Atomausstieg - wer hat's beschlossen?

Ist auch absolut richtig. Und wie du schon sagst hat die Union den Atomausstieg nicht nur beschlossen und rüttelt jetzt daran herum, sie hat eben auch jahrelang nicht die energiepolitischen Konsequenzen gezogen und die erneuerbaren Energien im notwendigen Maße ausgebaut.

Hätte die Union das damals getan, könnte sie sich dieser Tage permanent damit rühmen, einen sinnvoll gestalteten Atomausstieg eingeleitet zu haben. Stattdessen müssen wir nun alle unter dem Fluch der bösen Taten von CDU/CSU leiden und entsprechend mehr Kohle verfeuern.

Und zum König dieser energiepolitischen Verantwortungsflüchtlinge krönt sich jetzt Markus Söder mit seinem Vorschlag, das letzte bayrische AKW in Landesverantwortung zu betreiben:

Dieser Vorschlag ist so derart populistisch, dass ich wir fast wünschen würde, dass Steffi Lemke darauf eingeht, nur um zu sehen, wie die CSU dann den Schwanz einzieht, weil sie ihren Atommüll plötzlich im Freistaat lagern müsste.

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Dies ist keine Annahme sondern ein politisches Ziel gewesen. Die Handlungen der Regierung haben dafür gesorgt, dass der Ausbau nicht wie benötigt stattgefunden hat. Dies jetzt als fehlerhafte Annahme zu deklarieren, halte ich für grundlegend falsch.
Lustig dargestellt, aber nicht falsch.

… langfristig günstig verfügbar…
Und es werden viele Gaskraftwerke gebaut, um in einem neuen Strommarktdesign die Dunkelflauten sicher mit grünem Wasserstoff abdecken.

Auch keine fehlerhafte Annahme, sondern wieder ein Versagen der Regierung Merkel.

Die schwarz gelbe und danach die schwarz die Regierung sind ausgestiegen aus der Atomkraft ohne die notwendigen politischen Gesetze zu verabschieden. Mit falschen Annahmen hat dies wenig zu tun.

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Man hätte den Ausbau auch einfach politisch unterstützen können anstatt in abzuwürgen. Wir tun hier so, als ob es naturgesetzmäßig nicht hat funktionieren können. Aber es waren politische Entscheidungen oder nicht-Entscheidungen die erneuerbare Energie im benötigten Umfang verhindert haben.
Parallel wurde vergessen, eine sinnvolle Speicherstrategie zu entwerfen und diese zu fördern.

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Die Aussagen, die du in Atomausstieg - wer hat's beschlossen? - #22 von Christoph und Atomausstieg - wer hat's beschlossen? - #23 von Christoph getroffen hast, sind grundsätzlich korrekt @Christoph. Allerdings sind sie nicht direkt relevant für die aktuelle Situation. Es spielt für die Bewältigung der aktuellen Situation nur eine untergeordnete Rolle, wie es dazu kam, dass die Prognosen (Annahmen) nicht eingetroffen sind. Dafür ist nur wichtig, dass sie nicht eingetroffen sind und was uns nun für Optionen bleiben.

Die von dir genannten Fakten sind jedoch von historischer Bedeutung und sollten auch keinesfalls ignoriert werden. Es wäre aus meiner Sicht sogar angemessen, wenn Groko-Politiker dafür politisch oder juristisch (symbolische Schuldsprüche sollten ausreichend sein) zur Verantwortung gezogen würden (, ebenso wie sie das für manche Idiotie in der Corona-Pandemie sollten).

Deine bzw. diese Betrachtung ist dabei aber vor allem wertvoll, um aus der Vergangenheit zu lernen und solche Dummheiten für die Zukunft auszuschließen.

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Menschen sind immer am leistungsfähigsten, wenn sie unter Druck stehen. Diese Situation haben wir jetzt und hätten sie vermeiden können, wenn die Menschen in Verantwortung diese genutzt hätten, um vorausschauend und unter weniger Druck stehend die nötigen Maßnahmen in die Wege zu leiten.
Jetzt Druck vom Kessel zu nehmen hat doch genau den Effekt: dass die Lage nicht bedrohlich genug wirkt und wieder nichts passiert.

