Atomausstieg - wer hat's beschlossen?

Auch die Diskussion aus dem Recap-Thread hier nochmal mit anderen Teilnehmern zu wiederholen sehe ich nicht wirklich als sinnvoll an. Du?

Das wird man nur retrospektiv beurteilen können. Wer heute sagt, er kenne hier „Fakten“, kann sich auch nur auf eine ihm genehme Auswahl an Daten stützen. Der Punkt ist - selbst unter Experten - umstritten. Weitestgehend Einigkeit herrscht wie gesagt dazu, dass es retrospektiv betrachtet sinnvoller gewesen wäre, zuerst aus der Kohle auszusteigen. Ob ein Festhalten an der Atomkraft zum jetzigen Zeitpunkt noch sinnvoll ist, dazu kann keine Seite behaupten, unumstößliche Fakten zu haben. Nur die Zukunft kann zeigen, wie sich der deutsche Kurs letztlich darstellen wird - und auch dann wird man nur mutmaßen können, ob ein anderer Kurs besser gewesen wäre.

Wenn die von dir dort geäußerten Argumente zuträfen würde das eher bedeuten, dass wir mehr über weitere Fördermöglichkeiten von Windkraft- und Solaranlagen diskutieren müssten. Eine Rückkehr zur Atomkraft wird das Problem jedenfalls auch nicht lösen, im Gegenteil, dadurch entfällt der Druck, schnell an Lösungen zu arbeiten, sodass das Thema wieder auf die lange Bank geschoben wird.

Eine nachvollziehbare Argumentation ist daher auch:
Wir brauchen den Druck durch den Wegfall der Atomkraftwerke gerade, damit sich endlich beim Ausbau der Erneuerbaren etwas tun wird.

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Ja das sehe ich genauso. Drum war ich sehr überrascht, dass du folgendes geschrieben hast.

Du hast damit eine durchaus strittige Position erneut unters Volk gebracht. Wenn ich der Meinung bin, dass diese Position nicht schlüssig ist, soll ich dann den Mund halten? Warum hast du denn deine Position erneut gepostet wenn nicht um die Diskussion hier erneut zu triggern?

Aber ich gestehe zu, dass wir das hier nicht austragen sollten. Den Rest daher nach Bedarf gern per PN.

Also 1. ist weniger eine Annahme als eine Aufgabe. Dass Altmeier und co gleichzeitig die erneuerbaren ausgebremst haben, ist keine Fehleinschätzung, sondern Managementversagen.

Aber das nur nebenbei.

Deine Annahme ist wohl, dass die Atomkraft noch einen relevanten Beitrag zur Versorgung geleistet hätte. Das ist nicht so.

2022 betrug der Anteil der Atomkraft noch 6%.

Wir haben mehr 2021 erneuerbaren Strom abgeregelt, als wir 2023 Atomstrom bezogen haben:

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Zum gefühlt hundertsten Mal: Mir geht es nicht darum, ob Atomkraft Erneuerbare substituieren kann oder sollte. Es geht mir darum, dass Atomkraft die Kohleverstromung reduzieren könnte.

Bitte schau dir den Thread noch einmal an. Da wurde das alles schon einmal durchgekaut.

Das ist der saure Apfel in den man bei einer SPD in der Regierung beißen muss.

Ich war auch überrascht von der Welle die ich mit dem Thread losgetreten habe.

Ich wollte damit mehr das Verhalten von Politikern und Medien kritisieren, die an einem seit langem beschlossenen und über breite Schichten der Parteien und Gesellschaft akzeptieren Konsens rütteln.

Inzwischen haben sich ein paar äußere Parameter geändert deshalb gibt es in der Gesellschaft auch ein anderes Meinungsbild.

Im Gunde muss man aber auch Realitäten akzeptieren.
Würde ein Weiterbetrieb der AKWs CO2 einsparen, ja.
Ist ein Weiterbetrieb direkter Weiterbetrieb möglich, eher nein. Neue Brennstäbe, ausgesetzte Revisionen und Überprüfungen müssen nachgeholt werden. Somit ist von einem Jahr Pause auszugehen.

