Alternative zum ÖPNV benötigt? ÖPNV 2.0?

Schon noch lustig, dass die Schweizer Bahn - zumindest in den Fernzügen - genau solche Angebote macht. Spielplatz für Kids inklusive.

Früher gab es auch in jedem Fernzug ein fahrendes Bistrowägelchen, wo man Kaffee, Bier und Snacks kaufen konnte. Ein Traum, von dem ich häufig Gebrauch gemacht habe.

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1.) Hilft leider nix für die Kurz- oder Mittelstrecke
2.) Trotzdem ein Problem
3.) Hilft leider nix für die Kurz- oder Mittelstrecke
4.) Halte ich für eine unnötige Unterstellung; außerdem gehört das in eine Gesamtkonzept: am Zielbahnhof muss ich auch weiter kommen
5.) Ändert leider nichts an der Tatsache, was eben Wasser auf die Mühlen des Individualverkehrs ist

Was wären denn deine Anregungen wie man ÖPNV und/oder innerdeutsche Reisen attraktiver gestalten könnte?

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Gerade das Problem Auslastung zu Stoßzeiten ist in einigen Regionen Deutschlands aus meiner Sicht kaum zu lösen. Das für mich naheliegende Beispiel ist der RE1 von Aachen nach Hamm. Dieser fährt quasi ganz NRW ab (Köln, Leverkusen, Düsseldorf, Duisburg, Mülheim, Essen, Bochum, Dortmund und noch weitere Zwischenhalte) und ist eigentlich eine hervorragende Verbindung. Zu Stoßzeiten ist der aber einerseits brechend voll und kann andererseits seine Fahrtzeiten nicht einhalten. Es kommt vor, dass die Züge des RE1 so stark verspätet sind, dass sie die Weiterfahrt einfach einstellen und den Fahrgästen empfehlen, den nächsten zu nehmen. Auf jeden Fall kann man sich auf diese Zugverbindung zu Stoßzeiten nicht verlassen, wenn man pünktlich irgendwo hin muss. Und dass jemand auf mittlerer Strecke (z.B. Köln → Duisburg) wirklich einen Sitzplatz kriegt, um dort zu arbeiten, passiert nicht gerade regelmäßig.

Wie will man dieses Problem angehen? Die Taktung auf der Strecke ist bereits eng, da sich alle Formen des Zugverkehrs (Güterverkehr, Nahverkehr, Regionalverkehr, Fernverkehr) dieselben Gleise teilen und diese entsprechend ausgelastet sind. Auf der Hand läge der Ausbau der Kapazität, was aufgrund der Streckenführung durch die Innenstädte unmöglich ist.

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Sehr gutes Beispiel :+1:

Wenn man mal außerhalb von Deutschland schaut gibt es das in vielen Ländern. Leider versucht es nur hier kaum jemand …

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  1. Für die Kurzstrecke (ÖPNV) nicht notwendig
  2. Ja, aber irgendwann auch eine Machbarkeitsfrage.
    Mein damaliger Bus in Berlin ist zu Stoßzeiten fast im Minutentakt gefahren, trotzdem waren sie kurz vor’m Umsteigebahnhof übervoll. Noch mehr Verdichtung geht aber kaum.
  3. Kurzstrecke (Bus, S- und U-Bahn, Tram) macht es wenig Sinn da die Klimatisierung wegen der vielen Stopps nicht gehalten werden kann. Mittelstrecke (Regionalbahn & Bus) dürften hingegen auch bereits klimatisiert sein
  4. Ganz unnötig ist sie nicht, zeigt sie doch ein übliches Problem sobald es um Massenverkehrsmittel geht: man möchte am liebsten vor der Haustür abgeholt werden, aber bloß keine Haltestelle davor haben wegen dem damit verbundenen Lärm.
    Oder wie sonst soll man deine Forderung nach kurzen Fußwegen deuten? Schon aufgrund von Umsteigen und der Fahrzeuglänge ergeben sich unvermeidbare Fußwege.
  5. Könnte man aber verbessern ^^

Anregungen: zuallererst mal unterscheiden was man verbessern will: 1. Fernreisen, 2. Pendelfahrt, 3. ÖPNV

Zu 3. Um das es ja hier im Thread mal gehen sollte:

  • Beendigung des Profitstrebens
  • Netzausbau
  • Synchronisation bei Umsteigen an Knotenpunkten
  • Taktung bei angepasster Fahrzeuggröße

Zu 2. 1:1 das was bei 3. auch gilt.

