4-Tage Woche für alle Eltern

Hallo,
was haltet ihr von der Idee, dass man grundsätzlich für alle Eltern eine vier Tagewoche ermöglicht (bei voller Bezahlung).

Dies hätte den Vorteil, dass die Eltern weniger gestresst sind. Mehr Betreuungszeit für die Kinder vorhanden ist. Und gegebenenfalls die Geburtenrate nach oben geht.

Umzusetzen, bis die Kinder in die Schule gehen. Danach wieder regulär Fünftagewoche

Was haltet ihr davon?
Relog

Ehrlich gesagt als Mitarbeiter in einem kleinen Betrieb (selbst mit Kindern 2 und 6) nicht viel. Wenn überhaupt erst ab einer relativ großen Betriebsgröße.

Bei uns sind aktuell von 10 Mitarbeitern (davon 7 in Vollzeit) 2 mit Kindern. Beide müssen wir schon unsere Kindkrank-tage fast voll nutzen und sind durch Kitakinder auch relativ oft krank. Wenn man dann noch weitere 1/5 der Grund-Arbeitszeit wegnimmt, dann ist das für eine solch lange Zeit kaum kompensierbar. Während große Betriebe noch so planen können, dass solche Reduzierung aufgefangen werden kann ist das bei kleinen Betrieben kaum möglich und für die 6-7 Jahre (bei mehreren Kindern länger) eine Teilzeitkraft die 1/5 der Arbeitszeit übernimmt einzustellen ist quasi Ausgeschlossen. Selbst wenn der Lohnausgleich nicht vom Unternehmen kommt sondern vom Staat würde das kleine Unternehmen schnell hart treffen.

Und dann wäre ja die Frage, warum das nur für Eltern gelten sollte, nicht aber für Personen die angehörige Pflegen. Oder für Leute die sich ehrenamtlich engagieren.

In meinem Fall ist eine leicht reduzierte Stundenzahl, großzügige Homeoffice Regelung und flexible Arbeitszeit mehr wert als es eine 4-Tage Woche mit Präsenzpflicht und fester Arbeitszeit wäre.

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Halte da auch nicht viel von. Und würde auch dazu beitragen, dass man als Elternteil (zusätzlich zu dem beschriebenen Punkt mit Krankheit und Kind krank) noch schwerer einen Job findet, weil man für das gleiche Geld nur 4 Tage da ist.

Da kann man natürlich wieder Gegenmaßnahmen überlegen wie eine Eltern-Quote oder so einen Unsinn, aber dann kommen wir nur in die nächste Regulierungs-Spirale.

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Unwahrscheinlich auf Grund des enormen Fachkräftemangels, der sich noch verstärkt. Liegt eben daran wenn man schlechte Familienpolitik macht und dazu gerne gegen Migration hetzt. Und Digitalisierung wird da auch nichts bringen, wir haben schlicht keinen Minister mit Digitalkompetenz oder Parteien, die da irgendwas zu Stande bringen.

Ich könnte mir schon vorstellen, dass das bei Beförderungen eher dazu führt, dass viele erst wenn die Kinder aus dem Alter raus sind in die nächste Job Ebene kommen. Und bei kleinen Firmen wäre das wohl auch ein echtes Einstellungskriterium, was gerade am Land eine Rolle spielen dürfte. Für die Familie wäre dabei aber vielleicht die Stelle am Ort bei 5-Tage-Woche attraktiver als die Stelle im größeren Unternehmen mit täglich 1,5 h Pendeln aber dafür 4-Tage-Woche.

Ich glaube da gibt es bessere Wege für mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie, vor allem nicht zu Lasten von kleinen Firmen, die dafür ja oft sehr viele andere Vorteile bieten können.

Ist doch jetzt schon so, wenn man auch als Vater sich um seine Kindern kümmern will und eben nicht die Frau alles allein tun soll, ist man ja nicht voll belastbar. Selbst wenn man nur minimal reduziert (von 40 auf 34 Stunden) ist man raus. Ist eben rückständiges Denken, aber was will man machen.

