Dieser Fakt wird ja von vielen Wirtschaftswissenschaftlern als sehr problematisch betrachtet. Die deutsche Wirtschaft ist (ähnlich wie übrigens die chinesische) viel zu stark von Exporterlösen und nicht stark genug von einheimischen Konsum abhängig. Das macht uns entsprechend auch übermäßig anfällig für die Folgen globaler Krisen und führt auch zu unglücklichen politischen Dynamiken (weil die Bundesregierung ständig auf die Empfindlichkeiten autoritärer Staaten wie China und Russland Rücksicht nehmen muss).
Entsprechend wäre es vorteilhaft, wenn umfangreichere staatliche Investitionen zusammen mit einer entsprechenden Wirtschaftspolitik den Anteil des einheimischen Konsums am BIP vergrößern würden. Zum Beispiel könnte die Bundesregierung die Ansiedelung von Herstellern von Solarpanelen fördern, und für einen möglichst großen einheimischen Markt für diese Solarpanele sorgen. Oder ein Teil der üppigen Subventionen für Landwirte wird nicht an die exportorientierten Produzenten von Schweinefleisch ausgezahlt, sondern für die Verbesserung von Löhnen in der lokalen Gemüseproduktion verwendet, die dann wiederum Importe aus Südeuropa substituieren. Nur so als Beispiele.
Ich sage ja nicht, dass man der Staat ausschließlich in die Sozialsysteme investieren muss. Dass die deutsche Autowirtschaft mit günstigen chinesischen Elektroautos weder in Deutschland noch international konkurrenzfähig ist, wäre ja mal ein Ansatzpunkt, den man durch gezielte Investitionen in die entsprechenden Wirtschaftsbereiche angehen könnte. Oder man subventioniert die Strombezugskosten für ärmere Menschen unter der Voraussetzung, dass dieser Strom aus erneuerbaren Energien kommt, was wiederum die einheimischen Handwerksbetriebe und Hersteller fördern würde. Möglichkeiten gibt es ja viele, die sowohl sozialen, als auch wirtschaftlichen Impact hätten.
Das durchschnittliche Nettovermögen der reichsten 10% der Deutschen betrug 2017 knapp 270.000 Euro und liegt jetzt vermutlich deutlich darüber. Eine Vermögenssteuer von im Durchschnitt effektiv 1% jährlich auf diese Vermögen würde mehr als 22 Milliarden Euro einbringen.
Jedes Jahr werden vermutlich ca. 200 Milliarden Euro Vermögen an die reichsten 10% der Bevölkerung vererbt. Bei einer effektiven Erbschaftssteuer von durchschnittlich 15% könnte der Staat hier 30 Milliarden Euro jährlich erwirtschaften.
Nur mal so als Anregung. Schon durch diese beiden (moderaten) Steuern könnte man die investiven Ausgaben der Bundesregierung verdoppeln.
Vielleicht was die bürokratische Abwicklung dieser Bereiche angeht. Aber mein Sohn ist als Schwerbehinderter Empfänger insbesondere bei Pflege, Teilhabe und Gesundheit und ich kann dir garantieren: der Staat ist hier alles andere als freigiebig.
Die von dir genannten Bereiche decken allerdings sowieso nur die Sozialsysteme ab. Bei der Schuldenbremse und Investitionsdiskussion geht es ja um Steuereinnahmen und Haushaltsschulden. Eine Reform der Sozialsysteme bringt da erstmal gar nichts, da es sich da um einen (weitgehend) geschlossenen Finanzkreislauf handelt. Es sei denn, man nutzt geringere Sozialabgaben (die durch geringere Leistungen bei Rente, Gesundheit und Pflege möglich gemacht werden) zur Erhöhung zum Beispiel der Unternehmenssteuern, sodass die Gesamtbelastung durch Steuern und Abgaben unterm Strich gleich bleibt, aber mehr Geld davon im Bundeshaushalt landet.