Ein Weiterbetrieb der AKWs hätte an dem Punkt beschlossen werden müssen an dem Altmaier die aufstrebende deutsche Wind und Solarindustrie zerstört hat.
https://www.sfv.de/artikel/warum_der_strom_immer_teurer_wird

Mit ein wenig Sarkasmus kann man gerade nach Bayern blicken und hoffen, dass es Söder schafft dort das AKW weiter zu betreiben. Denn an dem Punkt an dem das Land die Garantieen und Kosten für das AKW absichern müsste hätte sich das Gepolter um Bayerns Beitrag umzumontieren Länderfinanzausgleich dann für ganz lange Zeit erledigt.
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2023-04/markus-soeder-akw-landesverantwortung-weiterbetrieb-atom-ausstieg

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Ist auch absolut richtig. Und wie du schon sagst hat die Union den Atomausstieg nicht nur beschlossen und rüttelt jetzt daran herum, sie hat eben auch jahrelang nicht die energiepolitischen Konsequenzen gezogen und die erneuerbaren Energien im notwendigen Maße ausgebaut.

Hätte die Union das damals getan, könnte sie sich dieser Tage permanent damit rühmen, einen sinnvoll gestalteten Atomausstieg eingeleitet zu haben. Stattdessen müssen wir nun alle unter dem Fluch der bösen Taten von CDU/CSU leiden und entsprechend mehr Kohle verfeuern.

Und zum König dieser energiepolitischen Verantwortungsflüchtlinge krönt sich jetzt Markus Söder mit seinem Vorschlag, das letzte bayrische AKW in Landesverantwortung zu betreiben:

Dieser Vorschlag ist so derart populistisch, dass ich wir fast wünschen würde, dass Steffi Lemke darauf eingeht, nur um zu sehen, wie die CSU dann den Schwanz einzieht, weil sie ihren Atommüll plötzlich im Freistaat lagern müsste.

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Dies ist keine Annahme sondern ein politisches Ziel gewesen. Die Handlungen der Regierung haben dafür gesorgt, dass der Ausbau nicht wie benötigt stattgefunden hat. Dies jetzt als fehlerhafte Annahme zu deklarieren, halte ich für grundlegend falsch.
Lustig dargestellt, aber nicht falsch.

… langfristig günstig verfügbar…
Und es werden viele Gaskraftwerke gebaut, um in einem neuen Strommarktdesign die Dunkelflauten sicher mit grünem Wasserstoff abdecken.

Auch keine fehlerhafte Annahme, sondern wieder ein Versagen der Regierung Merkel.

Die schwarz gelbe und danach die schwarz die Regierung sind ausgestiegen aus der Atomkraft ohne die notwendigen politischen Gesetze zu verabschieden. Mit falschen Annahmen hat dies wenig zu tun.

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Man hätte den Ausbau auch einfach politisch unterstützen können anstatt in abzuwürgen. Wir tun hier so, als ob es naturgesetzmäßig nicht hat funktionieren können. Aber es waren politische Entscheidungen oder nicht-Entscheidungen die erneuerbare Energie im benötigten Umfang verhindert haben.
Parallel wurde vergessen, eine sinnvolle Speicherstrategie zu entwerfen und diese zu fördern.

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Die Aussagen, die du in Atomausstieg - wer hat's beschlossen? - #22 von Christoph und Atomausstieg - wer hat's beschlossen? - #23 von Christoph getroffen hast, sind grundsätzlich korrekt @Christoph. Allerdings sind sie nicht direkt relevant für die aktuelle Situation. Es spielt für die Bewältigung der aktuellen Situation nur eine untergeordnete Rolle, wie es dazu kam, dass die Prognosen (Annahmen) nicht eingetroffen sind. Dafür ist nur wichtig, dass sie nicht eingetroffen sind und was uns nun für Optionen bleiben.

Die von dir genannten Fakten sind jedoch von historischer Bedeutung und sollten auch keinesfalls ignoriert werden. Es wäre aus meiner Sicht sogar angemessen, wenn Groko-Politiker dafür politisch oder juristisch (symbolische Schuldsprüche sollten ausreichend sein) zur Verantwortung gezogen würden (, ebenso wie sie das für manche Idiotie in der Corona-Pandemie sollten).

Deine bzw. diese Betrachtung ist dabei aber vor allem wertvoll, um aus der Vergangenheit zu lernen und solche Dummheiten für die Zukunft auszuschließen.

