Anglizismen in der Lage

Guten Morgen zusammen!

Ich kann mich dem weitgehend anschließen und möchte ebenfalls sagen, daß ich die „Lage“ sehr schätze, weil ich den Eindruck habe, daß die Themen fundiert recherchiert und besprochen werden. Das ist einfach gute journalistische Arbeit ohne Sensationsgeheische und das heute eigentlich typische Schnell-Schnell.

Trotzdem gibt es natürlich Punkte, die mich stören, wozu insbesondere gehört, daß eine Sendereihe, die unter dem Titel „Lage der Nation“ - Und mit „Nation“ muß ja wohl die deutsche gemeint sein! - derart heftig dazu neigt, die deutsche Sprache mit weiteren Anglizismen anzureichern bzw. etabliertes (altmodisches?) Vokabular durch diese zu verdrängen. So schreibt ja auch mein Vorgänger schon von „Sugarstorm“; Ihr schafft es also wohl, mit Eurem „Bias“ (Wie wäre es z.B. mit „Schlagseite“?) auch die Hörer in diese Richtung zu drängen. Allein in den ersten Minuten der aktuellen Ausgabe gibt es neben dem „Bias“ unter anderem ein „a.k.a.“, das früher - Auch ein Fremdwort! - ein „alias“ war, und ein „level playing field“, bei dem man früher z.B. von „gleichen Bedingungen“ gesprochen hätte. Ich verstehe es wirklich nicht, daß uns die ganzen aus der technischen Ecke kommenden neuen Begriffe, für die wir uns gar nichts deutsches mehr ausdenken, nicht genügen, sondern wir ständig weitere deutsche Wörter in der Praxis aussterben lassen, indem wir stattdessen eine englische Variante bevorzugen (, die dann gerne auch noch bei Rechtschreibung oder Grammatik innerhalb eines deutschen Satzes Probleme aufwerfen).

Um positiv zu enden: Danke nochmals für Eure Bemühungen, interessante Themen von möglichst vielen Seiten zu beleuchten!

Liebe Grüße

Peter

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Lieber Peter,
ich würde gerne verstehen, was dich so sehr an der Verwendung von bestimmten Begriffen stört. Ich kann das bisher nicht so gut nachvollziehen. Verstehst du die englischen Begriffe schlechter oder was genau stört dich?
Ich finde, dass einige Begriffe im Englischen eben gerade nicht eins zu eins ins Deutsche übersetzt werden können. Gerade das Wort „bias“ hat für mich keine exakte Entsprechung im Deutschen.
Auch die Vorstellung einer „reinen deutschen Sprache“, die an irgendeinem Punkt pur war und jetzt immer mehr verfälscht wird durch Einflüsse aus der englischen Sprache teile ich nicht. Sprache wandelt sich immer und in jeder Generation und in jedem gesellschaftlichen Milieu wird anders gesprochen, was völlig normal ist. Der starke Einfluss der englischen Sprache in Wissenschaft, Medien und Unterhaltung führt dazu, dass auch die Sprache beeinflusst wird, das halte ich jedoch weder für schlimm noch für gefährlich in irgendeiner Weise.
Mich wundert auch, dass im Format Podcast, in dem es ja gerade um ein möglichst authentisches Gespräch geht, so viel über stilistische Fragen der Sprache gesprochen wird. Die beiden verwenden vermutlich auch im privaten Sprachgebrauch englische Wörter (wie ich und Millionen anderer auch) und ich kann schwer nachvollziehen, wieso sie dies im Podcast unterlassen sollen müssen.

LG

HG

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I second that opinion (oder meinetwegen auch: Ich schließe mich meinem Vorredny an).

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Sprache verändert sich… Sprache ist lebendig. Dazu gehört es auch, dass Sprachen sich vermischen…
Das zeigt schon, dass es viele "englische "Wörter gibt, die im englischen so garnicht benutzt werden. Das Wort „Handy“ hat nix mit Mobiltelefonen zu tun sondern, heißt handlich. „Home Office“ hat nix mit zuhause Arbeiten zu tun, sondern beschreibt das Innenministerium.

Andere Begriffe wie „Manager“ kommen aus dem Englischen haben, aber eine komplette Eigendynamik entwickelt, so dass es hierfür schon garkeine deutsche Entsprecheung mehr gibt, die nicht komplett schräg klingt.

