Bildung, PISA und Deutschland - auf dem absteigenden Ast?

Nein, Gymnasium. An der Grundschule ist zumindest die Klassenlehrerin durchgehend geblieben, weil die Schulleitung nur Vollzeitstellen als Klassenlehrer*innen eingesetzt hat und noch einsetzt.
Am den Gymnasien und auch an der Stadtteilschulen (Gesamtschule) hier im Bezirk ist das nicht gegeben.

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Also, am Gymnasium hat man doch eh normalerweise einen Lehrer pro Fach…(?)

Vielleicht kann dazu ein/e Lehrer/in etwas sagen, der/die aktuell in Deutschland unterrichtet.

Ich hatte auf der weiterführenden Schule niemals einen Lehrer für zwei Fächer. Und das war in den 80ern. Was soll daran schlecht sein?

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Grundsätzlich gilt bei Teilzeit, dass der fehlende Anteil durch eine andere Teilzeitkraft abgedeckt wird.
Das Problem liegt daher nicht an Teilzeit arbeitenden Lehrkräften sondern (wahrscheinlich) an nicht abgedeckten Bedarfen.

Oder liegen hier andere Kenntnisse vor?
Also gibt es Schulen, die alle Stellen nach Bedarf besetzt haben und trotzdem den angesprochenen gravierenden Unterrichtsausfall haben?

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In Bayern haben an Mittelschulen immer Kinder mehrere Lehrer. Der Klassenleiter gibt meist mehrere Fächer. Es macht da quasi kaum einen unterschied ob man 10 Lehrer hat von denen 4 Teilzeit arbeiten oder 8 Lehrer in Vollzeit. Vollzeit ist man halt in mehr Klassen drin.

Zur Info: ich arbeite nicht Vollzeit und wenn Kind krank bin ich daheim außer ich habe einen unaufschiebbaren Termin. Regelmäßige Krankenhausaufenthalte mache ich mit der einjährigen komplett da ich aufgrund der langfristigen Termine mir das einteilen kann.

Wäre meine Partnerin in Vollzeit tätig könnte ich aber nichtmal meine Teilzeit leisten weil Vollzeit in Spitzen eben mehr als 40h pro Woche bedeutet.
Weil es meist keinen einzigen Tag in der Woche gäbe den ich zu 100% für die Arbeit einplanen könnte, z.B. für Auswärtstermine.

Ich kenne mittlerweile mehrere Männer in Teilzeit als Ingenieure und die werden alle nicht sofort entlassen. Egal ob Teilzeit wegen Kindern, wegen Hobbies oder wegen Landwirtschaft. Und auch die haben kurzfristige Ausfälle weil Kind krank, Kuh krank oder Verletzung (bei Semiprofessionellem Sport)

Und ich kenne ja die Stundenpläne aus der Zeit mit Vollzeit.
Das waren alles Pläne voll mit Lücken. Es kann doch nicht die Antwort sein, dass Partner von Lehrern dann komplett ihren Job aufgeben müssen weil man besch… Stundenpläne kompensieren muss.

Edit: Und ganz ehrlich bezweifle ich, dass bei Frauen (die ja noch immer die Mehrheit der Teilzeitkräfte ausmachen) in anderen Branchen die Situation grundlegend anders ist. Unter Lehrerehepaaren kenne ich dann sogar tatsächlich eher den Fall, dass beide ihre Stunden reduzieren, nicht immer im gleichen Maße, aber eben beide.

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Genau, in der freien Wirtschaft werden Eltern immer noch massiv diskriminiert und ihr wichtiger Anteil am gesamtgesellschaftlichen Wohl durch Leistung von Carearbeit wird absolut gering geschätzt. Ich sehe nicht, warum man das in den Schulen auch so machen sollte - im Gegenteil, wir brauchen auch in der freien Wirtschaft endlich ein Umdenken! Die Alternative zur Teilzeittätigkeit ist nämlich für Menschen, die Carearbeit leisten, in der Regel nicht Vollzeittätigkeit, sondern gar keine Tätigkeit mehr! Den gravierenden Fachkräftemangel auch im Bildungsbereich werden wir daher wohl kaum durch eine Art Vollzeitpflicht beheben - im Gegenteil, die Unterrichtsversorgung wird dann noch schlechter, weil wahrscheinlich noch mehr Stellen offen sein werden.

