Den Eindruck verstehe ich nicht wirklich. Zur inhaltlichen Frage, wie sinnvoll ich es finde, Leute wie Weidel in Talkshows einzuladen, habe ich ausführlich Stellung genommen. Und auch auf deine wiederholte Behauptung einer angeblich vorherrschenden Tabuisierung der AfD bin ich inhaltlich eingegangen.
Die Aussage „Vertreter unterschiedlicher Parteien werden in politische Talkshow zwar meist, aber nicht immer so häufig eingeladen, wie es ihrem Sitzanteil im Bundestag entspricht“ ist halt etwas anderes als die These „Die AfD wird medial ignoriert“ - mal ganz abgesehen davon, dass man ja auch stundenlang über die AfD reden kann ohne dass AfD-Politiker anwesend sind.
Was ist denn eigentlich der Punkt? Dass diese Partei und ihre Angriffe auf das demokratische System noch nicht genug Thema sind in der medialen Öffentlichkeit? Wie wäre es denn mal mit einem inhaltlichen Argument?
Die CDU sitzt als größte Oppositionspartei in fast jeder 4. Talkshow die AfD nur in jeder 40. - das geht auf jeden Fall schon in die Richtung „wird medial ignoriert“, findest du nicht?
Aber sei es drum, um die Wortklaubereei.
Ich teile die Beobachtung (und frage deshalb nicht nach deinem Beleg dafür - Kleiner Scherz )
Die Folgende Frage ist viel entscheidender:
Persönliche Meinung:
Der Zusammenhalt in der AfD wird gestärkt durch den Druck von außen und die mediale Ungleichbehandlung. Wenn die öfter mal Inhaltlich Stellung beziehen müssen geht das interne Gezanke los - dann kann man sich nicht mehr hinter der gemeinsamen Opferrolle verstecken. Und wir schließen gleichzeitig die Projektionsfläche für Wutbürger jeder Art.
Lasst sie dochmal reden über Rente, Bildung, Infrastruktur - ich glaube da kommt der Populismus Motor ganz schön ins stottern…
Edit: typo
Die gestrige Sendung bei Miosga ist aus meiner Sicht der aktuellste Beweis, dass diese These falsch ist. Weidel wurde mit unzähligen Widersprüchen ihrer politischen Forderungen konfrontiert und es war schlichtweg irrelevant.
Ein Grund dafür steht in der von dir selbst vorhin zitierten Studie. Die Union ist eben nicht nur Oppositionspartei im Bund, sondern in zahlrreichen Bundesländern auch Regierungspartei. Wäre sie reine Opposition, wäre sie höchstwahrscheinlich nicht so stark repräsentiert.
Die gestrige Sendung hieß „Was für ein Deutschland wollen Sie, Frau Weidel?“
Ich rede von Sendungen die heißen könnten, „wie geht es weiter mit der Rente“, „wie bekommen wir unsere Infrastruktur wieder fit“, „warum folgt ein Pisa Disaster auf das nächste“ -
Nüchterne Sachthemen eben, da wo Konzepte vorgelegt werden müssen.
Wo man mit einen AfDler mit Aussagen stellen kann wie „die Migration der letzten 30 Jahre, rettet uns aktuell gerade in wesentlichen Teilen das Rentenniveau“
Seit wann „müssen“ Politiker in einer TV-Sendung „Konzepte vorlegen“? Ich glaube, wir haben sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, was man von solchen Unterhaltungsformaten erwarten kann und inwieweit die inhaltliche Substanz politischer Vorschläge ein entscheidendes Kriterium für die Parteienpräferenz von Zuschauern und Wählern ist. Meine diesbezügliche Haltung habe ich ja schon sehr viel weiter oben zum Ausdruck gebracht.
Woher kommt eigentlich der Eindruck, dass man Leute, die bereit sind eine rechtsextreme Partei zu wählen, davon abbringt, wenn die sich etwas über Konzepte anhören, die sie eh nicht verstehen würden und bei denen sie noch viel weniger verstehen wollen, wenn die nicht aufgehen. Zumal diese Konzepte ja immer auf die Zukunft beziehen. Da kann jeder alles behaupten und man kann ihm oder ihr nie nachweisen, dass er oder sie die Unwahrheit sagt (siehe den ganzen offensichtlichen Schwachsinn, den die Brexiter verkauft bekommen haben, obwohl das regelmäßig widerlegt wurde). Und da, wo man es kann, reden sich Leute wie Weidel dann halt auf Lügen raus oder wechseln das Thema oder verschwinden in einer endlosen Schwade aus sprachlichem Nebel. Schau in die USA. Trump ist gerichtlich dutzendfach verurteilt, er ist hundertfach der Lüge überführt worden. In Debatten, in Faktenchecks. Die AfD ist in Gerichtsverfahren gegen ihre Einstufung dauernd gescheitert, ihre wurden alle möglichen Lügen nachgewiesen, sie hatte nachweislich personelle Überschneidungen mit allen rechtsterroristischen Anschlägen der letzten Jahre, war in Umsturzpläne verwickelt etc. pp. Aber wenn man denen an den Kopf wirft, dass ihr Rentenkonzept doof ist, dann wachen all die Leute, denen all das andere egal war, plötzlich auf und zücken den Taschenrechner? Wie kommt man auf solche Ideen?