Mit der Brechstange Anglizismen zu vermeiden, wo sie längst in den normalen Sprachgebrauch übergegangen sind, finde ich ziemlich schräg… Ist eh ein Kampf gegen Windmühlen. Daran, dass Wörter aussterben kann man eh nichs ändern. Sprache kann man nicht planen.

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Andererseits muss man aber auch nicht mit der Brechstange Anglizismen verwenden, wo es ein deutsches Äquivalent gibt. Und darum geht es Peter glaube ich. „Level playing field“ ist ein gutes Beispiel was eher Stirnrunzeln als Erkenntnisgewinn verursacht.

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…für einen absolut gängigen, englischen Begriff, der regelmäßig in den Medien auftaucht. Und für diejenigen die ihn nicht verstehen, hat Ulf ihn ja nochmal erklärt.

Wer ihn also nicht kannte, hat noch was gelernt…

So… Where is the problem?

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Was für deutsche Medien sollen das denn sein? Mag sein, dass das ein gängiger Begriff in englischsprachigen Medien ist, mir ist der aber bisher nur in Der Lage aufgefallen. Und ja, es ist natürlich super, dass Begriffe erklärt werden, um auch jeden mitzunehmen, aber wenn man von vornherein eine verständliche Sprache nutzen würde, wären solche (vom eigentlichen Thema ablenkenden) Ausflüge unnötig und man läuft nicht Gefahr diesen oder jenen Begriff mal nicht zu erklären.

P.S.: Wenn selbst die BBC ihren Lesern erklären muss, was „Level Playing Field“ ist, dann ist ist das wirklich ein Beispiel für einen unnötigen Anglizismus.

Nur mal als Beispiel: über 90.000 Treffer auf spiegel.de

Nun, für viele SIND solche Begriffe einfach „verständlich“. Und für viele ist es eher „ablenkend“, wenn man gängige Begriffe durch mit der Brechstange eingedeutsche Worte ersetzt.

Finde das hier einfach immer etwas anstrengend, wie hier an sowas rumgenörgelt wird…

Bin voll dabei, wenn man Ulf und Philip inhaltlich kritisiert. Das ist Diskurs und der gehört dazu… Aber dass sich immer irgendeiner wegen diesem Kleinkram auf die Füße getreten fühlt… zu viele Anglizismen, schlechte Werbung, falsche Sprachfiguren etc…

Irgendwo müssen die beiden auch ihren eigenen „Style“ (sprry für das englische Wort) durchziehen. Wer glattgebügelte, professionelle Profi-Sprecher, die vom Teleprompter ablesen, hören will, der soll zur Tagesschau wechseln…

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Guten Morgen!

