Anglizismen in der Lage

Es gibt das eine oder andere Forum, wo mit Nachdruck nur von „Faden“ gesprochen wird :wink: (mMn völlig befremdlich)

Zum eigentlichen Thema, ich denke ein veränderter Sprachgerbrauch stößt gerade in konservativen Kreisen eher auf Ablehnung, das mag nicht für jeden zutreffen, die Tendenz dazu sehe ich aber schon gegeben.
Sicherlich ist nicht jeder neue Begriff der aus einer anderen Sprache übernommene wird gut oder gleich passend gewählt, aber dafür hat der Sprachgebrauch selbst so eine starke Dynamik, dass die Korrekturen selbstständig passieren durch den Gebrauch bzw. Nicht-Gebrauch.
Zita Herklit:

Wer in Veränderungen Chancen sieht und der Vergangenheit nicht nachtrauert lebt im Hier und Jetzt und freut sich auf die Zukunft.

Das einzige Konstante ist die Veränderung und ich freue mich über neue Wortschöpfung, die so plausible und praktikabel ist, dass sie in meine Sprachgebrauch einfließt.
Zum eine macht es die eigene Sprache vielfältiger, es inspiriert und ist eine Art Gehirnjogging.
Gesprächspartner, die eine eher altbackene Sprachgebrauch haben (und meine damit explizit nicht, dass sie in irgendeiner Art und Weise ungebildet sind) finde ich eher eintönig.

Als Ausländerin die als Erwachsene Deutsch gelernt hat, ich kann hier nicht wirklich mitreden. Aber wenn ich ein Deutscher wäre, ich würde mir um diese Sprache keine Sorgen machen! Es gibt auch so viele Deutsche Wörter die man auf keiner anderen Sprache sagen kann:- )

Ich habe ein unglaublich interessantes Buch gelesen, mit dem Namen: " Schottenfreude. German Words for the Human Condition".

Aus dem Buch haben mir Wörter wie Erkenntnisspaziergang, Witzbeharrsamkeit und vor allem „Abgrundanziehung“ sehr gut gefallen! Die Englische Übersetzungen würden niemals so " powerful" klingen :- )

Die Amerikaner sagen ja auch " Schadenfreude" oder " Angst" usw. Obwohl es sich um dasselbe Gefühl handelt, „Angst“ klingt viel besser als " fear" um dieses schreckliche Gefühl zu beschreiben.

Ich glaube auf Deutsch klingen vor allem tragische Sachen genauso schlimm wie sie wirklich sind!
Hier ist ein Beispiel:

Ein Japanischer Freund von mir wurde von seinem Partner verlassen und er hat seine Trennungsgeschichte zu einer Freundin auf Japanisch erzählt. Am Ende mussten beide irgendwie über das Ganze lachen und er war erleichtert.

Am nächsten Tag hat er dieselbe Geschichte jemandem auf Deutsch erzählt und da ist er in Tränen ausgebrochen… Auf Deutsch kann man die Dinge so präzise beschreiben, daß man ( wenigstens als nicht- Muttersprachler ) keinen Weg mehr findet , sich das Ganze einigermaßen schön zu reden…
Ich finde das wirklich faszinierend und liebe diese Sprache, obwohl ich die niemals ohne Fehler können werde.

Ich füge auch ein Link hinzu von einem wunderbaren Video: Why Germans Can Say Things No One Else Can

Schottenfreude: German Words for the Human Condition: Schott, Ben: 9780399166709: Amazon.com: Books

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Sorry, oder auch duad ma load, aber den hier kann ich mir nicht verkneifen um der ganzen fragwürdigen Diskussion die Schärfe zu nehmen.

:joy:

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Grüß’ Sie, Merlin!

Ein sehr schöner Beitrag, danke dafür.

Ich möchte anmerken, daß ich nicht der Meinung bin, daß alle Anglizismen oder gar alle Fremdwörter von Haus aus „schlecht“ sind. Das ist eine deutliche Verkürzung meines Standpunkts. Das mit den „Fremdwörtern“ allgemein ist eh so eine Sache, nachdem Deutsch nicht die allererste Sprache auf dieser Erde war. Mein Standpunkt ist, daß man nicht permanent und penetrant versuchen sollte, Dinge, die sich problemlos auf Deutsch sagen lassen, durch Lehnwörter aus dem Englischen auszudrücken.

„Abschweifung“ finde ich tatsächlich schöner als „Exkurs“, trotzdem wäre ich ohne Ihre Anregung vermutlich nicht darauf gekommen, es zu verwenden. Es ist aber wieder ein Beispiel für ein wunderbar bildhaftes deutsches Wort, das dem lateinischen Fremdwort meiner Meinung nach an Schönheit weit überlegen ist.
Ein „Rechner“ ist für mich eindeutig ein „Heimcomputer“, mit einem „Taschenrechner“ würde ich ihn auf Anhieb nicht verwechseln und weitere Verwechslungsgefahr fällt mir momentan nicht ein. Der „Heimcomputer“ zeigt meiner Meinung nach viel mehr, daß der „Computer“ der unpräzise Begriff sein könnte, nämlich viellecht eher eine Gattungsbezeichnung. „Laptops“ und „Notebooks“ - Ich kenne weder eine deutsch Entsprechung noch den Unterschied zwischen beiden. - sind genauso „Computer“ wie Großrechner („Mainframes“), oder?

