Aufarbeitung Corona Pandemie

Die AFD war übrigens zu Beginn der Corona-Pandemie für wesentlich schärfere Maßnahmen und warf der Politik vor nicht entschieden genug vorzugehen.
Erst als die Maßnahmen wirklich wirkten und infolgedessen auch die Flüchtlingszahlen einbrachen änderten sie ihre Strategie.

2 „Gefällt mir“

Interessieren würde mich bei der Aufarbeitung, inwiefern sich Politiker haben von öffentlichen Stimmungen in sozialen Medien und aktivistisch agierenden Wissenschaftlern beeinflussen lassen.

Wenn ich an Twitter 2021 denke, dann herrschte dort ein Krieg zwischen „Covidioten“ und „Hysterischen“ und natürlich versuchten die mit teils infamen Hashtags Stimmungen zu erzeugen und Politiker und Wissenschaftler unter Druck zu setzen.

Ich denke wir müssen(!) aufarbeiten wie wir mit den Lauten dieser Gesellschaft umgehen wollen. Als eher analytischer Mensch fühle ich mich, ebenso wie viele andere Menschen, von diesen Krakelern auf beiden Seiten nicht repräsentatiert. Und doch sind es diese, die den größeren Einfluss auf die „Mächtigen“ nehmen.

1 „Gefällt mir“

Genau diese Argumente sprechen für eine Enquette-Kommision (auch und v.a. Experten, im Gegensatz zu einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss), die wissenschaftlich fundiert alle Maßnahmen von damals aufarbeitet. Ausdrücklich nicht, um „Schuldige“ zu suchen, sondern um für die Zukunft zu lernen.

Ich glaube das auch. Umso wichtiger ist, dass das mal eine Enquette-Kommission festgestellt und belegt.

Grundsätzlich bin ich dagegen, auf eine systematische Aufarbeitung mit dem Ziel von „Learnings für die Zukunft“ zu verzichten, weil AfD, Querdenker, der Axel-Springer-Verlag Einzelerkenntnisse aus dem Kontext reißen könnten. Damit muss man leben.

3 „Gefällt mir“

Ich brauche mehr Details.

Ganz viele Wissenschafter hatten ja sehr viel differenziertere Positionen als ihnen in den Medien oft zugeschrieben wurden.

Der als Hardliner geframte Drosten hat sich z.B. sehr frühzeitig für eine Öffnung der Außengastronomie ausgesprochen. Zudem hat er eben anders als oft dargestellt keine Schulschließungen gefordert sondern lediglich betont, dass auch Kinder epidemisch eine Rolle spielen, dass aber für Schließungen weitere Aspekte in eine Abwägung einfließen müssen.

Meine Befürchtung ist, dass die Wissenschaft hier durch Vereinfachung der Öffentlichkeit zum Fraß vorgeworfen werden würde und wir in Zukunft weit weniger Leute haben die sich öffentlich äußern trauen weil am Ende eben nicht die differenzierte Meinung bewertet wird sondern lediglich das was irgendein Politiker aufgrund einer vereinfachten Interpretation draus gemacht hat.

Ich bleibe daher dabei, dass eine Aufarbeitung vorwiegend in Fachkreisen stattfinden muss.

2 „Gefällt mir“

Ich kenne niemanden außerhalb radikaler Kreise, der den von dir erwähnten Drosten als Hardliner bezeichnen würde. Tatsächlich halte ich Drosten in der Wissenschaftskommunikation für den Archetyp eines guten Wissenschaftler. Er beschrieb in seinem Podcast und in den wenigen Talkshow-Auftritten stets nüchtern die Lage und Fakten. Er verzichtete auf Emotionalisierung, wie sie manche Kollegin oder Kollege gerne nutzte und forderte auch nie spezifische Maßnahmen öffentlich von der Politik.

Ich würde schon sagen, dass im Gegensatz dazu die geschätzten Professorinnen Priesemann oder Brinkmann oft aktivistisch aufgetreten sind, ebenso wie ein Kekule durch gezielte Untertreibungen aktivistisch die andere Seite bespielte.

Und vom Aktivismus des Herrn Lauterbachs, der den Wissenschaftler-Posten immer wieder für sich reklamierte, in diesem Bereich aber schon ewig nicht mehr arbeitete, will ich gar nicht anfangen. Letztlich hat ihn dieser Aktivismus später aber in seinen Traumjob Bundesminister für Gesundheit gehievt, in dem er bis heute blass bleibt.

Oder vielleicht verstehen wir unter Aktivismus unterschiedliche Dinge?

