusammenfassung der Trends in Deutschland und der EU über die Stromerzeugung machen möchte hat die Möglichkeit das hier in 10 Minuten mit dem Video des Fraunhofer ISE zu tun.
Nüchterne und sachliche Zusammenfassung, kein politisches Tamtam.
Diesmal war es ein technisches Problem und es wurde nur der Markt entkoppelt nicht aber das Netz, das mit Sicherheit zusammengebrochen wäre, weil die Marktteilnehmer auf dieses unsinnige „Preissignal“ nicht reagieren konnten. Aber in den Schubladen der vereinigten Nationalisten aller Länder liegen Pläne, die Märkte und gerne auch die Netze zu entkoppeln. Dass das zu Problemen aller Art führen würde, kann man sich denken.
Inzwischen sind die Schäden des Fehlers bekannt. Unternehmen dürften mit 350 Mio. € Schaden davongekommen sein. (Quelle: „Kritik an der Strombörse: Preis-Chaos verursachte Schäden in Millionenhöhe“, Der Tagesspiegel 14.07.2024) Offenbar ist das sogar ein geringer Schaden, da Deutschland sich im Sommer täglich lange alleine versorgen kann.
Dazu im Tagesspiegel: „Die Kritik einiger Stromhändler an dem Börsenbetreiber geht sogar noch weiter. Sie fordern ein besseres Krisenmanagement und warnen: An einem Tag im Winter, wenn weniger Strom aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht und die Liquidität im Markt geringer ist, hätte der Schaden leicht in die Milliarden gehen können.“
Ich halte es für ein Problem, wenn die Strombörse, die über den Strompreis eigentlich Stromangebot und -nachfrage gut ausgleichen kann, fehleranfällig ist und das Vertrauen der Verbraucher in diesen Mechanismus dadurch nachhaltig erschüttert wird. Denn dann wird das nichts mit der Energiewende.
Wenn die an die Regierung kommen - und das dann auch wirklich durchziehen - ist Strom nur eines von vielen Problemen.
Wie du schreibst, die Börse ist das Problem, nicht das Netz.
An dieser Stelle ist es aber wichtig auch nicht zu übertreiben. Der Fehler ist aufgetreten und wurde al solcher direkt benannt. Die Epex hat das entsprechende Feature wohl auch direkt deaktiviert und damit sollte das aus diesem Grund nicht mehr auftreten.
Ja, das Krisenmanagement lässt sich verbessern, aber direkt von einem Vertrauensverlust zu sprechen geht an der Stelle nach zu weit. Solange es ein einmaliger Vorgang bleibt, ist es vielmehr ein Zeichen, dass das System funktioniert und Fehler sobald sie passieren auch behoben werden.
Laut ENTSO-E ist (Stand 2023) noch kein Markt vollständig decoupled worden (das single day ahead coupling gibt es dabei seit 2014 und es gab bis 2023 vier Teilentkopplungen (https://eepublicdownloads.entsoe.eu/clean-documents/nc-tasks/ENTSO-E_Market_Report_2023.pdf auf S. 53). Auch dazu sollten sich in den entsprechenden Berichten weitere Informationen finden lassen.
Und zu den angefallenen und in anderen Situationen potentiellen Schäden. Das lässt sich aus meiner Sicht gut ausschlachten. Aber auch hier sollte es viel eher darum gehen eine konstruktive Lösung zu finden, wie in solchen Situationen in Zukunft verfahren werden kann. Das Problem für die verbrauchenden Unternehmen will ich gar nicht klein reden, aber es gibt auf der anderen Seite auch einige Unternehmen, die ordentlich Gewinne gemacht haben dürften. Hier kann die EPEX (als erst mal nur der Handelsplatz der das Problem hatte) nachsteuern, wobei für den konkreten Fall vermutlich erst mal eher Klagen der benachteiligten Seite zu erwarten sind.
Im 21. Jahrhundert ist alles, was mit Energie zu tun hat, sehr wichtig.