„Schlagseite“ stammt aus der Schiffahrt, kann aber nach meinem Sprachgefühl in übertragener Bedeutung durchaus wie von mir gemeint verwendet werden. So sieht das auch dict.cc und bietet es als eine der Übersetzungen von „bias“ an. Ulf hat dem Forum insgesamt einen „Bias“ unterstellt, nicht einem Argument innerhalb des Forums. (Diese Schlagseite zum Mosern dürfte meiner Erwartung nach übrigens nahezu jedes Diskussionsforum haben, weil es sich über Dinge, die alle gut finden, ja schlechter debattieren läßt.) Wenn Ulf „Schlagseite“ zu deutlich wäre, könnte er auch „Neigung“ verwenden oder andere mehr oder weniger synonyme Wörter.

Die Geschichte mit dem fabrizierten Sinn geht mir auch gehörig auf die Nerven. Ob das aus dem Englischen stammt oder zufällig von der Konstruktion her damit übereinstimmt, weiß ich nicht. Was ich aber weiß, das ist, daß ich diese Formulierung in meiner Umgebung nie bewußt wahrgenommen haben, bis Gerhard Schröder Bundeskanzler wurde. Er hat das intensiv genutzt und nach meinem Eindruck über Funk und Fernsehen und die Nachahmer aus dem deutschen Norden in den Süden ausgeweitet.

Ihre Frage zur Werbung verstehe nun leider ich nicht. Wenn jedenfalls „I IQOS because …“, dann frage ich mich, ob ich nicht lieber doch ein paar wenigstens irgendwie sinnvolle Anglizismen bevorzuge.
Ich weiß nicht, ob ich mich beim nächsten Bedarf noch an die Zahlenkombination für das „n“ mit, ja, was eigentlich, Tilde vielleicht? erinnere. Mal schauen, auf jeden Fall danke für den Hinweis. Allerdings bin ich - Siehe Rechtschreib- und Grammatikfragen! - nicht sicher, ob man das südamerikanische Kultobjekt im Deutschen spanisch schreiben muß oder soll?

Von welcher Art „Himmel“ die Rede ist, sollte man in einem deutschen Satz, der das Wort enthält in der Regel am Zusammenhang eindeutig erkennen können, meine ich. Der Beitrag von Lua verweist auf eine Stärke der deutschen Sprache, die ihrer Präzision sehr hilft: Ist das Wort nicht genau genug, hängt man einfach noch etwas dran oder stellt etwas voran. Ich selbst kenne mich mit verschiedenen Sorten von Unterlegscheiben ehrlich gesagt nicht aus, aber das war eben das Beispiel meines Freundes, um seiner Begeisterung für die Leistungsfähigkeit unserer Sprache Ausdruck zu verleihen.

Kennen Sie die „Biermösl Blosn“? Wahrscheinlich kennt selbst in Bayern nur noch eine Minderheit diese Bedeutung des Wortes „Blase“, sie ist in Deutschland aber sicher älter als die „(social) Bubble“.

Vielen Dank für die ausführliche Beschäftigung mit „meinem“ Thema und liebe Grüße

Peter

Hallo Hufschmied!

Ich habe schon an anderer Stelle die Frage nach dem Unterschied zwischen „Bias“ und „Schlagseite“ im Zusammenhang mit der Aussage von Ulf zum Lage-Forum gestellt und keine Antwort bekommen. Hier heißt es wieder nur, beide Begriffe seien nicht dasselbe, eine Erklärung für diese Behauptung sehe ich nicht. Ich behaupte übrigens auch gar nicht, daß sie dasselbe sind. Vielmehr sage ich, daß „Schlagseite“ eine Möglichkeit gewesen wäre, dieselbe Aussage ohne Verwendung des Anglizismus „Bias“ zu treffen. Findet man „Schlagseite“ zu stark, kann man das schwächere „Neigung“ verwenden. In anderem Zusammenhang müßte man „Bias“ wohl mit „Befangenheit“ oder anderem übersetzen. Daß „Bias“ weitere Bedeutungen haben kann, heißt aber doch nicht, daß an dieser konkreten Stelle „Schlagseite“ falsch ist.

Ich habe meiner Erinnerung auch nicht von richtiger oder falscher Sprache geschrieben, sondern davon, daß MIR Anglizismen im Grundsatz nicht gefallen. (Jeder mit juristischer Grundbildung weiß, daß „grundsätzlich“ bedeutet, daß es Ausnahmen gibt, den anderen teile ich es hiermit mit.)

Gruß

Peter

Servus, AlexS!

„Altbackener Sprachgebrauch“ ist „eintönig“. Das finde ich nun eine interessante Aussage. Erich Kästner eintönig und Thomas Mann auch. Wie schaut’s mit Thomas Bernhard aus, der etwa auch? Oder ist er noch modern genug?

Vielen Dank übrigens für das „mMn“, da würde vielleicht sogar meine Mutter noch draufkommen, während Daves „imo“ sie ratlos zurücklassen würde.

Gruß

Peter

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Hallo TRq!