Zu 1: Angebote für besseren Komfort sowohl beim Buchen als auch beim Reisen.

Ziemlich toll fände ich z.B. für eine Reise von Schweden nach Deutschland:

  1. Eine Buchung, also Regionalzubringer samt Fernverbindung
  2. Zeitlich gut gemachte Umsteigesituation
  3. Gepäckaufgabe bereits beim Regionalzubringer samt Abholung beim Regionalzubringer bei Ankunft.

Dann würde ich mein Auto sofort stehen lassen und kollektiv zu meiner Familie reisen.

Sehr gutes Beispiel. Ich denke da muss man einfach mal kreativer werden. Spontan würde mir einfallen:

Erhöhung Kapazität
1.) Klimatisierte Reisebusse mit WLAN zu Stoßzeiten für Unternehmen
→ zumindest der Teil mit Büro-Job kann dann aus dem Bus mit Laptop arbeiten (Fahrzeit = Arbeitszeit)
2.) Firmenbusse → wie (1) nur halt unternehmensbezogen

Entlastung von ÖPNV
3.) Wohnortnahes Arbeiten → einige Firmen erlauben es bspw., dass sich Angestellte zur Arbeit in das ihnen nächstgelegene Büro setzen (bei großen Unternehmen)
4.) Coworking Spaces → Einbuchung von Angestellten in gemischte Büros (dafür Einsparung am ursprünglichen Standort
5.) Homeoffice → RAST = Wohnung / Haus

Anreize zum Ausweichen
6.) Rush Hour → in anderen Ländern gibt es Tickets die nur zu bestimmten Zeiten gelten; bspw. subventioniert wenn man nicht zwischen 8-10 und 16-18 Uhr fährt

Innovationen
7.) Einsatz von „Doppeldecker“-Zügen erhöht die Kapazität
8.) Business-Waggon → zusätzlicher Waggon der nur mit Sitzplatzreservierung zu betreten ist

Passend zum Thema stellt die Bahn das neue ICE Konzept ab 2024 vor: Richard Lutz zum neuen Innendesign ICE - YouTube

Vielleicht ist es dann 2030 endlich soweit :wink:

Ich sehe bei nahezu allen Punkten das Problem, dass die Initiative vom Arbeitgeber ausgehen muss. Damit dieser sich jedoch überhaupt regt, müssen entweder die Beschwerden seitens der Mitarbeiter sehr laut werden oder einige gar nicht mehr kommen können. Das wiederum ist im aktuellen System nicht der Fall, da Mitarbeiter jederzeit mit dem eigenen Auto anreisen können.

Anderherum gesagt, müsste man 1) die Pendelsituation für Autofahrer signifikant verschlechtern, damit 2) die Mitarbeiter Probleme bekommen, auf ihre gewohnte Art und Weise zur Arbeit zu kommen, und so 3) Unternehmen das Thema der Mitarbeitermobilität als eigenes Problem begreifen. Selbstverständlich wird es nie zu Punkt 1) kommen, da sich kein einziger Politiker finden wird, der dafür einsteht. Und damit sind die genannten Lösungen zwar richtig, aber letztlich nicht realistisch.

Doppeldeckerzüge fahren auf der Strecke sowieso schon und Business-Waggons hätten zwei negative Folgen. Einerseits würden sie mehr Kapazität pro Sitzplatz fressen und damit das Grundproblem noch weiter verschärfen. Zusätzlich werden Business-Waggons in einer Situation der eklatanten Knappheit an Fahrkapazitäten direkt auch eine soziale Frage, da sich nicht jeder einen Platz dort leisten kann.

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Verstehe deine Punkte durchaus, allerdings werden ja zahlreiche Produkte entwickelt um Begehrlichkeiten zu wecken damit sie dann in Betriebe eingeführt werden.

Platz für einen „Business-Waggon“ sehe ich auch. Viele Züge im Rheinland könnten ja problemlos weitere Waggons anhängen. Wenn es eine reine Preisfrage ist wäre das hier ja ein probates Mittel zur Subventionierung.

Ja und nein. Ich sehe das zuallererst als die Frage wie wir zukünftig leben und arbeiten wollen.