Mich stört die Verwendung englischer Begriffe da, wo es im „althergebrachten“ Deutsch bereits völlig passende Wörter gibt. Allgemein habe ich den starken Eindruck, daß die deutsche Sprache oder zumindest das Verständnis für ihre „korrekte“ Verwendung zunehmend degeneriert. (Aktuell sehe ich beispielweise, daß es immer mehr egal ist, welche Präposition wo passend wäre. Viele bedanken sich über etwas, obwohl das nur für etwas möglich ist.)
Tatsächlich verstehe ich die englischen Begriffe offensichtlich schlechter, denn ich verstehe nicht, warum „Schlagseite“, ein wunderbar bildhaftes Wort, „Bias“ in der Bedeutung, die Ulf beabsichtigt hatte, nicht ersetzen können sollte.
Interessant übrigens auch, daß Du „bias“ als ganz klares Substantiv klein schreibst. Das ist eine Bestätigung meiner Anmerkung, daß die Anglizismen uns Rechtschreibungs- und Grammatikprobleme (Beugungsfragen!) einbringen.
Wir haben im Deutschen viele Fremdwörter aus dem Lateinischen und dem Griechischen, klar. Auch das Hebräische steckt hinter mehr als mancher wahrhaben möchte, im süddeutschen Raum kommen - Napoleon sei Dank!? - vereinzelt noch „Franzosen“ vor und sicher gibt es noch viele weitere Beispiele. Sprache entwickelt sich, das ist völlig unvermeindbar, einverstanden. Aber nicht jede Entwicklung ist gut und muß kritiklos hingenommen oder gar noch absichtlich verstärkt werden. Das gilt schließlich nicht nur für die Sprache, auch die Gesellschaft, das Klima, die Militärtechnik usw. entwickeln sich. Da nimmt man das doch auch nicht einfach hin.
Ich sehe in Werbeanzeigen hierzulande inzwischen mehr englischen als deutschen Text. Da geht es schon länger nicht mehr um einzelne Wörter, sondern mittlerweile mindestens um den zentralen Satz (Den „Claim“?), oftmals um das gesamte Plakat. Neu eröffnete Geschäfte sind nur noch selten Läden, sondern nahezu immer Shops, Aus- und Schlußverkäufe drehen sich - Warum auch immer! - nur noch um Salz aus Italien, Abschluß-„s“ eines Wortes werden grundsätzlich per (Depperl-)Apostroph abgetrennt, auch wenn es Plural- und nicht Genitiv-„s“ sind, und so weiter und so fort. Ich kann da einfach keinen positiven Aspekt erkennen, denn es handelt sich meiner Ansicht nach eben nicht um eine Bereicherung oder Weiterentwicklung, sondern um eine Verarmung.
Ich halte es übrigens genauso für eine absolut nicht begrüßenswerte Entwicklung, daß die Dialekte aussterben, überall dieselben Ladenketten die Innenstädte dominieren, lokale Backwaren durch „Pinky Donuts“ oder solche mit „Vanilla Flavour“ ersetzt werden, eine Pinata (Wo gehört jetzt welches Sonderzeichen ergänzt?) zu jedem Kindergeburtstag im Lande gehört, aber kein Topfschlagen mehr, und es somit zunehmend egal ist, wo man aus dem Zug steigt: Überall derselbe Einheitsbrei.
Ich habe übrigens einen Freund, der sich als Ingenieur wunderbar in das Thema der weit überlegenen Präzision der deutschen Sprache hineinsteigern kann, z.B. wenn es darum geht, daß das Englisch für Unterlegscheiben egal welcher Art nur den „washer“ kennt, während ihm auf Deutsch eine extrem breite Auswahl von Fachbegriffen zur Verfügung steht …

Einen schönen Sonntag!

Peter

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Guten Morgen, Dave!

Auch wenn „level playing field“ zunehmend verständlich ist, verstehe ich noch immer nicht, warum es „gleiche Bedingungen“ nicht in noch größerem Maße sind und schon lange waren.

Ich finde es anstrengend, wenn ich Sätze lese, in denen kein Substantiv vorkommt. Ich weiß nicht, wo diese Tendenz ihren Ursprung hat (Vielleicht im Italienischen? Da genügt in der Regel auch die Beugungsform des Verbs und das Personalpronomen wird weggelassen.), aber sie setzt sich jedenfalls auch zunehmend durch.

Ich finde genau, daß sprachliche Qualität essentiell für einen guten Diskurs ist. Unpräzise oder unverständliche oder mißverständliche Ausdrucksweise erleichtert eine fundierte Debatte doch sicherlich nicht. Das Problem ist natürlich, daß des einen präzise Aussage des anderen mißverstandenes Mehr-oder-weniger-Gegenteil sein kann; das ist mir durchaus klar. Es ändert aber nichts daran, daß die überwiegende Mehrheit der Deutschsprachigen „gleiche Bedingungen“ mindestens so gut verstehen sollte wie „level playing field“.

Wo ist der Aussagegewinn durch „Style“ gegenüber „Stil“? Es werden noch nicht einmal Buchstaben oder Silben eingespart, was zugegebenermaßen häufig möglich ist, wenn man das knackige Beraterdeutsch (Sprich: Englisch) verwendet.

Wir haben keinen Fernseher, das mit der Tageschau ist damit nicht so relevant … (Und wir sind sogar noch viel rückwärtsgewandter: In unserer fünfköpfigen Kernfamilie mit zwei Jugendlichen und einem Kind am Ende der Grundschulkarriere hat auch niemand ein schlaues Telefon, wir müssen noch selbst denken.)

Einen schönen Sonntag!