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Das hätte aber ungünstige Anreize gesetzt: Atomfreunde hätten dann noch vehementer den EEG-Ausbau blockiert als sie das in den letzten 12 Jahren eh schon getan haben, denn dann hätten ihre Reaktoren weiterlaufen dürfen. Auch RWE und co. hätten von Investments in Windparks abgesehen, da sie sich damit selbst ökonomischen Schaden zugefügt hätten.

Abgesehen davon haben wir doch unterm Strich genau das getan, was Du vorschlägst: Es wurden in Deutschland in den zwölf Jahren 2011-2022 ca. 40GW Windenergie und 51GW Solarenergie zugebaut. Auf der Produktionsseite entspricht das je nach Witterung 130-150 TWh Strom pro Jahr, was etwas mehr als die Stromproduktion aus Kernkraft ersetzt hat. Wir AtomkraftgegnerInnen hätten uns alle viel mehr Engagement beim Ausbau der Erneuerbaren gewünscht, weil diese Phantomdebatte, die nun aufploppt, schon 2011 absehbar war. Das definitive Ausstiegsdatum ist seit 2011 bekannt (eigentlich auch schon fast 10 Jahrew länger), aber leider haben drei aufeinanderfolgende Regierungen es nicht gewagt, mehr EEG-Ausbau zu veranlassen. Ich erinnere mich sogar noch an die Diskussionen Anfang der 2010er, als man auf konservativer Seite auf einmal erschrocken ist, weil der Photovoltaikausbau „zu schnell“ passierte und man einen atmenden Deckel eingeführt hat.

Das ist nun vorbei: Wer Erneuerbare weiterhin blockiert, ist für Kohle. Jedes neue Windrad und Solarpanel, das nun gebaut wird ersetzt sofort und unmittelbar dreckigen Strom.

Hätten wir übrigens statt dem Merkel-Tempo bei der Energiewende ein Deutschlandtempo vorgelegt und seit 2011 jährlich im Schnitt 8GW Solarkapazität plus 6GW Windkapazität zugebaut (beides haben wir in einzelnen Jahren erreicht, bevor Altmeier&Co dann gegengesteuert haben), so hätten wir im Jahr 2022 ca. 100TWh mehr Strom aus Erneuerbaren produziert und hätten gestern vielleicht auch die Abschaltung der Braunkohle feiern können. Hätte hätte Deutschlandkette …

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Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass Annahmen für mich den Eindruck vermitteln, sie wären nicht beeinflusst gewesen.
Leider ist viel falsch gelaufen. Selbst bei der Diskussion jetzt wäre es aus meiner Sicht (Anmerkung: ich finde den Ausstieg jetzt richtig) richtiger gewesen im letzten Jahr diese Diskussion zu beenden:
„Staatliche Verantwortungsübernahme“ der 6 AKW (min. der 3 aus 2022) und Verpflichtung der bisherigen Betreiber zum Weiterbetrieb bis 2025/26 der 6 AKW im staatlichen Auftrag, Gewinne in den Topf für die Endlagerung

Die Situation jetzt ist doch absehbar gewesen.

Aber es ist auch nicht zwingend notwendig, einen Weiterbetrieb der AKW zu haben. Es geht auch so - sowohl für die Stromsicherheit als auch für den Klimaschutz.

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Du kannst hier noch so viel PR für die Atomlobby und alte energiewirtschaft machen wie du willst, die Welt beginnend mit Deutschland und dem EU Verbundnetz ändert sich jetzt.
Blackout ist trotz Abschaltung der letzten drei AKW, wie zu erwarten ausgeblieben, Weltuntergang ausgeblieben und wird er auch weiterhin…

grafik

Mir ist jegliche PR zuwieder…

  • The True Believer von Hoffer
  • Psychologie der Maasen von Le Bon
  • Factfulnes und Wie ich lernte die Welt zu verstehen von Rosling
  • PR von Bernays
  • Zukfunft! China? von Sieren

Fazit:

Entweder wir zahlen weiter für Kohle/öl/Gas/Uran an die Petrostaaten und USA/Russlandia zur Laufzeit für moekulare Energieträger
oder
Wir zahlen einen hohen Vorabinvest an China für Solar Wind & Battery… zahlen müssen wir So oder so!