Übermedien
Hört auf, die AfD in Talkshows einzuladen!
Alice Weidel bei Caren Miosga, Tino Chrupalla bei Markus Lanz: Je größer und radikaler die AfD wird, desto öfter sitzen ihre Vertreter in Talkshows. Dabei sind öffentlich-rechtliche Sender nicht dazu verpflichtet, extremistische Parteien einzuladen.
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Es werden medial die falschen Themen gesetzt.
Bei Trump ist das gut untersucht. Die Leute wissen um alle seine Fehltritte - am Ende wählten sie ihn, weil sie ihm wirtschaftlich mehr Kompetenz zugetraut haben.
Wenn ich das auf die AfD übertrage. Dieses zuschreiben von „Kompetenz“ durch die Wähler passiert vor allem durch eine Projektion. Sobald die Partei sich intern nicht mehr einig ist zum Beispiel „Renten Niveau runter / Renteneinstiegsalter rauf“ - geht die Kompetenzzuschreibung schlagartig runter.
Nochmal auf den Punkt - wir versuchen sie mit oft bei Nazi Rhetorik zu stellen, das ist den Wählern aber mittlerweile offensichtlich egal. Wir müssen sie bei Sachthemen stellen, die den Geldbeutel der Menschen treffen.
Weil nicht hinreichend auf die Folgen seiner Wirtschaftspolitik hingewiesen wurde? Habe ich - vorsichtig gesagt - sehr anders wahrgenommen.
Beim Brexit wurden wirtschaftliche Fragen rauf und runter diskutiert. Hat keinen Unterschied gemacht.
Ne. Wir müssen die Partei verbieten und dann daran arbeiten, diejenigen, die es wirklich nicht verstanden haben, was das Problem an Neonazis ist, geistig-moralisch weiterbilden und den anderen, die es nicht verstehen wollen, klar machen, dass sie hier mitleben dürfen, aber dass wir uns um keinen Preis unsere liberale Demokratie von denen kaputt machen lassen. Da fehlen bisher einfach Härte und Konsequenz. Wenn ich mir anschaue, was der Staat alles machen konnte und kann, welche Kollateralschäden in Kauf genommen wurden, um die RAF oder die Klimaschützer, oder die „Anschläge“ durch Migranten zu bekämpfen und danben halte, was bei rechtem Terror passiert (Lichterkette dies das, Aktenschreddern, vergessen. Nur, weil jeder rechte Terrorist der letzten Dekade engstens mit der AfD verbandelt war und es offensichtlich ideologische Überschneidungen gibt, gleich gegen die Partei vorgehen? Lass mal lieber über deren Rentenpläne diskutieren.)
Es heisst „Wehret den Anfängen“ nicht „Erstmal abwarten, ob wieder ein Weltkrieg kommt.“
Richtig, beim Brexit hat es leider nicht gereicht. Das Ergebnis war sehr knapp. Im Nachhinein sind auch viele der wirtschaftlichen Bedenken eingetreten.
Es hat aber immerhin dazu geführt, dass alle möglichen Exit Debatten in der EU seither beendet sind, weil die Menschen sehen, dass sich GB noch viel viel schwerer tut ohne EU, als gemeinsam mit der EU.
Tja, wie lange hält das an? Die AfD hat den Dexit wieder im Programm, der Mythos geschlossener Grenzen hat massiven Aufwind. Obwohl man sehen kann, dass nicht mal der verdammte Ärmelkanal reicht. Obwohl nicht mal die Mauer mit Berufskillern und Mienen gereicht hat.
Es war im übrigen immer „knapp“ wenn es richtig schief ging. Weimar ist ja auch nicht von einer überwältigenden Mehrheit abgewählt worden.
RM der Redaktion zu meinem geäußerten Unverständnis, Weidel einzuladen
"wir können Ihre Bedenken nachvollziehen, insbesondere da es um die Einladung der Co-Vorsitzenden einer in Teilen rechtsextremen Partei geht. Es ist verständlich, dass dieser Schritt kritisch beobachtet wird, da die Werte, die unsere freiheitlich demokratische Ordnung und den gesellschaftlichen Zusammenhalt ausmachen, in den vergangenen Jahren nicht zuletzt durch die AfD unter Druck geraten sind.
Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl am 23. Februar möchten wir aber zu bedenken geben, dass auch wir als Teil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks den Auftrag haben, die politische Meinungsvielfalt widerzuspiegeln und die Bürgerinnen und Bürger umfassend zu informieren. Diesem Auftrag kommen wir mit der Einladung der Kanzlerkandidatin der in aktuellen Umfragen zweitstärksten Partei nach. Die Einbindung in den politischen Diskurs bietet die Möglichkeit, umstrittene Positionen der AfD-Kandidatin kritisch zu hinterfragen.
Ihre Bedenken nehmen wir ernst, während wir uns gleichzeitig bemühen, eine respektvolle und lebendige politische Debatte zu gestalten."
Alles was man zum Thema Talkshows wissen muss, hat Nico Semsrott schon vor Jahren auf den Punkt gebracht:
Ich habe mir die Sendung nun doch noch in der Mediathek angesehen, obwohl ich es eigentlich mit Nichtbeachtung strafen wollte.
Mal abgesehen von Frau Deiwels sich wiedersprechenden Aussagen, verstehe ich nicht, warum man denen immer wieder eine Bühne gibt und zu diesen Polit-Talks einlädt. Warum sieht man dort nicht mal eine Heidi Reichinnek oder einen der Silberlocken sitzen, als Pendant zum rechten Flügel des Parlaments? Wir bekommen vom Parlament nur den Flügel ab Mitte bis rechts vor die Nase gesetzt? Ist das so gewollt? Warum sind meist die Journalisten des Springer Konzerns eingeladen und nicht mal jemand von der TAZ zum Beispiel?
Ich fürchte, dem liegt tatsächlich der Gedanke zu Grunde, den Parteien Präsenz gemäß ihrer geschätzten Bedeutung zu gewähren. Da die Linke bei der letzten Bundestagswahl nur 4,9% hatte und in den aktuellen Umfragen teilweise noch schlechter darsteht, während die AfD 10,4% hatte und nach den meisten aktuellen Umfragen eine Verdopplung auf über 20% zu befürchten ist, ist es schwer zu argumentieren, die AfD gar nicht einzuladen. Inwiefern die AfD rechtlich einen Anspruch auf mediale Beachtung hat, ist umstritten, aber grundsätzlich gehe ich schon davon aus, dass der öffentliche Rundfunk, der ja auch von den geschätzten 20% AfD-Wählern mitfinanziert wird, die Bedeutung der Parteien bei der Programmgestaltung zumindest ein wenig berücksichtigen muss. Man stelle sich vor, der öffentlich-rechtliche Rundfunk würde nur noch CDU-Vertreter einladen und SPD und GRÜNE ausgrenzen - das wäre wohl ziemlich offensichtlich problematisch. Das Argument, warum das bei der AfD anders gesehen werden kann, ist sicherlich deren Einstufung als zumindest in Teilen Rechtsextrem durch den Verfassungsschutz. Das Problem dabei ist aber, dass letztlich nur das BVerfG wirklich feststellen kann und darf, ob eine Partei verfassungsfeindlich ist, der Verfassungsschutz als weisungsgebundene Behörde ist da natürlich demokratietheoretisch betrachtet zumindest ein Stück weit befangen, sodass ein Abstellen alleine auf dessen Einordnungen Bauchschmerzen bereitet (denn auch die LINKE wurde in Teilen als „linksextrem“ eingestuft (siehe kommunistische Plattform) und hätte man argumentiert, deshalb Wagenknecht nicht einzuladen, wäre das sicherlich auch heftig kritisiert worden)
Kurzum: Es ist kompliziert. Man kann natürlich fordern, dass der ÖRR das Prozessrisiko eingehen sollte, daher der AfD jede Präsenz entziehen sollte. Aber das stärkt natürlich sofort den Opfermythos der AfD und wenn sie dann noch den Prozess gewinnt ist der Schaden möglicherweise sehr viel größer als der Nutzen. Ich wünsche mir auch, etwas positiveres darüber schreiben zu können, aber ich fürchte, egal, wie der ÖRR es handhaben wird, es wird falsch sein.
Es sind ja nicht nur Talkshows. Wie viele Dokus gab es letztes Jahr über Sahra Wagenknecht und das BSW? Zwei? Drei? Es gibt in den ÖRR noch gute Formate, aber die finden ausschließlich auf Spartensendern wie Phoenix statt. In der aktuellen Form braucht den ÖRR niemand. Von meinen Studierenden schaut eh kaum noch jemand Fernsehen, selbst die Sendung von Böhmermann kannten viele nicht. Und der hat ja anders als die heute show, die davor läuft, eine jüngere Zielgruppe.