Anglizismen in der Lage

Hallo ein letztes Mal für heute!

Ich habe vergessen zu fragen, daß ich explizit fragen wollte, was „Genossin Hihi“ bedeutet.

Gruß

Peter

Bei Genoss*in muss ich immer an comrad denken, ich weiß das hat hier eine andere verwendung finds aber trotzdem witzig.

Die Frage von sozialisation und implizieten Werte ist bissle komplex die Sprache kommt bei mir wohl aus der Ausbildung und dem damit verbundenen Milieu. Ich dachte halt das wäre so präziser und würde damit verhindern dass du es genauso liest wie du oben geschrieben hast, das war wohl nix…

Vielleicht in einem Satz: Man sollte stets bedenken, dass die eigenen Vorstellungen durch unbewusste verinnerlichte Werte beeinflusst werden, daher sollte man die eigenen Vorstellungen stetig auf konsistenz und angemessenheit reflektieren.

Die inklusivität von Sprache ist abhängig vom Zielpublikum und der unterschiedlichen Bewertung von spezifischen Hürden. Hierbei geht es aber vor allem ums verstehen und egal ob deutsch oder englisch Begriffe müssen erklärt werden.

Englisch ist trotzdem Verkehrs- und Wissenschaftssprache. Aber es wäre durch aus sinnvoll mehr nicht europäische Sprachen zu lernen. Es mangelt ungemein an wissen über China, gerade weil viele quellen einem nicht zugänglich sind. Teilweise ist es schwer zu unterscheiden wo der begründet kritische journalismus anfängt und wo die sinophobie anfängt. Außer an Hamburger Universitäten, da hat man sämtliche integrität über Bord geworfen und hat sinophobie als wissenschaftliche Studie ausgegeben ^^.

Naja mit dem erlernen von Sprache lernt man oft mehr als nur das kommunikative Mittel außerdem ists doch praktisch, wenn man weiterreden kann obwohl einem der akku ausgegangen ist ^^

Du durchforstest meine Argumentation nach Kausalketten, ich beziehe mich aber auf größere kulturelle Vorstellungen die ein gewisses Verhalten oder Struktur begünstigen. Der Sprachprotektionismus der Franzosen ist nicht der Untergang von der Mehrsprachlichkeit. Sprich (sprach-)kultureller Protektionismus favorisiert gewisse Sichtweisen und übersieht andere. In der Tendenz. Ich weiß das ist schwammig, aber so sind sozialwissenschaften nun mal.

Funktionierend, ist da als relativer Begriff im Vergleich zu den anderen Staaten zu sehen. bestes Beispiel hierfür ist das die USA das ius soli haben, während in Deutschland das ius sanguinis bis 1999 vorherrschte und selbst jetzt ist das ius soli noch stark eingeschränkt und zum Thema Wahlrecht die Deutschländer sind einige der wenigen in Europa die das kommunalwahlrecht nicht universal haben, also auch für nicht Staatsbürger zulassen… Auch die ganzen Debatten über kolonialismus, gender etc sind in den USA viel weiter.
Um es mal andersherum zu verdeutlichen. Deutschland mag in der Aufarbeitung von Antisemitismus sensibler sein als andere Staaten, trotzdem gibt es ein riesiges Antisemitismus Problem in Deutschland.
Ich meine damit auch nur dass man als deutscher nicht all zu überheblich gegenüber anderen Staaten sein, wenn man es nicht mal geschafft hat die jetzige Staatsform, die es auch nur aufgrund anderer Staaten gibt, und trotz der Vergangenheit gegen Rechtsextremismus, zu stabilisieren.
ich bin weit davon entfernt die USA zu verteidigen oder zu loben, es ist nur einfach auf die Konflikte und Probleme pluraler Staaten hinzuweisen. Während der einzige Grund ist warum diese Problem in Deutschland weniger auftreten oder weniger auffallen, die homogenität des eigenen Staatsvolks ist. Woher diese kommt ist sicherlich unstrittig.
Auch auf die Kultur bezogen, der Grund warum vieles auffällt sind die Demonstrationen. In Deutschland wird sich ja bei jeder Demonstration beschwert und jedes umgefallen Straßenschild wird als gewaltätiger Protest wahrgenommen. Der Fachbegriff für die deutsche politische Kultur ist Untertanenkultur und für die amerikanische ist es partizipierende Kultur.
Es gibt eine ewig lange Debatte über Gewalt gegen die Polizei, die nicht mal kontrolliert wird. In den USA sind revisionen und Studien durch den Staat selbst normal.

