Sofortige Genozid-Präventionsmaßnahmen Israels?

Das ist ja durchaus auch in Ordnung, aber das bedeutet nicht, dass der Rest der Welt das gut heißen muss. Ich verstehe, dass die israelische Regierung ihrer Bevölkerung gegenüber eine knallharte Linie gegenüber den Palästinensern fahren muss, aber genau deshalb ist es wichtig, dass die internationale Staatengemeinschaft kritisch auf die Situation schaut und diese Verhältnismäßigkeitsabwägungen leistet.

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Ich finde, man sollte ihnen keine Waffen mehr liefern, damit man die unverhältnismäßig hohen Tötungen an Zivilisten durch die IDF zumindest nicht unterstützt. Damit man sich nicht weiter schuldig an einem Völkermord macht. Dabei geht es darum, dass es nun mal mildere Mittel gibt, dafür gibt es das Völkerrecht.

Findest du nicht, dass erstmal diese Bombardierung aufhören muss, bevor die über einen Gefangenenaustausch reden? Offiziell wurden drei der israelischen Gefangenen von der IDF getötet, die Dunkelziffer wird sehr viel höher sein, und selbst wenn Israel ganz Gaza zerstört, ich denke nicht, dass das den Israelis helfen wird, es wird ihnen für die Zukunft nur noch mehr schaden, auch mehr IDF Soldaten werden sterben und die Gefangenen kommen auch nicht frei. Aber nicht nur die Sicherheit wird weiter sinken, auch Investitionen werden ausbleiben, der Lebensstandard wird sinken.

Netanyahu hofft, es bringt ihm persönlich was und währenddessen sammelt die Hamas weiter Geld und Einfluss. Oder glaubst du daran, dass er sie wirklich nachhaltig zerstören kann? Ich denke eher, da passiert das Gegenteil und der Rest drumherum verliert, wie schon gesagt.

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Nein, Israel befindet sich völkerrechtswidrig in einem anderen Territorium, dem Gaza-Streifen. Es will diesen annektieren, die Anzeichen dafür sind unübersehbar. Wer das nicht einsieht, der will es auch nicht einsehen. Im gesamten israelischen Eroberungskrieg sind über die Jahrzehnte ein Vielfaches mehr an Palästinensern gegenüber Israelis gestorben. Je schneller die internationale Gemeinschaft Israel isoliert je besser. Nur wenn Israel begreift, dass es seinen Willen nicht mit Gewalt durchsetzen kann, kann eine Zweistaaten-Lösung wieder in erreichbare Nähe rücken.
Ich verstehe nicht, wie man angesichts der geschichtlichen Ereignisse nicht einsehen will, dass Israel in diesem Konflikt genauso schuldig ist, wie die Hamas. Und da Israel viel schwerer bewaffnet ist, ist es auch gerechtfertigt die Israelis mit internationalem Druck aufzuhalten bei ihrer aktuellen Offensive.

Absurd finde ich, wenn jemand die territoriale Selbständigkeit und das Verteidigungsrecht z.B. der Ukraine anerkennt, aber von Millionen Palästinenser verlangt ihr Land von den Israelis besetzen zu lassen. Und obendrauf versuchen wir überall in Europa nationalistische Bewegungen zurückzudrängen aber in Israel scheint niemand ein größeres Problem mit der rechtsextremen Regierung zu haben.

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Es gibt keinen palästinensischen Staat, das sind Araber. Soll die russische Minderheit in der Ukraine auch ihren eigenen Staat bekommen oder zurück nach Russland gehen? Ein friedliches Zusammenleben von Russen und Ukrainern in der Ukraine scheint nicht zu funktionieren. Soll man deswegen die Ukraine teilen und eine Zwei-Staaten-Lösung anstreben? Die arabische Welt schwimmt im Geld und kann riesige Sportveranstaltungen für hunderte Milliarden Dollar organisieren. Aber sie sollen nicht in der Lage sein die Palästinenser in ihre Gesellschaften zu integrieren? Haben sie vielleicht ein Interesse daran, dass es den Menschen in Gaza möglichst schlecht geht um den Antisemitismus am Leben zu halten? Warum haben selbst die Enkel von geflüchteten Palästinensern keine Bürgerrechte, obwohl sie und ihre Eltern in den Ländern geboren wurden?