Es ist doch z.B. so dass die Wirtschaft maximale Flexibilität haben will und durch die ausgeuferte Individualmobilität auch bekommt.

Es liegt also am Arbeitnehmer und der Politik die Frage nach dem Leben und Arbeiten zu beantworten und dann die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen.

Ich denke die wichtigsten Faktoren für einen erfolgreichen ÖPNV sind die folgenden:

  1. Pünktlichkeit: Wenn der Zug häufig zu spät kommt oder ausfällt werden Menschen genervt und suchen sich alternativen (Auto). Interessant wäre es bei dem Thema mal zu wissen, wie viel % der Verspätungen im ÖPNV sind Fremdverschulden, das sich nur mit hohem finanziellem Aufwand reduzieren lassen kann ( z.B. Unwetter, Personen auf dem Gleis) und wie viel sind „Eigenverschulden“, das sich mit gewissem finanziellen Aufwand deutlich reduzieren lassen könnte (veraltete Technik (Signalstörung), schlechtes Schienennetz, schlechte Planung)
  2. Preis: Wenn der Preis niedrig genug ist, verzeiht man auch mal eher Verspätungen. Auf dem Land ist es ja teilweise teurer mit ÖPNV in die Stadt zu fahren als mit dem Auto (Zumindest bei einer Einzelfahrt). Und da jeder dort ein Auto hat, wird sebstverständlich das Auto genommen. Häufig fehlen dann auch Ticketangebote, die den eigenen Bedürfnissen entsprechen.
  3. Verbindungen: Wie gut/schnell kommt man von A nach B. Häufig sind Schienennetze z.B. Sternförmig aufgebaut, sodass man, wenn man sich auf dem äußeren Ring der Stadt bewegen will, man erst einmal ins Stadtzentrum fahren muss, um dann wieder rauszufahren, obwohl die Luftlinie deutlich kürzer wär. Oder man muss alternativ den Bus nehmen, der dann selber gerne mal im Stau oder vor einer roten Ampel steht
  4. Kapazitäten: Wenn es zu Stoßzeiten brechend voll wird, dann steigen viele auch lieber aufs Auto um, statt Zusammengequätscht in einem Zug zu stehen
  5. Kommunikation: Bekomme ich rechtzeitig mit, wann es zu Ausfällen und Verspätungen kommt. Wird mir erklärt, warum das passiert. Man könnte da ja auch vielleicht noch sowas wie eine Pünktlichkeitsgarantie einbauen, wenn man 10€ mehr im Monat bezahlt, hat man die Garantie, dass auf dem Arbeitsweg Morgens und Abends die Verkehrsmittel nicht mehr als 10min Verspätung haben, ansonsten bekommt man ein Teil des Geldes zurück.

Gibt es übrigens längst bei der ÖBB. Und natürlich macht das hochgradig Sinn, zumindest im Fernverkehr.

Zu 1. Wäre es auch Mal interessant wieviele Verspätungen im „geteilten Verkehrsraum“ durch das Verkehrsaufkommen der Individualmobilität verursacht wird.
Ich kann mich noch ziemlich gut an den Knotenpunkt „Rathaus Spandau“ erinnern, wo die Busse teilweise Minutenlang warten mussten weil kein Autofahrer bereit war sie reinzulassen, bedeutete dies doch meist eine weitere Rotphase warten zu müssen.

Auch interessant wäre es ja mal die Verspätungen im Individualverkehr zu messen. Glaube da sammeln die Leute unbemerkt wesentlich mehr ein, weil sie sich ja nicht an einen Fahrplan und eine Streckenführung halten müssen.

Zu 2. Dazu müsste man sich aber vom Konzept des Profitstrebens verabschieden.
Man kann mit viel Glück einen ÖPNV kostenneutral betreiben, das bedeutet aber reichlich Quersubventionen. Wenn dann alle lukrativen Strecken an Private Betreiber abgegeben werden müssen von wegen Konkurrenz und so ist aber nichts mehr da womit man die weniger lukrativen Strecken subventionieren könnte, also steigen die Preise der Versorgungsanbieter um wenigstens die Verluste zu minimieren.

Zu 3: warum aber noch ein Schienennetz außen herum bauen? Ordentliche Buslinien reichen doch dort auch. Aber ja die Frage des Netzaufbaus ist nicht unrelevant.

