Abgaben auf Kapitalerträge und Gewinne

Ja, dem widerspreche ich nicht. Momentan werden Reiche damit subventioniert und dann noch mit einem niedrigen Steuersatz auf Kapitalerträge belohnt. Wenn nun Kapitalerträge progressiv oder stärker besteuert würden, wäre der Effekt abgeschwächt.
Und die Förderung kann sinnvoll sein. Wenn die Hälfte der Investitionen sonst nicht in Start-Ups geflossen wären, hat der Staat seinen Einsatz um 50% mit privatem Geld aufgestockt.

Schon klar, dass Förderungen notwendig sind.
In dem verlinkten Thema geht es mir genau darum. Egal, wie man sie gestaltet. Völlig fair kann sie nicht werden, weil es um Geld geht, was risikoreich investiert werden kann. Der Verlust des Geldes darf also keinen wirklichen Unterschied machen. Dieses Geld steht viel zu vielen Menschen überhaupt nicht zur Verfügung.

Trotzdem sollten meiner Meinung nach Förderungen immer so gestaltet werden, dass möglichst wenige ausgeschlossen werden. Wenn also „die Reichen“ eh durch Start-Up Förderungen subventioniert werden, dann kann man die Förderbedingungen trotzdem anders gestalten:
Indem man „die Mitte“ einbezieht und Förderungen volldigital, meinetwegen vollautomatisch, bei Crowdinvestings möglich macht. Da liegt das Mindestinvestment bei 100€, also bei 1% der jetzigen „Fördergrenze“.

Außerdem kann der Staat auch einfach die Investitionen der Fördermittelnehmer nachahmen (1zu1 oder sonst ein Verhältnis). Die Förderung kann dann bestehen aus: Risikominimierung, indem ein Totalausfall vermieden wird oder vom Gewinn des Staates ein kleiner Prozentsatz als Bonuszahlung ausgezahlt wird. So kann der Staat auch selbst Gewinn aus der Förderung ziehen.

Es gibt viele Möglichkeiten, nicht direkt und nicht im aktuellen Umfang, „den Reichen“ das Investment in Start-Ups attraktiver zu machen und dabei dennoch möglichst fair vorzugehen. Aber das wird halt nicht gemacht.

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Der entscheidende Unterschied ist, dass das Kapital, wenn es verliehen oder investiert wird nicht für den Konsum zur Verfügung steht. Besonders wichtig ist diese Form der Leistung für diejenigen die in einer aktuellen Phase ihres Lebens viel verdienen, später aber potentiell nicht mehr. Z.B. Profisportler jenseits der ersten Fußball Bundesliga.

In diesem Fall wird für diesen Teil der Leistung jemand beauftragt und somit auch bezahlt. Lohnt sich aber nur bei wirklich hohen Vermögen.
Wenn ich da angelangt bin habe ich einen klaren Vorteil gegenüber anderen, wie ich ja auch schon geschrieben habe. Gilt natürlich auch für die Akkumulation von Vermögen.

Ein anderer Aspekt sind Mieten. Wenn ich einzelnen Beiträgen im Forum folge, würden Mieteinnahmen dann zu 100% besteuert (außer man hat die Wohnung mit eigenen Händen gebaut, dann ist es wohl doch ok). Somit würde der Staat zum einzigen legitimen Vermieter werden.

Die Debatte um Einkünfte aus Kapital ist trotzdem eine „schöne Erinnerung“ an ganz alte Zeiten. Da war das auch schon ein heißes Thema religiöser Fundamentalisten (Zinsverbot – Wikipedia).

Nein, von Mieteinnahmen kannst du immer die Investitionen abziehen…
Und ich glaube auch nicht, dass hier die meisten 100 % Besteuerung verlangen.
Einfach nur mal angemessen wäre doch schön…

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Man könnte auch darüber sprechen, ob Wohnungen überhaupt in Privathand gehören, bzw. in die Hand von Immobilienfirmen. Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Die mittlerweile geringe Anzahl von Sozialwohnungen und die Wohnungsnot führen zu immer höheren Mieten. So haben die Immoblienfirmen auch keinerlei Grund, weitere zu bauen. Mehr Angebot würde nur zu niedrigeren Einnahmen führen… Gesetz des Marktes.

