Hallo Peter,
auch wenn ich im Grundsatz nicht Ihrer Meinung bin (weniger/keine Anglizismen = besser), möchte ich auf einige der Punkte eingehen:
Danke für den Aspekt mit den Grammatik- und Rechtschreibfragen. Der ist mir zwar schon aufgefallen, aber ich habe das nie wirklich durchdacht. Mein Ansatz wäre hier aber eher neue Regeln aufzustellen (wenn es die nicht schon gibt?!), als die Anglizismen einfach zu „verbieten“. Eigentlich wäre es ja richtig von einem „Bias“ zu sprechen, da andere, eindeutig aus dem Englischen übernommene, Substantive ja auch einfach groß geschrieben werden (Computer, Handy, …).
Kurzer Exkurs (man erlaube mir folgende, eventuell etwas zu freche, Spitze: Finden Sie dieses Wort hier angebracht? Falls ja, warum sollte ich hier nicht „Abschweifung“ nutzen?): Die beiden genannten Wörter finde ich SEHR viel angenehmer zu verwenden als „Rechner“ oder „Mobiltelefon“, ganz davon abgesehen, dass sie - zumindest im Fall des Computers - präziser sind.
Die Schlagseite ist sicherlich ein wunderschönes bildhaftes Wort, an dieser Stelle ist doch aber die Nutzung aus einem korinthenkackerischen (übrigens auch ein wundervolles Wort, für das es - zumindest meiner Meinung nach - kein annähernd so schönes englisches Wort gibt!) Grund falsch: Das ist ein Wort, das sich nur auf ein Schiff beziehen kann. Ein Argument kann per Definition (zumindest nicht ohne eine Änderung der Sprache(!)) keine Schlagseite haben. Dazu kommt, dass zumindest mir sich nicht erschließt wie ein vollständiger Satz, in der Bias durch Schlagseite ersetzt wird, dann aussieht und ob sich der dann besser anhört…
Ich stimme Ihnen auch sehr zu, dass nicht jede Veränderung kritiklos hingenommen werden muss. Dann doch aber bitte mit Argumenten für den Einzelfall. Bitte entschuldige, wenn ich dich falsch verstanden habe, aber dein Argument ist doch Anglizismen grundsätzlich zu vermeiden, oder?
Hierzu zwei Beispiele:
„Am Ende des Tages“ finde ich schrecklich und ich wehre mich aktiv gegen die Verwendung. Der Grund? Ich finde es länger, komplizierter und habe es am Anfang schlechter verstanden (um welchen Tag geht es denn?) als „Im Endeffekt“ oder „Letztendlich“. Ich werde diesen „Kampf“ aber eventuell verlieren und das ist auch okay (Entschuldigung: in Ordnung) so.
„Etwas macht Sinn“: Im Deutschen kann etwas nur Sinn ergeben, nicht machen. Die Erklärung die ich dafür gehört habe ist, dass „Sinn“ etwas abstraktes ist und deswegen nicht hergestellt werden kann. Ich kann mit dieser Erklärung nichts anfangen. Ich werde das also weiterhin benutzen und akzeptieren wenn ich es irgendwo lese.
Ihre Argumente bezüglich Werbung verstehe ich nicht. Ist bei Werbung nicht schon immer das „Gesamtpaket“ entscheidend?
Den nächsten beiden Sätzen mag ich zustimmen. Der selben Meinung sind wir beim Deppen-Apostroph. Das bringt mich zur Weißglut und hat auch meiner Meinung nach nichts mit Anglizismus sondern fehlender Beherrschung der Sprache zu tun. Ich stimme Ihnen also teilweise aus vollem Herzen und mit wehenden Fahnen (auch zwei wunderbare deutsche Wendungen!) zu, andererseits bestehe ich auf der von mir oben angesprochenen Einzelfallbetrachtung.
Dialekte sollten weiterleben, keine Frage. Auch sind Traditionen wichtig und erhaltenswert.
Zum Thema Piñata: Hier bin ich aus denselben Gründen - Respekt vor Tradition und Sprache - dafür, immer die korrekte Schreibweise zu verwenden. Man sollte sich die Mühe machen die korrekten Schriftzeichen zu verwenden. Heutzutage ist das immer und überall möglich, auch wenn es manchmal mit viel Aufwand verbunden ist. Erneut: Es ist eine Frage des Respekts (und der Intelligenz) das Wort richtig zu schreiben oder sich zumindest bewusst zu sein, wie die korrekte Schreibweise ist.
Für die Zukunft: ASCII Value 164 (Alt+164 = ñ). Geht in jedem guten Textprogramm / auf jeder guten Webseite (das ist übrigens auch ein sehr interessantes Wort wozu ich gerne Ihre Meinung hören würde).
Zum letzten Thema mit der „überlegenen Präzision der deutschen Sprache“. Das mag eventuell in Summe sogar stimmen, aber auch hier möchte ich darauf hinweisen, dass das immer davon abhängt welches Beispiel man sich raussucht. Das Gegenbeispiel das ich gerne anbringen möchte ist „heaven“ und „sky“. Im Deutschen haben wir nur den „Himmel“. Ich bin mir sicher, dass es für beide Seiten noch mannigfaltige (wunderschönes deutsches Wort) Beispiele gibt.
Als Fazit möchte ich feststellen: Es kommt darauf an.
Ich glaube am Ende steht, dass wir uns als Gesellschaft, wenn nicht gar nur in der eigenen „Bubble“ (die deutsche „Blase“ finde ich beispielsweise eine schreckliche Alternative, da sie nicht das gleiche ausdrückt (meiner Meinung nach)), einigen müssen, was wir gut finden. Wie bei allen Themen bevorzuge ich persönlich aber die konstruktive Diskussion dem pauschalen abkanzeln. Mir hat dieser Austausch Spaß gemacht (ist Spaß nicht auch was abstraktes?) und ich habe daraus Anregungen mitnehmen und meinen eigenen Standpunkt festigen können. Da ich weiß, dass ich selbst nicht perfekt bin, bin ich ausgesprochen froh über sämtliche Anmerkungen und Hinweise auf Fehler die ich begangen habe.
Viele Grüße
Merlin