Da gebe ich dir recht. Prinzipiell müsste man die Familie viel mehr privilegieren und fördern.

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Anekdotisch könnte ich beitragen, dass Kollegen mit kleinen Kinder (unter 6) im Durchschnitt eh nicht mehr als 4 tage die Woche da sind. Den Rest der Zeit sind die Kinder krank und jemand muss zu hause bleiben. Da ist dann selbst mit Homeoffice kaum an Arbeiten zu denken.

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Hi relog,

ich finde den Entlastungsansatz sogar sehr gut! Warum? Schlicht weil wir beides brauchen - wir brauchen Eltern, die entlastet werden (und das käme garantiert vielen Frauen zu gute) und wir brauchen Menschen, die Kinder bekommen wollen und es sich auch leisten können müssen. Den Realitäten in Deutschland sozusagen Rechnung zu tragen, kann ich nur positiv einordnen. Die Belastung von Eltern ist bekanntlich enorm und eine akute Verbesserung nicht in Sicht. Die Belastungsgrenzen die Eltern regelmäßig erreichen, sind weder für Kinder, noch für Arbeitgeber förderlich - von den Opportunitätskosten z.B. innerhalb des Gesundheitssystems (Stress macht bekanntlich krank und erzeugt ggf. andere Missstände) usw. spreche ich gar nicht erst.

Natürlich müsste man konzeptionell sehr gut überlegen, wie so eine Entlastung - Stichwort bezahlte Care-Arbeit (darum geht es doch im Kern) - modelliert werden kann. Dazu gab es bereits ein paar Anforderungen, die durch die Vorredner in den Raum gestellt wurden.

Gesellschafts-ökonomisch dürfte es sich rechnen, wenn prosperierende Kinder-Eltern-Beziehungen dank Zeit UND Geld auf allen Ebenen deutlich stärker und direkter gefördert werden. Ich verweise da gern auf die seltsame Elterngelddebatte, die zuletzt geführt wurde. Die corona-bedingte Kurzarbeit hat erst kürzlich gezeigt, das ein anteiliges Einkommen von nur 80% o.ä. eben nicht so einfach für Betroffene kompensierbar ist. Für Eltern und das Elterngeld geht es tw. um nur 65% des Netto-Einkommens - gerade für Gering- und Normalverdiener ein erheblicher Einschnitt. Wollen wir wirklich, das Eltern (insb. Mütter) in den ersten Monaten so stark zurückstecken müssen, in Abhängigkeit geraten oder erst lange für ein Kind ansparen müssen?

Es gibt viel zu tun und neue Ansätze müssen her! Es steht uns gesellschaftlich frei, die Rahmenbedingungen gemeinsam ausgehandelt so gut zu konzeptionieren, wie es geht. Aber zunächst einmal müsste sicherlich die Erkenntnis gewonnen werden, dass wir in puncto Kinder gesellschaftlich dringend weiter optimieren müssen.

Viele Grüße
Marie

D.h. liebe Community, die Frage ist - wie könnte man das gut konzeptionieren?

  • analog Kinder-Krankentage bezahlte weitere Care-Arbeitstage? (Finanzierung tdb)

Wer hat tolle Ideen? Viele Grüße,
Marie

Umso mehr ein Grund die Umstände für Eltern und beteiligte Institutionen anzupassen - ich beschreibe gern die letzte Erkältungssaison und die Zusammenhänge:

  • Sommerurlaubssaison: Kita verkürzt die Öffnungszeiten für ca. 2 Monate, weil weniger Personal verfügbar ist
  • danach startet die Erkältungssaison: d.h. Kind nimmt bestimmt mind. 5 Infekte von September bis März mi
    → da immer wieder nicht vollständig genesene Kinder in die Einrichtungen gebracht werden (weil Eltern z.B. bei Arbeitgebern unter Druck stehen), wiederholen sich die Infektionsketten immer wieder

