@Matder, ich sehe auch das die Diskussion gerade wenig zielführend ist und eher geprägten ist von starken Meinungen zur Effizienz des Strommarkts.
Einen Gedanken möchte ich dir doch noch mitgeben, den du gerade selbst angesprochen hast. Der Spot-Markt ( wo die Merit-Order eine Rolle spielt) ist nur ein Teil des Strommarkts. Die anderen wären Terminmarktgeschäfte (auch OTC Markt) und der Intradayhandel. Die letzten beiden funktionieren ohne Merit-Order, sondern wie jede beliebige Börse ( sei es Aktien, Öl, Etc.). Trotzdem sind die OTC -Preise und die Spotpreise ähnlich bis gleich. Also ganz schlecht scheint die Merit-Order das also nicht zu machen, wenn die intuitiven/gewohnten Märkte das gleiche Ergebnis liefern.
Als Teilnehmer am Strommarkt kann ich jedenfalls die angesprochenen Punkte nicht nachvollziehen.
Mein Fazit:
Die Marktmechanismen sind nicht dysfunktional. Es herrscht eine reelle Mangellage und hohe Preise resultieren aus der Unsicherheit am Gasmarkt. Inzwischen sind die Strompreise auch schon wieder stark gefallen, ebenso die Gaspreise. Grund sind die mittlerweile guten Aussichten auch ohne russisches Gas über den Winter zu kommen (siehe oben geposteten Bloombergartikel).
Eine Entkopplung von Gas und Strom würde den
Strompreis drücken.
Gefahr: das Preissignal der Mangellage würde unterwandert.
Pro: -die ganze Wirtschaft und Privathaushalte werden entlastet.
-Grund für hohe Preise ist ausschließlich der Gaspreis
Mögliche Methoden:
Aufteilung in Erneuerbaren und Konventionellen-Markt (griechisches Modell) Contra: Marktumstellung sorgt für Unsicherheit, ERneuerbare werden unlukrativer.
Pro: neuer Durchschnittspreis wäre unter aktuellem Prei
Preiskappung für Gas zur Stromerzeugung
Persönlich befürworte ich diese zweite Variante. Contra: teuer. Pro: Markt bleibt unberührt, nur 15% der Erzeugung wird subventionieren aber gesamter Strom wird billiger(spanisches Modell)
Spannend, das widerspricht der Ausage von @BamChiller:
Was stimmt den jetzt für Ölhandel an der Börse? Gerne auch mit Quelle
Das hieße, dass alle Strompreise egal ob aus Gas-, Kohle oder EE-Anlagen immer den gleichen Preis hätten und der Kostenvorteil der EE wäre komplett weg. Das kann ich mir nicht vorstellen.
Wie funktioniert der Stromhandel? OTC- oder außerbörslicher Stromhandel?
Das Gros der Geschäfte mit elektrischer Energie, ca. 75% der gesamten Handelsmenge, läuft in Deutschland im sogenannten OTC-Handel. Der „Over-the-Counter-Handel” erfolgt meist direkt zwischen Anbietern und Käufern, manchmal auch vermittelt von Brokern auf elektronischen Plattformen.
Das bedeutet, dass hierbei keine Angleichung zwischen den billigen EE-Anbietern und den teuren Gas-Kraftwerken erfolgen muss. Natürlich werden die EE-Anbieter ihre Preise etwas erhöhen, wenn der Gaspreis explodiert, aber mehr glaube ich auch nicht.
Je mehr ich mir das so ansehe, umso mehr kommt wieder mal der Eindruck, dass hier mit übertriebener Panik hohe Preise und damit Gewinne realisiert werden sollen.
Und da wir global gesehen in unruhige Zeiten kommen, sollte die ganze Energieerzeugung asap verstatlich werden, denn auch hier hat der Markt und der Kapitalismus kolossal versagt.
Was du immer noch nicht akzeptieren willst, ist, dass du die Zeitskala nicht einfach ignorieren kannst. Die ist viel, viel wichtiger als die Frage, an welchem Markt jetzt gehandelt wird.
Es gibt sowohl für den Ölmarkt als auch für die Energiemärkte Terminkontrakte zur Lieferung zu bestimmten Zeitpunkten weit in der Zukunft, Lieferverträge die sich über längere Zeitspannen ziehen, und sehr kurzfristige Lieferverträge. Jede dieser Varianten hat ihre eigenen Gesetze, nach denen sich zwischen Angebot und Nachfrage ein Preis bildet, und die Verfahrensweisen sind nicht vom einen auf den anderen übertragbar. Man kann die auch nicht - wie du das ständig tust - miteinander vermischen!