Da scheint mich jemand verstehen zu wollen, danke. Viele andere stempeln mich ja einfach als Fundamentalisten ab und damit hat es sich.

Ulf hat auch nach meinem Verständnis keinen Bedeutungsfehler beim ebenen Spielfeld gemacht, aber er hat dafür gesorgt, daß z.B. meine Mutter, die nichs wirtschaftswissenschaftliches und außerdem wohl zu früh studiert hat, erst einmal „ausgestiegen“ ist. Und genau da wird es schade! Warum erst „Level Playing Field“ sagen und es dann erklären, wenn man auch direkt „gleiche Bedingungen“ sagen könnte, dabei keinen Bedeutungsverlust hätte und nichts mehr erklären müßte?

Gruß

Peter

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Bleibt die Frage inwiefern dein normativer Fixpunkt sprachlicher Ästhetik eine relevante Kritik darstellt?
Schließlich dient das Forum doch der Kritik, Erörterung und Diskussion allgemeiner relevanter Themen. Über eine Frage des Geschmacks lässt sich wohl nicht streiten.

ich gehöre leider nicht zur elustren Runde jener Menschen mit juristischer Grundausbildung sondern bin nur einer dieser Sowischwätzer :wink:

Was ich jedoch etwas traurig finde an der Debatte hier. Man kann ja noch so viel auch gewisse Sprachmuster pochen. Der Zug ist allerdings längst abgefahren, wenn es diesen überhaupt je gab. Denn egal ob man sich Speicherstäbchen Klapprechner Bubble aufrecht erhält oder nicht. Die Wissenschaftssprache ist englisch, interkulturelle Phänome haben englische Bezeichnungen und die ganze online Kultur läuft über kürzel, Anglizismen etc. sich dem zu verweigern fördert nur die Ignoranz gegenüber neuen Plattformen und Diskussionen. Gerade Entwicklungen, wie Incels, Gamergate oder Gamstop hodlgang haben doch gezeigt, wie wenig auch nur ein basales Verständnis von Onlinekulturen vorherrscht. Das wäre allerdings bitter notwendig um die Gefahren dieser Strukturen zu erkennen und zu kritisieren.
Zu mal sich die Veränderung der Sprache sich eh nicht aufhalten lässt.

Solange du alles übersetzt wirst du niemals die Essenz von cornern verstehen. In diesem Sinne schluss mit viese matende.

Achso der Begriff für Bias ist systematische Verzerrung, mit einer Schlagseite kannste höchsten untergehen.^^ Ändert nichts daran, dass es wichtig wäre den Begriff Bias zu kennen.

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Mir wird bestimmt vorgeworfen das Thema zu verfehlen, aber ich will es mal (ohoh) ansprechen. Meine Erfahrung: Menschen benutzen oft den Vorwand von Grammatik und „korrekter“ Sprache um Anderen - nämlich denjenigen, die sich nicht so eloquent (hoho) ausdrücken können, nicht zuhören zu müssen und deren Argumente zu ignorieren. Oft sind es aber gerade diese Menschen, die marginalisiert sind (Migranten, Angehörige niederer Bildungsschichten, Minderheiten usw.) und denen man insbesondere sorgfältig zuhören muss, wenn sie von ihren Erlebnissen erzählen. Auch wenn das dann nicht perfekt „deutsch“ ist, was auch immer das heißen mag.

Ich persönlich lege auf Sprachenreinheit wenig Wert. Ich kann aber auch fließend Englisch. Hauptsache wir alle verstehen, was gemeint ist. Und das ist bei einer einfachen Sprache oft leichter.

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Guten Morgen, Hufschmied!

Ich verstehe nicht, warum mir hier - Nicht nur von Dir! - ein Fanatismus unterstellt wird, den ich so (hoffentlich) nie geäußert habe. Was für einen „normativen Fixpunkt“ setze ich denn? Außerdem ist das Thema Sprache doch allgemein relevant und der Umgang mit ihr geradezu eine gesellschaftspolitische Kernfrage. Fach- oder Klientelsprache sind perfekt geeignet, um Diskussionen zu lenken, indem man nicht Eingeweihte einfach „abprallen“ läßt. Jugendsprache ist vermutlich gerade dazu da, eine Abgrenzung von der Erwachsenenwelt herzustellen.

Ich habe den Bedeutungsunterschied an der konkreten Stelle immer noch nicht verstanden …

Einen schönen Tag!

Peter

Grüß’ Dich, Lua!

Danke für Deinen Beitrag, insbesondere den Verweis auf das Video. „Ruinenlust“ ist mir im Leben zuvor allerdings noch nicht untergekommen …

Einen schönen Abend!

Peter

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Hallo, Julie!

Ich schreibe es auch hier noch einmal: Ich verlange von keinem, so zu sprechen, wie es tue oder gerne hätte. Ich behaupte auch nicht, daß ich wüßte, was perfektes Deutsch ist. Ich fordere von keinem frisch angekommenen „Ausländer“, Deutsch zu beherrschen. Ich bestehe auch nicht auf einer wie auch immer gearteten „Sprachreinheit“, die es m.E. schon deshalb nicht geben kann, weil Deutsch wie schon an anderer Stelle geschrieben eben nicht die erste aller Sprachen war.