1 „Gefällt mir“

Also immerhin lehrt Lauterbach immer noch an der Harvard University, einer der zweifellos anerkanntesten Hochschulen der Welt. Ich würde schätzen, dass das auch bedeutet, dass er sich da halbwegs auf dem Laufenden halten muss.

Auch das würde ich hinterfragen wollen, also wenn ich mich recht erinnere, war es die Bevölkerung, die damals Lauterbach als Gesundheitsminister haben wollte, während er selbst sich erst geziemt hat (und viele politische Beobachter auch unsicher waren, ob das wirklich Ideal für ihn ist, weil er als Minister eben nicht mehr so offen kommunizieren kann)

Man kann über Lauterbach sicherlich gut streiten, aber da er zur Hassfigur schlechthin in Corona-Leugner-Kreisen und bei den rechtsextremen Reichbürgern geworden ist (bis hin zu Entführungsplänen) wäre ich etwas vorsichtiger mit derart starker Kritik. Ehrlich gesagt: Wer solche Feinde hat, muss doch einiges richtig machen :wink:

Naja, also wenn du Wissenschaftler (Drosten, Priesemann, Brinkmann) und Politiker (Lauterbach) vergleichst wirkt das erst mal merkwürdig. Lauterbachs Job als bekannter SPD-Berufspolitiker war geradezu „politischer Aktivismus“ - ganz im Gegensatz zu den genannten Professoren.

Dass der Berufspolitiker Lauterbach wissenschaftlich in einer anderen Liga spielt als die genannten Berufswissenschaftler ist zudem auch klar. Aber das bedeutet eben nicht, dass er ahnungslos sei. Gemessen am Maßstab „Koryphäen auf ihrem Gebiet“ ist er sicherlich schlechter, gemessen am Maßstab „Politiker, die Gesundheitsminister wurden“ dürfte er in der Spitze zu finden sein (verglichen mit Spahn, Rösler und co.)

Ich beziehe mich hier eher auf den Wunsch dass eine Aufarbeitung die Spaltung der Gesellschaft rückgängig machen würde und ich behaupte, dass z.B. diese Spaltung so verläuft, dass jenseits der Linie eben ein Drosten durchaus als Hardliner wahrgenommen wird.

Die Rolle von Einzelpersonen habe ich jetzt nicht mehr in allen Fällen so im Kopf, dass ich wirklich beurteilen kann was wer wie und wann sagte was als aktivistisch bezeichnet werden kann. Bei Lauterbach verstehe ich aber was du wohl meinst.

Leute wie Kekule hatten in meinen Augen eine ziemlich strategische Position die für mich als Zuhörer seines Podcasts oft beliebig wirkte und bei der Studien gerne so interpretiert wurden wie sie gerade in seine Argumentation passten. Er hat ja auch nicht umsonst in der Wissenschaft selbst quasi keine Rolle gespielt und war nur medial vorhanden. Sowas müssen wir nicht aufarbeiten, weil wir werden ja auch nicht die Rolle von Liefers und co. Aufarbeiten.

In meinen Augen hat eine öffentliche sachliche Aufarbeitung ein Risiko und zwar, dass es die Spaltung am Ende zementiert weil es eben keine Abrechnung wird und zwar viele Fehler offenlegt, aber eben nicht nur Maßnahmen die unnötig oder überzogen waren sondern auch Fehler wo zu zögerlich und nicht konsequent genug gehandelt wurde.
Und weil genau das nicht das ist was man bei der Aufarbeitung hören will habe ich sorge es läuft dann doch drauf raus, dass plakativ einzelne Aussagen rausgepickt werden um Beteiligten ganz undifferenziert Fehler nachweisen zu können um auch bei der radikalen Seite ein paar Punkte sammeln zu können.

Deshalb bin ich für Aufarbeitung aber nicht durch die Politik, weil Politik ist und bleibt Politik, sondern innerhalb der Wissenschaft. Wobei natürlich auch wissenschaftliche Kreise politische Entscheidungen mit bewerten können.

Edit:
Eine politische Aufarbeitung die z.B. bewertet wie gut die politischen Prozesse in einer solchen Situation funktionieren und wo Verbesserung nötig ist wäre natürlich eine andere Sache.

Wenn man das macht, müssten auch die Ruchlosigkeiten der "Kritiker " auf den Tisch: Corona "aufarbeiten"? Gerne! Dann aber auch "Querderdenker"-Wahnsinn! | STERN.de

Ein Beitrag wurde in ein neues Thema verschoben: Coronazeit Aufarbeitung