Wohnungsmangel/Zunahme Wohnraum pro Person/Idee: Berechnung Grundsteuer nach Bewohnern

Liebe Lage, danke für das kompakte und informative Interview in LDN 393. Mich hat es wirklich beschäftigt. Ein Fakt, der meines Erachtens zu wenig beleuchtet wurde, ist die immense Zunahme der Wohnfläche pro Person in D während der letzten 30 Jahre. Von 35,1 m2 (1991) auf 47,7 m2 (2024).
(Quelle: Wohnfläche je Einwohner in Wohnungen bis 2023 | Statista )

Das sind plus 35%. Jeder dritte Quadratmeter musste neu gebaut werden aufgrund steigenden Platzbedarfs der Menschen - mit allen negativen Konsequenzen inkl. CO2 Prod. Nach meiner Meinung ist der Wohnungsmangel eben auch eine Folge gestiegenen Wohlstands.

Natürlich sind die Ursachen hier multifaktoriell, zB Leerstand auf dem Land oder ältere Menschen leben weiter im „Familienhaus“ oder Zunahme von Ferienwohnungen.
Aber klar sollte doch sein, dass es nicht so weitergehen kann und daher das andauernde Bauen neuer Wohnungen durch wen auch immer nicht die Lösung sein kann.

Eine Idee im Sinne einer „forward fiscal guidance“ wäre doch, die Bemessung der Grundsteuer auch an der Anzahl der gemeldeten Personen zu orientieren. „Motto: Steuer hoch für viel m2/Person“. Dann würde ausufernder Bedarf an Wohnraum (auch Zweit- und Ferienwohnungen) unattraktiver und evtl. würde der vorhandene Wohnraum besser genutzt.

Grüße!

Bin ich durchaus dafür, und eigentlich wäre das auch leicht umsetzbar (die Daten sind vorhanden).

Problematisch ist hier wieder die Frage, wie wir damit umgehen, dass Menschen nicht aus „zu groß gewordenen Wohnungen“ umziehen wollen. Das ist in all diesen Diskussionen immer der Dreh- und Angelpunkt. Wir wollen die 70-jährige Witwe eben nicht aus der Wohnung drängen, in der sie ihre 3 Kinder großgezogen hat, vor allem, wenn die neue Wohnung trotz halber Wohnfläche das gleiche kostet.

Wenn wir nun über die Grundsteuer die Kosten in solchen Fällen so weit anheben, dass der Verbleib in der Wohnung nicht mehr realistisch möglich ist, weil beim Auszug der Kinder oder beim Tod des Ehemanns plötzlich eine massive Kostensteigerung auftritt, kann das natürlich zu sozialen Problemen führen.

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Auf alle Fälle ist der Bedarf pro Kopf ja auch extrem unterschiedlich. Während die einen als Paar mit der 50 qm Zweizimmerwohnung auskommen, weil man ohnehin den ganzen Tag auf Arbeit ist, hat das nächste Paar Bedarf nach Arbeitszimmern. Bei unterschiedlichen Berufen auch getrennt. Und schon ist man in der 85 qm 4-Zimmerwohnung.

Zudem damit so ein Vorhaben eine Lenkungswirkung hat müssten die Kosten wirklich hoch sein, also extrem weit über den heute angesetzten Grundsteuern. Gerade bei jüngeren, wo Partnerschaften oft nicht lange gehen wäre zudem ein ständiger Umzug nach Trennung oder dem finden eines neuen Partners eher unpraktikabel.

Und bei den Rentnern die alleine im Haus leben und wohl maßgeblich mit zum Durchschnittswert beitragen ist die Hürde ja oft nicht der Preis. Ein Umzug, noch dazu nach Tod des Partners muss ja auch erst mal gestemmt werden. Bei Umzugskosten von mehreren Tausend Euro müsste die Grundsteuer dann schon so hoch sein, dass sich diese innerhalb weniger Jahre amortisieren um einen Anreiz zu schaffen.

