Ich würde doch für etwas mehr Genauigkeit im Umgang mit Quellen und insbesondere mit geleakten Dokumenten plädieren. Der Link verweist auf einen Artikel in einem linken israelischen Onlinemagazin. Er stammt von Yuval Avraham - einem sehr harschen Kritiker der israelischen Regierung und des Kriegs im Gazastreifen, hierzulande vor allem bekannt durch seinen bei der Berlinale ausgezeichneten Film „No other land“. In dem Artikel ist auch das Originaldokument verlinkt - die Sprache in der es verfasst ist, heißt übrigens hebräisch. Doch selbst ein so scharfer Kritiker wie Avraham schreibt dazu:
Das Vorhandensein des Dokuments bedeutet nicht unbedingt, dass seine Empfehlungen vom Sicherheitssystem berücksichtigt werden.
Zudem behauptest du, es sei „besonders perfide“, dass das in dem Dokument beschriebene Ziel „exakt dem bisherigen Vorgehen der israelischen Armee gleicht“ und suggerierst, dass es auch genau so kommen wird. Das wiederum finde ich perfide. Da wird ein Plan geleakt, in dem das Ziel formuliert wird, die Palästinenser aus Gaza dauerhaft nach Ägypten zu vertreiben. Und obwohl genau das nicht passiert und es derzeit auch keine Anzeichen dafür gibt, dass es passieren wird, tutst du so als ob es so sei. Kurzum: Du setzt den Wunsch - den einige in der israelischen Regierung und in israelischen Sicherheitskreisen unbestreitbar haben - gleich mit der Realität.
Außerdem wirfst du „die Israelis“ in eine Topf und unterstellst ihnen - ohne irgendeine empirische Grundlage - pauschal Unwissenheit oder zumindest Desinteresse. Schon allein die Tatsache, dass der Artikel von einem Israeli verfasst wurde und in einem israelischen Onlinemagazin erschen dürfte wohl die ziemlich absurde These widerlegen, dass „jeder bayrische Dorfbewohner“ mehr über den Krieg in Gaza weiß als „die Israelis“. Ich bezweifle nicht, dass es viele Deutsche gibt, die denken sie wüssten alles so viel besser, aber auch das ist deshalb noch lange nicht die Realität.
Das ganze gipfelt dann in der Anmaßung, dass Deutsche nicht nur besser Bescheid wissen, als „die Israelis“, sondern dass es auch noch jemanden braucht, der sie „vor sich selber“ schützt. Da mag der Wunsch Vater der Gedanken sein, aber ich bin ehrlich gesagt froh, dass die Existenz Israels nicht von solchen Fantasien abhängig ist.