Trotzdem stört es mich, wenn z.B. am Ende eines grundsätzlich auf Deutsch formulierten Satzes ein passend betontes „…, really?“ oder „…, seriously?“ kommt. Da tun es „…, wirklich?“ oder „…, ernsthaft?“ auch. Immerhin gibt es aber angesichts des eingesetzten Tonfalls selbst bei des Englischen nicht so mächtigen Zuhörern kein Verständnisproblem. Es stört mich auch, wenn man „a.k.a.“ sagt, dann noch erklärt, daß das „also known as“ heißt und damit einräumt, daß es wohl nicht allgemeinverständlich ist, aber damit am Ende angekommen ist und nicht einmal mehr zusätzlich auch noch sagt, daß das wiederum „auch bekannt als“ oder „alias“ heißt.
Weiter finde ich es gerade im Bereich der Wirtschaft, wo ja das schöne „level playing field“ bespielt wird, sehr anstrengend, daß anscheinend alles kompetenter wirkt, wenn man es in Beraterdeutsch ausdrückt. Kein Projekt eines deutschen Großunternehmens scheint mehr planmäßig zu verlaufen. Ist das tragisch? Nein, denn Hauptsache sie sind „in budget“ und „in time“. Niemand erledigt mehr seine Aufgaben. Auch kein Problem, die „ToDos/ToDo’s/To Dos/ To Do’s/ todos/todo’s“ (Oder doch die „Tasks“?) werden ja bearbeitet. Schaffen wir das termingerecht? Na, wir werden die „Deadline“ schon halten! Letzteres tut mir ganz besonders weh, denn glücklicherweise stirbt in aller Regel niemand, wenn irgendwelche Abgabetermine für eine Präsentation nicht eingehalten werden.

Einen schönen Abend!

Peter

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Guten Abend, PrinzParadox!

Inzwischen habe ich es geschafft, mir den Herrn Hartmann zu Gemüte zu führen. Ein sehr eloquenter Redner, da ist ihm mein Bewunderung sicher, das könnte ich gerne auch! Und ein halber Italiener ist er auch noch: Bindet man ihm die Hände hinter dem Rücken zusammen, verstummt er wahrscheinlich. :wink: (Italienisch ist für mich übrigens die schönste Sprache, die ich kenne, und Italien mein bevorzugtes Urlaubsland. Ich habe also nicht die Absicht, die Italiener oder Herrn Hartmann zu beleidigen.)

Zustimmen mag ich ihm trotzdem nicht vorbehaltlos, insbesondere was seine Begeisterung für Anglizismen angeht. Da ist das „Homeschooling“ ein schönes Beispiel. Das ist ein neues Wort für ein in Deutschland neues Phänomen. Neue Phänomene benötigen neue Wörter, so viel ist klar. Aber wir Deutschen haben eben die starke Neigung (Vielleicht sogar einen „Bias“?), ganz überwiegend englische Wörter zu verwenden, wenn wir neue deutsche Wörter einführen. Das finde ich angesichts der Schöpfungskraft, die der deutschen Sprache innewohnt (siehe Luas Beitrag), schon einmal schade. Herr Hartmann findet es nun positiv, daß die aus dem Englischen übernommenen Wörter im Deutschen zumindest teilweise eine andere Bedeutung annehmen als diejenige, die sie im Englischen haben. Ich dagegen finde das negativ, weil es dazu führt, daß man gerne Fehler macht, wenn man an einer tatsächlich von Haus aus englischen Kommunikation beteiligt ist. Wie viele Deutsche haben sich international wohl mit ihrem „Handy“ blamiert? Beim „Homeschooling“ ist es nun so, daß ich es aus den Vereinigten Staaten von Amerika kenne. Dort wird es meinem Eindruck nach überwiegend aus ideologischen Gründen gewählt, weil man seine Kinder z.B. nicht der Evolutionstheorie aussetzen möchte. Unser deutsches „Homeschooling“ erlaubt einem das gar nicht, denn man schert gerade nicht aus dem regulären Lehrplan aus. Es ist hierzulande auch nicht so, daß ein Lehrer in den Privathaushalt kommt, während beim amerikanischen Homeschooling meist die Eltern, in jedem Fall aber physisch anwesende Lehrer den Unterricht daheim übernehmen. Vielleicht, um nicht in diese Mißdeutungsfalle zu tappen, verwendet das bayerische Kultusministerium zumindest überwiegend den Begriff „Distanzunterricht“. Das finde ich inhaltlich wesentlich überzeugender und für die Freunde der Fremdwörter ist sogar „Distanz“ dabei.
Zum Thema „Homeschooling“ in der US-amerikanischen Spielart noch ein kleiner Lesehinweis: „Educated“ von Tara Westover.

Einen schönen Abend!

Peter

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Wieso Fanatismus ? Du meintest, dass es dir nur darum geht dass dir Anglizismen nicht gefallen, ergo eine Frage deines subjektiven Geschmacks. Das kannste ja äußern, nur wenn die beiden Podcaster einen anderen Geschmack haben hat sich das erledigt.