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Das ließt sich in Wikipedia anders:

Der Staat Palästina … ist ein Staat im Nahen Osten. Palästina wird von 138 der 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen als Staat anerkannt…

Ist eine ähnliche Situation wie im Kosovo, dessen Unabhängigkeit auch umstritten ist, und der aktuell von nur 115 Staaten anerkannt wird.

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Die Richtung der Kommentare von @Matder und @AlvySinger finde ich problematisch.

Ja, Israel trägt eine Mitschuld an der Entwicklung des Konfliktes (siehe die illegale Siedlungspolitik) und ja, die zu Teilen rechtsextreme israelische Regierung ist ein riesiges Problem. Dennoch hat Israel das Recht, sich gegen einen Terrorangriff der Hamas zu verteidigen.

Wenn nun @Matder Israel die Absicht einer völligen Besatzung unterstellt (also Vertreibung von Millionen von Palästinensern) finde ich das schon bedenklich, wenn @AlvySinger aber auf diese Unterstellung sogar rein fällt und die unterstellte Absicht Israels zur kompletten Vertreibung der Palästinenser (die arabischen Nachbarn sollen sie ja schließlich aufnehmen) sogar argumentativ rechtfertigt, hat @Matder fast schon einen guten Job gemacht, die extrem pro-israelische Seite zu demaskieren.

@AlvySinger Das Thema wurde schon vielfach angesprochen. Die arabischen Staaten werden - aus gutem Grund - die Palästinenser nicht in ihre Gesellschaften integrieren, weil man damit das gesamte Gebiet Palästinas effektiv an Israel abtreten würde. Das will man nicht - und das muss man völkerrechtlich auch nicht. Das Völkerrecht ist hier auf der Seite der Palästinenser und wer von den arabischen Staaten fordert, die Palästinenser alle aufzunehmen und von den Palästinensern fordert, einfach in die arabischen Nachbarstaaten zu migrieren, unterstützt eine knallharte, völker- und menschenrechtswidrige Vertreibungspolitik.

Beide Seiten müssen dazu aufgefordert werden, die Grenzen von 1967 zu akzeptieren, und ja, das heißt, dass die israelischen Siedlungen sowohl in Palästina als auch in den Golanhöhen geräumt werden müssen. Ja, das bedeutet die Vertreibung von einer halben Millionen Israelis, aber wer in fremden Land illegal siedelt darf nicht dadurch vor Vertreibung geschützt werden, indem er „Fakten schafft“. Dagegen wird Israel sich mit Händen und Füßen wehren, aber das ändert nichts daran, dass das der einzige Weg zum Frieden ist. Und die USA sollten das durch die Drohung mit Entzug der Militärhilfen durchsetzen, da das der einzige Weg ist, Israel zum Einlenken zu bewegen.

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Vergleiche mit der Ukraine sind nicht angemessen. Hätte die Ukraine regelmäßig Raketen gen Moskau geschickt, wäre der Krieg Russlands auch anders zu bewerten gewesen. Die Ukraine hat jedoch nur einen Teil des ihr international zustehenden Territoriums versucht, zurück zu erobern, nachdem Russland dieses Territorium annektiert (Krim) oder durch völkerrechtswidrige Referenden zu seinen Vasallen erklärt hat (Donbas). Dieser Fall ist einfach ganz anders aufgebaut als der Nahost-Konflikt. Im Ukraine-Russland-Konflikt gibt es relativ klar einen Aggressor und ein Opfer, im Nahost-Konflikt gibt es zwei Seiten, die permanent und nachhaltig das Völkerrecht brechen, und das seit fast 80 Jahren…

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Nur ist das Völkerrecht ein recht zahnloser Tiger. Etwas, worauf man sich berufen kann, aber wenn es ein Staat bricht und entsprechend mächtig ist bzw mächtige Verbündete hat, dann passiert eigentlich nichts Negatives. Siehe Russland, siehe Israel, siehe die USA beim 2. Irakkrieg.