Was final besser ist? Keine Ahnung aber das wird die Zukunft zeigen…

Wenn jetzt aber schon der Aufsichtsrat von Uniper nur noch milde lächelt und keine Angst mehr hat vor der energiewende:

Klar, könnte sie. Kurzfristig allerdings nur minimal. Und zu Kosten, die 3-4 x so hoch sind wie die für grünen Strom. S. z.B. hier:

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Bleibt doch bitte bei Dingen, die ich auch geschrieben habe. Nirgends schrieb ich, dass AKWs günstig sind. Ebenso habe ich nie behauptet, dass sie Erneuerbaren Energien überlegen sind. Meine tiefe Überzeugung ist (und das habe ich schon etliche Mal hier geschrieben), dass wir Erneuerbare viel schneller ausbauen sollten und Windkraftverhinderer den Vogel gezeigt bekommen sollten.

Das hier habe ich tatsächlich vertreten. Fragt sich halt nur was kurzfristig ist. Es dauert ein halbes Jahr neuen Brennstoff zu ordern. Das dauert also nicht lange. Welche erforderlichen Prüfungen die Betreiber nachzuweisen ist, ist hingegen ein politischer Prozess. Klar kann man ein quasi runderneuertes Kraftwerk verlangen. Man kann aber Regeln auch abschwächen.

Anyway, auch dieses Thema wurde in dem anderen Thread bereits ausführlich diskutiert und gehört daher hier auch nicht mehr her. Wenn es noch Dissenz gibt, lass uns den per PN klären.

Hier noch Mal das sehr schöne Video vom Söder als er vor 2 Jahren erklärt hat, warum Kernkraft abgeschaltet gehört und was sein Anteil am Ausstieg war, nur falls es jemand noch nicht gesehen hat:

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Das mit dem Klimaschutz ist aber auch totaler Blödsinn, der da immer kommt. Fakt ist ja, Atomstrom verhindert den Ausbau Erneuerbarer. Deswegen ist der Ausstieg jetzt so wichtig.

Zudem wird der Uranabbau immer schwieriger und schmutziger. Aber das geschieht ja woanders. Nicht so schlimm der CO2 Ausstoß dort.

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Dieses Argument möchte ich noch mal verstärken, weil es schon diverse Male erwähnt wurde, aber von den Gegnern des Atomausstiegs kaum berücksichtigt wird:

Ich werfe gerade den konservativen Populisten wie Markus Söder vor, gerade deshalb für den Erhalt der Atomkraft zu kämpfen, um die Bremse bei den Erneuerbaren (ich sag nur 10h-Regel) weiter angezogen zu lassen. Denn Fakt ist: Durch den Atomausstieg steigt der Druck, mehr Erneuerbare schneller fertig zu bekommen. Und das ist gut so. Diesen Druck nun zu reduzieren, indem man bei der Atomkraft bleibt und damit den unmittelbaren Handlungsbedarf beim Ausbau der Erneuerbaren zu reduzieren, ist langfristig auch im Hinblick auf den CO2-Ausstoß vermutlich eine ganz schlechte Sache.

Die Konservativen wollen keine Veränderung. Sie wollen bei der Atomkraft bleiben, um nichts verändern zu müssen. Und dem darf man jetzt nicht nachgeben, wenn man an eine von erneuerbaren Energien geprägte Zukunft glaubt.

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Muss das denn zwangsläufig Hand in Hand gehen? Man hat AKW mit 3,4 GW Nennleistung abgeschaltet. Hätte man diese weiterbetrieben, hätte man in den aktiven Kohlekraftwerke 3,4 GW Nennleistung in den gleichen Regionen abregeln können (zum Beispiel indem man die Betriebserlaubnis von einzelnen Heizblöcken auslaufen lässt).

Der Druck bliebe damit der gleiche. Nur der Strom wäre im Mittel etwas CO2-ärmer. Stattdessen könnte man, sobald einmal Kohlekraftwerke abgeschaltet wären, diese zu Energiespeichern umrüsten, so wie hier im progress.nrw Projekt.

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Das und die 500 Mio. €, die die Stadt München jährlich über die 25 % Beteiligung ihre Stadtwerke an dem AKW Isar 2 verdient hat.

