Zugestellte Gänge in den Supermärkten verhindern Abstandhalten

Ich arbeite in der Lebensmittelindustrie und gehe regelmäßig in Supermärkten oder Discountern einkaufen. Dabei frage ich mich momentan vermehrt, warum bei allen Coronaregeln und -sorgen die Gänge in den Märkten nach wie vor dermaßen mit Werbeaufstellern zugestellt werden, dass es nahezu unmöglich ist, mit dem geboteten Abstand zu anderen Kunden einzukaufen - selbst bei wenig Andrang im Markt.

Hintergrundinfos: Es ist üblich, dass in den Gängen der Einzelhändler zu jedem Zeitpunkt zig so genannte „Displays“ stehen; i.d.R. 1-2 wöchige Aufsteller als Zweiplatzierung für Produkte aus Pappe; typische Beispiele sind Chips beim Bierregal oder Hollandaise neben dem Spargel. Tatsächlich geht diese Zahl pro Filiale teils in die Hunderte! Diese Displays erhöhen den Abverkauf deutlich, sind wichtige und wertvolle Marketinginstrumente für Industrie und Handel und werden teils hart und langfristig verhandelt. Oft haben die einzelnen Marktleiter Mitspracherechte und diese Aufsteller (Anzahl, Timing und Aufstellort) werden nicht zu 100% von den Zentralen vorgegeben.

Zu Beginn der Pandemie wurden seitens vieler Händler und Industriepartner im Lebensmitteleinzelhandel für mehrere Wochen auf die meisten der ülichen Aktionen (Preisnachlässe, Gewinnspiele, Couponings, Zweitplatzierungen auf Pappaufstellern) verzichtet. Gründe waren meiner Einschätzung nach der ohnehin große Andrang in der „Hortungsphase“ und daraus relustierende Produktions- und Lieferengpässe.

Bei allen momentanen Einschränkungen und Versuchen, den Abstand und die Kontakte mit teils strengen Regeln zu reduzieren, wird bei den mit Displays zugestellten Supermarktgängen aus meiner Sicht gar nicht angesetzt und das halte ich für fahrlässig. Stellen Sie sich doch mal einen Supermarkt vor, wo die Gänge frei von sämtlichen beweglichen Pappaufstellern und Aktionsdisplays sind! Wie viel Platz man plötzlich hätte, um an anderen Kunden vorbei zu gehen!

Ich weiß, so eine Maßnahme würde einen beträchtlichen Umsatzverlust bedeuten. Aber wie hoch ist dieser wirklich in Relation zu allen anderen Maßnahmen und Kosten einer verlängerten Pandemie? Dafür spricht auch, dass die Lebensmitteleinzelhandel mit einem deutlichen Umsatzplus vs. 2019 als Gewinner der Pandemie gilt und man „frei Gänge“ auch zeitlich begrenzt mit der harten Lockdownphase zusammenschalten könnte.

4 „Gefällt mir“