Und die Bedeutung der Stabilität der Stromnetze wird in 20 Jahren, wenn die Republik an der Wärmepumpe hängt, nicht nur an Tagen, an denen man bei Stromausfall die Wasserrohre leeren muss, um nach dem Stromausfall noch ein Rohrnetz zu haben, sicherlich extrem viel größer sein als heute.
ich erinnere mich noch an den mehrtägigen Stromausfall nach dem Niedersachsenorkan am 13. November 1972. Damals hatten viele noch Ofenheizung und Diesel pumpte man mit der Hand in den Traktor, wenn es sein musste, Kassen war mechanisch, Buchhaltung händisch, Debitkarten noch nicht mal Sciene Fiction, Milch konnte noch von Hand gemolken werden, weil die letzten Vertriebenen, die nicht nach Wolfsburg gezogen waren, für ein gutes Zahlenverhältnis zwischen Kühen und Knechten sorgten, und für die meisten war das einzige Problem, Frischwasser zu pumpen (das Abwasser lief einfach nach einem Durchgang durch ein Setzbecken in den nächsten Bach). Dieses Problem war damals noch beherrschbar, wenn man noch eine Handpumpe im Garten hatte (was aber schon selten war). Das ist schon heute, nur 50 Jahre später ganz anders und nur 20 Jahre weiter wird es noch einmal ganz anders sein.
Deutschland tritt aus der NATO aus, Importe werden durch die Bank besteuert, 1% der in Deutschland arbeitenden Menschen mit Migrationshintergrund verlässt das Land, Grenzkontrollen erzeugen Schlangen an den Grenzen, Deutschland führt eine eigene Währung ein und kündigt der EU die Gefolgschaft, sofern sie nicht die von Deutschland geforderten Reformen umsetzt (warum sollte sie das tun).
Der Brexit zeigt recht schön, was da auf uns zukommt.
Es ist müßig sich auf dieses Szenario vorzubereiten. Die Energie ist besser investiert dieses Szenario nicht eintreten zu lassen.
Wie sollen also zurück in die 70er gehen oder was soll die Aussage bezwecken?
Wie von @der_Matti schon drauf hingewiesen, war die Börse das Problem und nicht das Netz. Du hast nur das Schreckgespenst Stromausfall an dem du dich aufhängst, aber keinen weiteren Punkt, dass die Situation an der Börse das Netz in diesem Fall so stark beeinträchtigen hätte können, dass es da zu einem Blackout gekommen wäre. Und bevor du mit dem Winter kommst: Auch da wäre das Netz weiter stabil gewesen, nur der potentielle finanzielle Schaden hätte grösser Ausfallen können.
Ein Punkt noch, der deine Argumentation mit dem Stromausfall auch heute nicht so dramatisch werden lassen dürfte. Es wird mehr und mehr Menschen (gerade auf dem Land) geben, die eine PV Anlage mit Speicher besitzen. Sollte es mal wieder zu einem längeren Stromausfall kommen, dann können diese (ein entsprechendes Setting vorausgesetzt) auch dann mit ihrer Wärmepumpe heizen und nur kochen. Es muss also nicht mal alles gleich schlechter werden. Ich will das Problem nicht schönreden, nur zu sagen, dass es damals so viel besser war ist aus meiner Sicht auch etwas zu einfach.
Das wird kaum funktionieren. Damit private Stromspeicher als „Insel“ funktionieren, muss eine spezielle Vorrichtung eingebaut sein. Die sorgt dafür, dass der Speicher keinen Strom in das Netz einspeist, wenn zum Beispiel Wartungen am Netz vorgenommen werden, weil dadurch Arbeiter gefährdet werden würden.
Wir haben uns damals gegen den Einbau dieser Vorrichtung entschieden, da dies kostspielig war und weitere Anträge beim Versorger gebraucht hätte. Ich kenne keine Zahlen dazu, aber ich würde vermuten das von den ohnehin prozentual wenigen Haushalten mit Speicher nur ein Bruchteil auch problemlos als Insel funktioniert.
Und dann gibt es natürlich das Problem, dass Solaranlagen in der üblichen Heizperiode praktisch keinen Strom produzieren. Bei uns könnte man mit dem Monatsertrag im Dezember eine Wärmepumpe vielleicht ein paar Stunden betreiben, in der Praxis wird die Produktion in den relevanten vier Monaten im Jahr aber ohnehin mehr oder weniger sofort verbraucht und kommt gar nicht erst in der Batterie an.
Ich habe mich da leider etwas zu vereinfachend ausgedrückt. Das tut mir leid.
Meines Wissens sind inzwischen viele PV-Speicher Lösungen zumindest eingeschränkt in der Lage auch ohne weitere Zusatzinvestitionen für einzelne Verbraucher einphasig im Notfall Strom bereitstellen zu können. Zumindest war mein Stand das es eine Notstromsteckdose gibt. Das ist aber dann nichts für eine Wärmepumpe.
Was ich ansonsten eher noch im Kopf hatte ist, dass es z.B. bei Sonnen eben die zusätzliche Technik gibt eben auch komplett das ganze Haus im Inselbetrieb zu betreiben. Meines Wissens lag der Preis so um die 1000 Euro. Klar ist das noch mal teurer, aber ich hatte es als eine Grössenordnung, die bei dem Gesamtinvestment noch gut tragbar ist eingeordnet. Aber klar, das ist auch wieder nur ein Anbietender und nicht der Standardfall. Das mit den weiteren Anträgen bei den Versorgern war mir an der Stelle nicht bewusst und macht es mal wieder komplizierter als es sein muss.
