Ich denke auch nicht, dass man den Bauern ihren legitimen Protest abspricht. Man hinterfragt, ob es verhältnismäßig ist, und kommt gerade beim Vergleich zu Klimaprotesten zum relativ offensichtlichen Ergebnis, dass mit zweierlei Maßen gemessen wird, wenn Klimakleber, die eine halbe Stunde eine Straße blockieren, mit allen Mitteln des Rechtsstaats bekämpft werden (inklusive Schmerzgriffen, Strafverfahren, Hausdurchsuchungen und Präventivhaft), aber Bauern, die mit schwerem Gerät stundenlang alles blockieren, mit Samthandschuhen angepackt werden.
Den Bauern geht es ganz offensichtlich nicht um die Lebensmittelversorgung Deutschlands, sondern ganz offensichtlich um die Arbeitsbedingungen und die Verdienstmöglichkeiten in ihrer Branche. Den Klimaaktivisten geht es ganz offensichtlich nicht um ein Mikro-Ziel wie ein 9-Euro-Ticket, sondern um die gesamte Klimapolitik. Natürlich kann man auf verschiedene Mikro- und Makro-Ziele abstellen, aber es besteht für mich nicht der geringste Zweifel, dass die Klimaproteste generell eher altruistisch, daher zur Verbesserung der Gesellschaft, geprägt sind, während die Bauernproteste eher der Verbesserung der individuellen Situation dienen.
Es wurde lediglich gesagt, dass die Bauern mit 6k argumentieren, während die offiziellen Zahlen der Steuerbehörden (und die werden es wohl wissen!) ziemlich klar 3k aussagen. Dass das zwischen Klein- und Großbetrieben unterschiedlich sein mag, ist klar, auch, dass die Zahlen durch die Preissteigerung des Diesel sich ändern werden. Daher ist der Punkt in der Tat umstritten, aber mal beide Zahlen gegeneinander zu stellen ist genau das, was ich von Journalismus erwarte, statt einfach nur die Zahlen einer Seite unkommentiert in den Raum zu werfen.
Niemand sagt, dass die Bauern nicht recht hätten, ich kann auch die Wut der Bauern verstehen. Aber ich habe ja selbst bei den Klimaklebern schon gesagt, dass ich auch deren Ziel verstehe, trotzdem nicht jede Aktion für sinnvoll halte. Das gleiche gilt bei den Bauern.