Servus, eddiekay14!

Danke insgesamt, aber besonders für „Bias sind“. Warum das? Na, weil die Pluralbildung an dieser Stelle so interessant ist. Das ist weder der englische, noch der, den ich im Deutschen spontan verwendet hätte (, wenn ich das Wort denn in einem deutschen Satz verwenden müßte :wink: ). Ein weiteres Indiz für die tatsächlich vorhandene grammatikalische Problematik bei Anglizismen also.

Grüße

Peter

Grüß’ Dich, Michel!

Danke für diesen Beitrag. Ich habe den starken Eindruck, daß wir uns trotz auch einmal unterschiedlicher Meinungen auch in persona recht gut verstehen würden, schon weil wir wohl ähnliche Kindheits- und Jugenderinnerungen haben.

„Semantisch exakt“ ist eine extreme Herausforderung, denke ich. Allerdings nicht nur bei diesem Fremdwort. Ich finde es immer spannend, wenn irgendwo eine Definition gefragt ist. Nachdem der zu definierende Begriff da in Worten um- bzw. beschrieben werden muß, muß auch vorausgesetzt werden, daß alle Wörter innerhalb der Definition ihrerseits klar definiert sind. Sonst hilft die Definition jedenfalls noch nicht entscheidend weiter. Eine Möglichkeit, „Blamage“ zumindest manchmal zu ersetzen, ist die „Schmach“.

Genau mein Punkt! Die „ollen Kamellen“ werden wir nicht mehr los, an die neuen sollten wir uns gar nicht erst gewöhnen, dann müssen wir sie auch nicht loswerden!

Ja, die 80er, als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft noch keine idiotischen „Hashtags“ in die Welt geblasen hat, noch nicht (überwiegend) ganzkörpertätowiert war, ohne individualisierte Werbeverträge noch mit den einheitlichen Schuhen eines deutschen Herstellers gespielt hat, üblicherweise noch mit zwei Trägern des in heutigen Neugeborenen-Namensstatistiken ausgestorbenen Namens „Karl(-)heinz“ aufgelaufen ist und es bei der WM trotzdem geschafft hat, gegen Algerien zu verlieren! Wenn man auch noch weiß, daß sie anschließend, nicht zuletzt dank solidarischer Schützen- oder eher Schützenverweigerungshilfe unserer ebenfalls deutschsprachigen südöstlichen Nachbarn, sogar noch Vize-Weltmeister geworden ist, dann muß man einem doch endgültig klar werden, daß das die „gute alte Zeit“ ist, in der die Welt aus (Kleines, damals noch wichtiges Detail: west-)deutscher Sicht noch in Ordnung war! (Im Netz unterwegs sein konnte man damals übrigens auch schon, ein BTX-Modul hat das selbst am 64er möglich gemacht. Später konnte man über dieses zwischenzeitlich in Datex-J umbenannte System sogar ins echte Internet kommen und zahlte dann die einheits- und damit letztlich zeitbasierten Telefongebühren („Du hast vor 18 Uhr telefoniert! Spinnst Du eigentlich?“), dazu die BTX-Gebühr und schließlich nochmals obendrauf einen „Internet-Aufschlag“. Und das für mehr oder weniger reine „Textwüsten“.)
Gut, ich schweife wieder einmal ab, aber wie soll es an dieser Stelle auch anders gehen? Noch ein Literaturhinweis: „Wickie, Slime & Paiper“ aus österreichischer Feder in gedruckter Form, aber auch. im großen, weiten Netz zu finden.
Zurück zum Thema der Anglizismen. In meiner Blase (bayerischer Ausdruck für einen (themenbezogenen) Freundes- und Bekanntenkreis) haben wir damals das Diskettenlaufwerk „Floppy“ und die plastikverpackten Scheiben „Disketten“ genannt. Offensichtlich konnten wir „floppy“ noch nicht übersetzen oder es war uns egal, daß wir das Gerät, also die HARDware, so unpassend benannt haben. Daß sich die mehr oder weniger direkte Übernahme aus dem Englischen bei den technischen Errungenschaften aber doch nicht notwendig dauerhaft etabliert, sieht man daran, daß später die Festplatte (Das müssen dann wohl schon die 90er gewesen sein: 800 D-Mark für 200 Megabyte, aber dafür hatte ich dann ja auch Platz für die Ewigkeit!) zwar analog zum Englischen, aber trotzdem vollständig deutsch und ohne jeden „Fremdwortverdacht“ bezeichnet wurde. Inzwischen sind wir natürlich bei der „SSD“ angekommen. Die ist allerdings auch interessant, weil sie zwar etwas englisches abkürzt, aber mit deutschen Buchstaben ausgesprochen wird.