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In Frankreich hat jeder Lehrer sowoeso nur ein Fach. :wink:

Vielleicht nochmal eine Liste warum ich als Partner einer Lehrerin ein Problem für Vollzeit mit Kindern sehe:

  1. In Vollzeit ist quasi kaum eine Anpassung der Arbeitszeit an die eigenen Anforderungen möglich. Kitabringzeiten sind dabei oft nicht einzuhalten und somit bleibt dieser Part bei Stundenplan ab 1. Stunde beim Partner (so ist es bei mir) oder bei Großeltern.
  2. Durch Lücken im Stundenplan ist die reine Zeit mit Anwesenheit in der Schule oft sehr groß. Gerade einzelne Freistunden können aber praktisch gar nicht als Arbeitszeit genutzt werden, weil man erstmal einen freien Raum finden muss und ja auch pünktlich wieder in der nächsten Stunde stehen muss.
    Daraus folgt, dass aber eben auch daheim noch mehr gearbeitet werden muss. Wie viele Leute in der Industrie würden es in Ordnung finden, wenn die Firma einem 2 mal am Tag eine Stunde Pause verordnet (zusätzlich zur Mittagspause), weil z.B. das Labor in dieser Zeit anderweitig belegt ist?
  3. Der Aufwand für die Unterrichtsvorbereitung ist stark wechselnd. Während reine Übungsstunden oft schnell vorbereitet sind ist die Einführung eines neuen Themas mit großem Aufwand verbunden. Kommen da mehrere Stunden auf einmal, dann ist das in Vollzeit ein großes Pensum.
  4. Korrekturen müssen gemacht werden wenn sie anfallen. Die kommen aber dann oftmals noch zu 3. dazu. Die Eltern die am meisten schimpfen über mangelnde Vorbereitung des Unterrichts sind dann aber auch die ersten die sich beschweren wenn die Schulaufgabe vom Dienstag nicht am Donnerstag rausgegeben wird.
  5. Der Anteil an Hilfe die Lehrer außerhalb der eigentlichen Tätigkeit geben müssen steigt stetig. Hilfestellung bei privaten Problemen der Schüler, Hilfestellung beim Ausfüllen der Formulare für Eltern, etc.
  6. Schlechte Ausstattung sorgt dafür, dass unter anderem der Stau am Kopierer als Lehrer kaum vermeidbar ist.

Edit: natürlich ist mir klar, dass es auch in der freien Wirtschaft Jobs gibt die nicht ohne weiteres mit Kindern zu verbinden sind, ohne dass der Partner den Maßgeblichen Anteil der Arbeit übernimmt. Im Falle von Lehrern wäre das aber überhaupt nicht nötig, da wie gesagt Teilzeit kein Mangel an der Arbeit ist, sondern nur deshalb zum „Problem“ wird, weil es insgesamt einen Mangel an Kräfte gibt.

Diesen Mangel hat die Politik übrigens lange geleugnet und tut es teils noch heute.

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Pausenaufsicht + bei Ganztagsschulen Unterricht und Aufsicht auch am Nachmittag nicht vergessen! In Deutschland sind die Lehrer:innen diejenigen, die die Aufsicht machen. Das bedeutet, dass sie ggf. zwischen den Stunden noch nicht mal auf die Toilette gehen können.

In einem gewissen Umfang auch bei Schulen ohne allgemeinen Ganztagsunterricht, weil dennoch bestimmte Stunde am Nachmittag sind.

Das ist teils auch ohne Aufsicht der Fall wenn bei Raumwechsel der Weg sehr weit ist und noch Schüler trödeln und/oder irgendwas besprechen wollen.