„OTC“ heißt einfach nur, dass ein Lieferant und ein Empfänger abseits einer Börse mit einem klassischen Orderbuch direkt miteinander Verträge aushandeln, die dann auch nur diese beiden Beteiligten kennen (bei einer Börse ist es exakt umgekehrt: die angebotenen, angefragten und gehandelten Mengen und Preise sind für jeden öffentlich sichtbar, aber die Handelspartner kennen sich nicht gegenseitig, nicht mal nachdem ein Handel zustande gekommen ist). Ob das jetzt kurzfristige Verträge oder ein Zweijahresvertrag sind, ist damit nicht gesagt, das geht beides gleichermaßen. Bei kurzfristigen Verträgen wird definitiv der Preis nahe oder gleich dem Börsenpreis liegen, denn wenn irgendwer dumm genug ist, Energie zur kurzfristigen Lieferung deutlich unter Börsenpreis zu verschleudern, dann wird sich sofort ein williger Käufer finden, der diese Energie kauft, sich umdreht und zur Börse geht und sie dort direkt für Börsenpreis wieder anbietet. Das nennt man Arbitragegeschäfte, und es ist äußerst lukrativ, wenn sich denn die Gelegenheit dazu bietet. Da diese Geschäfte so lukrativ sind, stürzen sich aber auch so viele Händler wie die Geier darauf, dass sich solche Gelegenheiten nicht oft bieten, und infolgedessen nur die kurzfristigen Angebote übrig bleiben, die zum jeweils aktuellen Börsenpreis anbieten. Exakt dasselbe geht natürlich auch umgekehrt, sprich wenn OTC ein Abnehmer erheblich mehr bietet als an der Börse aktuell für Energie verlangt wird. Es ist daher logisch zwingend, dass kurzfristige Lieferungen auch OTC immer zu Preisen relativ nahe am Börsenpreis erfolgen.
Für langfristige Verträge gilt das selbstverständlich nicht. Da kann es größere Abweichungen geben, denn hier spielen ganz andere Faktoren eine Rolle, z.B. die Verlässlichkeit eines potenziellen Handelspartners auch über mehrere Jahre hinweg. Auch ist es natürlich so, dass langfristig geschlossene Verträge ihrer Natur nach längere Zeit laufen, was bedeutet, dass die über diese Verträge gehandelte Energie je nachdem, wie starr die Preisklauseln in den Verträgen festgelegt sind, auch weit über oder unter dem aktuellen Börsenpreis, der ständigen Schwankungen unterliegt, den Besitzer wechselt - nämlich dann, wenn die Preise fix festgelegt wurden und sich der Börsenpreis seit Vertragsbeginn stark bewegt hat.
Dann ist deine Vorstellungskraft dein Problem, denn dem ist so, zumindest so lange wir von sehr kurzfristigen Lieferverträgen ausgehen. Warum dem so ist, habe ich gerade beschrieben. Aber wie schon gesagt - für langfristige Verträge, z.B. ein Ökostromanbieter, der sich für 10 Jahre den Output einer Windkraftanlage zum fixen Preis gesichert hat, gilt das selbstverständlich nicht, da kann jemand mit EE potenziell deutlich günstiger wegkommen, schlicht weil ein EE-Anbieter aufgrund nicht vorhandener Brennstoffkosten eher in der Lage ist, seine Kosten langfristig sicher zu kalkulieren als ein Gaskraftwerk, das sehr stark von schwankenden Rohstoffkosten abhängig ist.
Ich würde es bevorzugen, wenn wir mehr Logik und Kausal-Zusammenhänge statt Glauben in die Diskussion einbringen.
Je mehr ich mir das hier ansehe, umso mehr kommt mir der Eindruck, dass du es gar nicht verstehen willst, sondern in allererster Linie an einer Schablone festhalten möchtest, die man mit „der Kapitalismus ist prinzipiell Mist“ umschreiben könnte. Und in dieses Muster wird eben alles gepresst, notfalls mittels „Glauben“.
Das ist kein Widerspruch, sondern es bezieht sich auf unterschiedliche Märkte. Auch bei Öl gibt es nicht den einen Markt, sondern Langzeit- und Kurzzeitkontrakte, die über Handelsplattformen oder bilateral ausgehandelt werden. Auch wenn der Preisbildungsmechanismus nicht immer dem „uniform pricing“ entspricht, läuft es doch auf ein vergleichbares Ergebnis heraus.