Nein! Nicht fatalistisch werden! Lieber an das gallische Dorf denken und dem Eindringlich Widerstand leisten! Schleudere den Amis ein „Wir nehmen Eure technischen Innovationen gerne, aber wie sie bei uns heißen, das denken wir uns schon noch selber aus!“ entgegen! (Ich gebe zu, daß wir momentan insgesamt eher in der Mitte von „Obelix GmbH & Co. KG“ sind als am Ende, aber vielleicht wird’s ja noch!)

Ich kann Deine damalige Begeisterung durchaus nachempfinden. Auch ich war von diversen amerikanischen Fernsehserien und dem Amerikabild, das sie transportiert haben, sehr angetan. Mein Gott, man war jung und blöd bzw. vielmehr einseitig informiert. Schließlich hat man ja auch gemeint, mit Zigarette im Mund zum Cowboy oder wenigstens Camel-Trophy-Helden werden zu können.
Ich vermute, daß sich die amerikanische Kultur seither tatsächlich weniger verändert hat als unsere. Und einen Teil des Wandels unserer Kultur, den ich als negativ betrachte, schreibe ich genau der Amerika-Euphorie, die sich unter anderem in der Übernahme der dortigen Begrifflichkeiten äußert, zu. Wenn ich heute in ihrer/seinem angestammten Verbreitungsgebiet in einer Bäckerei frage, ob ein(e) „Maurer(loawe)“ (https://www.spezialitaetenland-bayern.de/spezialitaeten/maurerlaiberl/) zu bekommen wäre, und darauf nur verständnislose Blicke der Bäckereifachverkäuferin ernte, andererseits in derselben Gegend aber jedes Kind über Muffins, Cakepops und Cupcakes Bescheid weiß, dann ist aus meiner Sicht etwas schiefgegangen. (Die ältere Kollegin hat dann hilfreicherweise erläutert, daß es in ihrer Bäckerei nur Riemische gibt, damit müßten Maurer-Liebhaber bei ihnen zufrieden sein.)

Einen schönen Abend!

Peter

Grüß’ Dich, Fry!

Ich war leider so mit anderem beschäftigt, daß ich es bisher versäumt habe, mich für Deine Richtigstellung zu bedanken. Das möchte ich hiermit nachholen: Dankeschön!
Mir kam die Zahl von Dave sofort unplausibel vor, bei ihm war angesichts der Freudentränen über das Ergebnis der kritische Blick möglicherweise etwas getrübt. (Ich kenne das grundsätzlich von derjenigen unter meinen Töchtern, die in der Schule schon einen Taschenrechner benutzen darf. Seither kommt sie in der Arithmetik regelmäßig auf „bessere“ Ergebnisse als ich. Immer daran denken: Der Fehler sitzt (wahrscheinlich) vor der Tastatur!)
Dein Ergebnis ist für die Freunde der planierten Spielplätze ja sogar noch viel tragischer als der abrupte Absturz des Zahlenwerts: Beide in Deinem Google-Ausschnitt sichtbaren Beispiele haben das „Level Playing Field“ in Anführungszeichen gesetzt, was recht deutlich dafür spricht, daß es eben gerade (noch) kein im hiesigen Sprachgebrauch heimisch gewordener Fachbegriff ist.