Es geht mir nicht um einen Lehrer pro Fach oder ein Lehrer mehrere Fächer. Es geht um das ständige Wechseln der Lehrerinnen. Früher war es so, dass die Lehrerinnen für das jeweilige Fach mindestens zwei Schuljahre an eine Klasse gebunden waren. Oft sogar drei Jahre. Heute wird mindestens zum neuen Schuljahr gewechselt, aber auch häufiger zum Halbjahr.
Das liegt an der Teilzeit Flexibilität der Lehrerinnen und der daraus erwachsenden Komplexität im Stundenplan der gesamten Schule. War an der Grundschule ähnlich.
Bei meiner Tochter waren schon 3 Mathe Lehrer
innen in 1,5 Schuljahren gewechselt. Bei Deutsch und Natur und Technik jeweils 2 Lehrer*innen. Nur bei Sport ist es konstant.

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Das war bei mir (Abi Mitte der 2000er) aber die komplette Schulzeit so. Alleine schon Referendare die nur von Halbjahr bis Halbjahr da waren hatten oft zwei unterschiedliche Klassen in jedem Schuljahr, so dass sie in jeder Klasse nur ein halbes Jahr waren.

Ich hatte ab und an Lehrer auch 2 Jahre und länger, die Masse hatte ich aber immer nur ein Jahr am Stück. Und ich hatte damals nicht dein Eindruck, dass das mit einer sehr hohen Teilzeitquote zu tun gehabt hätte.
Dazu kam, dass auch damals bei längerem Ausfall (z.B. einmal wegen Beinbruch) kein Ersatz kam sondern die Mehrheit der Stunden ausfiel (lagen an Anfang und Ende des Stundenplans) und der Rest von Vertretungslehrern gehalten wurde die keinen Unterricht gemacht haben.

Selbst in 4 Jahren Grundschule hatte ich 3 Lehrerinnen, weil eine Schwanger wurde. Ich hoffe aber wir sind uns einig Schwangerschaften bei Lehrern nicht verbieten zu wollen.

Edit:
Auch Versetzungen, weil viele Lehrer extrem weite Wege zum Pendeln hatten und natürlich näher in die Heimat wollten, haben immer wieder dafür gesorgt, dass man Lehrer nur ein Jahr hatte. Gerade bei jungen Lehrern von weiter her war klar, dass die Weg sind sobald der Versetzungsantrag erfolgt hat.

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Kommt mir nicht korrekt vor. Zu meiner Schulzeit hatte ich in den meisten Fächern in jedem Schuljahr einen neuen Lehrer.

Außerdem wüsste ich nicht, warum das mit Teilzeit zu tun haben sollte.

Übrigens wechselt hier in Frankreich sogar jedes Jahr die Klassenzusammensetzung. Die Lehrer auch fast immer, auch Klassenlehrer.

Du stellst eine Verbindung her, die esnicht gibt. Wenn du dafür Quellen hättest, wäre es gut.

Hier mal ein paar Hinweise, warum häufiger Lehrerwechsel eher negative Auswirkungen hat.

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Das ist unbestritten.
Nur möchte ich hier auch einmal ein Argument einwerfen, was ich bei Jung und Naiv gehört habe, ich aber nicht verifizieren kann.
Die Bundesländer können den Bedarf an Lehrerstellen, seit kurzem, relativ gut abbilden. Um diesen Bedarf zu decken rechnet man mit Vollzeitstellen pro Schule. Nun ist es aber so, dass die Schule unterschiedlich hohe Quoten an Teilzeitlehrerinnen sind, die auch noch pro Schuljahr wechseln.
Dadurch kommt es zu ziemlich großen Verschiebungen pro Schuljahr in der Lehrbelegschaft, denn Lehrer müssen dann die Schule wechseln.
Es ist demnach ein sehr großes Planungs- und Umsetzungsproblem. Und da kann ich die Kultusminister
innen schon verstehen, wenn gefordert wird, dass diese hohe Teilzeitquote massiv runter muss. Die Schwankungen pro neuem Schuljahr sind wohl sehr hoch. Ist das eigentlich zulässig, die Teilzeit Arbeitszeit mehrfach innerhalb kurzer Zeit zu wechseln?