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Menschen sind immer am leistungsfähigsten, wenn sie unter Druck stehen. Diese Situation haben wir jetzt und hätten sie vermeiden können, wenn die Menschen in Verantwortung diese genutzt hätten, um vorausschauend und unter weniger Druck stehend die nötigen Maßnahmen in die Wege zu leiten.
Jetzt Druck vom Kessel zu nehmen hat doch genau den Effekt: dass die Lage nicht bedrohlich genug wirkt und wieder nichts passiert.

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Das hätte aber ungünstige Anreize gesetzt: Atomfreunde hätten dann noch vehementer den EEG-Ausbau blockiert als sie das in den letzten 12 Jahren eh schon getan haben, denn dann hätten ihre Reaktoren weiterlaufen dürfen. Auch RWE und co. hätten von Investments in Windparks abgesehen, da sie sich damit selbst ökonomischen Schaden zugefügt hätten.

Abgesehen davon haben wir doch unterm Strich genau das getan, was Du vorschlägst: Es wurden in Deutschland in den zwölf Jahren 2011-2022 ca. 40GW Windenergie und 51GW Solarenergie zugebaut. Auf der Produktionsseite entspricht das je nach Witterung 130-150 TWh Strom pro Jahr, was etwas mehr als die Stromproduktion aus Kernkraft ersetzt hat. Wir AtomkraftgegnerInnen hätten uns alle viel mehr Engagement beim Ausbau der Erneuerbaren gewünscht, weil diese Phantomdebatte, die nun aufploppt, schon 2011 absehbar war. Das definitive Ausstiegsdatum ist seit 2011 bekannt (eigentlich auch schon fast 10 Jahrew länger), aber leider haben drei aufeinanderfolgende Regierungen es nicht gewagt, mehr EEG-Ausbau zu veranlassen. Ich erinnere mich sogar noch an die Diskussionen Anfang der 2010er, als man auf konservativer Seite auf einmal erschrocken ist, weil der Photovoltaikausbau „zu schnell“ passierte und man einen atmenden Deckel eingeführt hat.

Das ist nun vorbei: Wer Erneuerbare weiterhin blockiert, ist für Kohle. Jedes neue Windrad und Solarpanel, das nun gebaut wird ersetzt sofort und unmittelbar dreckigen Strom.

Hätten wir übrigens statt dem Merkel-Tempo bei der Energiewende ein Deutschlandtempo vorgelegt und seit 2011 jährlich im Schnitt 8GW Solarkapazität plus 6GW Windkapazität zugebaut (beides haben wir in einzelnen Jahren erreicht, bevor Altmeier&Co dann gegengesteuert haben), so hätten wir im Jahr 2022 ca. 100TWh mehr Strom aus Erneuerbaren produziert und hätten gestern vielleicht auch die Abschaltung der Braunkohle feiern können. Hätte hätte Deutschlandkette …

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Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass Annahmen für mich den Eindruck vermitteln, sie wären nicht beeinflusst gewesen.
Leider ist viel falsch gelaufen. Selbst bei der Diskussion jetzt wäre es aus meiner Sicht (Anmerkung: ich finde den Ausstieg jetzt richtig) richtiger gewesen im letzten Jahr diese Diskussion zu beenden:
„Staatliche Verantwortungsübernahme“ der 6 AKW (min. der 3 aus 2022) und Verpflichtung der bisherigen Betreiber zum Weiterbetrieb bis 2025/26 der 6 AKW im staatlichen Auftrag, Gewinne in den Topf für die Endlagerung

Die Situation jetzt ist doch absehbar gewesen.

Aber es ist auch nicht zwingend notwendig, einen Weiterbetrieb der AKW zu haben. Es geht auch so - sowohl für die Stromsicherheit als auch für den Klimaschutz.

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Du kannst hier noch so viel PR für die Atomlobby und alte energiewirtschaft machen wie du willst, die Welt beginnend mit Deutschland und dem EU Verbundnetz ändert sich jetzt.
Blackout ist trotz Abschaltung der letzten drei AKW, wie zu erwarten ausgeblieben, Weltuntergang ausgeblieben und wird er auch weiterhin…

grafik

Mir ist jegliche PR zuwieder…

  • The True Believer von Hoffer
  • Psychologie der Maasen von Le Bon
  • Factfulnes und Wie ich lernte die Welt zu verstehen von Rosling
  • PR von Bernays
  • Zukfunft! China? von Sieren

Fazit:

Entweder wir zahlen weiter für Kohle/öl/Gas/Uran an die Petrostaaten und USA/Russlandia zur Laufzeit für moekulare Energieträger
oder
Wir zahlen einen hohen Vorabinvest an China für Solar Wind & Battery… zahlen müssen wir So oder so!