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Die Daten kommen aus einem Zeitartikel in dem wohl Frau Professorin Pittel sagte, sie schätze nach Berechnungen den Gewinn von Isar 2 auf 370 Millionen Euro pro Monat, also 1.85 bzw. rund 2 Mrd. €/a. Die Stadtwerke München seien zu 25% beteiligt, daher ergäbe sich ein Gewinn von 500 Millionen Euro wenn keine größeren Ausgaben anfielen.

Leider finde ich nirgends die Berechnung von Pittel um diese zu überprüfen. Sie scheinen mir aber doch etwas hoch zu liegen. Isar 2 hat eine Nennleistung von 1.5 GW. Mit Blick auf die Historie in Frankreich und Deutschland werden sie aber eher bei 2/3 oder 3/4 Leistung gefahren, also 1 GW-1.1 GW.

Technische Anlagen laufen normalerweise auch nicht 365 Tage 24/7, sondern eher 8300 h/a (355 d). Ergo kommt man auf eine Produktion von 8300000 MWh bis 9340000 MWh.

Der durchschnittliche Börsenstrompreis liegt aktuell bei etwa 100 €/MWh, Tendenz fallend. Die Produktionskosten eines abgeschriebenen AKW liegen (ohne Berücksichtigung der Endlagerung) bei etwa 30-40 €/MWh (aufgerundet). Mit 30 €/MWh kosten ergibt sich ein Gewinn von 600.000.000 € bis 650.000.000 €.

Meine Rechnung ist stark vereinfacht. Allerdings sind die Kosten schon eher niedrig angesetzt und notwendige Investitionen sind nicht berücksichtigt.

Vielleicht schafft man es durch geschickte Strategien den Gewinn auf 1 Mrd € zu erhöhen, aber auch das ist wesentlich weniger als die 2 Mrd. Euro (bzw. 500 Millionen Auszahlung an die Stadt München), die von Frau Pittel in den Raum gestellt wurden. Die IFO Schätzung scheint mir daher etwas optimistisch zu sein.

Allerdings stammt die Schätzung aus dem August 2022. Da hatten wir Börsenstrompreise von über 300€. Gut möglich, dass der starke Rückgang der Preise von Pittel nicht für möglich gehalten wurde. Würde man daher die 1.85 Mrd € durch 3 teilen (weil der Strompreis damals 3 mal höher lag als heute), landet man bei meiner Schätzung mit 600 Millionen €. Konsistenzcheck bestanden.

Hast du Einwände @Matder? Würdest du die obige Behauptung nun überdenken?

Quellen
https://www.preussenelektra.de/de/unser-unternehmen/newsroom/pressemitteilungen/pressemitteilungen-2022/kki2-liefert-400-milliarden-kwh-strom.html

Gas und Strom: Umweltökonom hält Atomenergie nicht für Lösung der Energiekrise - Capital.de.
Strombörse - Preisentwicklung am EPEX-Spotmarkt bis März 2023 | Statista.

Ja, die 500 Millionen sind da vermutlich zu hoch gegriffen. Ich bin mir auch nicht sicher, welcher Zeitraum genau gemeint ist, die Original-Quelle ist ja hinter der Zeit-Paywall.

Deine Schätzung halte ich auf der anderen Seite aber wieder für zu gering, da Isar 2 jährlich etwa 12 Mrd. KWh liefert (Quelle: PreussenElektra), also mehr als du oben angenommen hattest.

Laut Konzernbericht von Eon (Quelle: Eon) wurden 2022 etwas über 1 Mrd. € (EBITDA) mit dem gesamten Bereich „Nicht-Kerngeschäft“ verdient, in dem Eon seine Kernkraftwerke einordnet. Demnach müsste der Gesamtgewinn durch Isar 2, von dem Eon (bzw. deren Tochter PreußenElektra) ja nur 75% bekommt, insgesamt bei 1 Mrd. * 100/75 = 1,33 Mrd. € liegen.

Somit hätte die Stadt München (bzw. deren Stadtwerke), im Jahr 2022 etwa 333 Mio. € bekommen.

@pitus Wollen wir aus darauf einigen?

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Da die Frage, wer den Atomausstieg beschlossen hat, wohl geklärt ist, werde ich den Thread hier demnächst schließen.

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