Allein am Spotmarkt für Strom ist der Intraday-Handel nicht mehr gemäß dem Merit-Order-Ansatz sonder erfolgt kontinuierlich wenn es passende Angebote und Nachfragen gibt. Aber auch hier sind keine extremen Preisunterschiede zu den korrespondierenden Handelszeitpunkten ersichtlich (wie auch bei Öl für eine bestimmte Sorte). @Slartie hat da schon gut erläutert, wieso der Preis sich in Richtung des teuersten Angebots bewegt.
Können Sie beim OTC Handel auch nicht mal eben so kurzfristig anpassen. Da ist man in der Regel längerfristig gebunden und hat, in der aktuellen Situation, den Nachteil, dass man die höheren Preise nicht abgreifen kann. Andersherum aber den Vorteil langfristige Planungssicherheit zu haben. Meist sind in solchen Verträgen aber auch Indexklauseln enthalten, die den Preis entsprechend anpassen, weil man heute nicht unbedingt voraussehen kann, was in 5 oder mehr Jahren passiert.
Wenn aber ein Anbietender heute einen neuen OTC Vertrag z.B. über das kommende Jahr abschließt, dann wird sich der Preis auch hier nach oben entwickeln. Einfach, weil sie an einem anderen Markt aktuell deutlich mehr dafür bekommen würden und auch OTC keine Anbietende günstiger anbieten wird.
Und weil es ja noch um ein Fazit geht: Das ist für mich ein Punkt in der Diskussion hier. Es geht an sich eher darum, ob die Energieerzeugung durch den Staat übernommen werden sollte. An dem Punkt kann man zu einer unterschiedlichen Ansicht kommen.
Nicht aber weil der Markt versagt, der funktioniert nämlich so wie er soll (und würde gerade zum ersten Mal überhaupt einen extrem guten Anreiz setzen in Erneuerbare zu Investieren, um die möglichen hohen Renditen abzugreifen und damit langfristig die Kosten wieder zu senken), sondern weil man das Prinzip der Gewinne mit Energie grundsätzlich ablehnt. Aber dann bitte unter einem anderen Thema, wie beispielsweise der grundsätzlichen Kritik am marktwirtschaftlichen System.
In den zwei Videos von Energiewirtschaft (s.oben) gibt es dazu nachvollziehbare Erklärungen. Meine Kurzform: Es ist so kompliziert, weil es um Lastspitzen und den teuersten Strom geht. Deshalb ändert sich gerade das Design des Strommarkts!
Die Beiträge hier im Thread bilden stark unterschiedliche Interessenlagen/Sichtweisen der UserInnen ab. Aber obwohl man dann deshalb manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, ist diese Diskussion auch spannend und hilfreich, weil sie faktenreich und diskursiv verlaufen ist und dadurch mehr Transparenz schafft. Anders als die Energiewirtschaft, die hat m.E. überhaupt kein Interesse an Transparenz der Strukturen und der Preisbildungsmechanismen.
Hier ein aktuelles Bild vom 1.10.2022: Was hätte uns gerettet und was kann uns retten? Der möglichst starke Hochlauf der Regenerativen wenn dann auch noch der Börsenstrompreis stabil bleibt.
Da hast du mich falsch verstanden oder ich habe ich mich unglücklich ausgedrückt. Mein Punkt ist genau nicht alles zu vermischen, sondern sich differenziert anzuschauen welche Strommengen wo und wie gehandelt werden. Daher oben die Grafik, die Termingeschäfte und Spotmarkt (Day-ahead) vergleicht.
Sicher werden extrem kurzfristige Termingeschäfte sich am Tageskurs orientieren aber die Termingeschäfte sind nach meinem Verständnis eher langfristige Sachen, also Quartale und Jahre im Voraus.
Aber spätestens wenn man liest, dass 75 % des Stromes weder per Termin noch per Spotmarkt gehandelt werden, sondern eben direkt (OTC) zwischen Erzeuger und Abnehmer, dann ist das Argument, dass der Spotmarkt (mit dem Merit-Order-Prinzip) allein am teuren Strom verantwortlich sein soll, sehr unglaubwürdig.
Das ist genau mein Argument. Und wenn das auf 75 % des Stromes zutrifft, wüsste ich gerne, warum der Spotmarkt alles bestimmen soll.
Richtig.
Du hast oben aber mit deiner Verallgemeinerung angedeutet, dass das Merit-Order-Prinzip bei sehr vielen Waren als einziges Preisbildungssystem zum Einsatz kommt. Das habe ich nur gerade rücken wollen.