Warum sollte Besatzung = Vertreibung sein? Ist die Besatzung überhaupt rechtswidrig? Frieden haben ja nicht alle Länder mit Israel geschlossen.
Müsste man nicht eher sagen, dass der Versuch der Selbstverwaltung an denär Wahlentscheidung der Palästinenser letztendlich gescheitert ist?

Der „gute Grund“ ist bei den derzeitigen potentiellen Flüchtlingen die „Einsicht“, dass man Menschen ihr Menschrecht auf Flucht vor Krieg verweigern kann, wenn ihr leiden und ihre Gefährdung einem politisch nutzt. Eine Haltung, die ich von linken Kreisen eigentlich nur kenne, wenn es gegen Israel geht.

Aber @AlvySinger ging es ja auch um die „Flüchtlinge“, die in zweiter Generation außerhalb Palästinas leben. Auch hier hört man von Links selten das vergleichbare Argument „Syrische Flüchtlinge? Am Besten in Lagern leben lassen, nicht intergieren und auf keinen Fall die deutsche Staatsbürgerschaft geben; wir wollen ja den Druck auf Assad aufrechterhalten, dass er die Leute die er vertrieben hat wieder zurücknimmt!“

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Das ist in der Tat so, dennoch (oder gerade deshalb!) muss international immer auf das Völkerrecht gepocht werden. Es gibt zwar in der Tat keine Instanz, die das Völkerrecht mit unmittelbarem Zwang durchsetzen kann, aber den meisten Staaten ist dennoch etwas an ihrem Ruf gelegen. Gerade für Israel ist es extrem wichtig, dass der Westen auf seiner Seite steht…

Naja, es sind die Worte „Eroberungskrieg“ und „Annexion“ gefallen und Israel wurde auf eine Stufe mit der Hamas gestellt, in diesem Sinne ist zu erwarten, dass das gleiche gemeint ist, was auf den Golan-Höhen tatsächlich passiert ist: Die gesamte arabische Bevölkerung wurde vertrieben und israelische Siedler haben das Land besetzt. In diesem Sinne kann ich @Matder hier nur so verstehen, dass er von einer gezielten Vertreibung ausgeht.

Das Problem mit dieser Logik ist eben, dass die Palästinenser ihr Land nicht aufgeben wollen. Auch die dauerhafte Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge ist problematisch, so lange in der Ukraine noch gekämpft wird (und ist auch nicht im Interesse der ukrainischen Regierung im Hinblick auf den Brain Drain). Es ist immer eine schwierige Diskussion, ob Kriegsflüchtlinge nur temporär oder dauerhaft aufgenommen werden sollten.

Die territorialen Rechte der palästinensischen Autonomiegebiete hängen aber nicht an dem Verhalten der anderen arabischen Staaten. Und der Gedanke, der in diesem Statement steckt, ist nicht weit weg von dem kolonialistischen Denken, dass den ganzen Palästina-Israel-Konflikt erst möglich gemacht hat.

Und nebenbei, die europäischen Länder haben es in der Vergangenheit (speziell im 19. und 20. Jahrhundert) auch nicht geschafft, die jüdische Bevölkerung, die sogar schon lange in den jeweiligen Ländern lebte, so zu integrieren, dass die Juden sich dort akzeptiert und ausreichend sicher fühlten. Stattdessen wurden, trotz all des Reichtums z.B. im damaligen Deutschland, die Juden verfolgt und stigmatisiert, sodass die Juden quasi nach Israel vertrieben wurden.
Damit will ich aber natürlich die Einwanderungs- und Arbeitskräfte-Politik einiger arabischer Staaten keineswegs gut heißen, aber das ist ein anderes Thema.