Ich möchte die Gelegenheit wahrnehmen und mich noch etwas weiter - allgemein und speziell auf unser Thema hier bezogen - zu Statistiken äußern.
Zunächst einmal meine Lieblingszitate (Die Übersetzungen sind von mir.):
„42,7 % aller Statistiken werden im Moment ihrer Nennung aus der Luft gegriffen.“ (Steven Wright)
„Wenn man Daten ausreichend quält, geben sie fast alles zu.“ (Fred Menger)
„Es gibt drei Arten von Lügen: Lügen, verdammte Lügen und Statistiken.“ (Mark Twain)
„Der durchschnittliche Mensch hat eine Brust und einen Hoden.“ (Des MacHale)
Jetzt konkreter im Zusammenhang mit Anglizismen im Deutschen: Früher (, in der „guten, alten Zeit“,) liefen SSV und WSV (Die Älteren können sich vielleicht noch erinnern, für die anderen: Sommer- und Winterschlußverkauf.) an insgesamt genau 12,3456789 % der verkaufsoffenen Tage des Jahres und waren im Wesentlichen auf Kleidung beschränkt, heute sind die Werbestrategen weiter und an exakt 98,7654321 % der Tage herrscht in gerundet 100 % der Shops und Stores aller Couleur irgendein „Sale“ (Unter Ausnutzung entsprechender Rechenschwäche mit soundsoviel „% off“ von einer nie verlangten UVP). An den übrigen Tagen ist Sonderverkauf anläßlich des 36jährigen Firmenjubiläums. Das nennt man „Jubiläumsrabatte“ oder so, um den wertvollen Begriff „Sale“ nicht zu verbrennen und die Dummheit des Anlasses durch die Verwendung unverständlich-altmodischer Sprache zu verschleiern. Tipp von meiner Seite an die Zuständigen: Gelungener wäre im Land der Dichter und Denker natürlich „Wir feiern unser Anniversary mit Euch! Motto: Let’s have a shopping spree!“. (Insbesondere ältere Personen fragen sich dann möglicherweise, warum schon wieder eine Firma meint, sie duzen zu müssen, aber das ist wieder ein anderes Thema.) Ich garantiere: Nach dieser Umstellung können die Werbeleute (Ich bitte um Verzeihung, die Marketing Consultants natürlich!) der Geschäftsführung (, den Managern oder noch genauer CEO, CFO, COO, CRO, CxO sowie allen Heads of Something und wie sie heute sonst noch alle genannt werden also,) stolz verkünden: „Wir haben eine nochmals verstärkte Marktpenetration erreicht, die Conversion Rate liegt bei sagenhaften 238 % Prozent!“ Und so schließt sich der Kreis zu den Prozentrechnungsversagern und wir können uns der nächsten Statistik widmen: Den bei ob der Anglizismenflut Unbesorgten beliebten Vergleichen der Anzahl der Wörter in verschiedenen Sprachen. Nachdem die englische Sprache die deutsche um ihre Koppelungsmacht beneidet (Ich verweise an dieser Stelle wieder auf Luas Beitrag!), bekommt sie für „Percentcalculationlosers“ leider keinen Punkt: „England (and others): Zero points!“ Vielleicht hat das Deutsche bei solchen Zählaktionen den Sieg also sprachsystematisch bedingt eingebaut und die Mär vom vergleichsweisen Reichtum ihres Wortschatzes ist eher „biased“ als Tatsache?

Ein schönes Wochenende!

Peter

Servus, Hufschmied!

Auch wenn ich Deine negative Sicht auf Deutschland für übertrieben halte und die „Homogenität des eigenen Staatsvolks“ schon angesichts der Vielzahl von im schulischen Umfeld meiner Kinder rein sprachlich bedingten Problemen als in westdeutschen Städten nur noch recht bedingt gegeben betrachte, kann ich Dir in einem doch uneingeschränkt Recht geben: Egal, welche Meinung man hat, sie sollte möglichst wohlbedacht sein. Und das schließt insbesondere ein, daß man sich Gedanken dazu macht, wie man zu ihr gekommen ist.

Grüße

Peter

Hallo Peter,

ich habe mich hier ja eigentlich schon lang ausgeklinkt, weil ich der Meinung war und immer noch bin, dass die Diskussion zu keiner nennenswerten Veränderung der Standpunkte führen wird, egal, welche Argumente auch ausgetauscht werden. Aber bei diesem Post vermisse ich sogar die Argumente. Ich respektiere ja Dein Engagement, aber Du wirst uns sicher nicht durch die schiere Menge von Text überzeugen, so amüsant der Austausch auch immer zu lesen ist. (Amüsant meine ich jetzt nicht in einem schlechten Sinn, sondern im Sinn von unterhaltsam).

Bis die Tage
Roland

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… und hier bin ich wieder:

Wir kommen zu den Argumenten GEGEN englische Wörter in deutschen Sätzen:

  1. Sie passen von der Rechtschreibung her nicht ins System.

  2. Sie passen von der Aussprache her nicht ins System.

  3. Sie lassen sich nicht grammatikalisch sauber ins System integrieren.

  4. Sie werden insbesondere, aber nicht nur, vom immer breiter werdenden oberen Bereich unserer Bevölkerungspyramide schlecht(er) verstanden.