→ selbstverständlich betreffen die Infektionsketten auch Erzieherinnen, die dann ihrerseits (auch aufgrund des Personalmangels und der Belastung im Kollegium) nicht vollständig genesen Infektionsketten erzeugen und spätestens ab November bis ca. Februar ist der Betrieb - ergo die Betreuung des Kindes in der Kita - komplett instabil

→ und zu guter Letzt sind da noch die Eltern, die nach dem gleichen Prinzip mind. in dieser Zeit auf dem Zahnfleisch gehen, sich ebenso anstecken und ausfallen… muss ich erwähnen, dass auch hier nicht selten auf vollständige Genesung verzichtet wird, sich krank zur Arbeit geschleppt wird usw.?

Nur um es zu erwähnen - unsere Kita hat im Jahr mind. 25 Schließtage. D.h. Teamfortbildungen, Trägertermine usw. und Tage in denen Eltern typischerweise Urlaub nehmen müssen - Urlaub! Allein diese 25 Tage zu kompensieren, plus die Krankheitstage, plus die unplanmäßigen infrastrukturellen Ausfälle (Öffnungszeiten verkürzt, Gruppe zu, Kita zu, Gruppe nur Notfallbetreuung usw.) - selbst Nicht-Eltern dürften erkennen, dass es hier ein strukturelles Problem gibt.

D.h. die Frage ist auch hier - wie kann man das - gesamtheitlich betrachtet - ändern und verbessern? Politischer Wille vorausgesetzt.

Viele Grüße
Marie

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Das mag ja alles sein, aber ich sehe nicht wie hier eine klassische 4 Tage Woche weiterhilft. Denn da bestimmt man ja üblicherweise den Tag, an dem man dann nicht arbeitet, und zwar immer. Klasssich den Freitag frei nehmen. In den von Dir beschriebenen Situationen kann man als Eltern aber nur in den seltensten Fällen planen, wann man Zeit für Kinder benötigt. Es braucht also eher größere Gleitzeit-Kontingente oder so etwas.

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Ich denke auch nicht, dass eine Lösung alle Probleme beheben kann - muss sie auch nicht. Aber, etwas quasi lindernd tun, ist im Zweifelsfall besser, als gar nichts zu tun.

Die 4-Tage-Woche in dieser Abwägung enthält im Kern das Instrument einer verkürzten Arbeitszeit, bei voller Entlohnung (wer die Verkürzung entlohnt ist tbd) und die ist durchaus flexibel anwendbar. Ansonsten ging es ja genau darum - gemeinsam über denk- und umsetzbare Modelle nachdenken.

Deinen Gleitzeit-Gedanken müsstest du erläutern. Wenn es dabei nur um eine Arbeitszeitverschiebung ginge, dann wäre mE nichts gelindert. Denn das findet bereits vielfach statt. Eltern arbeiten nachts, früh morgens - um die Betreuung herum, um auf ihre Wochenstunden zu kommen. Aber auch der Tag von Eltern hat nur 24 h und die sonst geltenden gesetzlichen Ruhezeiten beruhen ja durchaus auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Natürlich wird das Ergebnis meiner Arbeit nicht besser, wenn ich mich gen 22 Uhr hinsetze und nochmal 2h Arbeit nachhole.

Warum nicht einfach die Arbeitszeit reduzieren (bei entsprechender Betriebsgröße gesetzlich einforderbar) - bei Anpassung des Gehalts. Warum sollte ein AG die quasi Gehaltserhöhung mitgehen, bei weniger Gegenleistung. Wenn, dann muss es durch alle Steuerzahler getragen werden.