Wahrscheinlich würde man mit Übernahme der Umzugskosten für alte Menschen mehr zum Umzug bewegen als mit einer höheren Grundsteuer.

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Man sollte hier bedenken, dass auch deine 85 m² 4-Zimmerwohnung immer noch unter dem Durchschnittwert von 47,7m² pro Person liegt.

Ist die Zunahme an Wohnfläche pro Person nicht auch durch die Zunahme an Ein- und Zweipersonenhaushalten bedingt? Sicherlich wird gerne auf mehr qm gewohnt wenn bezahlbar. Gerade in Ballungsräumen mit angespanntem Wohnungsmarkt wird aber auch - vor allem bei Familien - sehr eng gewohnt.

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Ich sagt es, dass alleine lebende Witwen und Witwer in der alten Familienwohnung oder dem EFH in der Statistik sicherlich ziemlich einschlagen.

Aber dennoch muss man ja überlegen wie so eine Besteuerung mit Lenkungswirkung aussehen müsste wenn doch der Bedarf an Platz höchst individuell ist.

Ab wieviel qm/Person soll so richtig zugeschlagen werden. Welche Übergangsfristen gibt es?

Der Quadratmeterpreis hat in vielen Wohnlagen ja schon einen Einfluss auf die Größe der Wohnungen die man sich leisten kann. Wer sich dennoch viel Wohnfläche leistet wird wohl erst ab 200 € pro Monat Mehrbelastung ernsthaft über Alternativen nachdenken.

Wenn wir erst mal alle mit Migrationshintergrund aus Deutschland weg haben, wird der Durchschnitt noch weiter steigen. Aber tatsächlich treiben natürlich Rentner, die zu zweit Häuser bewohnen (von denen sie oft nur noch einen Teil der Fläche nutzen) den Schnitt nach oben.

Das ist ja schön, dass hier jemand antwortet.
Wenn eine Steuer erhöht wird, bedeutet es ja nicht, dass irgendjemandem „das Haus weggenommen wird“. Die Entscheidung für oder gegen eine Wohnung bzw. für oder gegen einen Umzug hängt ja von vielen Faktoren ab. Eine Steuer wäre halt ein Baustein und eben der einfachste Weg für den Staat, zu lenken.

Mit geht es eben um ein deutliches Überschreiten der Fläche, die beansprucht wird. Ferienwohnungen, Zweitwohnungen, riesige Häuser für 2 Personen. Wer so etwas besitzt wird eine Steuererhöhung gut verkraften. Das Geld könnte der Staat - weiss Gott - sinnvoll einsetzen.

Ich lebe offensichtlich in einer etwas komischen bubble in Süddeutschland. Nicht jede aber sehr viele Familien in meinem Umfeld reden ständig vom Kauf irgendwelcher Ferienwohnungen oder besitzen bereits welche. Sehr oft zB am Bodensee, einer Region in der du es als Familie selbst mit gutem Einkommen den Erwerb von Wohneigentum vergessen kannst - alles ist voller Zweitwohnungen. Die Orte sind oft tot. Für mich ist das ein klassisches Beispiel für Überkonsum, der der Gesellschaft schadet.

Viele Grüsse!

Es wäre interessant, mal für so eine Statistik die selbstgenutzten Wohnungen zusammenzurechnen. Das wird aber nicht gemacht, damit ging dein Opener in die falsche Richtung, da ja die qm einer einzelnen Wohnung in der Statistik betrachtet werden.
Ferienwohnungen und Wochenend-Chalets sind ein anderes Thema, das auch bei uns in Niederbayern ein echtes Problem ist. Manche Gemeinden können den finanziellen Verlockungen nicht widerstehen und stellen dann fest, wie die Wochenendgäste die Infrastruktur zu wenig auslasten und mit Zuschüssen am Leben gehalten werden müssen - man muss sie ja erhalten, wenn man den Gästen etwas bieten möchte.