Hier nochmal eine gute Erklärung was passiert ist und wie es zu den hohen Preisen kam. Aber auch, dass der Intradaypreis zu der Zeit stabil geblieben ist.
Ach ja für alle die immer mit dem Finger auf China zeigen und meinen in Deutschland braucht ma n nix tun so lange China nicht mitzieht empfehle ich folgende Seite….
Super interessant. Wenn die Zahlen in der Quelle stimmen, dann baut China jeden Monat knapp so viel Solar und Wind wie wir in Deutschland ab 2026 pro Jahr neu ans Netz gehen lassen wollen (23,5GW/Monat). Es geht also, wenn man nur will.
Die Hoffnung ist das China ab ca. 2025 keine neuen Kohlekraftwerke mehr bauen wird und der derzeit noch sehr hohe Anteil der Kohle an der Stromerzeugung rapide abnimmt. China hat derzeit etwas mehr 1.000 GW Kohlekapazität am Netz, theoretisch könnte das innerhalb von 10-20 Jahren abgeschaltet werden, wenn das Wachstum der Erneuerbaren sich weiter so beschleunigt.
(Nuklear wird von China zwar weiter ausgebaut, aber nur auf dem Niveau das der Anteil an der Stromproduktion von ca. 7% etwa gehalten wird. Atomkraftwerke werden also auch im Reich der Mitte nicht als die Energieform der Zukunft angesehen).
Zu der Meldung passt, dass in Kalifornien gerade ohne Probleme durch eine enorme Hitzewelle gekommen ist, die in früheren Jahren wohl zu erheblichen Stromausfällen geführt hätte (weil die Netze durch den allgemeinen Einsatz von Klimaanlagen überlastet worden wären). Neben dem Ausbau der Erneuerbaren werden dafür auch die Installation von 10GW Batteriekapazität verantwortlich gemacht. Während wir hier in Deutschland noch darüber reden, ob Batterien irgendwann als Pufferspeicher eingesetzt werden können, hat Kalifornien davon in der Größenordnung von 10 Atommeilern Kapazität am Netz.
Danke für den Hinweis, das ist sehr interessant.
Was man mMn aber beachten sollte, ist wie lange die gespeicherte Energie ausreicht. Bei Lithium-Batterie-Parks, sind es immer so 3-4 Stunden, die man auf voller Nennleistung (Das ist das, was oben etwas unsauber als „Kapazität“ bezeichnet wird) laufen kann, bevor die Batterien leer sind. Das mag in der Tat reichen, um kurzfristige Schwankungen im Netz zu stabilisieren. Aber für die Ablösung der fossilen Energieträger braucht es Speichermengen, die viel größer sind, da ja ganze Nächte ohne Solarenergie und auch die windarmen Jahreszeiten durch Speicherung aufgefangen werden müssten.
Ob Batterie-Parks mit Lithium-Batterien dafür die richtige Wahl sind, wage ich zu bezweifeln.
Denn, auch wenn es Lithium an vielen Orten der Welt gibt, ist der Abbau ökologisch wie politisch nicht unproblematisch, wie dieser jüngste Bericht mal wieder zeigt:
Und angesichts der resant wachsenden Nachfrage bei E-Mobilität und nun auch bei Power Grids, werden die Lithium-Reserven ja auf immer mehr Anwendungsgebiete verteilt, ohne das die „verfügbare“ Menge wirklich steigt.
Das kann in unserer marktwirtschaftlichen Welt nur dadurch erfolgen, dass der Preis für Lithium immer weiter steigt und dadurch schwerer zugängliche Vorkommen wirtschaftlich rentabel werden. Ob aber ein weltweite Energiewende mit einem kommendem „Goldstaub“ als zentralem Rohstoff funktioniert, halte ich für eher unwahrscheinlich.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist natürlich absolut richtig, aber die richtige Speichertechnologie zur Abpufferung von Schwankungen ist genauso wichtig. Leider greift man dabei mit Lithiumbatterien aktuell noch zur „quick and dirty“ Methode, auch wenn das vor dem Hintergrund der Elektromobilität absurd klingen mag.
Ich persönlich halte Power-to-gas da für eine viel sinnvollere Technologie.