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Wieso eigentlich immer 4-Tage-Woche bei gleicher Entlohnung? Wenn 4 Tage Woche, dann bei gleichbleibender Arbeitszeit → Einfach 2 Stunden mehr an den 4 Tagen. Das würde doch schon viel auffangen. Das gleich Entlohnt wird bei reduzierter Arbeitszeit ist einfach nicht umsetzbar. Man könnte dann auch einfach wenn das Kind krank ist den freien Tag nutzen und diesen dann an einem anderen Tag nachholen. Das würde Flexibilität bei den Eltern schaffen und gleichzeitig keinen Nachteil für das Unternehmen bedeuten. Es könnte sogar ein 4 in 6 Tagen Modell entstehen. Selbst für Produktionsunternehmen wäre das ein Schritt von beiden Seiten um mehr Flexibilität bei gleichbleibenden Output zu schaffen.

Das ist nicht einfach. Die Zeit von Eltern ist schlicht schon sehr eng getaktet. Es ist realitätsfremd zu sagen hol halt nach. Und sobald man mehr als ein Kind hat ist der Tag sowieso gefühlt 2 Stunden zu kurz. Der Staat könnte den Lohnausfall übernehmen und so endlich der Kindererziehung die gerechte Anerkennung bieten. Sparpotential an anderen Stellen gibt es genug.

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Ich bin selbst 2-facher Vater und das würde sehr wohl gehen. Die eigentliche Lösung wäre ja eine Bedarfsgerechte Betreuung zu gewährleisten, aber da hakt es ja extrem was auch widersprüchlich zum Fachkräftemangel ist.

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Blöde Frage: warum eigentlich nur für Eltern? Ich fände eine 4-Tage-Woche oder umgerechnet 28 Wochenstunden als Maßstab füt „Vollzeit“ - mit einem entsprechend auskömmlichen Lohn - ein lohnenswertes gesellschaftliches Ziel. Das geht sicher nicht von heute auf morgen und gibt in einigen Branchen sicher mehr Probleme als in anderen, aber es wäre eben mal eine positive Vision. Die IG-Metall hat schon in den 1980er Jahren eine 30-Stunden-Woche gefordert und seitdem dürfte die Produktivität beträchtlich zugenommen haben.

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Wie soll das gehen? Es gibt ja schon nicht genug Erzieher für feste Betreuungszeiten. Außerdem finde ich, dass dies den Kindern nicht gut tun wird. Sie find nur mit der selben Gruppe zusammen. Wieso müssen dich wieder Familien und speziell Kinder den Arbeitgebern anpassen?

Mit vielen wenns, denn wir sprechen von allen Eltern. Gehen beide Vollzeit arbeiten? Gibt die Arbeit sowas überhaupt her? Das Alter der Kinder ist extrem relevant. Für mich klingt das nach etwas, was wieder nur einem kleinen Teil hilft und dem Rest nix bringt.

Ich denke weil man dort gut begründet das Modell starten könnte. Wenn es direkt für alle ist werden die Widerstände größer. Ist sonst ja häufig so, dass von solchen Errungenschaften erstmal nur Gewerkschaftsmitglieder profitieren, wäre also am Ende des Tages kein anderes Vorgehen als sonst. Und Care Arbeit sollte endlich gesellschaftlich honoriert werden, besonders wenn sie paritätisch geleistet und nicht nur auf die frei abgeschoben wird.

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Ich hab ja bewusst von einem langfristigen Ziel gesprochen, nicht von einer sofortigen Umsetzung. Allerdings gibt es Millionen von Eltern, die in den unterschiedlichsten Konstellationen und Positionen in verschiedensten Branchen arbeiten. Dass da aktuell die Widerstände geringer wären, nur weil es sich um Eltern handelt, finde ich nicht so ganz überzeugend. Die Hauptarbeit dürfte ohnehin erst mal darin liegen, für dieses Ziel zu werben und der Einstellung zu einer Mehrheit zu verhelfen, dass es machbar und erstrebenswert ist.

Wobei man sich darüber im Klaren sein muss, dass das auch viele Sachen ggü. Heute erheblich teurer macht.

Gerade Bereiche wie Frisör, Gastro, teils Handwerk und generell viele Dienstleistungen hätten so rund 20% höhere Lohnkosten die umgelegt werden müssten.