Was tun gegen Fake News?

Da im Thread „Sind Fake News wirklich problematisch für eine Demokratie?“ gewünscht wurde, die folgenden Fragen gesondert zu diskutieren, will ich mich nicht zieren:

Im Ausgangsthread findet ihr auch eine Herleitung, was zu diesen Fragen geführt hat.

Hier wird es tatsächlich etwas schwieriger, weil in meinen Augen Fake News und Desinformation ein gemeinsames Themenfeld sind.

Ein Bericht über die Gefahr von Stromtrassen ist streng genommen ja keine Nachricht sondern ein Bericht. Das geht teils auch fließend ineinander über. Ist ein Bericht der Unwahrheiten verbreitet Fake News oder fehlt es an einer Aktualität um als News zu gelten?

Aber selbst die Fake News von heute sind die sich breit machende Fehlinformation von morgen. Während viele wohl noch eine gefälschte Nachricht erkennen wenn sie sie sehen, wird die Information in vielen Kreisen schnell als wahr angenommen wenn eine größere Zahl an Leuten behauptet diese Information gelesen zu haben.

Wenn wir also ganz isoliert nur die Frage betrachten ob Fake News, also als aktuelle Nachricht verpackte Fehlinformationen eine Gefahr für die Demokratie sind, dann wird die Antwort eine andere sein als wenn wir die langfristig weitere Verbreitung des Inhalts dieser Nachricht auf verschiedenen Plattformen mit in die Bewertung einbeziehen.

Ich würde aber sagen, dass es insgesamt wenig Sinn macht Fake-News isoliert zu betrachten, sondern dass diese ein Punkt im Themenfeld Desinformation sind und dass man dieses Themenfeld als Ganzes betrachten muss.

Es hat ja auch niemand behauptet, dass Fake-News auf alle gleichermaßen wirken.

Leider habe ich eine Studie die mal in einem anderen Podcast zitiert wurde nicht finden können. Da hat man länderübergreifend und innerhalb der Länder festgestellt, dass die Akzeptanz von Funkmasten sehr stark mit der Berichterstattung darüber korreliert.

Jetzt ist natürlich wieder das Thema Korrelation vs. Kausalität, da aber bereits ein Skeptiker für negative Berichte sorgen kann deutet sowas schon darauf hin, dass die Berichterstattung direkten Einfluss hat.

Das deckt sich auch mit den Erfahrungen eines Freundes der regelmäßig auf Bürgerversammlungen als Vertreter eines Netzbetreibers sprechen muss. Viele Anwesende berufen sich auf konkrete Ängste von denen sie gelesen haben. Viele gehen auch relativ beruhigt wieder wenn über die Studienlage aufgeklärt wird, natürlich nicht alle.

Zudem sieht er z.B., dass die hohe Befürwortungsrate von Erdkabeln quasi ausschließlich darauf zurückzuführen ist, dass hier von Seiten der Gegner von oberirdischen Trassen völlig falsche Bilder über die Alternative Erdkabel vermittelt werden. Erst in dieser Woche ist bei mir im amtlichen Mitteilungsblatt der Bericht eines Bürgervereins abgedruckt worden in dem sie die Behauptung aufstellten Erdkabel würde eine Schneise durch den Wald verhindern. Dabei ist es nicht nur so, dass Erdkabel ebenso eine Schneise durch den Wald erzeugen würden, der bauliche Eingriff wäre sogar größer.

Auch hier würde ich gerne Fake News durch Desinformation ersetzen. Ich weiß nicht wie weit ich gehen würde, aber z.B. Community Notes auf X sind da schon ein Ansatz der auf solchen Plattformen zumindest schon mal für die, die noch in einer Meinungsfindung sind eine bessere Einordnung ermöglicht.

Senderlizenzen sollen aber z.B. schon auch an ein Mindestmaß an Wahrheitsgehalt geknüpft werden. Wenn also Wiederholt belegbar Unwahrheiten in relevantem Maß verbreitet werden, dann sollte man durchaus über Möglichkeiten Nachdenken können die Reichweite einzuschränken.

Desinformation z.B. durch Bürgervereine sollte nicht auf Plattformen wie kommunale Websites oder amtlichen Mitteilungsblättern erscheinen.

Inwieweit die rechtlichen Rahmen verschiedener Straftatbestände ausreichend sind um gegen sowas vorzugehen oder ob hier Anpassungen nötig sind kann ich als juristischer Laie nicht beurteilen.

Kein Problem. Vielleicht ist der Begriff Falsch- oder Fehlinformation sogar noch treffender, weil er ohne (bewusst) manipulative Intention auskommt.

Das kann man ja machen, aber Pennycook et al. halten ja gerade fest, dass solche Hinweise den gewünschten Effekt nicht hinreichend erzielen.

Du kannst ja sagen, was aus deiner Sicht angemessen wäre. Dann finden sich sicher auch Rechtskundige, die sagen können, ob das schon durch geltendes Recht abgedeckt ist.

Das erscheint mir einleuchtend. Aus meiner Sicht stellt es sich so dar:

Wenn die Befassung mit einem Thema neu ist, ist die Beeinflussbarkeit im Zuge der frühen Meinungsbildung groß. Wenn sich jedoch durch wiederholte Auseinandersetzung mit einem Thema eine Meinung gebildet hat, wird diese nicht bei nächster Gelegenheit durch wiederholte Fehlinformation wieder über den Haufen geworfen. Darauf bezog ich mich im Hinblick auf Windkraftanlagen. Die sind längst so Standard im öffentlichen Diskurs, sodass man kaum jemanden finden wird, der sich nicht schon längst eine recht feste Meinung gebildet hat.


Schade, dass nur pbf85 geantwortet hat (danke dafür!) und sich die Vertreter der Hypothese, Fake News seien demokratiegefährdend, ansonsten bedeckt halten.