Auch wenn wir die fossilen innerhalb der nächsten Jahre „nur“ zu z.B. 96% ersetzen könnten, wäre das aus Sicht des Klimaschutzes ein wahnsinniger Gewinn. In der Debatte geht es viel zu oft um die eierlegende Wollmilchsau, während die tatsächliche Lösung in der schrittweisen Annäherung an den Idealzustand liegt.
Vermutlich nicht, aber das Batterien Teil des Netzes sein werden, darin sind sich die meisten Experten einig. Also warum fängt man nicht systematisch mit dem Ausbau an, wenn ein netter Nebeneffekt ist, dass man vielleicht ein paar % fossile dadurch vom Netz bekommt?
Ein fairer Vergleich ist nicht zwischen Lithium und Luft/Liebe, sondern zwischen Lithium und Kohle/Gas/Öl. Und dabei schneidet Lithium hervorragend ab, denn auch wenn der Abbau (wie jeder Bergbau) erhebliche Probleme bereitet, braucht man von dem Zeug um viele Größenordnungen weniger. Ganz einfach, weil das Lithium in Batterien 15-20 Jahre eingesetzt (und dann recycelt) werden kann, während man fossile Brennstoffe genau einmal verbrennt.
Nochmal: ökologisch und sozial verträglichen Bergbau gibt es nicht. Aber selbst wenn wir keine Alternative zu Lithium finden (woran aber sehr aktiv gearbeitet wird) wird sich kein Umweltschützer oder Menschenrechtsaktivist über die Energiewende global betrachtet beschweren.
Die Statistiken zur „Verfügbarkeit“ von Rohstoffen muss man vorsichtig lesen. Das Kriterium ist meist die wirtschaftliche Förderfähigkeit. Die tatsächlichen bekannten Reserven sind meist erheblich größer und diese können dann bei steigenden Preisen auch zunehmend wirtschaftlich erschlossen werden.
Unter den sechs Ländern mit den größten Lithium Reserven rangieren diese Reserven übrigens zwischen 4,5 Millionen und 21 Millionen Tonnen pro Land. In zwei der sechs Länder (USA und Bolivien) wird der Rohstoff aber noch gar nicht angebaut und der Spitzenproduzent unter den vier restlichen Ländern (Australien) hat 2019 nur 18.000 Tonnen gefördert. Die globale Produktion könnte um den Faktor 100 steigen und es würde trotzdem Jahrzehnte dauern, bis die Vorkommen erschöpft sind. Und wie gesagt: Lithium wird sich zu einem hohen Prozentsatz recyceln lassen, in der EU gibt es auch schon entsprechende Gesetzgebung die das vorschreibt.
Ja, das Thema wird ja beispielsweise mit der Wasserstoffstrategie der Bundesregierung auch schon angegangen. Es gibt auch Batterietechnologien jenseits von Lithium als Grundstoff, die eine Rolle spielen könnten. Ich bin da relativ optimistisch, dass es gute Lösungen geben wird. Da die EE zum Glück so viel günstiger als fossile Energieträger sind, gibt es zumindest einen breiten finanziellen Spielraum zur Etablierung von Sabilisierungs- und Speichermechanismen.
Hast du mal irgendwo eine Studie o.Ä. gesehen, die nur mit EE + Batteriespeicherung so einen hohen Prozentsatz der fossilen/atomaren Energieträger für ersetzbar hält?
Weil es ein großes Problem ist, dass man planvoll angehen sollte. Das Chaos bei der Ladeinfrastruktur für Elektroautos zeigt doch überdeutlich, wie kontra-produktiv es ist, wenn man solch wichtige Entscheidungen von der Industrie treffen lässt.
Daran ist auch nichts falsch, solange man sich nicht im klein klein verliert und auch die großen saisonalen Speicher voran bringt. Da tut sich mMn aber noch viel zu wenig.
Sehe ich nicht so. Das Gegenstück zu Kohle/Gas ist doch eher das Sonnenlicht bzw. der Wind. Batterie-Parks kannst du ja auch mit fossilen Kraftwerken kombinieren.
Ja stimmt. Ich habe dazu schon mal einen etwas längeren Beitrag verfasst, darin zitiere ich aus einer Analyse der DERA und mache auch selbst noch mal eine recht ernüchternde Überschlagsrechnung zu den damaligen Lithiumvorkommen (Quelle war die U.S. Geological Survey):
Ich hatte damals mit ALLEN weltweiten Li-Vorkommen überschlagen, dass wir nur etwa 10 Jahre lang den Weltbedarf an Automobilen mit Lithium-Elektrofahrzeugen decken könnten. Falls ich da einen offensichtlichen Fehler gemacht haben sollte, sag gerne Bescheid.
Da sagt das USGS in seinem aktuellen Lithium-Bericht (Quelle) vom Jan 2024 etwas anderes:
Wie du siehst würde eine Verhundertfachung der aktuellen globalen Produktion (also 180.000 t * 100 = 18.000.000 t) die aktuell wirtschaftlich nutzbaren Lithium-Reserven (das sind die 28.000.000 t) in weniger als 2 Jahren auffressen.
Insgesamt (wirtschaftlich und unwirtschaftlich) sind nur 105 Mio. t bekannt und selbst die wären nach ca. 6 - 7 Jahren bei 18 Mio. t Förderung pro Jahr erschöpft.
Diese Studie des Fraunhofer Instituts hat verschiedene Szenarien für das deutsche Energiesystem bis 2050 durchgerechnet. Je nach Szenario wird dort bis 2050 von installierter Leistung von bis zu 160 GW für regelbare Kraftwerke (Gas und Wasserstoff), 120 GW für Elektrolyseure (Power to H2 und CH4) und 400 GW für Batteriespeicher vorgesehen.
Die Menge der benötigten Batteriespeicher ist übrigens besonders hoch in den Szenarien, in denen Politik und Bevölkerung sehr zögerlich und konservativ auf die Energiewende reagieren (indem es zum Beispiel keine Einbindung von Elektroautos in das Netz als Pufferspeicher gibt). Insbesondere in diesen Szenarien (auf deren Pfad wir uns derzeit meiner Ansicht nach befinden) sollten wir jetzt schon mit dem ernsthaften Ausbau beginnen, so das Fraunhofer. Nur auf Entwicklungspfaden, bei denen wir voll in die Energiewende einsteigen würde ein vergleichsweise kleiner Ausbau von Batteriespeichern (knapp 50 GW) ab ca. 2042 ausreichen.
Wenn ich die Studie richtig lese dann ist in dem Szenario Inakzetptanz ein fast vollständiger Verzicht auf fossile Brennstoffe möglich, aber nur unter massivem Ausbau von Batteriespeichern.
Ich stimme dir zu, dass es sinnvoller wäre die Energiewende „optimal“ durchzuführen, wodurch relativ wenige Batteriespeicher nötig werden. Aber auf diesem optimalen Pfad sind wir nunmal nicht und Batterien als Speichertechnologie sind vorhanden, einsatzfähig und bringen uns in die richtige Richtung, wie unter anderem Kalifornien und Australien beweisen.
Ich sage ja nicht das man keinen Plan haben sollte. Nur das dieser Plan sich an der machbaren Realität orientieren muss und nicht irgendwelchen theoretischen Optimalstrategien, die sowieso von der FDP torpediert werden.
Stimme ich dir total zu.
Das würde doch gar keinen Sinn machen. Batterien eigenen sich (wie du selber herausgestellt hast) gut für den kurzfristigen Lastenausgleich – also genau das, worin fossile Kraftwerke auch gut sind.
Ich betrachte Batterien als notwendige Komponente von Solar/Wind. Zusammen können sie Kohle/Gas/Öl ersetzen, ohne Batterien in irgendeiner Form wird Solar/Wind immer nur ein Teil der Energieversorgung sein. So lange Lithium also für Batterien benötigt wird, sehe ich es als direkte Substitution für fossile Energieträger und damit muss man auch die ökologische/soziale Bewertung in einen entsprechenden Vergleich setzen.
Ja, ich habe da etwas hoch gegriffen
Aber wie unsicher solche Bestandsaufnahmen sind, verdeutlicht diese Quelle:
The global lithium industry witnessed significant growth in reserves and resources during the first quarter of 2024, surging to 303.5 million metric tons, a remarkable 52.2% increase compared to the same period in 2021, per S&P Global Commodity Insights.
Offensichtlich verwenden der „S&P Global Commodity Insights“ eine andere Definition als der USGS, aber selbst wenn man die absoluten Zahlen ignoriert verdeutlicht allein das Wachstum, dass mit zunehmenden Interesse erhebliche neue Reserven erschlossen werden können.
Zum Vergleich Erdöl: da haben sich die nachgewiesenen Reserven zwischen 1980 und 2020 mehr als verdoppelt, obwohl ja gleichzeitig unglaubliche Mengen Öl gefördert worden sind.
Meine Vorhersage: da Lithium bis vor ein paar Jahren ein absolutes Nischenprodukt war mit wenig Anreizen zur Exploration wird sich die Menge der nachgewiesenen Reserven in den nächsten 10 Jahren sprunghaft entwickeln – wenn zwischenzeitlich nicht ohnehin eine andere Batterietechnologie wichtiger wird.