Das sehe ich natürlich nicht als Nachteil. Was du hier als erstrebenswert bezeichnest, sind die sog. Windfall-Profits, also Zufallsgewinne, die einem Unternehmen „in den Schoß fallen“.
Da wir als Staat aber genau solche Unternehmen (aktuellen Beispiel: Uniper) dann aber mit Steuergeld retten müssen, wenn aus Zufallsgewinnen Zufallsverluste werden, bin ich ohnehin dagegen, dass kritische Unternehmen solche Gewinne überhaupt einstreichen sollen, sonst sind wir eben bei:
„Gewinne privtisieren, Verluste sozialisieren“.
Das kann man so sehen, das Problem ist aber, dass das aktuelle Merit Order System einfach nur billige Energie bevorzugt egal aus welcher Quelle und damit z.B. auch Atomstrom.
Wenn man wirklich Anreize für EE schaffen will, wäre es besser den Atomkraftwerken sowie den Gas- und Kohle-Kraftwerken die externalisierten Kosten (Atommüllendlagerung, CO2-Preis durch Klimaschäden usw.) auf zu drücken, denn dann wären die EE wirklich aus den richtigen Gründen am günstigsten.
Das tut er doch gar nicht. Oder zahlst du deinem Versorger exakt den immer aktuellen Spotmarkt-Preis?
Ich tue das nicht. Mein aktueller Strompreis ist weit unter dem derzeitigen Spotmarktpreis. Das gilt für viele Verbraucher mit Bestandsverträgen, und teilweise auch mit Neuverträgen. Der Grund, warum mein Versorger trotzdem nicht pleite geht, ist, dass der sich Mengen Jahre im Voraus zu damals günstigeren Preisen gesichert hat und mich jetzt noch aus diesen Mengen bedienen kann.
Insofern ist es offensichtlich falsch, dass der Spotmarkt „alles bestimmen“ würde. Was aber schon zutrifft, ist, dass neue langfristige Verträge sich am Spotmarkt orientieren, da das einer der Informationslieferanten ist, um die zukünftige Strompreisentwicklung abzuschätzen. Wenn der Spotmarkt längere Zeit hohe Preise hat, ist es wahrscheinlicher, dass sich das Preisniveau generell erhöht hat, also werden auch langfristige Verträge tendenziell teurer vereinbart. Das muss aber nicht genau so teuer wie der aktuelle Sportmarktpreis sein, ein langfristiger Vertrag bietet ja eine Abnahmegarantie, die einen Wert für einen Anbieter darstellt, so dass Anbieter durchaus preislich entgegenkommend sein dürften. Das Entgegenkommen ist aber selbstverständlich nicht grenzenlos, denn die Alternative, den Strom immer kurzfristig auf den Spotmarkt zu werfen steht ja immer im Raum, und wenn dieser Markt längere Zeit hohe Preise hat, steigt der auf diesem Wege einigermaßen sicher erwartbare Erlös, was diese Alternative attraktiver macht, so dass der langfristige Abnehmer ebenfalls mehr bieten muss, um attraktiv zu bleiben. Auf die Weise zeichnen die langfristigen Verträge mit zeitlichem Verzug die Spotmarkt-Entwicklung grob nach, wobei große, aber kurzzeitige Spikes umso stärker „rausgefiltert“ werden, je länger die Verträge laufen.
Dann hast mich falsch verstanden. Ich wollte ausdrücken, dass die Merit Order an sich erst mal ganz normal ist und an sich nur ein „komplizierter“ Ausdruck für das Zusammenbringen von Angebot und Nachfrage (Demand / Nachfrage- und Supply Curve Angebotskurve). Die Preisbildung über den Einheitspreis ist dann genau genommen Teil des Designs des Day-Ahead Markts. Diese Form des Designs bietet sich aber für den simultanen Handel von homogenen Gütern (wie Strom, aber eben auch Öl und andere Rohstoffe) an.
Der Verteil von einer Einheitspreisauktion ist an sich, dass alle Anbietenden möglichst nah an ihren Grenzkosten anbieten. Dies ist insofern ökonomisch geboten, da Anbietende im Fall eines Nichtzuschlags aufgrund eines zu Hoch angesetzten Preises und einer zu geringeren Preisen gedeckten Nachfrage keinen Zuschlag erhalten werden. Gleichzeitig ist so aber auch sichergestellt, dass im Fall eines Zuschlags die variablen Produktionskosten gedeckt sind.
