Bekommen wir Jamaika oder eine Ampel?

2 „Gefällt mir“

Es ist schon faszinierend, wie hier das alte Gruselkabinett (öffentliche Verschuldung = ganz schlimme Sache) neu arrangiert wird, um durchaus richtigen Erkenntnissen (das eigentliche Problem ist die Demografie, der Sparer ist der Dumme) etwas Platz einräumen zu können.

Im Jahr 2030 ist man dann vielleicht mal soweit, die deutsche Haushalts- und Währungspolitik seit dem Platzen der Dotcom-Blase als grundsätzlich falsch und gescheitert zu erkennen. Hat dann nur ungefähr eine Generation gebraucht.

Wer des Englischen mächtig ist, der kann auch einfach in die beiden Interviews hier reinhören: https://podcasts.google.com/feed/aHR0cHM6Ly9hbmNob3IuZm0vcy82MzM1ZTQ4Yy9wb2RjYXN0L3Jzcw/episode/NzEzYTgxMjUtYWQ5MC00MjNmLWIxNGMtYzQ4NGUzZjhkMzIw?hl=de&ved=2ahUKEwiY3b_P5fbzAhVFC-wKHUCOCxcQjrkEegQICBAI&ep=6

Insbesondere das Gespräch mit Herrn Leusder zeigt eindrücklich, wie „outta space“ der deutsche Diskurs aus internationaler Perspektive immernoch ist.

2 „Gefällt mir“

Naja, es ist nur eine andere Meinung und 2 Nobelpreisträgern Populismus vorzuwerfen disqualifiziert leider direkt jede weitere Diskussion.

Ich persönlich halte die Schuldenbremse in der bestehenden Form für die größte betriebs- und volkswirtschaftliche Fehlleistung von Angela Merkel.

Schön wäre es, wenn Herr Feld einmal dargelegt hätte, wozu „Haushaltsdisziplin“ im Falle Deutschlands gut sein soll. Was ist in Deutschland mit einer öffentlichen Verschuldung von um die 80% der jährlichen Wirtschaftsleistung aufgrund dieser niedrigeren Verschuldung besser als in Japan, das bei 250% steht? Keiner weiß es.

Der Verweis auf Schwellenländer, die sich meist in Fremdwährung verschulden müssen, um notwendige Importe zu bezahlen, kann doch nicht alles gewesen sein.

1 „Gefällt mir“

Solange es in der japanischen Zentralbank noch wenigstens einen Tattergreis gibt, der Zahlen in einen Computer eingeben kann, wird es hier keine Probleme geben. Die Zentralbank hält bereits jetzt gut die Hälfte aller Schulden der Zentralregierung.

https://d1-invdn-com.akamaized.net/content/picc750b09d03fde6a92b5043072c428906.png

Und natürlich ist das kein japanisches Geheimrezept, sondern aktuell der Modus operandi in nahezu allen entwickelten Volkswirtschaften.

Die Annahme, das eine der Regierungen der wichtigen Länder dieser Welt (sprich: die, die auf dem Weltmarkt mit ihrer eigenen Währung kaufen können und nicht darauf angewiesen sind, z. B. Türkische Lira erst in US Dollar, Euro, Schweizer Franken, etc. zu tauschen) darauf angewiesen wäre, irgendwelche misstrauischen Investoren vom Kauf ihrer Staatsanleihen zu überzeugen, ist absurd. Das gleicht der Vorstellung, die Sonne drehe sich um die Erde, weil man sie ja jeden Tag über den Himmel wandern sieht.

Hinzu kommt, dass Sparer in einem Währungsraum ja als Gesamtheit gar nicht anders können, als wesentliche Teile ihrer Überschüsse in Staatsanleihen anzulegen. Was will ich z. B. mit überschüssigen Yen denn sonst kaufen, wenn ich dem japanischen Staat nicht traue? Es gibt innerhalb eines (nationalen) Währungsraums doch per Definition keinen besseren Schuldner als den Staat.