Ja, formal gesehen ist das eine Unterstellung. Aber mal ehrlich, wenn man sich die Rhetorik der israelischen Regierung anhört, das Strategiepapier oben und diverse andere Berichte und Quellen liest, dann ist diese Unterstellung doch wohl alles andere als aus der Luft gegriffen.

Es geht hier, meiner Meinung nach, aber eben nicht um eine Besatzung des Gazastreifens. Die gab es ja schon mal für lange Zeit und sie hat, aus israelischer Sicht, nichts gebracht. Das ist auch gerade einer der Gründe, weshalb es naheliegend ist, dass Israel diesmal erst große Teile der Palästinenser vertreiben will, bevor es den Gazastreifen besetzt.

Ja, das ist eine schwierige Abwägung und man kann hier eigentlich nur das kleinere Übel wählen. Aber Tatsache ist, dass Israel in der Vergangenheit in großen Umfang den geflüchteten Palästinensern die Rückkehr verweigert hat. Israel hat Kriegsflucht also im Nachhinein als Mittel der Vertreibung eingesetzt.

Und Schuld an dem aktuell großen Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung trägt immer noch Israel mit seinem unverhältnismäßigem Militäreinsatz und nicht Ägypten oder andere, arabische Staaten die sich weigern, die Palästinenser als Flüchtlinge aufzunehmen.

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Bis zu diesem Satz gebe ich dir Recht, aber hier muss man klar sagen, dass die Hauptschuld (im Sinne einer moralischen Bewertung!) tatsächlich die Hamas trägt, die durch den (völkerrechtswidrigen) Terrorangriff vom 07.10.23 diesen Krieg erst ermöglicht hat und durch ihre (auch völkerrechtswidrige!) Strategie, sich gezielt hinter der Zivilbevölkerung zu verstecken, derart hohe Verluste in der Zivilbevölkerung quasi erzwingt.

Trotz aller berechtigten Ablehnung des Verhaltens der israelischen Regierung sollte man die unglaublichen, tatsächlich genozidal gedachten Terroranschläge vom 07.10.23 nicht unter den Tisch kehren, denn ohne diese Terroranschläge hätte die israelische Regierung keinerlei Rechtfertigung für diesen massiven Krieg im Gaza-Streifen. Es war der bisher größte Terrorangriff, der zum bisher größten und verlustreichsten Kriegseinsatz im Gaza-Streifen geführt hat.

Dennoch darf und muss man Israel jetzt zur Mäßigung aufrufen, aber stets unter der Beachtung des Selbstverteidigungsrechts Israels. Den Auslöser des Krieges sollte man moralisch dennoch in jedem Fall bei der Hamas (und den Palästinensern, die sie unterstützen) sehen, denn auch wenn das Leid der Palästinenser schon vor dem 07.10.23 groß war sind wir uns hoffentlich einig, dass das Massakrieren von Kindern keine in irgendeinem Sinne angemessene oder verhältnismäßige Widerstandshandlung war.

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Nein, aber jede Form von palästinensischer Staatlichkeit - wie auch immer man die Frage bewertet, wie weit die schon besteht - ist genau so an das Völkerrecht gebunden wie jeder andere Staat. Und wenn Israel aus dem von der Hamas regierten Gazastreifen militärisch angegriffen wird, hat es das Recht, diese Angriffe militärisch zu unterbinden - auch vom Gazastreifen aus. Sollte Israel den Gazastreifen über diese militärische Verteidigung hinaus dauerhaft besetzen, wäre das in der Tat völkerrechtswidrig. Aber zwischen „kann passieren“ und „ist passiert“ gibt es (nicht nur rechtlich gesehen) einen riesigen Unterschied. Wenn es um Israel geht, scheint dieser Unterschied aber für viele kaum eine Rolle zu spielen…
Zum Vergleich mit der Ukraine wurde ja schon gesagt, dass es nicht mal Äpfel und Birnen sind, sondern eher Äpfel und Tomaten. Es gibt keine religiös-fanatischen ukrainischen Terrorbanden, die sich die Vernichtung Russlands auf die Fahne geschrieben haben. Folglich kontrollieren diese Terrorbanden auch nicht den ukrainischen Staat, und sie setzen auch nicht den Großteil ihrer Ressourcen dafür ein, Russland maximal zu schaden und so viele Russen wie möglich zu ermorden - inklusive Frauen und Kindern, pro-ukrainischen oder Friedensaktivisten.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viele Menschen beim Blick auf diesen Konflikt ausschließlich Israel als Akteur wahrnehmen.