Zu 4: ja da ist was dran, aber es ist auch die Frage wieviel Komfort man eigentlich will und wie lange man Unterwegs ist.
Stehplatz über Stunden ist doof, aber für ein paar Stationen mit dem Bus völlig akzeptabel.

Zu 5: naja das mit der Garantie wird nicht wirklich funktionieren auf Kurzstrecke, aber die Kommunikation muss echt besser werden, es nervt wenn der Sprecher nach 20’ warten ansagt, dass der Zug vorraussichtlich 10’ Verspätung hat.

Hi! Ich habe soeben einen interessanten Artikel darüber gelesen, ob der Tatbestand des Schwarzfahrens abgeschafft werden sollte. Ich fand den Gedanken und das «Timing» des Artikels sehr interessant, da mit dem 9 Euro Ticket ja schon eine grosse (wenn auch temporäre) Reform bei der Bahn geschieht.

Was muss sonst noch bei der Bahn passieren, dass sie wirklich eine Alternative zum Auto oder Flugzeug wird? Ich denke da vor allem an Fernreisen, wo die Bahn, meiner Meinung nach, im Preis-Leistungsverhältnis (bis auf das Klima-Argument) gegen jede Fluggesellschaft abstinkt.

Ich freue mich auf eure Meinungen!

Grüsse! :blush:

PS: Besagter Artikel zum Schwarzfahren: Thomas Fischer: Schwarzfahren weiter bestrafen?

Mir stellt sich da meist die Frage, inwieweit ein flächendeckender ÖPNV subventioniert werden muss. Kostendeckend bzw. gewinnbringend als Unternehmen funktioniert es wohl nicht bzw wäre für Kunden finanziell nicht reizvoll.
Überlegung wäre eher, welche Alternativen gibt es zum teils guten ÖPNV in Städten demgegenüber auf dem Land, wo ÖPNV vielfach nicht funktioniert oder nur im Nahbereich.

Vielleicht darf ich nochmal etwas zum guten ÖPNV in Städten sagen. Ein guter Bekannter arbeitet in höherer Position einer Landeshauptstadt mit ca. 200.000 Einwohnern und vernünftigem ÖPNV (6 Straßenbahnlinien plus einige Bus-Linien). Wir sprachen darüber wie defizitär der ÖPNV bei uns sei und fragte ihn wie hoch die Auslastung bei den aktuellen Preisen (Einzelfahrschein ca. 2,50 €). Seine Antwort, etwa 50 % und zwar über alle Fahrten. Aktuell sei man eher im Bereich von 20-25%, wobei die Stoßzeiten übervoll seien. Aber in den Randzeiten und am Wochenende fahre der ÖPNV fast leer.

Wie löst man das?

In dem der ÖPNV komplett in staatlicher Hand liegt und keine Gewinne erwirtschaften muss. Dann kann ein Angebot geschaffen werden, dass nachhaltige Nachfrage erzeugt. Anders geht es nicht. Der freie Markt würde nur die gewinnbringenden Routen und Zeiten bedienen.

Denke man muss sich erstmal über das Ziel klar werden. Denkbar wäre ja durchaus Diversifikation. Also bspw. eine kostenlose Fahrten pro Stunde, die man dann ergänzt um 1-2 zum Rabattpreis und dann in höherer Taktung die „Premium“-Züge die dann auch leerer fahren können. Volle Züge mit 100% Auslastung sind ja schließlich nur auf dem Papier „schön“ im Sinne von Effizienz. Gerne fahren will damit niemand.
Speziell auf dem Land und in Außenbereichen braucht es dann eben sinnvolle Ergänzungen (bspw. selbst fahrende Mini-Busse die die Leute von und zu Hubs bringen).

Die Crux generell ist ja die Frage ob ÖPNV defizitär sein soll oder nicht. Aktuell ist er halt nichts halbes und nichts ganzes. Einfach so ein Mittelding, was keinem wirklich gefällt.

Der ÖPNV ist doch in öffentlicher Hand und fährt keine Gewinne, sondern massive Verluste ein.

Nein ist er nicht. Die meisten Linien werden ausgeschrieben und die Unternehmen arbeiten dann even gewinnbringend. Die Buslinien und viele regionale Bahnlinien gehören nicht den Kommunen, Ländern oder dem Bund. Auch die Bahn ist nur teilstaatlich und versucht Gewinne zu erwirtschaften was eigentlich unnötig ist und das Angebot nur einschränkt.