Peter

Ich finde es unverständlich, Sprache auf dem Stand, den man selbst kennengelernt hat einfrieren zu wollen. Jedes Kind (wortwörtlich) weiß z. B., dass das „u“ vor „ß“ (im Gegensatz zu „ss“) nach heute gängigen und erlernten Regeln lang gesprochen wird. Da lese ich dich wie „muus“ und „Abschluus“.

Und warum nicht Mittelhochdeutsch? Warum ist das Deutsch der 70er und 80er (?) das „richtige“?

Bestimmt gab es während und kurz nach Napoleon einen riesigen Haufen Boomer, die sich über das ganze französisch aufgeregt haben, dass ihnen ihr schönes Deutsch zerstört hat.

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Gutes Beispiel. Das tut mir auch irgendwie weh, aber es schadet keinem. Schön an der Sprache ist doch auch, dass sie lebendig ist, sich entwickelt. Gestern war das total falsch, heute verwenden es schon viele so, morgen ist es normal, und übermorgen steht es so im Duden.
Mein Lieblingswort in dieser Hinsicht ist „nichtsdestotrotz“. Das war in meiner Jugend, wenn ich mich recht erinnere, eine Verhohnepipelung aus nichtsdestoweniger und trotzdem. Das hat man nur scherzhaft verwendet. Heute ist das völlig normal, (was ich schon daran sehe, dass es die automatische Vervollständigung beim Tippen vorschlägt).

Genauso wandern die englischen oder französischen Begriffe in die Sprache ein, meist begleitet von Protesten der Sprachschützer, aber letztendlich unaufhaltsam.

Ich muss ja sagen, ich habe dieses Sprachschützer-Gen auch in mir, aber ich habe gelernt, mich zu fragen „Was schadet es denn?“ Nach falsch oder richtig zu fragen, ist jedenfalls die falsche Fragestellung.

Und wenn die Antwort auf meine Frage ist: Es führt zu einer Verarmung der Sprache, wenn bekannte Begriffe wegfallen, ist die Entgegnung klar: Es führt eben auch zu einer Bereicherung, wenn neue Worte dazukommen, und die alten fallen ja nicht weg, nur weil einer sie nicht mehr verwendet.

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Den Google-Operator „url:“ gibt es nicht. Du meinst wahrscheinlich die Site-Suche und da sind es erheblich weniger Treffer:

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Diese Diskussion hat mich an einen wundervollen Beitrag des Sprachwissenschaftlers Stefan Hartmann erinnert. Er erklärt ganz ausgezeichnet, weshalb die Nutzung von Anglizismen oft angebracht ist und weshalb es keinen richtigen Sprachgebrauch gibt. Ein wirklich sehenswertes Video, auch wenn die objektiv-wissenschaftliche Perspektive natürlich nicht viel an dem persönllichen Empfinden ändert, Anglizismen seien unschön oder bestimmte grammatische Formen klängen falsch.

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Vermutlich weil es für Ulf und Philip einfach normal ist, diese Begriffe zu benutzen und sie es gewohnt sind.
Ja, bei bestimmten Dingen, wie geschlechter-gerechter Sprache macht es Sinn, sich hier umzustellen und die deutlich holperigere Sprache in Kauf zu nehmen. Aber bei Anglizismen? Nö…

Solange die Leute verstehen, was gemeint ist, sollen die beiden so reden wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Siehe mein letzter Beitrag… Soll ihnen ja auch Spaß machen…

Auf jeden Fall… Nur definiert das eben jeder anders. Für mich beinhaltet „Sprachliche Qualität“ eben auch, dass gängige Begriffe benutzt werden und man, auch was Sprache angeht, mit der Zeit geht.

Ich sehe die Nutzung von Anglizismen nicht „zum Schutz der deutschen Sprache“ kritisch. Die lebt in der Tat und wenn sich hier und da mal ein Begriff aus einer anderen Sprache „einschleicht“, stört mich das nicht.

Was mir aber auffällt ist, das Anglizismen oft genau dann genutzt werden, wenn der Sprecher oder Schreiber sich mehr oder weniger bewusst um eine präzise Ausdrucksweise drücken will. Denn im Englischen sind sehr viele Wörter weitaus weniger präzise als ihre deutschen Pendants (ups, ein französisches Wort) und da der Empfänger der Aussage oft die genaue Definition des englischen Begriffs im dort jeweils geltenden (eventuell sogar fachlichen) Sprachgebrauch nicht kennt, kann man mit Anglizismen einfach noch mehr „herumeiern“.