  5. Sie gaukeln ein tatsächlich gar nicht oder zumindest in deutlich geringerem Maße als empfunden vorhandenes Fremdsprachenwissen vor.

  6. Sie verdrängen aussagekräftigere, poetischere oder sonstwie bevorzugenswerte Wörter, die dem Vergessen anheimfallen.

  7. Sie machen sich (vor allem im Bereich der Betriebswirtschaft) der Vorspiegelung tatsächlich nicht vorhandener überlegener Fähigkeiten und Kenntnisse schuldig.

Ich breche die Aufzählung an dieser Stelle gnadenhalber ab und komme zur Punktevergabe:

Argument 1: „Level“ würde man wohl auch so (ähnlich) schreiben, wenn es ein deutsches Wort wäre, es gibt also Ausnahmen: 0,75 Punkte.

Argument 2: „Level“ würde man wohl ähnlich, vermutlich allerdings mit anderer Betonung, aussprechen, wenn es ein deutsches Wort wäre. Es gibt also wohl wiederum Ausnahmen, allerdings noch weniger bzw. von schlechterer Qualität als oben: 0,90 Punkte.

Argument 3: Wahrscheinlich gibt’s auch hier Ausnahmen, einigen wir uns auf meine unwidersprochene Initiative hin einmal auf erneut 0,75 Punkte.

Argument 4: Meine Schwiegermutter und MissJaneMarple sprechen sich vermutlich für 3,00 Punkte aus, aber ich belasse es einmal bei gnädigen 0,50 Punkten. (Wissenschaftliche Bestätigung der grundsätzlichen Problematik findet man z.B. bei der Universität Hohenheim auf Seite 14 der folgenden Unterlage https://komm.uni-hohenheim.de/fileadmin/einrichtungen/komm/PDFs/Komm/Verstaendlichkeit/Studie_Wie_versta__ndlich_kommunizieren_Stadtwerke.pdf .)

Argument 5: Habe ich schon erwähnt, daß 65,4321 % der damals, als das Wort noch aktuell war, im Ausland vom „Handy“ sprechenden Deutschen angesichts der Peinlichkeit Bluthochdruck bekommen haben? Aus Rücksicht auf die Gesundheit der Vertreter des anderen Standpunkts gibt es nur gnädige 0,25 Punkte.

Argument 6: Völlig unstrittig ein äußerst bedauernswerter Punkt, die klare Mehrheit der Redner im sächsischen Landtag wünscht sich ja sogar das nochmals dichterischere Alt- oder Mittelhochdeutsche zurück. Weil diese Redner aber vielleicht gar nicht auf den eigentlichen Punkte eingehen, bleiben wir einmal bei wirklich sehr bescheidenen 0,10 Punkten.

Argument 7: Ich habe letztens - sicher von einer künstlichen Intelligenz, die mich besonders genau analysiert hat - die Buchempfehlung „Teamlead - Führung 4.0“ bekommen. Sofort hat mir mein Hirn gesagt, daß da jemand Alltagsweisheiten, die vom Ziel her klar sind, von der konkreten Umsetzung her aber nahe an der Unmöglichkeit liegen, in möglichst viel Beraterdeutsch gekleidet hat und mir das Buch daher gestohlen bleiben kann. Das mag jetzt die beiden Autorinnen und den einen Autor beleidigen („Autorenmannschaft“ macht sich in diesem Fall auch nicht gut, oder? Und „Autorenteam“ wollte ich - aus schwer erratbaren Gründen - erst recht nicht verwenden.) und tatsächlich gar nicht zutreffen, angesichts meiner Erfahrungen mit „Consultants“ aus einer Vielzahl von verschiedenen Beratungshäusern und deren Sprachgebrauch, komme ich dieser verzerrten Funktionsweise meiner Gehirnwindungen aber mittlerweile nicht mehr aus. Schon wegen des angerichteten wirtschaftlichen Schadens ist das somit mindestens 0,25 Punkte wert.

Während der Taschenrechnertipperei von Herrn Schräubelein können wir uns jetzt bei Jimi Tero am Friedhof schnell ein Kugeleis, Sorte Crema di Crematorio, holen. (Habe ich meinen Hörspieltipp ganz unten schon deutlich genug erwähnt?) Und dann verkündigt er sekundengenau pünktlich: 3,50 (in Worten: dreieinhalb) Punkte!