Was final besser ist? Keine Ahnung aber das wird die Zukunft zeigen…

Wenn jetzt aber schon der Aufsichtsrat von Uniper nur noch milde lächelt und keine Angst mehr hat vor der energiewende:

Klar, könnte sie. Kurzfristig allerdings nur minimal. Und zu Kosten, die 3-4 x so hoch sind wie die für grünen Strom. S. z.B. hier:

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Bleibt doch bitte bei Dingen, die ich auch geschrieben habe. Nirgends schrieb ich, dass AKWs günstig sind. Ebenso habe ich nie behauptet, dass sie Erneuerbaren Energien überlegen sind. Meine tiefe Überzeugung ist (und das habe ich schon etliche Mal hier geschrieben), dass wir Erneuerbare viel schneller ausbauen sollten und Windkraftverhinderer den Vogel gezeigt bekommen sollten.

Das hier habe ich tatsächlich vertreten. Fragt sich halt nur was kurzfristig ist. Es dauert ein halbes Jahr neuen Brennstoff zu ordern. Das dauert also nicht lange. Welche erforderlichen Prüfungen die Betreiber nachzuweisen ist, ist hingegen ein politischer Prozess. Klar kann man ein quasi runderneuertes Kraftwerk verlangen. Man kann aber Regeln auch abschwächen.

Anyway, auch dieses Thema wurde in dem anderen Thread bereits ausführlich diskutiert und gehört daher hier auch nicht mehr her. Wenn es noch Dissenz gibt, lass uns den per PN klären.

Hier noch Mal das sehr schöne Video vom Söder als er vor 2 Jahren erklärt hat, warum Kernkraft abgeschaltet gehört und was sein Anteil am Ausstieg war, nur falls es jemand noch nicht gesehen hat:

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Das mit dem Klimaschutz ist aber auch totaler Blödsinn, der da immer kommt. Fakt ist ja, Atomstrom verhindert den Ausbau Erneuerbarer. Deswegen ist der Ausstieg jetzt so wichtig.

Zudem wird der Uranabbau immer schwieriger und schmutziger. Aber das geschieht ja woanders. Nicht so schlimm der CO2 Ausstoß dort.

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Dieses Argument möchte ich noch mal verstärken, weil es schon diverse Male erwähnt wurde, aber von den Gegnern des Atomausstiegs kaum berücksichtigt wird:

Ich werfe gerade den konservativen Populisten wie Markus Söder vor, gerade deshalb für den Erhalt der Atomkraft zu kämpfen, um die Bremse bei den Erneuerbaren (ich sag nur 10h-Regel) weiter angezogen zu lassen. Denn Fakt ist: Durch den Atomausstieg steigt der Druck, mehr Erneuerbare schneller fertig zu bekommen. Und das ist gut so. Diesen Druck nun zu reduzieren, indem man bei der Atomkraft bleibt und damit den unmittelbaren Handlungsbedarf beim Ausbau der Erneuerbaren zu reduzieren, ist langfristig auch im Hinblick auf den CO2-Ausstoß vermutlich eine ganz schlechte Sache.

Die Konservativen wollen keine Veränderung. Sie wollen bei der Atomkraft bleiben, um nichts verändern zu müssen. Und dem darf man jetzt nicht nachgeben, wenn man an eine von erneuerbaren Energien geprägte Zukunft glaubt.

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Muss das denn zwangsläufig Hand in Hand gehen? Man hat AKW mit 3,4 GW Nennleistung abgeschaltet. Hätte man diese weiterbetrieben, hätte man in den aktiven Kohlekraftwerke 3,4 GW Nennleistung in den gleichen Regionen abregeln können (zum Beispiel indem man die Betriebserlaubnis von einzelnen Heizblöcken auslaufen lässt).

Der Druck bliebe damit der gleiche. Nur der Strom wäre im Mittel etwas CO2-ärmer. Stattdessen könnte man, sobald einmal Kohlekraftwerke abgeschaltet wären, diese zu Energiespeichern umrüsten, so wie hier im progress.nrw Projekt.

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