Ich empfehle daher, sich einmal selbstkritisch zu fragen, aus welcher Motivation heraus man diesen oder jenen Anglizismus verwendet.

Ich kenne übrigens das Level Playing Field als einen Begriff aus der angloamerikanischen Wettbewerbstheorie, der sicherlich vielen Hörern so nicht in seiner konkreten Bedeutung geläufig ist (auch wenn, nach meinem Verständnis, Ulf ihn schon korrekt verwendet hat).

Hallo Peter,

auch wenn ich im Grundsatz nicht Ihrer Meinung bin (weniger/keine Anglizismen = besser), möchte ich auf einige der Punkte eingehen:

Danke für den Aspekt mit den Grammatik- und Rechtschreibfragen. Der ist mir zwar schon aufgefallen, aber ich habe das nie wirklich durchdacht. Mein Ansatz wäre hier aber eher neue Regeln aufzustellen (wenn es die nicht schon gibt?!), als die Anglizismen einfach zu „verbieten“. Eigentlich wäre es ja richtig von einem „Bias“ zu sprechen, da andere, eindeutig aus dem Englischen übernommene, Substantive ja auch einfach groß geschrieben werden (Computer, Handy, …).
Kurzer Exkurs (man erlaube mir folgende, eventuell etwas zu freche, Spitze: Finden Sie dieses Wort hier angebracht? Falls ja, warum sollte ich hier nicht „Abschweifung“ nutzen?): Die beiden genannten Wörter finde ich SEHR viel angenehmer zu verwenden als „Rechner“ oder „Mobiltelefon“, ganz davon abgesehen, dass sie - zumindest im Fall des Computers - präziser sind.

Die Schlagseite ist sicherlich ein wunderschönes bildhaftes Wort, an dieser Stelle ist doch aber die Nutzung aus einem korinthenkackerischen (übrigens auch ein wundervolles Wort, für das es - zumindest meiner Meinung nach - kein annähernd so schönes englisches Wort gibt!) Grund falsch: Das ist ein Wort, das sich nur auf ein Schiff beziehen kann. Ein Argument kann per Definition (zumindest nicht ohne eine Änderung der Sprache(!)) keine Schlagseite haben. Dazu kommt, dass zumindest mir sich nicht erschließt wie ein vollständiger Satz, in der Bias durch Schlagseite ersetzt wird, dann aussieht und ob sich der dann besser anhört…

Ich stimme Ihnen auch sehr zu, dass nicht jede Veränderung kritiklos hingenommen werden muss. Dann doch aber bitte mit Argumenten für den Einzelfall. Bitte entschuldige, wenn ich dich falsch verstanden habe, aber dein Argument ist doch Anglizismen grundsätzlich zu vermeiden, oder?
Hierzu zwei Beispiele:
„Am Ende des Tages“ finde ich schrecklich und ich wehre mich aktiv gegen die Verwendung. Der Grund? Ich finde es länger, komplizierter und habe es am Anfang schlechter verstanden (um welchen Tag geht es denn?) als „Im Endeffekt“ oder „Letztendlich“. Ich werde diesen „Kampf“ aber eventuell verlieren und das ist auch okay (Entschuldigung: in Ordnung) so.
„Etwas macht Sinn“: Im Deutschen kann etwas nur Sinn ergeben, nicht machen. Die Erklärung die ich dafür gehört habe ist, dass „Sinn“ etwas abstraktes ist und deswegen nicht hergestellt werden kann. Ich kann mit dieser Erklärung nichts anfangen. Ich werde das also weiterhin benutzen und akzeptieren wenn ich es irgendwo lese.

Ihre Argumente bezüglich Werbung verstehe ich nicht. Ist bei Werbung nicht schon immer das „Gesamtpaket“ entscheidend?