Das Spiel endet somit mit einer 3,50 : 0,25-Schlappe für die Anglizismen und bedeutet hochrechnet auf ganze Tore, daß da wohl der FC Bayern (Was hat diese Mannschaft außer Thomas Müller eigentlich noch mit Bayern zu tun?) gegen den FC Hinterwieselharing (Erwähnte ich schon meinen Höspieltipp?) angetreten ist und es keine Pokalüberraschung gegeben hat.

Versöhlicher (?) Abschiedsgruß:
Vielleicht treffen wir uns ja einmal auf eine Dose S’trudlhofers (Ja, die Hexe Annegeer besteht zur überdeutlichen Hervorhebung deutscher Dummheit bei der Übernahme zum englischen Sprachraum gehöriger Gewohnheiten ausdrücklich auf dem Apostroph nach dem ERSTEN „s“!) in Doctor Döblingers Geschmackvollem Kasperltheater (https://www.dr-doeblingers-kasperltheater.de/). Und mit dieser letzten Literatur- bzw. eher Hörspielempfehlung und der damit verbundenen Bitte „Spread the word bzw. support your local Kasperl!“ verabschiede ich mich (vielleicht) endgültig.

Peter

Lieber Ulf!

Offensichtlich sind die (allermeisten) bunten Vögel zu einem anderen Ast des Forums geflogen, hier ist es entsprechend still geworden und für mich ist es damit an der Zeit, das Ganze (selbstverständlich objektiv) paraphrasierend zusammenzukehren. (Man erkennt die „Lage“-geschulte Diktion, oder?) Das ist schön; so werde ich wieder besser schlafen können und mehr geistige Kapazität für Unterricht daheim („Papa, ich habe die quadratische Ergänzung safe immer noch nicht verstanden!“) und meine aktuelle Lektüre haben. („Spillover“ von David Quammen aus dem Jahr 2012 kann heute als prophetisch gelten („When the Next Big One comes, we can guess, it will likely conform to the same perverse pattern, high infectivity preceding notable symptoms. That will help it to move through cities and airports like an angel of death.“), ist sprachlich grandios, wenn man es gerne lakonisch mag („The front teeth are beaverlike … Mr. Wei lifted one by the scruff of its neck, turned it over, and gently poked its sizable scrotum. Don’t try that with a beaver. … A pair of porcupines was worth $1,000, Mr. Wei said. He did noch lift one and poke its scrotum.“), und inhaltlich hochinteressant. Es wird wohl in meinen persönlichen Olymp der populärwissenschaftlichen Bücher einziehen. Was sich dort schon niedergelassen hat? „Fermat’s Last Theorem“ und „The Code Book“ von Simon Singh, „The Emperor of All Maladies“ von Siddhartha Mukherjee und „Home Deus“ von Yuval Noah Harari.)

Bevor ich zur eigentlichen Zusammenfassung komme, noch ein kurzer Rückblick:

Mein persönlicher Tipping Point war in LdN 171 fast erreicht, als es bei Minute 13 von Deiner Seite hieß

„Wie würde man sagen? Bad Actor!“

„Sagt man so?“ habe ich mich da gefragt. „Ich zumindest nicht, also bin ich hier möglicherweise das falsche Publikum.“, habe ich mir geantwortet. Daß das doch nicht zu meinem Point of No Return wurde, liegt an weiterführenden Gedanken. Ich dachte mir nämlich anschließend, daß Du ja (meinem nicht aktiv verfiziertem Eindruck nach) nicht verheiratet bist und Dir deshalb die notwendige Lebenserfahrung fehlt, um zu wissen, daß „Mann“ nie etwas sagen sollte, ohne vorher die hochverehrte Gattin zu Rate gezogen zu haben. Die hätte in diesem Fall sicherlich darauf hingewiesen, daß der Online-Duden jetzt sogar die „Bösewichtin“ verpflichtend eingeführt hat, und Dir damit vokabulär aus der Patsche helfen können. (Sara Brandhuber (https://sarabrandhuber.de/) fragt (Bzw. nach zunehmend üblichem (und damit Standard-?) Sprachgebrauch „frägt“ sie vielmehr, was mich auch sauber ärgert bzw. nunmehr vielleicht „argern“ müßte. Ich verzettle mich wieder einmal, also Ende der inneren Klammerschachtel und zurück zu Saras berechtigter Frage/Fräge!): „Haben Männer eigentlich auch dann immer Unrecht, wenn gar keine Frau in der Nähe ist?“) Die Geschlechterungerechtigkeit in Form der tatsächlichen Unterdrückung des angeblich traditionellen Haushaltsvorstands durch diejenige, die in Wirklichkeit die Hosen anhat, hat Euch also einen Hörer gerettet! I’m still here; yo, man!