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Finde ich gut. Aber was heißt denn angemessen? Ich glaube auch, dass viele einer progressive Besteuerung von Erbschaften, Vermögen, Kapitaleinkünften (natürlich mit Freibeträgen) gar nicht so kritisch gegenüberstehen würden, wenn man das gut erklärt und für bestimmte Fälle vorrechnet. Aber der springende Punkt ist doch immer: wie hoch ist angemessen? Wäre z.B. das französische Modell der Vermögenssteuer angemessen?

Ich bin keine Expertin und kann diese Frage nicht beantworten. Aktuell ist es auf jeden Fall zu wenig.
In Frankreich ist die Steuer meines Wissens nicht (mehr) der Rede wert. Nur auf Immobilien, hoher Freibetrag, geringe Steuer. Soweit ich weiß jedenfalls.

„Auch?“ Wen genau bezeichnest du hier im Forum als religiösen Fundamentalisten?

Solche Vergleiche bringen doch nichts. Klar könnte ich eine Parallele ziehen zwischen Erbschaften und „Herrschaft von Gottes Gnade“ im Feudalismus. Wem hilft das weiter?

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Ja, klar. Was bei so einer Startup-Förderung dann herauskommt, sieht man u.a. hier:

Haufenweise vermutlich geförderte Start-Ups, die nutzlose Apps entwickeln um unsere Krankenkassen abzuzocken. So sieht Startup-Culture in Deutschland aus.

Fair. Experten sind wir vmtl. alle nicht. Würde auch keine genaue Zahl erwarten, aber vielleicht einen groben Bereich oder zumindest einen Weg wie man zu dieser Zahl kommen könnte. Nach welchen Kriterien würde man so eine Steuer festlegen?
Das würde zumindest etwas Aufschluss geben, ob man sich hier nur über den Weg oder auch das Ziel uneinig ist.

Das französische Modell habe ich ja oben vorgestellt. Nach Fratzschers Aussage Faktor 3 oder 4 mehr als in Deutschland wenn das noch aktuell ist.

Ich habe vom Arztgehalt im Schichtdienst gesprochen. Ein Facharzt verdient ohne Schicht bis zu 107.000€ im Jahr nach Tarif. Wenn du soviel durch Mieteinnahmen als Gewinn übrig hast, bist du definitiv nicht verarmt sondern besitzt viele Wohnungen.

Also wenn man sich die Wohnsituation in DDR und anderen Staaten des Ostblocks ansehen konnte, dann kann man die Frage stellen, aber ich beantworte sie aber gerne mit JA.

Wenn dann auch noch Parteizugehörigkeit etc. darüber entscheidet ob man in eine Neubauwohnung oder in eine Bruchbude ziehen muss, dann ist das was wir heute erleben ja fast eine Luxussituation (Bruchbuden in weniger guter Lage findet man auch heute günstig).

Und es hindert ja keiner den Staat daran im großen Stil als Anbieter von Wohnungen tätig zu werden. Wenn man selbst mit viel niedrigeren Mieten noch so viel Geld verdienen könnte wie es viele behaupten, dann wäre der Staat ja sogar doppelt am Gewinnen. Einerseits würde man ein großes Problem beheben, andererseits würde man auch noch Einnahmen erzielen die man an anderer Stelle investieren könnte. Ganz so einfach ist es aber dann ja wohl doch wieder nicht.

Danke. Dieses ganze Gerede von „Leistung“ ist in jeder Hinsicht eine Nebelkerze. Bei sinnvoller Steuerpolitik muss es um gute volkswirtschaftliche Outcomes gehen - es geht um Anreize für gewünschtes Verhalten, (Markt-)Macht, sozialen Frieden uvm. Nicht um irgendwelche ominösen „Leistungen“.

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Einfach ist es schon. Nur ist bei klammen Kassen kein Geld dafür vorhanden. Es wurde ja sogar Wohnungen verkauft um den Haushalt kurzfristig aufzubessern. Natürlich hat sich die Marktlage z.b. in Berlin und Dresden geändert, aber hier haben die Städte einfach versagt regulierent in den Markt einzugreifen. Am einfachsten dadurch das sie auf das Angebot mit einwirken. Gerade was Wohnungen im niedrigsegment angeht.

Vor der großen neoliberalen Privatisierungswelle in den 90ern sah es auf dem Wohnungsmarkt m.W. besser aus. Ein zusätzliches Problem ist auch der automatische Wegfall der Bindungswirkung bei Sozialwohnungen.