Klar kann Sprache so benutzen und genauso wird Hochdeutsch auch als Sprache benutzt. Nochmals das Argument des Ausschlusses, war nicht dein Argument du hast explizit darauf verwiesen, dass dir Anglizismen nicht gefallen. Ich habe die allgemeine Relevanz spezifischer Sprache nicht negiert.
Zu mal ich es sehr gewagt finde zu behaupten, dass gerade Anglizismen eine besonders hohe schwelle darstellen, denn egal ob Bias oder Verzerrung erklären muss man den Begriff so oder so. Zu mal, wenn der ganze Podcast auf Deutsch ist wird es mit dem Fremdsprachen Argument doch etwas schwierig.

Es ist doch sprachwissenschaftlich trivial, dass sich Bedeutungen durch Synonyme und Übersetzungen verändern. Das zeigt auch dein Synonym Bingo oben.
Zu mal es notwendig ist gewisse Begriffe zu kennen, um Debatten verfolgen zu können. Niemand negiert dass man den Begriff auf Deutsch erklären kann bzw in der Erklärung übersetzen kann.
Die Frage der Sprachwahl hängt davon ab welches Publikum du erreichen willst. Aber unabhängig davon ist es in der Wissenschaftskommunikation doch gerade wichtig die entsprechenden Fachbegriffe zu verwenden und diese zu erläutern, damit die Leute danach auch entsprechend an fachlichen Diskussionen bis zu einem gewissen Grad teilhaben können. Es bringt doch wenig den Begriff Schlagseite zu verwenden, dann einen wissenschaftlichen Vortrag zu hören und irritiert zu sein, dass die ganze Zeit Bias gesagt wird.

ich will dich nicht absichtlich missverstehen, aber ich hoffe du wolltest nicht die online Sprachbilder mit der Jugendsprache gleichsetzen.

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Die NPD hat einmal im sächsischen Landtag versucht, Anglizismen zu unterbinden. Ich habe dieser großartigen Erwiderung, welche von einer Sprachwissenschaftlerin geschrieben wurde, nichts hinzuzufügen: Redebeitrag von Miro Jennerjahn NPD-Antrag.rm - YouTube

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Großartiges Video, danke Matti!

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Grüß’ Dich, Dave!

Ulf und Philip sind es vermutlich gewohnt, „diese Begriffe“ zu nutzen, schreibst Du. Nun, zum einen ist es Philip deutlich weniger als Ulf; man erkennt nicht nur beim Thema Geschlechtergerechtigkeit deutliche sprachliche Unterschiede zwischen den beiden. Zum anderen müssen sie sich irgendwann daran gewöhnt haben. In ihrer Kindheit und Jugend haben sie sich aber sicher an keinen der drei Anglizismen gewöhnt, die in meinem Ausgangsbeitrag stehen, da gab es die nämlich – Ich bin mir zumindest recht sicher! - noch nicht. Es gab aber schon Wörter im Deutschen, die – wiederum meiner Ansicht nach – dasselbe ausdrücken können. Somit muß eine Umgewöhnung stattgefunden haben. Und hier liegt eben des Pudels Kern! Warum legt man die vorhandenen Wörter ab und sucht dafür neue und das nahezu ausnahmslos im (amerikanischen) Englischen?

Das mit den „Fachbegriffen“ ist auch so ein Thema. Gab es für „Bias“ und „Level Playing Field“ tatsächlich keinen Begriff, bevor diese beiden aus den USA eingewandert sind? Hat die deutschsprachige Wissenschaft die Problematiken wirklich erst erkannt, nachdem Amerikaner sie darauf gestoßen haben? Oder wurden auch hier vorhandene Begriffe ersetzt? Wenn die Themen neu sind, wie wird dann entschieden, welchen Teil der Literatur man übersetzt und welchen nicht? Auch z.B. das Bruttoinlandsprodukt ist ein aus dem angelsächsischen Sprachraum stammendes Konzept, trotzdem spricht man hierzulande (noch) nicht vom „Gross Domestic Product“.

Ich kann mich nicht erinnern, die geschlechtergerechte Sprache gelobt zu haben. Vielmehr bin ich bereits aus einem Verein ausgetreten, als er angefangen hat, für meinen Geschmack zu penetrant auf diesen „holperigen“ Formulierungen zu bestehen.

Andererseits kaufe ich auch ganz bewußt keine Produkte der Netto-Eigenmarke „Santa Claus is Coming to Town“. Das mögen viele kleinkariert bis idiotisch finden, ich halte es für konsequent. (Ich habe Netto selbstverständlich auch gebeten, sich diese Namenswahl nochmals zu überlegen, und darauf eine ähnliche Reaktion wie von manchem hier erhalten. Überspitzt formuliert: „Was will der rückständige Nationalist eigentlich?“)

Beide Beispiele reißen ein weiteres Feld an: Würde sich irgendjemand gestört gefühlt haben, wenn statt „a.k.a.“ (und der nachfolgenden ausgeschriebenen Variante) „alias“ gesagt worden wäre? Ich glaube, es hätte keiner gemerkt. Von „a.k.a.“ habe nachweislich mindestens ich mich schon gestört gefühlt. Dieses Störgefühl kann man natürlich für hirnverbrannt halten, trotzdem ist es aber vorhanden. (Ja, ich weiß, daß „alias“ ein Fremdwort ist, es ist aber eben kein moderner Anglizismus, was für mich einen signifikanten Unterschied ausmacht.)

