So sehr ich die AfD auch ablehne, aber das ist nicht die Definition eines Staatsstreiches.
Wenn die AfD tatsächlich eine Landtagswahl gewinnt und CDU oder FDP mit ihnen koalieren, ist das erst Mal nur ein - trauriges - Ergebnis der Demokratie, böse gesagt ein Schritt darauf hin, dass die Demokratie sich selbst abschafft, indem der Wähler Parteien wählt, die antidemokratische Ziele verfolgen.
Die Definition eines Staatsstreichs ist jedoch ein illegales, daher nicht durch Wahlen legitimiertes, Absetzen der Regierung, in der Regel durch Gewalt oder Androhung von Gewalt.
Wir reden daher hier über völlig unterschiedliche Themen. Das Thema des Threads ist „Staatsstreich“, dein Thema ist „Sollten demokratische Parteien mit Antidemokraten zusammen arbeiten“ oder „Droht die Gefahr, dass die AfD an die Macht kommt und dann, wie in Russland, Türkei, Polen oder Ungarn geschehen, die Demokratie gezielt beschädigen, um an der Macht zu bleiben.“
Also in Anbetracht von Ex-KSK-Soldaten mit Putschplänen, einer bewaffneten Reichsbürgerszene, massiven Waffenfunden in der rechten Szene und der langen Geschichte von „Wehrsportgruppen“ und deren Nachfolgeorganisationen sowie militanten, mordenden Neonazis kann ich nicht nachvollziehen, wie man das Problem im Hinblick auf einen Staatsstreich nicht primär rechts sehen kann.
Ein Staatsstreich von Links ist denke ich heute unrealistischer denn je, zu Zeiten des Kalten Krieges und der RAF war das eine ähnlich große Gefahr wie von Rechts, aber seit 1990 ist relativ deutlich, dass die Gefahr einer gewaltsamen Machtübernahme - wenn überhaupt - nur von Rechts besteht. Auch ein Staatsstreich durch Islamismus oder Ausländerextremismus kann aktuell wohl sicher ausgeschlossen werden.
So sehr man Klimakleber oder autonome Demonstranten bei G8/G20-Gipfeln als Konservativer auch ablehnen mag, so sehr muss man doch realisieren, dass dort keinerlei Staatsstreich-Potenzial vorliegt, keinerlei Potenzial, mit tödlicher Gewalt die demokratische Ordnung beseitigen zu wollen.
Insofern finde ich deinen Vorwurf des Verlusts an Realität und Ratio bei allen anderen beim gleichzeitigem Leugnen, dass die Gefahr - wenn sie denn überhaupt vorhanden ist - vor allem Rechts liegt, irgendwas zwischen ironisch und befremdlich…