Daher noch eine Bemerkung zur Rolle der arabischen Staaten: Natürlich ist die Vorstellung zu kritisieren, alle arabischen Staaten seien eigentlich eins, weil arabisch. Allerdings sollte man schon berücksichtigen, dass die Idee des Panarabismus keine koloniale ist, sondern jahrzehntelang eine der stärksten politischen Ideen in arabischen Ländern war. Das ist auch ein Grund, weshalb die Idee eine palästinensischen Staates unter den Arabern aus dem ehemaligen britschen Mandatsgebiet Palästina erst lange nach der Staatsgründung Israels hegemonial wurde. Und man kann durchaus mal fragen, wie die arabischen Staaten, die sich medial immer sehr lautstark für die Interessen ihrer „palästinensischen Brüder“ einsetzen, denn de facto ihre vorhandenen Ressourcen nutzen, um diesen tatsächlich zu helfen.

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Und die Idee der „westlichen Wertegemeinschaft“ ist seit Jahrzehnten eine Idee, die von westlichen Staaten vorangetrieben wurde, trotzdem wäre es doch sehr kritisch, im Falle einer Vertreibung durch ein Anti-Westliches System (egal ob Russland in der Ukraine oder China in Taiwan) dem Westen eine Schuld zu geben, wenn er die Flüchtlinge nur temporär aus humanitären Gründen aufnimmt, aber eben nicht dauerhaft. Das ist auch eine Art der Täter-Opfer-Umkehr.

Das Kernproblem ist aber weiterhin, dass Israel im Westjordanland und den Golanhöhen gezeigt hat, dass es „Eroberung durch Vertreibung und - ganz klar illegalen - Siedlungsbau“ in der Vergangenheit erfolgreich als Strategie eingesetzt hat. So erfolgreich, dass die meisten westlichen Staaten nun eine Zwei-Staaten-Lösung für undurchführbar halten, weil dafür die illegalen Siedlungen geräumt werden müssten. Aus unrechtem Landraub ist so plötzlich ein Rechtsanspruch auf Landerhalt geworden und es ist doch wirklich aus Sicht der arabischen Welt extrem nachvollziehbar, dass sie diese Entwicklung im Gaza-Streifen mit allen Mitteln verhindern will.

Angenommen Ägypten öffnet Rafah und lässt alle Palästinenser ausreisen, glaubst du wirklich, dass dann keine israelischen Siedler in den Gaza-Streifen drängen würden? Erst ohne Zustimmung der Regierung, aber wenn die erstmal da sind, werden die Siedlungen - wie permanent in der Vergangenheit bis zum heutigen Tage immer wieder gesehen - im Nachhinein anerkannt und unter israelischen Schutz gestellt. Diese Siedlungen werden zudem an strategisch wichtigen Punkten errichtet, sodass eine Rückkehr der Palästinenser nahezu ausgeschlossen werden kann, weil diese „die Siedlungen gefährden“ würde. Diese Dinge, die da passieren, sind kein Zufall, die Siedlerorganisationen planen das extrem penibel.

Hier ein Podcast vom Deutschlandfunk zum Vorgehen im Westjordanland:

Im Gaza-Streifen würde man ähnlich strategisch vorgehen und jede Unabhängigkeit des Gaza-Streifens langfristig verunmöglichen. Man kann den arabischen Staaten beim besten Willen nicht vorwerfen, das verhindern zu wollen.