Ich versuche auch hier, nochmals klarzumachen, daß ich keinen bestimmten Sprachstand einfrieren möchte. Ich möchte allerdings (unter anderem) weder, daß immer mehr vorhandene Wörter dem Vergessen anheimfallen, weil ihr englisches Gegenstück als irgendwie „knackiger“ oder was auch immer empfunden wird, noch, daß alle neuen Phänomene „zwangsweise“ eine englische Bezeichnung bekommen.

Man nehme zum Beispiel folgenden Fall: Ein gewisser Gary Fisher erfindet in den USA das Mountainbike. Wir hier übernehmen nicht nur die Idee, sondern auch gleich den Begriff. Macht das die ganze restliche Welt auch so? Nein, ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Nachbarland erkennt, daß man diese stabilen Räder nicht nur am Berg, sondern viel breiter einsetzen kann: Ein Fahrrad für alle Geländetypen! Bis heute sprechen die – zugegebenermaßen nicht wahnsinnig zahlreichen – Franzosen, die ich kenne, vom „vélo tout terrain“ oder „VTT“. Inzwischen hat Frankreich sogar das „Loi Toubon“ zum Schutz der französischen Sprache in der Öffentlich eingeführt. Und tatsächlich haben sich viele der zwangsverordneten Übersetzungen im ganz normalen Sprachgebrauch eingebürgert. Vermutlich ein Symptom des traditionell engstirnigen Lebensstils dort, während wir Deutschen viel weltoffener und toleranter daherkommen. Aber jedenfalls gibt es Alternativen dazu, alles Neue mit englischen Begriffen zu versehen bzw. diese einfach zu übernehmen.

Ich war auch einmal jung und damals war es gerade so, daß das Wort „lässig“ durch „cool“ ersetzt wurde und die regionalen Abschiedsgrüße, insbesondere „Pfiadi“/„Pfiad Eana“/„Pfiagod“ (Ja, Bayerisch kann man nicht „vernünftig“ schreiben.), durch „Tschüß“. Da habe ich damals mitgemacht und mich vermutlich für „cool“ und „up to date“ gehalten. Inzwischen habe ich mich aus meiner Sicht eines Besseren, aus Deiner möglicherweise eines Schlechteren besonnen: Ich habe erkannt, daß „lässig“ mindestens so schön und aussagekräftig wie „cool“ ist und versucht, meine Wortwahl bewußt wieder umzustellen. Außerdem habe ich festgestellt, daß ein seelenloses „Tschüß“ nicht einmal ansatzweise gegen die guten Wünsche eines „Behüte Dich/Sie (Gott)“ ankommen kann. (Meiner Meinung nach kann nicht einmal ein eingefleischter Atheist die gute Absicht dahinter verkennen.)

Also pfiadi und ein schönes Wochenende!

Peter

Guten Morgen zusammen!

