Ode an die Wissenschaft - und gegen Stark-Watziger

Nachdem wir keine sonderlich relevanten Rohstoffvorkommen mehr im Land haben, die Produktion die letzten Jahrzehnte in etlichen Bereichen outgesourced haben (womit auch unweigerlich das damit verbundene hands-on Know-How zurückgeht), bleiben in meinen Augen die „billige“ Energieversorgung aus regenerativen Energieträgern und die Innovationskraft der Denkfabrik Deutschland mehr oder weniger die einzigen Bollwerke um Deutschland auf dem Weltmarkt noch konkurenzfähig und relevant zu halten.

Diese treibende Kraft ist so unmittelbar an die Universitäten und Forschungseinrichtungen gekoppelt, dass wir es uns als Land schlicht und einfach nicht leisten können, jemanden wie Frau Stark-Watziger weiterhin Sand in unser wichtigstes Getriebe streuen zu lassen.

Meiner Meinung nach können wir es uns nicht einmal leisten die Wissenschaft in jeglicher Weise einzuschränken
(…zumindest in STEM-Forschungsfeldern - geistiges Kapital wie in den USA z.B. darfür zu verwenden wissenschaftlich der Frage nachzugehen wie viele Geschlechter es denn gibt, halte ich für Ressourcenverschwendung da es meiner Meinung nach unsere Gesellschaft nicht voranbringt sondern spaltet und den Fokus von dringlicheren Problemen ablenkt)
denn Innovation lässt sich nicht allein durch die Bereitstellung von Forschungsgeldern auf Knopfdruck hervorrufen. Innovation geht nicht ohne Kreativität - und die wird durch das Politikum erdrosselt, das in die Wissenschaftswelt vorgedrungen ist.

Professoren und Forschenden generell dürfen nicht durch Randbedingungen wie die ideologiegetriebenen Launen einer Fr. Stark-Watziger Fußfesseln und Maulkörbe angelegt werden. Die Denker unseres Landes dürfen keinesfalls der Cancel-Culture ausgesetzt werden.

Und nun persönlicher zu Frau Stark-Watziger:
Da nun bereits der/die dritte Staatssekretär*in zum Bauernopfer wurde liegt sehr deutlich auf der Hand, wer das eigentliche Problem für dieses Ministerium und unsere Forschung darstellt.

Besonders der FDP sollte klar sein, welches Wirtschaftskapital Deutschland noch besitzt.
Und wenn man Fr. Stark-Watzinger Narrenfreiheit zugesteht, weil sie die einzige FDP-Frau in der Regierung ist - ist das dann nicht sexistisch?
Wäre ein männlicher Ministerkollege in der Position schon nach der zweiten geköpften Staatsekretärin gelüncht und mit #metoo Keulen durch die Stadt gejagt worden?
Wie viele Staatssekretäre hat Stark-Watzinger noch frei?

Ich kann deinen Beitrag durchaus nachvollziehen, aber auf der einen Seite fordern, dass die Politik sich nicht in die Wissenschaft einmischt und dann selbst diese Entscheidung treffen wollen?

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Die Wissenschaftler, deren Freiheit du hier so vehement gegen Frau Stark-Watzinger verteidigst, sind praktisch komplett Sozialwissenschaftler und eher auf der von dir vermutlich als „spalterisch“ wahrgenommenen Seite der Wissenschaft angesiedelt. Die meisten dürften die Forschung zur Zahl der Geschlechter recht interessiert verfolgen :wink:

Hier ist die Liste mit den Unterzeichnern: Statement von Lehrenden an Berliner Universitäten Insbesondere die ersten Namen (auf die sich die Reaktion von Stark-Watzinger bezogen haben dürfte) sind Arabisten, Friedensforscher, Sozialforscher, Ethnologen usw. Kein Materialwissenschaftler oder Informatiker in Sicht.

Ich persönlich gehe stark davon aus, dass das exakt der Grund ist, warum dieser Brief diese Reaktion bei Stark-Watzinger erzeugt hat. Hätten sich die Leiter der Frauenhofer-Institute und Lars Feld mit den Demonstranten solidarisch erklärt, dann hätte man wohl kaum sofort an Strafverfolgung gedacht. Schließlich trifft man sich ja später noch bei einer Abendveranstaltung, da wäre das ein wenig peinlich.

Die FDP atmet in dieser Frage ziemlich genau den selben Geist wie dein Beitrag (ohne dass ich das als persönliche Kritik meine): Was für Deutschland zählt ist „messbare“ Innovation, STEM, Patente, usw. Wer sich mit „Gesellschaft und Gedöns“ (um mal Schröder zu paraphrasieren) beschäftigt, der neigt im Zweifel zur „Spalterei“.

Das ist meiner Meinung nach besonders deshalb absurd, weil die technischen Innovationen für praktisch alle unsere Problem (Klimawandel, Artensterben, Wohnungsnot, Armut, etc.) mehr oder weniger alle vorhanden sind. Unser Engpass sind nicht die Zahl der naturwissenschaftlichen Exzellenz-Cluster, sondern die gesellschaftliche Kapazität zur Umsetzung der vorhandenen Lösungen. Und da fragt man am Ende des Tages wohl besser einen Sozialforscher als einen KI-Entwickler.

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