Kind kreuzt bei Grün die Fußgängerampel und wird von Auto überfahren, aber keine Gerichtsverhandlung zu dem Vorfall. Es ergeben sich Fragen

Hatte ich doch geschrieben, als Fahrradfahrer hast du erst mit 100km/h die gleiche Wucht wie ein Auto mit 6km/h.

Sicher? Ich habe in der Fahrschule gelernt, dass im verkehrsberuhigten Bereich (dort wo Schrittgeschwindigkeit gilt) alle, also auch Radfahrer an dieses Limit gebunden sind.

Gleiches gilt wohl auch auf Fußwegen mit „Radfahrer frei“.

Macht auch Sinn. Denn die entscheidende Größe bei so niedrigen Geschwindigkeiten ist die Reaktionsgeschwindigkeit. Und auch Unfälle mit Rädern können da schnell gefährlich enden.

Zudem mag das mit den 5 Minuten mehr wenig klingen. Für z.B. mobile Pflegedienste oder Handwerker wäre das eine Katastrophe da die plus 5 Minuten ja vielfach auftreten. Zudem wollen wir ja über mehr Tempo 30 reden und vielerorts sind schon weit längere Abschnitte als 500 Meter Tempo 30.

Ich bin z.B. für Tempo 20/40/60.

Meine Erfahrung ist, dass oft dort wo heute Tempo 30 ist selbst diese Geschwindigkeit schon zu schnell ist wenn es eng und unübersichtlich ist. Gleichermaßen gibt es viele Straßen wo heute 50 ist und auch das eigentlich zu schnell. Große Ausfallstrassen mit heute 70 wären dann mit 60 im gleichen Rahmen langsamer.

Das ist aber ziemlich off topic, da der Fahrer im hier diskutierten Fall ja mutmaßlich ohnehin Schrittgeschwindigkeit fuhr.

Das ist doch eine Rechnung die für die Realität Quatsch ist. 100 km/h in der Spielstraße mit dem Rad wäre das reinste Sebstmordattentat während man mit Tempo 6 quasi jeden Unfall vermeiden könnte den man erkennt.

Zudem reden wir nicht von einem im physikalischen Sinne unelastischen Stoß, sodass diese Rechnung zumindest im Fussgängerschutz nicht aufgeht.

Nachtrag:
Die Beschränkung des Arguments auf den Zusammenstoß und dessen Auswirkungen ist zudem sinnfrei. Unfälle sollten grundsätzlich minimiert werden und als Anwohner eines ausgedehnten verkehrsberuhigten Bereichs kann ich sagen, dass nach zu schnell fahrenden Lieferdiensten und Handwerkern Radfahrer die hier unangepasst deutlich schneller fahren direkt die größte Sorge für die Sicherheit meiner Kinder sind.

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Ich habe von bisherigen Tempo 30 Zonen gesprochen.

Bei Pflegekräften könnten pedelecs eine Alternative sein, die Suche nach Parkplätzen reduziert hier den Vorteil des Autos.
Und bei Handwerkern glaube ich nicht, dass dies bei Einsätzen von mindestens 30 Minuten oder gar Stunden relevant ist.

Wäre mir noch nicht aufgefallen, aber das ist natürlich anekdotisch.

Nicht in der Spielstraße und meinetwegen dürfen Radfahrer in bisherigen Tempo 30 Zonen auch nur 20km/h. Meine Berechnung war natürlich überspitzt und sollte nur zeigen, dass ein Auto allein durch seine Masse wesentlich gefährlicher ist als ein Fahrrad. Das machen sich viele Auto zuwenig bewusst.

Da bin ich völlig bei dir, dort sollten auch Radfahrer nicht schneller als 6-10km/h fahren und Autos lieber nur 2km/h. Als leidenschaftlicher Fußgänger kann ich leider nur sagen, dass ich dort oft genug von Autos weggehupt werde und ich gehe wirklich schnell.

Hier haben unterschiedliche Städte in den letzten Jahren auch auf unterschiedliche Weise gehandelt.

Mancherorts ist z.B. 30 aus Lärmschutz durchaus Standard, anderenorts ist man mit Tempo 30 extrem zurückhaltend. Kann also gut sein, dass wir hier eine ganz unterschiedliche Vorstellung davon haben was für Straßen das überhaupt beträfe.

Unterschiedliche Höchstgeschwindigkeit für Pkw und Rad macht aber nirgends Sinn wo nicht die Fahrräder auf einer eigenen Spur oder besser komplett getrennt unterwegs sind.

2 km/h für Autos halte ich für blanken Populismus. Ein Aufmerksamer Fahrer wird auch mit 6 km/h und laut Untersuchungen sogar noch mit 12 km/h kaum einen Unfall bauen, weil wir selbst bei 6 km/h von einem Anhalteweg im Notfall von unter 2 Metern sprechen. Ich habe mal einen Bericht gesehen, dass rein Sicherheitstechnisch quasi kaum Unterschied zwischen 6 km/h und 12 km/h festgestellt werden konnte wenn der Fahrer aufmerksam war. Welchen Mehrwert hätte dann noch 2 km/h? Zumal man die mit einem Auto nur mit massivem Verschleiß fahren könnte. Radfahrer hinter dem Auto müssten absteigen, weil 98% der Radfahrer bei 2 km/h umfallen würden und selbst Fußgänger würden ausgebremst werden.

