Hallo,
eine essentielle Frage kommt nach meiner Wahrnehmung in der ganzen „Debatte“
um Atomkraft überhaupt nicht vor. Kann Atomkraft, und im Zusammenhang damit die Kohlestromerzeugung überhaupt in eine schon nahe Zukunft tragen?
Eine Antwort darauf könnte der aktuelle Bericht des IPCC, 2. Teil Kapitel 4 geben. Spoiler: eher nicht.
Wasser ist ein entscheidender Faktor in der Energieerzeugung. Im Bericht zitiert das IPCC sogar einen Report von BP.
Atomkraftwerke und natürlich auch Kohlekraftwerke verdampfen bekanntlich Wasser und treiben damit Turbinen an. Gleichzeitig müssen die Kraftwerke gekühlt werden.
Durch die heisser werdenden Temperaturen verändern sich die Wasservolumina, die Verdunstung, es verändern sich die Zeitpunkte der Schneeschmelze und das Wasser erwärmt sich.
Kühlung in den Kraftwerken braucht eine gewisse Temperaturdifferenz. Ist das Wasser wärmer, braucht man mehr davon. Bisher war es zumindest einigermaßen so, dass das erwärmte Wasser im weiteren Verlauf zB. in Flüssen, mit dem erwärmten Wasser gut umgehen konnte. Das ändert sich. In den letzten Jahren hat allein Deutschland, mit regionalen Unterschieden, Wasser in der Menge vom Bodensee verloren. Es steht somit in steigendem Masse weniger Wasser zur Verfügung, welches auch noch wärmer wird. Und dieser Umstand trifft nicht nur Deutschland.
Das Thema Wasserknappheit kommt ja gerade auch bei uns auf das Tableau. Im Süden Frankreichs und auch anderswo in Europa, weltweit sowieso, siehts noch schlechter aus.
Ist der Wasserstand niedrig, müssen Kraftwerke herunterfahren bzw. ganz abgeschaltet werden. Auch klar.
Die Möglichkeit, mit Kohle und Atom in den nächsten Jahrzehnten Strom zu erzeugen, geht laut des IPCC Berichtes mit hoher Wahrscheinlichkeit signifikant zurück.
Das kann so weit gehen, dass spätestens dann, wenn Energieerzeugung und der Wasserbedarf für uns Menschen in Konkurrenz stehen, es ziemlich lustig werden könnte.
Ein Atomkraftwerk braucht für eine Megawattstunde Strom 38.000 Liter Wasser. Ein Kohlekraftwerk 36.000 Liter, ein Gaskraftwerk 19.000 Liter. Solar braucht 380 Liter, Wind 100 Liter für eine MWh.
Und zur Erinnerung: die Erzeugung von 1kg.Wasserstoff braucht 9 Liter Reinwasser. Dazu ca. 50 KWh Energie für die Elektrolyse stand heute. Mit 1 Kg. Wasserstoff käme ein Auto ca. 100 Km weit. Ein durchschnittliches E Auto fährt mit der Energie mal so 250-300 Km weit.
Von eFuels ist bei dem Energieverbrauch noch gar nicht die Rede……
In der neuen Lage habt ihr auch erwähnt, dass nach einer Recherche vom Spiegel Porsche in Patagonien zusammen mit Siemens eine eFuel Fabrik aufbaut. Wer den „geladen“ Podcast um Maximilian Fichtner kennt, weiss das schon länger. Ohne die Recherche. Fichtner ist Prof. für Festkörperchemie in Ulm. Geplant sind 55 Mio. Liter zu produzieren bis 2030. Das deckt sich mit dem Spiegelartikel. Hört sich erst mal viel an. Nehmen wir jetzt aber allein den Verbrauch für unseren aktuellen Fahrzeugbestand, würde das etwas mehr als 1% der benötigten Menge ausmachen. Flugverkehr, Schiff, Prozesswärme durch Wasserstoff usw. sind da gar nicht mit drin. Und die Welt um uns rum wäre ja auch noch da.
Fichtner erläutert auch, dass das Air Capture Verfahren um C02 aus der Luft zu gewinnen alles andere als trivial sei und dabei noch erheblichen Energieaufwand bedeutet.
Was hat das jetzt mit Atomkraft zu tun. Das kommt im zweiten Teil meines ausschweifenden Textes….