Das ist unterhalsam, ja. Ob es für die hier statfindende Diskussion treffend ist, kann man zumindest über weite Strecken bezweifeln. Ich kenne den Antrag nicht, dem hier entgegnet wird, daher hier meine Gedanken zur Rede im Zusammenhang mit meiner Einstellung:
Es geht ja damit los, daß die Rede von Lehnwörtern wie „Fenster“ ist. Das hat nun für mich mit modernen Anglizismen fast nichts zu tun und der Vergleich dient nur dazu, eine mißliebige Position lächerlich zu machen. Warum sehe ich das so (, ohne viel Ahnung von Linguistik zu haben)?
Nun, „Lehnwörter“ sind eben keine „Fremdwörter“ im engeren Sinne. Das „Fenster“ wird eine Laie nur mit der Lupe und Kenntnissen einer romanischen Sprache als ein Wort mit fremdsprachlicher Wurzel erkennen. Es ist in Schreibweise, Aussprache und Grammatik im Deutschen in keiner Weise auffällig, sondern „perfekt integriert“. Die modernen Anglizismen neigen dagegen immer mehr dazu, nicht einmal mehr „Fremdwörter“, sondern sogar „fremdsprachliche Wörter“ zu sein. Ein „a.k.a.“ ist im schriftlichen Sprachgebrauch noch nicht augenfällig fremd, wenn man es aber mit den deuschen Buchstaben liest und noch nicht kennt, wird man die ausgeschriebene Form nicht „erraten“ können, weil eben keine deutschen Wörter abgekürzt werden. Gesprochen ist es ein eindeutig erkennbarer „Fremdkörper“. Bei „…, really?“ und „…, seriously?“ ist schon die Schreibweise eindeutig „undeutsch“, aber immerhin gibt es noch keine grammatikalischen Probleme, weil da nichts gebeugt werden muß.
Weiter geht es damit, daß es früher andere Sprachen gab, die auf heute deutschem Boden oder von Angehörigen der Vorgängervölker der heutigen Deutsch-Muttersprachler gesprochen wurden. Auch das ist aus meiner Sicht kein passendes Argument. Selbstverständlich kann man heute keine jahrhundertealten Sprachentwicklungen mehr umkehren. Man kann aber aktuelle Neigungen hinterfragen und versuchen, bewußt gegenzusteuern, wenn man sich (Siehe unsere französischen Nachbarn!) als Gesellschaft oder Individuum dafür entscheidet.
Der Redner erwähnt hier am Rande, daß er verpflichtenden Englischunterricht im Kindergarten fordert. Das mag in Sachsen mit seinem geringen Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund eine sinnvolle Forderung sein, in den von meinen Kindern besuchten Kindergärten war es wesentlich dringender notwendig, die deutsche Sprache bei allen zu etablieren.
Im Anschluß wird die Ablehnung von Anglizismen mindestens in die Nähe von Brandanschlägen gerückt. Das ist nun wirklich ein starkes Stück und hat mit einer auf das eigentliche Thema bezogenen Diskussion sicherlich nichts zu tun. (Abschweifung (MrMoelZ, ich habe gelernt!): Ich war nach dem Anschlag von Hanau auf der Mahnwache, die in meiner Heimatstadt dazu stattgefunden hat, und bin trotzdem im Grundsatz gegen die modernen Anglizismen. Bei dieser Mahnwache gab es neben einer Schweigeminute mehr oder weniger gelungene Ansprachen mehrerer Politiker und einen Beitrag eines Repräsentanten der muslimischen Gemeinde. Dieser Mann hat seinen - durchaus längeren - Vortrag komplett auf Türkisch gehalten, es gab keine Simultanübersetzung und auch keine (auch nur ansatzweise vollständige) nachfolgende. Diese Erfahrung, mich solidarisch mit etwas erklären zu müssen, das ich überhaupt nicht verstehen kann, hält mich beim nächsten entsprechenden Anlaß möglicherweise davon ab, mich sichtbar solidarisch zu zeigen. Interessante Frage am Rande: Hätte ich aus der Menge herausplärren und den Vortragenden unterbrechen müssen? Oder hätte ich mich (mit meiner Familie) aus der Menge herausdrängen und (demonstrativ) gehen sollen?)
Der nächste Punkt ist der „ordinateur“ mit dem sich die Franzosen keinen Gefallen getan haben, weil keiner sie versteht. Nun, tatsächlich verstehen sich die Franzosen untereinander perfekt, wenn sie „ordinateur“ sagen, was die mir bekannten Franzosen auch tatsächlich tun. Wenn sie Englisch sprechen, sagen sie selbstverständlich nicht mehr „ordinateur“. Wenn man in der Landessprache so reden soll, daß man international verstanden wird, dann muß eine einheitliche Weltsprache eingeführt werden, das ist aber überhaupt nicht mein Thema. Was soll dieses Argument also?
Es folgen Germanismen im Englischen. Da gibt es wunderbare Beispiele, erst diese Woche bin ich wieder einmal auf „to schlepp“ und zum ersten Mal auf das geradezu wunderschöne „inselbergs“ gestoßen. Und was hat das nun mit Anglizismen im Deutschen zu tun? Diese als aus dem modernen Deutsch entnommenen Fremdwörter im Englischen existieren, machen aber einen minimalen Anteil des Wortschafzes aus, der vermutlich bezogen auf den Gesamtwortschatz sogar laufend zurückgeht. (Ich kann das ansatzweise beurteilen, weil ic h seit Jahrzehnten überwiegend englischsprachige Bücher lese und dort ganz automatisch über Germanismen „stolpere“.) Im Deutschen ist der Anteil der Anglizismen aber wohl unstreitig im Steigflug und es erfolgt oftmals (nahezu) keinerlei Anpassung an deutsche Schreib- und Ausspracheregeln.

Insgesamt also eine vielleicht auf den NPD-Antrag mehr oder weniger passende Entgegnung, die in Bezug auf meine Position nur dazu dient, mich in eine rechte Ecke zu drängen und lächerlich zu machen. Für mich ist das gerade nicht der übliche Stil der „Lage“, sonst würde ich sie nicht hören und erst recht nicht bezahlen.

Ein schönes Wochenende!

Peter

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Guten Morgen, Hufschmied!

Wiese „Fanatismus“? Weil Du mir einen „normativen Fixpunkt sprachlicher Ästhetik“ konstatierst. Das hört sich für mich als Nicht-Sozialwissenschaftler danach an, als würde ich mir anmaßen, allgemeingültig zu wissen und am besten auch noch bestimmen zu dürfen, was „schönes“ Deutsch ist. Das ist aber nicht so, Was ich aber weiß, das ist, was mir beim Lesen bzw. Hören deutschsprachiger Texte negativ auffällt. Und ich meine damit nicht stilistische Feinheiten, nach denen ich mit der Lupe suche, sondern Formulierungen oder einzelne Wörter, die mich aus dem Sprachfluß reißen.
Ich möchte nochmals betonen, daß ich diesen Diskussionsast nicht aufgemacht habe, sondern ein Moderator meinen Beitrag verschoben und als neuen Ast aufgepfropft hat. Erst damit ist es dazu gekommen, daß ich meinen Standpunkt nicht nur geäußert habe, sondern zu erläutern bzw. verteidigen versuche. Meine ursprüngliche Absicht war, darauf aufmerksam zu machen, daß man sich Gedanken darüber machen kann, ob man sich in Hinsicht auf Anglizismen aus Rücksicht auf ein vorhandenes Störgefühl mindestens eines Hörers zukünftiger bewußter verhalten möchte. (Ulf verwendet ja auch die geschlechtergerechte Sprache aus Rücksicht darauf, daß das generische Maskulinum als alle einschließende Pluralform von einem Teil der Bevölkerung als störend empfunden wird. Das mag als gesellschaftspolitisch wesentliche relevantere Frage angesehen werden, mindestens in Frankreich findet man jedoch offensichtlich die Frage nach dem Umgang mit der Sprache im Land durchaus auch gessamtgesellschaftlich relevant.)