Und wenn der Fahrer aufgrund der langen Dauer selbst bei kurzen Wegen von wenigen 100 Metern dann Unaufmerksam wird, dann steigt die Gefahr sogar massiv. Und deine Rechnung mit der Energie passt nicht, weil das Auto ja angetrieben ist. Übersieht der Fahrer also das Kind, würde er es auch mit 2 km/h überrollen.

Nur aus meinem Umfeld als Beobachtung. Ich wohne in einem Verkehrsberuhigten Bereich wo große Teile des Wohngebiets als solcher ausgewiesen sind. Meine Beobachtung der letzten Jahre ist deutlich, dass die Aufmerksamkeit derer die zwar langsamer fahren, aber etwas zu schnell für Schrittgeschwindigkeit (ca. 10-12 km/h) erheblich größer ist als die derer die wirklich mit deutlich unter 10 km/h fahren. Da ich gerade mit Kindern unterwegs versuche Blickkontakt aufzubauen merke ich, dass das bei den langsamen Fahrzeugen oft nicht gelingt, auch bei vielen Anwohnern nicht.

Ich mache lokal auch alles mit Rad und Fuß, daher habe ich die Sicherheit durchaus im Blick, aber ich finde hier sollte es dann wirklich um echte Sicherheit gehen und nicht um eine trügerische Scheinsicherheit. Unfälle die gar nicht erst stattfinden sind mir die liebsten.

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Dass ich in einer verkehrsberuhigten Zone aka Spielstraße nicht zur Seite gehupt würde, wenn ich mit 5km/h in gleicher Richtung vor einem Auto gehe.

Generell: das Autofahren in der Stadt durch Geschwindigkeitsreduzierung und drastische Einschränkung des Parkraums unattraktiver zu machen halte ich für zwingend im Hinblick auf das Klima

Es gehört ja zu den Finessen des deutschen Straßenverkehrsrechts, dass in sogenannten Spielstraßen zwar alle Verkehrsarten gleichberechtigt sind, Kinder spielen dürfen und Fahrzeuge nur mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs sein dürfen, dass aber dennoch der Fußverkehr „den Fahrzeugverkehr nicht unnötig behindern“ darf :wink:

Du meinst also ein Fahrer der aktuell nicht korrekt handelt wird dann korrekt handeln wenn man das ganze etwas verschärft? Denn Hupen im verkehrsberuhigten Bereich um sich Platz zu schaffen ist auch heute schon illegal und bei der Geschwindigkeitsübertretung machen die 4 km/h praktisch keinen Unterschied.

Und das sich in der Praxis nur formell, nicht aber real etwas ändert erkaufen wir uns indem wir dann mit 2 km/h unser Rad hinter einem Auto das korrekt handelt herschieben, vielleicht noch das Kinderrad dabei tragen, weil das Kind nicht gut schieben kann?

Ich sagte ja schon. Ich bin für 20/40 weil ich das besser finde. Ich bin für Superblocks, für weniger freigebene Straßen in den Innenstädten, Parkplätze gebündelt und nicht mehr entlang der Straße etc.

Ich bin also absolut nicht gegen jegliche Veränderung. Aber ich bin gegen populistischen Quatsch der mich in der Realität als Fußgänger und Radfahrer massiv ausbremst ohne real mehr Sicherheit zu schaffen.

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Hier muss man zu seiner Verteidigung sagen, dass er ja nicht geschildert hat wie die Situation ist und ob ausreichend Platz zum sicher Ausweichen überhaupt vorhanden ist. Es ist ja durchaus realistisch, dass Autofahrer selbst dann hupen wenn man an der Stelle nicht sicher Ausweichen kann und das habe ich auch schon oft genug erlebt, selbst wenn sie dabei Kinder erschrecken und damit potentiell gefährden.

Ich wollte damit gar niemanden kritisieren - ich finde die Regelung tatsächlich widersprüchlich und zum Teil auch realitätsfremd - zumal wenn der „verkehrsberuhigte Bereich“ wie bei mir um die Ecke aussieht wie eine ganz normale Straße mit Bürgersteig.

Wenn ich zu schnell zu Fuß unterwegs bin in einer verkehrsberuhigten Zone, muss ein Auto einfach für 100m hinter mir Schritt fahren. Autofahrer haben immer vollstes Verständnis wenn andere Autofahrer auf Parkplatzsuche so langsam fahren, ich klingele doch auch nicht mit dem Fahrrad Sturm oder schlage aufs Autodach, wenn jemand einparkt. Hupen ist für Fußgänger und Radfahrer einfach viel unangenehmer als für Autofahrer.

Ich kenne hier solche Zonen, in denen kein Bürgersteig mehr existiert, aber Autos links und rechts quer parken dürfen und ich als Fußgänger zwischen die parkenden Autos treten müsste, um ein Auto vorbei zu lassen. Das sehe ich nicht ein.

Hier existieren auch viele Tempo 30 in denen Radwege aufgehoben und in Parkplätze umgewandelt wurden, wobei dann auch noch der Straßenraum mitgenutzt wurde, um mehr Parkplätze durch querparken zu ermöglichen.