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Ich weiß bei dieser Formulierung leider nicht, ob du meinen Hinweis zur Berücksichtigung bestimmter historischer Tatsachen als einen Versuch liest, irgendjemandem für irgendetwas die Schuld zu geben. Daher zur Klarstellung: Mein Hinweis ist ein Hinweis und keine Schuldzuschreibung.

Das ist eine Interpretation. Eine andere sieht das Kernproblem wie schon 1948 in der Tatsache, dass diverse arabische und islamische Staaten und De-Facto-Regierungen die Existenz Israels nicht anerkennen und das Land immer wieder militärisch angreifen (oder dies durch ihre Unterstützung ermöglichen) - egal ob Israel Gebiete räumt oder nicht. Dazu gehört auch, dass sich eine strategische Besetzung bestimmter Gebiete - egal wie man die jetzt bewertet - schon mehrfach als effektivster Schutz vor diesen Angriffen erwiesen hat.
Die Sichtweise, dass der florierende Islamismus in der Region hauptsächlich eine Reaktion auf die Besatzung oder gar „die Siedlungspolitik“ sei oder dass es bei einem vollständigen Ende jeglicher israelischer Besatzung von palästinensischem (und meinetwegen auch syrischen) Gebieten keinen arabisch-israelischen Konflikt mehr gäbe, ist zwar weitverbreitet, aber aus meiner Sicht nicht sehr plausibel.

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Kaum jemand protestiert gegen die militärische Besetzung der Golan-Höhen. Auch die militärische Besetzung des Gaza-Streifens wäre durchaus für eine Übergangszeit akzeptabel. Was kritisiert wird, ist der damit verbundene Siedlungsbau. Eine vorübergehende Besetzung des Territoriums des Angreifers, um weitere Angriffe abzuwehren, ist völkerrechtlich legitim, aber in dem Moment, in dem Siedlungen in diesem Territorium errichtet werden, ist es völkerrechtlich unter absolut keinen Umständen mehr akzeptabel.

Wie gesagt, man kann lange darüber diskutieren, ob die israelische Regierung hier der Treiber hinter dem Siedlungsbau ist (dh. es explizite Anweisungen gibt, Siedlungen zu bauen) oder ob es einfach nur ein paar extremistische Israelis sind, die diese Siedlungen bauen und der israelische Staat diese Siedlungen, statt sie zu räumen, anerkennt: Die Schuld daran liegt beim Staat Israel. Von einem Staat muss erwartet werden, dass er im Zweifel gegen seine eigene Bevölkerung vorgeht, wenn diese das Völkerrecht massiv und nachhaltig bricht. Die Argumentation „Die Siedler hatten Waffen und wir wollen ein Blutvergießen zwischen israelischem Militär und Siedlern vermeiden“ darf keine Rechtfertigung für nachträglich legitimierten Landraub sein.

Wenn ich hier von dem „Kernproblem“ rede, beziehe ich das nicht auf den ganzen Nahost-Konflikt, wie du es hier tust, sondern einzig auf die Diskussion darum, ob die arabischen Staaten die Palästinenser einfach dauerhaft aufnehmen sollten. Dabei ist das Kernproblem in der Tat, dass die arabischen Staaten das nicht tun wollen, weil Israel in der Vergangenheit die Vertreibung der Palästinenser genutzt hat, um Land illegal zu besiedeln. Das ist einfach ein historischer Fakt, von dem die arabischen Staaten keine Wiederholung sehen wollen.

Oder anders ausgedrückt: Die arabischen Staaten haben - aus gutem Grund - absolut Null Vertrauen darin, dass ein Mensch, der es einmal als Flüchtling zu ihnen schafft, jemals wieder nach Palästina kommen wird. Und sie wissen genau, dass das Leid dieser Menschen nötig ist, damit die Weltöffentlichkeit Druck auf Israel macht - leider. Jetzt von diesen Staaten zu verlangen, das Leid der Menschen zu reduzieren und damit den internationalen Druck auf Israel zu senken, ist offensichtlich etwas, was für die arabischen Länder inakzeptabel ist.