Die nächsten beiden Sätze verstehe ich nicht ganz. Ich habe jedenfalls bisher keine vollständige Abhandlung der verschiedenen Gründe dafür, daß ich Anglizismen grundsätzlich nicht mag, geschrieben. Das ist auch schwer, insbesondere, wenn man „unter Beschuß“ gerät und, was ich mir leider selbst oft diagnostizieren muß, die Neigung hat, sich zu verzetteln. Jedenfalls ist es nicht so, daß ich jeden Anglizismus ablehne, sondern vor allem unverändert übernommene und deren zahlenmäßig von mir empfundene Inflation.

Habe ich bestritten, daß „sich Bedeutungen durch Synonyme und Übersetzungen verändern“? Ich kann mich daran nicht erinnern. Ich habe sicherlich darauf hingewiesen, daß ich es für unverständlich und problematisch halte, wenn englische Wörter im Deutschen optisch und in der Aussprache, von der Bedeutung her aber deutlich abweichend verwendet werden.
„Mein Synonym Bingo oben“? Ich kann Dir leider wieder nicht folgen.
Ja, es gibt Fachausdrücke, die zu kennen recht hilfreich ist. Trotzdem muß man einen englischen Fachbegriff nicht direkt ins Deutsche einbauen, um unter Deutschen diskutieren zu können. Sobald man international diskutiert, benötigt man entweder eine Sprache, die alle Beteiligten (weitgehend) beherrschen oder hervorragende Simultandolmetscher. Wenn man sich auf Englisch als „lingua franca“ einigen möchte, wie es derzeit üblich ist, helfen einem die im Gespräch insgesamt ja doch nur vereinzelt auftauchenden Fachbegriffe, die im Deutschen direkt übernommen wurden, vermutlich auch nicht sehr viel weiter.
Ich glaube nicht, daß Ulf bei seiner Bemerkung zum Forum die Qualifikation seiner Zuhörer zur Teilnahme an wissenschaftlichen Diskussionen im Hinterkopf hatte. :wink: Wie auch immer, mir stellt sich eben die Frage, ob die deutschsprachige Wissenschaft das Phänomen „Bias“ erst kennt, seit sie diesen Begriff eingebürgert hat, oder ob sie mit ihm einen vorher bereits etablierten ersetzt hat. Wäre ersteres der Fall, wäre ich von der deutschen Wissenschaft enttäuscht, im zweiten Fall verstehe ich eben nicht, warum man nicht beim alten Begriff geblieben ist.

Ich bin völlig unqualifiziert über „online Sprachbilder“ irgendetwas zu sagen, ich kenne sie nämlich schlicht und ergreifend in ganz wesentlichen Teilen nicht. Ich weiß auch nicht, was sie überhaupt mit dem Thema von Anglizismen in einem Rundfunkbeitrag zu tun haben.
„Jugendsprache“ ist für mich z.B., daß meine älteste Tochter derzeit in gefühlt jeden zweiten Satz „safe“ einbaut oder darauf besteht, daß Negierungen durch ein nachgestelltes „Kappa!“ erfolgen.

Grüße

Peter

Guten Morgen, MrMoelZ!

Ich habe festgestellt, daß ich vergessen habe, mich zu „Webseite“ zu äußern, und möchte das kurz nachholen: „Webseite“ finde ich aus heutiger Sicht völlig akzeptabel und das Wort löst bei mir auch kaum eine Reaktion des Sprachgefühls aus. Warum? Nun, es ist eben nicht die „Website“, sondern der leicht übersetzbare Teil des Wortes wurde eingedeutscht. Der englische Teil ist glücklicherweise eines der Wörter, bei denen Schreibweise und Aussprache im Deutschen nicht auffällig sind. Dadurch, daß der hintere Wortbestandteil übersetzt wurde, gibt es keine grammatikalischen Schwierigkeiten.
Trotzdem würde ich mich noch wohler fühlen, wenn wir es als Sprachgemeinschaft geschafft hätten, auch für das „Web“ einen „deutscheren“ Begriff zu finden. Dafür ist es mittlerweile aber auch meiner Einschätzung nach zu spät. Damit bin ich wieder bei dem Punkt, daß es mir überwiegend darum geht, vorhandene deutsche Wörter nicht immer mehr durch englische zu ersetzen und bei inhaltlich neuen Begriffen aktiv darüber nachzudenken, ob man sie nicht auf andere Weise als durch direkte Übernahme ins Deutsche einzufügen.

Ein schönes Wochenende!

Peter