Bevor ich wirklich zur Endabrechnung komme noch eine kleine Verdeutlichung meiner Ansicht, daß die „Anglizismenflut“ durchaus Auswirkungen über den Sprachgebrauch hinaus hat bzw. eigentlich „nur“ ein (besonders?) deutliches Symptom der - absichtlich kräftig übertrieben formuliert - kulturellen Sklaverei ist:

Meine Mutter, die in Zeiten vor dem Kühlschrank in jedem Haushalt mit dem leeren Bierseidl (und ein paar Münzen) zum damals noch vorhandenen Dorfwirt laufen mußte, um mit einem biergefüllten für ihren Vater, der diesen dann in aller Gemütlichkeit wieder geleert hat, zurückzukommen, hat herausgefunden, daß Prinz Jochens Magenverschlingungen nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 4,56 % (Zu Statistiken, siehe mein Danke an Fry!) auf Purzelbäume zurückzuführen sind (Wer diese Anspielung nicht versteht, also sicherlich die Mehrheit, möge sich ausführlich mit meinem Hörspieltipp ganz unten beschäftigen.), aber die übrigen 95,44 % sprechen dafür, daß sie auf zu viel Essen und Trinken im Gehen zurückzuführen sind, weil „ToGo“ (, so die Schreibweise der unserer Wohnung nächstgelegenen Gaststätte,) fast so sehr mißverstanden wird wie seinerzeit die nach entsprechenden Umfrageergebnissen schnell eingestampfte, verirrte Douglas-Werbung „Come in and [never again] find out“. (Ja, Umfragen haben damals tatsächlich ergeben, daß viel zu viele Kunden den „Claim“ mit „Komm’ herein und dann schau’, ob Du (jemals) wieder heraus findest!“ übersetzt haben.)

Jetzt aber wirklich zur Auswertung und damit Darstellung meines knapp am K.O. gescheiterten Punktsiegs gegen die (modernen) Anglizismen:

Wir haben ein paar Argumente FÜR Anglizismen vorliegen:

  1. Das hat man heute so.

  2. Das sind alles etablierte oder wenigstens zu etablierende Fachbegriffe.

  3. Das bringt uns in international besetzten Gesprächen vorwärts.

Und dann gibt es noch einen Punkt mit einer gewissen Zwitterstellung. Er spricht nicht direkt für Anglizismen, aber dagegen, gegen sie zu sein: Gegen Anglizismen zu sein, zeugt von einer mangelnden Weltoffenheit und könnte eine durch eine inhärente fremdenfeindliche Haltung verursachte Einstellung sein. Das ist für eine Bepunktung vielleicht doch etwas zu diffus und weltanschaulich getrieben. Wer sich näher dafür interessiert, lese Hufschmied und meine Entgegnungen.

Vergeben wir jetzt einmal Punkte:

Argument 1 ist eigentlich gar keines, sondern die mir vorgeworfene Geschmacksfrage von der anderen Seite aus betrachtet (, in dieser Sichtweise offensichtlich der Schokoladenseite): 0 Punkte.

Argument 2 wurde augenscheinlich bezogen auf meine letztlich zufälligen Beispiele aus der ersten Viertelstunde der damals aktuellen Sendung angebracht. Unterziehen wir den Augenschein einer kritischen Prüfung: Bei genauerer Betrachtung wurde es vor allem gegen mein zugegebenermaßen schwächstes Beispiel, den „Bias“, am deutlichsten und häufigsten gebracht. Gegen das „level playing field“ wurde der Versuch, es anzubringen, schnell aufgegeben und gegen „a.k.a.“ wurde es gar nicht erst probiert. Dabei ist das „a.k.a.“ das bei weitem beste Beispiel für meine eigentliche Kritik! Seien wir einmal großzügig: 0,25 Punkte.