Den nächsten beiden Sätzen mag ich zustimmen. Der selben Meinung sind wir beim Deppen-Apostroph. Das bringt mich zur Weißglut und hat auch meiner Meinung nach nichts mit Anglizismus sondern fehlender Beherrschung der Sprache zu tun. Ich stimme Ihnen also teilweise aus vollem Herzen und mit wehenden Fahnen (auch zwei wunderbare deutsche Wendungen!) zu, andererseits bestehe ich auf der von mir oben angesprochenen Einzelfallbetrachtung.

Dialekte sollten weiterleben, keine Frage. Auch sind Traditionen wichtig und erhaltenswert.

Zum Thema Piñata: Hier bin ich aus denselben Gründen - Respekt vor Tradition und Sprache - dafür, immer die korrekte Schreibweise zu verwenden. Man sollte sich die Mühe machen die korrekten Schriftzeichen zu verwenden. Heutzutage ist das immer und überall möglich, auch wenn es manchmal mit viel Aufwand verbunden ist. Erneut: Es ist eine Frage des Respekts (und der Intelligenz) das Wort richtig zu schreiben oder sich zumindest bewusst zu sein, wie die korrekte Schreibweise ist.
Für die Zukunft: ASCII Value 164 (Alt+164 = ñ). Geht in jedem guten Textprogramm / auf jeder guten Webseite (das ist übrigens auch ein sehr interessantes Wort wozu ich gerne Ihre Meinung hören würde).

Zum letzten Thema mit der „überlegenen Präzision der deutschen Sprache“. Das mag eventuell in Summe sogar stimmen, aber auch hier möchte ich darauf hinweisen, dass das immer davon abhängt welches Beispiel man sich raussucht. Das Gegenbeispiel das ich gerne anbringen möchte ist „heaven“ und „sky“. Im Deutschen haben wir nur den „Himmel“. Ich bin mir sicher, dass es für beide Seiten noch mannigfaltige (wunderschönes deutsches Wort) Beispiele gibt.

Als Fazit möchte ich feststellen: Es kommt darauf an.
Ich glaube am Ende steht, dass wir uns als Gesellschaft, wenn nicht gar nur in der eigenen „Bubble“ (die deutsche „Blase“ finde ich beispielsweise eine schreckliche Alternative, da sie nicht das gleiche ausdrückt (meiner Meinung nach)), einigen müssen, was wir gut finden. Wie bei allen Themen bevorzuge ich persönlich aber die konstruktive Diskussion dem pauschalen abkanzeln. Mir hat dieser Austausch Spaß gemacht (ist Spaß nicht auch was abstraktes?) und ich habe daraus Anregungen mitnehmen und meinen eigenen Standpunkt festigen können. Da ich weiß, dass ich selbst nicht perfekt bin, bin ich ausgesprochen froh über sämtliche Anmerkungen und Hinweise auf Fehler die ich begangen habe.

Viele Grüße
Merlin

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Danke für diesen Hinweis! Der Beitrag ist sehr erhellend, passt sehr gut zum Thema und beschäftigt sich umfassend mit einigen Hintergründen. Ich kann allen, die sich an der Diskussion hier beteiligen, nur ans Herz legen, sich das Video anzuschauen!

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glücklicher Weise ist Deutsch bei uns nur Amtssprache, nicht Landessprache…

Ich finde diese Diskussion hier wirklich unnütz bis hin zu fragwürdig. Das erinnert mich stark an Stammtischparolen wie „wir sind hier in Deutschland, da wird Deutsch gesprochen!!“

Ansonsten haben hier die meisten schon gute Einwände geliefert. Sprache verändert sich. Manche Dinge kommen aus bestimmten (Fach)Wissenschaften, in denen die englischsprachige Forschung teils den Ton angibt oder gegeben hat. etc. pp

Dieser Thread (!!) fällt für mich unter unnötige Zumüllung des Lagetalks.

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Gerade bei der deutschen Sprache ist es doch etwas albern auf die Reinheit der Sprache zu verweisen. Hochdeutsch ist nur ein Dialekt, die Grammatik variiert je nach Region doch recht stark.

Bias ist ein Fachbegriff und englisch nunmal die Wissenschaftssprache. Schlagseite ist eben nicht dasselbe wie Bias.

Hinzu kommt, dass historisch gesehen der Verweis auf die „richtige Sprache“ schon immer den Ballast klassistischer Abgrenzung inne hatte.

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