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Aber die Frage ist doch warum das mit der Teilzeit erklärt wird. Frau Meier könnte doch auch in Teilzeit dieses Jahr 6a, 7a und 8b unterrichten und nächstes Jahr entsprechend 7a, 8a und 9b.

Je mehr Klassen sie unterrichtet, desto schwerer wird es übrigens diesen Wechsel zu organisieren, da ja einige Stunden auch weiteren Einschränkungen unterliegen, z.B. externen Lehrern die nur an bestimmten Tagen da sind, Fachzimmern die zur Verfügung stehen müssen etc.

Also was das angeht wäre es sogar leichter mit mehr Teilzeitlehrern.

Ich glaube, du richtest deinen Ärger gegen die Falschen. Die Lehrer und Lehrerinnen sind nicht dein Problem, selbst wenn sie ihr Recht auf Teilzeit wahrnehmen.

Dein Problem ist das vernachlässigte Bildungssystem. Dein Ärger sollte sich gegen Bildungsministerien richten.

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Soweit ich weiß ist es nicht so einfach, zumindest in Bayern. Teilzeit muss begründet sein. Teilzeit muss bis spätestens März für das Folgeschuljahr beantragt werden.

Wir müssen somit aktuell planen, haben aber für nächstes Jahr noch nichtmal einen Kitaplatz, da die Kita von K2 schließt.

Edit: Bei den Lehrern die ich kenne ist der Wechsel gering. In der Regel wird die Stundenzahl nach Geburt der Kinder reduziert und je älter die Kinder werden schrittweise erhöht. Kommen natürlich nochmal Kinder dazu wird wieder reduziert.
Das machen aber auch Eltern in meiner Ingenieursbubble so.

Dafür fangen viele Lehrerinnen schon nach einem Jahr wieder an (wegen Rückkehrrecht an die Schule in der man war) während in anderen Kreisen ich eher sehe, dass die Mütter die es sich leisten können 2-3 Jahre daheim bleiben und dann Teilzeit anfangen.

Würde da auch den relevanteren Hebel sehen.

Also die Frage, was ist pädagogisch sinnvoll und bildungspolitisch gewollt?
Dann die Frage, was ist es uns wert und wie lässt es sich damit effektiv organisieren.

Alles andere wäre eher Flickschusterei

Nein, wir brauchen einen Quick Fix (5 Jahre max) jetzt.
Da wir keine weiteren Lehrerinnen bekommen und noch mehr in Ruhestand gehen muss die Stundenzahl der arbeiteten Lehrerinnen hoch oder wir müssen Bildungsziele weiter reduzieren.
Mit Quereinsteigern und Zuwanderung wird die Lücke nicht ansatzweise geschlossen werden können.

Lehrer*innen sind Teil dieses Systems.

Könnte, passiert jedoch kaum, weil die Komplexität im Stundenplan bei der vielen Teilzeit (s.o.) zu hoch ist.

Nehmen wir das Vorbild Finnland. Dort wird laut Berichten fast nur Vollzeit gearbeitet, wobei Vollzeit dort 21 Unterrichtsstunden und 32 Gesamtstunden bedeutet.

Teach For Finland? Why it won’t happen | Pasi SahlbergPasi Sahlberg.

Einen bei dem man den Beruf noch unattraktiver macht als er ja eh schon ist. Mittelschule in Bayern z.B. hat meines Wissens aktuell jedes Jahr weniger Absolventen als Lehrer die benötigt werden.

Das ist doch der Weg den Mangel langfristig sogar zu verschlimmern.

Ich nehme an dort hat man nicht die Frage ob das Kind der Lehrer im nächsten Jahr überhaupt einen Kitaplatz hat und falls ja ob dieser sehr weit weg ist, oder erst ab 7:30 betreut oder nur bis 12:30 oder Freitag komplett zu hat. Diese Sachen sind alles Probleme die hier real in meinem Umfeld sind.

Wie will man denn als Staat von Eltern Vollzeit verlangen wenn man noch nicht mal in der Lage ist selbst eine Betreuung für diese Zeit anzubieten?

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