Argument 3:

a) Im fremdsprachlichen Gespräch mit hoffentlich nur eher geringem Anteil von Fachbegriffen kommt man durch die Ersparnis der Übersetzungsnotwendigkeit für diese auch nicht wirklich weiter, vollständige Sätze nur aus Fachbegriffen sind ja doch eher selten.

b) Wie am Beispiel „Homeschooling“ in einem meiner Beiträge hier geschildert, bedeuten die vermeintlich bekannten Fachbegriffe im englischen Sprachraum möglicherweise etwas ganz oder deutlich anderes. Die vermeintliche Kenntnis kann also ordentlich nach hinten losgehen.

c) Die „Lage der Nation“ ist wahrscheinlich mit einer internationalen Hörerschaft gesegnet, das dürfte sich aber aus naheliegenden Gründen im Wesentlichen auf den heute gerne so genannten DACH-Raum beschränken. In dieser Internationalität sollte intuitiv eher Deutsch als Englisch die gemeinsame Sprachbasis sein.

d) Immer wieder stimmt es tatsächlich.

Das ist insgesamt wieder ein viertelter Punkt.

Alles in allem sprechen also summa summarum ganz genau, Momentlein! (Höre während der Taschenrechnertipperei die Folge meines Hörspieltipps ganz unten, an der Axel Milberg beteiligt ist.) 0,5 Punkte für die exzessive Verwendung von Anglizismen im Deutschen.

An dieser Stelle muß ich abbrechen, weil ich - NACHDEM ich den ganzen Text fertig hatte - beim Abschicken auf eine 10.000-Zeichen-Begrenzung hingewiesen wurde. Weiter geht’s gleich …

Guten Morgen, Roland!

Ich kann Dich in allen Punkten gut verstehen:

  1. Ich hatte gar nicht vor, eine Diskussion zu starten, ich wollte nur eine Randbemerkung machen und eine kleine Bitte insbesondere an Ulf richten. Wie schon mehrfach erwähnt, hat Ulf höchstpersönlich durch Veschieben für den Beginn dieser Diskussion gesorgt. Mir war eben auch von Haus aus klar, daß die Wellen der Anglizismenflut eine Kammhöhe erreicht hat, bei der sie (mindestens kurzfristig) nicht mehr aufzuhalten sind. Trotzdem schreibt zumindest eratosthenes25, daß er duch das hier zum Nachdenken gekommen ist. Und das ist letztlich doch genau das, was auch Sinn der „Lage“ selbst ist.

  2. Es war bei dieser erweiterten Danksagung tatsächlich nicht meine Absicht, Argumente anzubringen. Fry hatte mir ja auch gar nicht widersprochen, sondern nur das Ergebnis von Dave korrigiert. Ein „Halbargument“ ist letztlich doch hineingekommen, weil es tatsächlich so ist, daß oft behauptet wird, die „Anglizismenflut“ sei schon deshalb kein Phänomen mit möglicherweise negativem Einfluß auf die deutsche Sprache, weil deren Wörteranzahl so beeindruckend und weiter im Steigen begriffen sei. (Ich weiß noch nicht einmal, warum das wiederum ein Argument für Anglizismen sein sollte, es wird aber jedenfalls so gebraucht.)

  3. „Fasse Dich kurz!“ war leider noch nie meine Stärke und ich habe während des Wachstums dieses Astes auch bereits explizit zugegeben, daß ich dazu neige mich zu verzetteln.

  4. Auch wegen der Aussichtslosigkeit meines „Kampfes“ habe ich mich immer mehr darauf konzentriert, wenigstens bei guter Laune zu bleiben und möglichst eher diese als Frust zu verbreiten. Schön, wenn es mir bei Dir wenigstens im Ansatz gelungen ist!

Einen schönen Sonntag!

Peter

Hallo Peter,

Danke für deine Antwort!

Ich bin ja mal gespannt, wie weit die Unterhaltung hier noch läuft, und auch wenn ich mich nicht mehr dran beteilige, werde ich sie doch mit Interesse lesen und mir meine eigenen Gedanken dazu machen. (Wobei mein Grundgedanke der ist: Sprache ist im wesentlichen ein Werkzeug. Und dabei kommt es drauf an, dass es funktioniert. Freilich kann man sich dran freuen, ein schönes Werkzeug zu haben. Aber das ist die Sache desjenigen, das das Werkzeug benutzt. Wenn wir hier über meist ästhetische Fragen diskutieren, dann liegt das daran, dass das Werkzeug grundsätzlich von einem aktiv und von einem anderen passiv benutzt wird.)

Schönen Sonntag noch!
Roland

Edit 2021-03-07 15:11: Wichtig ist natürlich hier wie bei anderen Werkzeugen auch, dass bei der Benutzung niemand verletzt wird.

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