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Da du deinen Post als Antwort auf meinen verfasst hast, muss ich wohl mal wieder klarstellen, dass ich nichts von irgendeinem arabischen Staat „verlangt“ habe. Es wäre m. E. hilfreich für die Diskussion, wenn Du deutlicher machtest, auf wen bzw. auf welche Aussagen du deine Ausführungen beziehst. So wirkt es zumindest auf mich so, als unterstelltest du mir Aussagen, die ich nie getroffen habe.
Und entschuldige bitte, dass ich beim Wort „Kernproblem“ fälschlich annahm, du meintest den Kern des Konflikts :wink:

Mir ist trotzdem völlig unverständlich wie Nachfahren von Flüchtlinge aus den 1940er Jahren teilweise bis heute keine Staatsbürgerschaft in den jeweiligen Fluchtländern haben. Auch in Deutschland gibt es Kinder und Jugendliche die als staatenlos gelten aber hier natürlich fest verwurzelt sind. Wieso gibt man denen nicht einfach die deutsche Staatsbürgerschaft und fertig? (Proteste aus Richtung AfD wären mir dabei herzlich egal). Die Vererbung eines Flüchtlingsstatus über mehrere Generationen ist armselig und für die Integration kontraproduktiv.

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In Deutschland können palästinensische Flüchtlinge auch die Staatsangehörigkeit erwerben, weil Deutschland nicht die gleichen Interessen hat wie die arabischen Nachbarn. Deutschland schaut auf das Individuum, nicht auf das Kollektiv. Die arabischen Staaten hingegen haben das Interesse, dass die illegale Landnahme Israels sich nicht verfestigt - sie wollen, dass die Menschen eines Tages in ihre Heimat zurückkehren können. Es sind einfach unterschiedliche Betrachtungen und unterschiedliche Zielsetzungen.

Ich sage auch nicht, dass es korrekt ist, was die arabischen Staaten tun, und Deutschland es genau so tun sollte, ich sage lediglich, dass deren Zielsetzung absolut nachvollziehbar ist - ich gehe dabei sogar so weit, zu sagen, dass ich glaube, dass Deutschland sich nicht anders verhalten würde, wenn es in der Position dieser arabischen Staaten wäre. Die israelische Landnahme und Vertreibung der Palästinenser ist eben strikt und eindeutig illegal und die arabischen Nachbarländer sehen das noch sehr viel kritischer als Deutschland aus der Distanz. Den Flüchtlingen aus der Region eine Staatsbürgerschaft zu geben würde heißen, anzuerkennen, dass diese Menschen nicht nach Palästina zurückkehren können, was wiederum heißen würde, dass Israel mit seiner illegalen Landnahme Erfolg hätte. Das will man nicht - und das ist absolut nachvollziehbar, auch wenn es - wie du richtig sagst - für die betroffenen Individuen extrem problematisch ist.

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Die jüdische Bevölkerung hat ihren „Status“ als vertriebenes Volk über Jahrhunderte bewahrt und zwar ohne irgendwelche formelle Anerkennung. Das man diesen Status den Palästinenser nun nach vergleichsweise kurzer Zeit absprechen möchte, zeigt ein weiteres Mal, das die pro-israelische Seite mit genau dem Mittel arbeitet, dass sie immer ihren Kritikern vorwirft, nämlich doppelten Standards.

Danke, das sehe ich genauso.

Ich finde, man muss an dieser Stelle sogar noch weiter gehen und überlegen ob es nicht sogar Teil der israelischen Strategie ist, den Terror der Hamas z.B. als Reaktion auf Übergriffe im Westjordanland, billigend in Kauf zu nehmen um darüber weiteres militärisches Vorgehen, mit entsprechenden Landgewinnen, zu rechtfertigen.