Wie relevant sind Influencer

Ich hatte soeben ein YouTube short der Tagesschau(!) im Feed was mich doch etwas irritierte. Kommentarfunktion im Übrigen deaktiviert!

Ist das nicht genau einer der Gründe warum immer mehr Menschen Zweifel an der Rechtfertigung für öffentliche Medienanstalten gibt?

Wie denkt ihr darüber?

Was ist der Grund? Es ist eine Kurznachricht, und für junge Leute, die ja von den Shorts angesprochen werden sollen, bestimmt von Relevanz. Ich kannte ihn nicht, er interessiert mich auch nicht, aber da ich gegoogelt habe, bevor ich entschied, mir das Video anzuschauen: auch die Welt ist sich nicht zu schade, sich schützend vor ihn zu stellen und ihm einen ausführlichen Artikel zu widmen.

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Letztlich müssen die Konsumenten (der Nachrichten) entscheiden, ob sie diese Form der Berichterstattung wünschen oder nicht.

Ich kannte den Typen bisher auch nicht, aber offenbar ist er bei einem Teil des (jüngeren) Volks so beliebt, dass er Nachrichtenwert hat. Einerseits fühle ich mich nach dem 36-Sekunden-Clip so, als habe ich gerade 36 Sekunden meines Lebens vergeudet, andererseits hat es auch einen Wert, von solchen Influencern zumindest mal gehört zu haben, um sie einordnen zu können.

Stell dir vor, du bist Elternteil und dein Kind hat dir öfter mal erzählt, wie toll es diesen Typen findet. Und nun siehst du in der Tagesschau, dass er scheinbar steil nach Rechts abdriftet. Hat diese Information einen Nachrichtenwert für dich? Absolut, denn jetzt kannst du zumindest intervenieren, wenn du es möchtest.

So sehr ich diesen ganzen Influencer-Kram auch ablehne (jaja, „Old Man yelling at Clouds“…), muss ich doch zugestehen, dass es ab einer gewissen Bekanntheit sinnvoll ist, diese Leute zumindest einordnen zu können. Also wenn ich einen Sohn hätte und der mir plötzlich erzählen würde, wie toll er Andrew Tate findet, würden alle Alarmglocken schillern - so irrelevant die Person Andrew Tate und ihre absurden Einsichten für mich auch sein mögen, so wichtig ist es dennoch, diese Person einordnen zu können.

In diesem Sinne sehe ich kein Problem damit, wenn die Tagesschau über Influencer, die einen hinreichenden Einfluss haben, berichtet.

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Ich kannte ihn schon durch entsprechende Memes. Ich bin allerdings auch recht Tech- und Medienaffin.

Mein Punkt ist vielleicht doch eher der, dass diese Personen „früher“ von RTL Explosiv, Taff und BravoTV besprochen wurden. Es endet eben darin, dass Müllermilch trinken ein Politikum geworden ist und sobald man seinen Blick etwas aus der Bubble zieht, interessieren diese Themen und Personen aber auch wirklich niemanden mehr. Andere Krisenherde, welche wirklich relevant sind gehen darin möglicherweise unter. In diesem Kontext finde ich es tatsächlich bedenklich, das die Tagesschau an „Seriösität“ Federn lässt indem sie Boulevard thematisiert.

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Kann man so sehen, ich finde auch nicht jede Meldung in der Tagesschau relevant. Ich verstehe auch nicht, wieso es immer noch einen Musikantenstadl gibt und Florian Silbereisen.
Ich kenne das System hinter den Shorts nicht, aber ich finde shorts auch zu relevanten Themen. Die Herstellung dürfte nicht viel gekostet haben und wenn die Redaktion es sendenswert findet, why not. Er scheint eine bubble zu haben, die ihn kennt. Und die, siehe Welt, den Vorgang versucht, ins Lächerliche zu ziehen: schon viele seien über Fotos mit Rechten gestolpert. Er sei nun mal ein naiver Junge und da reingeraten, die Party wäre halt zufällig im gleichen Haus gewesen, in dem er auch wohnt. Bildern werde heutzutage viel zu viel Bedeutung beigemessen.
Da schadet es doch nicht, wenn ein seriöses Medium zehn Minuten aufwendet, um das alles ins rechte Licht zu rücken?

Ist ein bisschen weit ausgeholt. Die Tagesschau berichtet schon jetzt fast jeden Tag mehrere Minuten lang über Fußball, aber ein 36-Sekunden-Short sorgt jetzt dafür, dass kein Platz mehr für relevante Themen ist?

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Die Öffentlich-Rechtlichen haben ein entscheidendes Problem: ihre Zielgruppe sind alle Deutschen - das heisst theoretisch sollen die ÖRs vom Kleinkind bis zum Greis sämtliche Zielgruppen bespassen, damit es „legitim“ ist.

De facto machen sie das auch, man findet im ZDF beispielsweise ZDF tivi für Kinder, Breitesendungen wie Wetten Dass…, Berichterstattung über Fussball, Sendungen wie ZDF Magazin Royale oder die Heute Show. Dazu gibt’s ja reihenweise Dokus und so weiter. Sprich: sie machen das bisher eigentlich nicht schlecht, auch wenn ich mir persönlich auch mehr Content nach meinem persönlichen Geschmack wünschen würde. Das Problem: Jeder will mehr von seinem Geschmack und die ÖR müssen den Spagat schaffen. Dazu auch noch Bildung, Informartion und Unterhaltung.

Und jetzt kommt der springende Punkt: Unsere Welt und besonders unser Medienkonsum wandelt sich radikal. Lineares Fernsehen wird mehr und mehr abgelöst. Daher ist es doch einfach nur logisch, dass die Tagesschau sich neue Wege erschliesst (Podcast, YouTube, Insta, TikTok und so weiter). Das macht jedes andere Unternehmen auch - und die ÖR müssen sich halt auch anpassen.

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