In pay-as-bid Auktionen, wo letztlich auch die Nachfrage und Angebotskurve zusammengebracht werden, werden alle Anbietenden einen Preis bieten, von dem sie ausgehen, dass er so etwas wie der Markträumungspreis wäre. Unter vollkommener Transparenz wird er sogar identisch sein. In der Praxis ist da aber auch zu sehen, dass die Preise hin zu einem einheitlichen Wert konvergieren.
Das passiert ja an sich auch schon (nur nicht schnell genug). Das EU-ETS hat inzwischen einen Preisanstieg erfahren und ist ein marktliches Instrument, um CO2-emitenten teurer zu machen und aus dem Markt zu drängen. Die aktuell hohen Renditemöglichkeiten sind eine Chance für zahlreiche EE-Anbieter in den Markt einzusteigen. Wie du richtig feststellst wird billige Energie bevorzugt. Damit könnten sich EE bei aktuellen Marktpreisen vergleichsweise schnell refinanzieren (und welcher Investierende oder Kreditgebende möchte so etwas nicht gerne sehen ). Damit würden teurere Kraftwerke aus dem Markt gedrängt und der Preis sinkt. Da kommen aktuell aber noch ein paar andere Hürden dazu (wie die super lange Dauer bis ein Windrad in Deutschland mal steht z.B.) und dazu eben allgemein, dass man nicht mal ebenso die Produktion der Anlagen selber krass ausweiten kann.
In der aktuellen Situation ist das an sich auch wirklich ein Zufallsgewinn. Ich wollte an sich nur ausdrücken, dass es hier auch eine Chance wäre, den EE Ausbau deutlich voranzutreiben (wenn andere Hürden beseitigt werden). Grundsätzlich wäre so etwas aber auch eingetreten, wenn der Preis im EU-ETS immer weiter angezogen wäre. Auch dann hätten wir irgendwann einen sehr hohen Strompreis bekommen, wenn der EE-Ausbau nicht forciert wird. Letztlich sind die hohen Gaspreise ja indirekt ein sehr hoher CO2-Preis. Der hat nun für Gas eine Höhe, da hätten befürwortende der Energiewände nicht mal dran gedacht, dass so etwas eintreten kommen könnte.
Aber weil das letztlich sozial so extreme Implikationen mit sich bringt noch ein Satz. Es wäre viel hilfreicher gezielt zu unterstützen (Stichword Klimageld, was bei den Auswirkungen hoher CO2 Preise ja auch immer als notwendige Maßnahme genannt wird) als hier in das grundlegende Marktdesign einzugreifen und und dich Chance zu nehmen die Energiewende zu forcieren. Nur sehr viel EE garantiert uns, dass wir nicht anderweitig wieder von plötzlichen Abhängigkeiten bei fossilen Energien überrascht werden.
In der aktuellen Berichterstattung wird das aber eben so dargestellt als wäre der „Spotmarkt“ der Grund für die hohen Preise und nicht etwa Gewinnmitnahmen von irgendwelchen Stromunternehmen.
Dann sind wir uns ja einig. Das war der eine Punkt, den ich machen wollte.
Und genau diese Einheitspreisbildung ist aus den oben genannten Gründen das Problem, ob die nun zwingend zum Merit Order System dazu gehört oder nicht.
In der medialen Berichterstattung wird diese Detailunterscheidung nicht gemacht, dort heißt es immer nur „Merit Order“ und die Einheitspreisbildung ist immer mit gemeint. Daher habe ich das beim schreiben hier auch so gemacht.
Nun, die mediale Berichterstattung zu dem Thema ist in der Tat leider zu 90% Murks, darauf können wir uns einigen. Sie vereinfacht das Thema nahezu immer auf unzulässige Weise und fokussiert sich auch viel zu oft darauf, Empörung angesichts scheinbar unsinnig bis aktiv endkundenfeindlich gestalteter Märkte zu erzeugen. Und an den tatsächlich substanziellen Problemen des europäischen bzw. insbesondere des deutschen Energiemarktes, die uns leider auch weit über das derzeit akut diskutierte, aber im Gesamtmaßstab eher ein Randproblem darstellende Thema der Spotpreisbildung bei extremen Gaspreisen hinaus erhalten bleiben werden, gehen sie sowieso komplett vorbei.
Hier im Forum ist aber zumindest der „Kampfbegriff“ Merit Order nun in mehreren Threads mehr als detailliert genug auseinandergenommen und sachlich zutreffend erklärt worden, von @BamChiller und einigen weiteren fachkundigen Menschen.