Es ist immer einfach nur mit einem Schlagwort wie „neoliberale Privatisierungswelle“ alleine eine Situation zu erklären. Ich kenne selbst die 90er aber auch folgendermaßen aus den Wohnungen meiner Großeltern (Genossenschaftswohnungen in Kleinstadt in Bayern):

-Undichte Fenster
-Heizen per Ölöfen in der Wohnung der einen Oma (Anfang der 90 er wurde eine Zentrale Ölversorgung eingebaut, aber noch immer Ölöfen in den Zimmern, davor Ölkannen schleppen)
-Heizen per Kohleofen bis 2003 bei den anderen Großeltern (inkl. Kohle aus dem Keller in den dritten Stock schleppen)
-Schäden an den Fassaden
-Schäden an den Dächern
-Kaputte Treppen
-etc.

Die Wohnungsbaugenossenschaft hat dann rund die Hälfte der Objekte verkauft um von dem Erlös die anderen zu sanieren. Die privaten (!) Käufer haben dann die gekauften Gebäude ebenso saniert und auf einen aktuellen Stand gebracht. Mietanpassungen waren nicht nennenswert anders als bei der Genossenschaft, für Neumieter waren die privaten wohl etwas teurer, aber auch umfassender saniert und dadurch weniger Heizkosten.

Wenn man Gebäude verfallen lässt, dann ist es natürlich einfach die Mieten gering zu halten.

In großen Städten kommt dann noch die massiv gestärkte Situation der Ballungsräume gegenüber den ländlichen Regionen dazu, die für erheblich mehr Nachfrage sorgte als man es zuvor kannte. Eine größere Zahl an Einpersonenhaushalten sowie der allgemein steigende Wohnraum pro Person (mein Vater wohnte noch in einer ca. 60 qm Wohnung im 12 qm Zimmer zusammen mit seinem Bruder), heute bewohnt eine Familie mit 2 Kindern eher eine 4-5-Zimmer Wohnung weil jedes Kind ein eigenes Zimmer haben soll plus oftmals ein Arbeitszimmer nötig ist.

Ich möchte nicht sagen, dass auf dem privaten Wohnungsmarkt alles ohne Probleme läuft, aber die Romantisierung der Jahre zuvor ohne auch Punkte wie Baustandard, Fläche pro Person, Zuzug in die Städte, etc. in der Diskussion zu berücksichtigen halte ich für stark vereinfacht.

Ob es mit einem Wohnungsmarkt wie vor den 90ern heute in den Ballungszentren wirklich besser aussehen würde ist ja auch wirklich spekulativ. Auch das gerne genommene Beispiel Wien zeigt, dass die Situation für Leute die von Außerhalb kommen dort auch keineswegs so rosig ist, wie bei uns gerne berichtet.

Edit: ein paar Details habe ich nachsehen/recherchieren können und habe es präzisiert.

Ich will auch nicht behaupten das der staatliche Wohnungsbau damals ohne Probleme war. Von Renovierungsstau und Misswirtschaft frei war der bestimmt nicht. Aber so wie es heute ist, ist der Markt halt kaputt und müsste reguliert werden…und am einfachsten gänge das über die Regeln des Marktes in dem man selbst in das Angebot eingreift. Da könnte/dürfte niemand was gegen haben. Gerade wenn man vor allem das Angebot untenrum angeht und keine "Luxus"wohnungen mit der hohen Marge.
Aber wir driftevom Thema ab.

Ich finde das Thema schon noch getroffen. Denn wenn man sich ansieht, wie viele Probleme auch staatlicher Wohnungsbau und Genossenschaften hatten und auch noch haben, dann sieht man ja, dass auch das Bereitstellen von Wohnraum durchaus eine Leistung darstellt.

Ich bin trotzdem auch für mehr staatlichen Wohnungsbau, gezielt eingesetzt. Aber dass Flächen in Ballungsgebieten Mangelware sind, dass Nachverdichtung die Lebensqualität teils stark einschränkt (wenn z.B. Grünflächen die aktuell der Freizeit dienten bebaut werden) und dass die Wohnfläche pro Kopf massiv gestiegen ist ändert auch kein staatlicher Wohnbau.

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Uii, mal wieder so eine richtig schöne @lib - Diskussion. Gab es schon länger nicht mehr. :smile: