Wettbewerbsfähigkeit - kritische Betrachtung

Wettbewerbsfähigkeit ist ein Wort, dass man immer mal wieder lesen muss. „Wir müssen wettbewerbsfähiger werden, um unseren Wohlstand zu sichern.“ „Wir werden klimaneutral und bleiben wettbewerbsfähig.“ usw. usw.
Wenn wir aber wettbewerbsfähig sein müssen, stellen sich doch erstmal die Frage: „Wozu?“
Die Antwort ist so schlicht wie erschreckend: Unser Wohlstand fußt darauf, dass wir auf der Gewinnerseite des globalen Wirtschaftssystems stehen. Wenn wir den behalten wollen, dann müssen wir vorne dran bleiben. Weil der Kapitalismus Verlierer braucht und nicht darauf abzielt nur Gewinner zu produzieren. Und weil die Ressourcen auch gar nicht ausreichen, damit alle auf unseren Wohlstandslevel kommen können.

Das vorausgesetzt stellt sich die Frage: Ist dieser Wettbewerb fair? Nun, wann ist ein Wettbewerb fair: Wenn alle die gleichen Startvoraussetzungen haben und alle nach den gleichen Regeln spielen.
Ist der globale Wettbewerb also fair? Mitnichten.

Und damit bin ich bei der Preisfrage angekommen, die ich gerne mal - insbesondere von den sogenannten progressiven - beantwortet hätte:
Welche Begründung haben die parat, dass es unser Recht ist, in diesem Wettbewerb vorne zu bleiben und andere zurückzulassen? Dass es unser Recht ist, überhaupt an einem solchen Wettbewerb teilzunehmen? Wo es doch klar ist, dass Milliarden Menschen in diesen Wettbewerb ohne jede Chance gehen?
Welche Begründung, die nicht am Ende rassistisch oder nationalistisch ist fällt einem Herrn Scholz oder Habeck dafür ein? Aus welcher ethischen Blickrichtung ist es OK diesen Wettbewerb gewinnen zu wollen? Aus welcher religiösen?
Müsste jemand, der nach vorne denken will in einer vernetzten, globalisierten Welt nicht als vorderstes Ziel die Schaffung global gleicher Wettwerbsvoraussetzungen sowie die menschenwürdige Absicherung der Verlierer vor sich her tragen?
Verdichten könnte man die Frage als Themenvorschlag so: Sind die Parteien, die wir in Deutschland als „links“ verorten das eigentlich auch noch, wenn wir eine globale Perspektive einnehmen?

1 „Gefällt mir“

Basierend auf der (meiner Meinung nach erg. Mod.) zum Teil destruktiven Wirtschaftspolitik, die von linken Parteien vorgetragen und in Teilen umgesetzt wird, scheint mir Wettbewerbsfähigkeit da ohnehin kein Wert zu sein - auch wenn es in Sonntagsreden immer mal wieder propagiert wird. Vielmehr scheint es ja Leute zu geben, die der Überzeugung sind, dass eine schlecht laufende Wirtschaft positiv zu bewerten sei, da ein deindustrialisiertes Land weniger CO2 ausstößt.

Aber um mal eine realistische Perspektive darauf zu nehmen: wenn wir nicht wettbewerbsfähig bleiben, verlieren wir auch irgendwann an politischen Gewicht auf der internationalen Bühne, und wir werden von denjenigen Ländern rumgeschubst, die das besser gemacht haben. Weltweite Fairness-Utopien kann man als Gedankenspiel diskutieren, werden aber wohl kaum umzusetzen sein.

3 „Gefällt mir“

Auch wenn ich es anders formuliert hätte, trifft es das wohl.
Wer sich dem Spiel verweigert wird früher oder später rausgekegelt.
So hatte ein afrikanisches Land (habe vergessen weiches) sich vollständige Klimaneutralität auf die Fahnen geschrieben und gehofft, dafür Applaus zu bekommen. Eine Region in Bangladesch hat auf klimafreundliche Kleidungsproduktion gesetzt. Die Ergebnisse kann sich jeder denken.

Dass da immer noch Parteien von Selbstverpflichtung und Verantwortung des einzelnen reden, grenzt an Betrug am Wähler.

1 „Gefällt mir“

Ihr sagt also:
Wenn wir im internationalen Wettbewerb verlieren, haben wir keinen Einfluss mehr.
Was wiederum ein Hinweis auf unser verkommenes System ist, wenn Einfluss auf das politische Weltgeschehen eines Landes an der Wirtschaftskraft und nicht der Integrität der Bevölkerung oder der Entscheidungsträger bemessen wird.

Es ging mir aber um die Rechtfertigung aus ethischer Sicht dafür, dass auch „linke“ Parteien Vorteile für Deutschland auf Kosten anderer propagieren, wenn sie Wettbewerbsfähigkeit propagieren. Ich sehe hier einen deutlichen Abwärtssprung im Solidaritätsempfinden an der deutschen Grenze auch bei diesen Parteien.
Ich würde gerne wissen, wie Menschen die sich als antirassistisch und antinationalistisch sehen, diesen rechtfertigen.

2 „Gefällt mir“

Internationale Solidarität ist auch im linken politischen Lager nie besonders ausgeprägt gewesen, sobald es einen echten Zielkonflikt mit eigenen Prioritäten gegeben hat.

Ich denke als politische Begriff ist das nur die Weiterentwicklung des Worts „Arbeitsplätze“, das bei rechts-libertären Parteien nicht wirklich beliebt ist, aber im Prinzip das selbe meint: Wir müssen politisch das Umsetzen, was die Interessenvertreter der Wirtschaft fordern, sonst wird es uns allen schlechter gehen. Mit dem volkswirtschaftlichen Konzept der „Wettbewerbsfähigkeit“ und seinen Nuancen hat das nicht wirklich was zu tun.

Die offensichtliche Kritik an dem Begriff und seinen Vorläufern ist natürlich, dass die Grundlage jeden Wohlstands nicht etwa ist, dass man irgendein Dingsbums billiger produziert als das ein Unternehmen in Bangladesh könnte. Sondern dass Wohlstand in erster Linie aus Innovation und der möglichst breiten Verteilung der Erträge aus dieser Innovation entsteht, damit die aus der Innovation entsprungenen Produkte auch einen möglichst breiten Markt haben.

Die Idee, dass die Bezahlung von Angestellten so strukturiert sein sollte, dass diese Angestellten selbst einen Markt für das hergestellte Produkt schaffen können wird zwar fälschlicherweise Henry Ford (einem ziemlichen großindustriellen Arschloch) zugeschrieben, aber sie ist nicht falsch und lässt sich auch auf den globalen Kontext erweitern: Wohlstand in hoch entwickelten Volkswirtschaften wie Deutschland entsteht primär dadurch, dass Menschen weltweit wohlhabender werden und wir die Gewinne unseres Handels mit der Welt in die Innovationsfähgkeit der Breite unserer Bevölkerung (also z.B. das Bildungssystem, Frühkindliche Förderung, Infrastruktur, Adoption moderner Technologien, etc.) stecken.

„Wettbewerbsfähigkeit“ hört sich so ähnlich an, ist als Begriff griffiger, ist aber eigentlich ein Chiffre für die Forderung nach weniger Auflagen, weniger Steuern, etc. und damit mit der eigentlichen Entwicklung von Wohlstand in dieser Form nicht kompatibel.

Wie wollen wir denn Integrität der Bevölkerung messen? In anderen Ländern liegen die Werte zum Teil ja deutlich anders und wir sollten uns aus meiner Sicht davor hüten unsere Moralvorstellungen anderen Länder. Als die Wahrheit überzustülpen.

Sich aus dem gesamten internationalen Wirtschaftssystem abzukoppeln geht wohl nur, wenn wir uns an Nordkorea ein Beispiel nehmen. Dann können wir aber erst recht nicht mehr versuchen, uns auch international für bessere Lebensbedingungen zu engagieren.

2 „Gefällt mir“

Um es in einem Satz zu beantworten: es wäre verantwortungslos, Realpolitik allein an gesinnungsethischen Fragestellungen zu orientieren.
Aber selbst wenn es realpolitisch denkbar wäre, eine Politik durchzusetzen, bei der sich Deutschland aus dem globalen Wettbewerb verabschiedet wäre damit ja für niemanden irgendetwas gewonnen.
Insofern ist der Gedanke bei diesem System, das zweifelsohne problematisch ist, erstmal mitmachen zu wollen bzw. zu müssen im Grundsatz m.E. sehr sinnvoll. Denn tatsächlich brauche ich einen gewissen Einfluss, eine politische Stabilität und den Rückhalt der Bevölkerung etc., damit ich im internationalen Kontext gehört werde und die Regeln des Systems und die Chancengerechtigkeit z.B. über eine internationale Koalition der Willigen nach und nach verbessern kann.
Die eigentliche Kritik müsste m.E. darin liegen, dass in letzteres einfach zu wenig investiert wird.

3 „Gefällt mir“

Vielleicht regelt sich das Thema eh von selbst. Wenn zwar nicht wir anderen unsere Moralvorstellungen überstülpen aber China.
Denn Teil der Wahrheit ist auch, dass unseren Unternehmen der eigene Umsatz näher steht als die Integrität der deutschen Bevölkerung oder der Regierungen von ihren Kunden.
Wenn sie in Russland wieder Geschäfte machen können werden sie das tun, auch wenn Putin parallel seine Expansionspläne vorantreibt oder beschließt öffentliche Hinrichtungen durchzuführen.
So mag die Regierung der Wirtschaft in vielen Punkten entgegen kommen, auch wenn das Deutschland langfristig schaden könnte. Dankbarkeit braucht sie dafür aber nicht erwarten.

1 „Gefällt mir“

Demnach ist auch eine Pandemie positiv zu bewerten, weil die Wirtschaft während dieser Zeit weniger CO2 erzeugt.

Das einzige Mal, dass das Verkehrsministerium seine Ziele erreicht hat.
Auch in der Ukraine ist der CO2-Ausstoß in letzter Zeit gesunken.
Aber wie in der Pandemie, wo die Wirtschaft danach die Kapazitäten wieder hoch fährt und die mageren Jahre auch beim Klimaschutz einspart führt so ein Krieg zu massenweise Beton, wenn das Land danach wieder aufgebaut wird. Unterm Strich geht die Rechnung einfach nicht auf.

„Leute“ gibt es immer. „Wettbewerbsfähigkeit“ hat wirtschaftswissenschaftlich aber einen negativen Zusammenhang mit CO2-Emissionen. Denn Emissionen entstehen, wenn Energie verbraucht wird. Und Energie ist teuer. Das heißt wenn alle anderen Faktoren gleich sind, ist jenes Land „Wettbewerbsfähiger“, in dem weniger CO2-Emissionen entstehen, die beiden Ziele widersprechen sich also nicht.

Ich sehe da keinerlei Zusammenhang. Die USA sind nicht Einflussreich, weil sie „wettbewerbsfähig“ sind. Deutschland war lange Zeit die zweitgrößte Volkswirtschaft und „Exportweltmeister“, der internationale politische Einfluss aller unserer Regierungen war aber eher so auf Mittelklasseniveau. Russland ist in praktisch allen Wirtschaftsbereichen alles andere als „Wettbwerbsfähig“, international aber extrem einflussreich. In der internationalen Politik kommt es nicht so sehr darauf an, welche Karten man hält, sondern wie man sie spielt.

1 „Gefällt mir“

Ich glaube, du hast dich inhaltlich in eine Sackgasse verrant. Dass es darum geht, irgendeinen Wettbewerb zu gewinnen war vielleicht die Prämisse Anfang des 20. Jahrhunderts. Heute sind wir aber fest in der EU und der Welt verankert. Es geht nicht darum, sich das größte Stück des Kuchens zu sichern, vielmehrzeigen sich beim Welthandel und Globaliserung Synergieeffekte. Wenn es Frankreich oder China schlecht geht, geht es auch uns schlecht.

Die Pandemie ist doch ein schönes Beispiel, wie Deutschland in Form von Impfstoffforschung und -entwicklung dazu beigetragen hat, der Welt zu helfen. Dabei waren auch Menschen mit Migrationshintergrund maßgeblich beteiligt, die Vorreiterrolle Deutschlands sollte deswegen nicht nur „rassistisch oder nationalistisch“ betrachtet werden.

1 „Gefällt mir“

Hmm… Ich bin erstens nicht so richtig davon überzeugt, dass das wirklich der entscheidende Punkt ist und frage mich zweitens was man daraus nun für die diskutierte Fragestellung ableiten soll.
Wirtschaftliche und militärische Stärke scheinen mir aus der Beobachtung heraus schon die Haupttreiber für internationalen Einfluss zu sein. Dann kommen sicherlich Faktoren wie z.B. bestimmte begehrte Rohstoffe, die Frage ob man die Atombombe hat und natürlich hat man als Autokratie ganz andere Möglichkeiten, seinen Einfluss geltend zu machen. Kluge internationale Politik spielt natürlich eine Rolle, aber sie gelingt auch nur wenn man etwas „anzubieten“ hat und entsprechend ernst genommen wird, denn auch die Politiker anderer Länder sind klug und haben Interessen. Jetzt kann man sich überlegen, welche Hebel Deutschland sinnvollerweise in Bewegung setzen sollte, um den eigenen Einfluss zu sichern.

1 „Gefällt mir“

Die erste Frage ist ja, ob „Wettbewerbsfähigkeit“, so wie sie politisch diskutiert wird, einen direkten und ursächlichen Zusammenhang mit „wirtschaftlicher und militärischer Stärke“ hat. Wenn die FDP von „Wettbewerbsfähigkeit“ redet, dann meint sie damit weniger Regulierungen, niedrige Steuern auf Unternehmensgewinne und hohe Einkommen und niedrige Lohnstückkosten. Ganz in der Tradition libertäre Wirtschaftsideologie, dass hohe Gewinne mehr Wirtschaftswachstum erzeugen.

Aber natürlich ist das empirisch gesehen weitgehender Blödsinn, mal davon abgesehen, dass „Wirtschaftswachstum“ und „wirtschaftliche Stärke“ auch wieder unterschiedliche Dinge sind und es da auch keinen direkten Zusammenhang mit „militärischer Stärke“ gibt (Russland investiert ja wie in der letzten Lage gehört erheblich weniger Geld in sein Militär als Europa, ist deshalb aber nicht unbedingt weniger militärisch schlagkräftig).

Und dann gibt es neben „Stärke“ (also der Fähigkeit und dem Willen, andere Akteure zu einer bestimmten Handlung zu zwingen) in der internationalen Politik natürlich immer auch die Option der „Kooperation“. Beispiel EU: Natürlich spielt hier das wirtschaftliche Gewicht eines Landes eine Rolle, entscheidend ist aber oft eher kooperatives Handeln, um einen Mehrwert für alle Beteiligten zu erzeugen. Über dass Wettbewerbsrecht, die Zollunion und Freizügigkeit sind innerhalb der EU sogar viele Mechanismen, über die Staaten traditionell wirtschaftliche Macht ausüben, explizit abgebaut worden – am Ende zum großen Vorteil aller.

1 „Gefällt mir“

Bitte wieder setzen, everyone, wir leben doch in der besten aller Welten… es dauert nur noch etwas!

Im Ernst: Darin sind zwei Denkfehler. Zum einen schiebst du Politikern aller Nation und Couleur Ziele unter, die sie einfach nicht haben. Es sollte inzwischen sonnenklar sein, dass Weltverbesserung nicht der Modus Operandi von Staatenlenkern ist. Wenn du das ehrlich anders siehst, wäre ich für einen Hinweis dankbar, wo ich diese noblen Ziele bei einem der führenden Berufsnationalisten entdecken kann. Aber du hast ja selbst angedeutet, so richtig wird das nicht gemacht.
Zum anderen wäre das auch in sich nicht überzeugend, selbst wenn sie diese Ziele hätten. Was wäre denn dann das angestrebte Ergebnis bei perfekter Chancengerechtigkeit? Dass statt A nun B der Verlierer ist? Denn Verlierer sind im Wettbewerb logisch zwingend. Verloren würde also nach wie vor, mit all seinen Konsequenzen (Armut, Hunger, usw.). Das Mittel ist überhaupt nicht geeignet.

2 „Gefällt mir“

Auch wenn ich inhaltlich deiner Analyse zustimme, dass eine wettbewerbsorientierte Gesellschaft immer noch extrem viel schlechter ist als viele Utopien, die ich mir vorstellen könnte, muss ich hier dennoch sagen:

Die Zeit von 1945 bis heute im „Westen“ ist in der Tat die beste Welt aller Zeiten (gewesen? Da es nun wieder auf mehr Konflikte hinausläuft…). Zu welcher Zeit in welchem System ging es den Menschen als Gesamtes oder auch nur dem in der Gesellschaft am schlechtesten gestellten Individuum besser als in dieser Zeit?

Hier muss man wirklich mal die Differenzierung zwischen „real-existierenden Systemen“ und „denkbaren, theoretischen Systemen“ machen. Es ist noch einiges an Fortschritt denkbar, da hast du völlig Recht, aber das bedeutet eben nicht, dass die aktuelle Sprosse auf der Leiter der gesellschaftlichen Evolution nicht die Höchste sein kann, die wir je erreicht haben.

Ich verstehe deine Motivation, vor allem auf die Fehler und Probleme des Systems zu zeigen - denn wenn wir die Fehler und Probleme akzeptieren („weil das System aktuell ja schon so gut ist“) gibt es natürlich keinen Druck für Fortschritt, keinen Druck, etwas anderes zu probieren. Aber die Gefahr, die besteht, wenn man etwas anderes probiert, sollte einem auch bewusst sein.

Mit der „sozialen Marktwirtschaft“ ist es daher wie mit der Demokratie: Sie ist weit davon entfernt, perfekt zu sein - aber sie ist bisher das beste System, das den Test der Zeit überleben konnte. Und es ist verständlich, solche Systeme dann erst einmal schützen zu wollen, statt sie überstürzt in der Hoffnung auf etwas besseres zu beschädigen.

Ich bin dahingehend absolut bei dir, dass ich mir auch ein besseres System wünschen würde, gerade im Hinblick auf globale Gerechtigkeit (Postkolonialismus, Migration). Aber bevor ich mich einer Revolution anschließen würde bräuchte es erstmal wirklich überzeugende Konzepte, die so überzeugend sind, dass sie auszuprobieren das Risiko eines möglichen Fehlschlages mit all seinen Konsequenzen wert ist. Und das sehe ich leider aktuell nicht, vielleicht noch auf regionaler Ebene, aber definitiv nicht auf nationaler oder gar globaler Ebene.

1 „Gefällt mir“

Die SPD und die Grünen sind auch auf deutscher Ebene keine linken Parteien (mehr). Habeck und Scholz sind weder links noch progressiv. Aber es muss wahrlich schlecht um die politische Linke und den Progressivismus in Deutschland bestellt sein, wenn Habeck und Scholz bzw. die SPD und die Grünen als links und progressiv wahrgenommen werden.

Die linksliberale Antwort auf deine Frage wäre tatsächlich die Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen auf der ganzen Welt. Aber der Linksliberalismus ist - anders als der Name suggeriert - nicht links, sondern liberal und damit rechts. Eine linke Antwort muss immer die Beseitigung des (wirtschaftlichen) Wettbewerbs anstreben. Denn (wirtschaftlicher) Wettbewerb erzeugt - wie du auch in deinem Beitrag herausarbeitest - immer auch (wirtschaftliche) Verlierer.

Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Keine linke Partei und auch nicht die SPD oder die Grünen streben eine Deindustrialisierung an. Das muss hier einfach als krasse Falschinformation bezeichnet werden. Ansonsten kannst du mir aber gerne die Stelle im Parteiprogramm von SPD, Grünen oder Linken nennen, in denen man eine Deindustrialisierung fordert.

4 „Gefällt mir“

Die Realität ist aber, dass die Energiepreise durch staatliche Interventionen gesenkt oder kompensiert werden um wettbewerbsfähig zu sein.
Der Wettbewerb zwischen Unternehmen um die beste Energieeffizienz wird durch den Wettbewerb der Staaten um die günstigsten Energiepreise hingegen gebremst.

2 „Gefällt mir“

Ich würde auch zunächst mal infrage stellen ob es ein wünschenswertes Ziel ist, dass Deutschland seine Interessen bzgl. der internationalen Wirtschaftsordnung mithilfe militärischer Stärke durchsetzt.

Definitiv. Die Frage ist doch aber ob ich viel Kooperation erfahren werde, wenn ich erkläre, mich aus dem Wettbewerb auf den internationalen Märkten zurück zu ziehen. Dazu wäre es vielleicht erstmal hilfreich zu definieren, was das konkret bedeutet.

Nein, sondern ich habe im Gegenteil gesagt, dass zu wenig getan wird um die angesprochenen Probleme zu lösen. Das kann unter anderem damit zusammenhängen, dass der Wille dazu nicht da ist. Völlig unabhängig davon ist es weiterhin sinnvoll, dass Deutschland wettbewerbsfähig ist, also auf internationalen Märkten in der Lage ist Gewinne zu erwirtschaften.

Ob ein Mittel geeignet ist, ist immer eine Frage der Alternativen und deren Umsetzbarkeit. Aus meiner Sicht wäre es realistisch, den aktuell kaum regulierten internationalen Markt durch internationale Kooperationen ein bisschen in Richtung einer sozialen Marktwirtschaft zu bewegen. Das heißt, dass neben der angestrebten Chancengleichheit diejenigen auf der Gewinnerseite auch diejenigen auf der Verliererseite unterstützen und zwar durchaus aus langfristigem Eigeninteresse, da von wirtschaftlichem Aufschwung in heute schwächeren Regionen auch der Weltmarkt profitiert.
Dass ich ein System ganz ohne Wettbewerb nicht für realistisch halte, hängt u.a. damit zusammen, dass mir kein solches System bekannt ist, dass nicht eine extrem starke regulierende Kraft benötigt, die ich auch langfristig für kaum vorstellbar halte. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren, wenn es hier konkrete Vorschläge gibt.

Ich hab wirklich ein bisschen überlegen müssen, wie ich darauf antworte. Denn eigentlich gehört das nur über ein paar Ecken hier hin.
Ob’s den Leuten besser geht? Also mir persönlich ja. Ich vermute dir auch. Wie es global so steht muss ich dir nicht sagen, ich bin sicher das weißt du. Mit Sicherheit auch, wie sozial es in der sozialen Marktwirtschaft wirklich zu geht.

Du hast völlig Recht was Risiken für den Status Quo und notwendiges Konzept angeht. Darüber kann man reden, sollte man auch. Aber bevor man das tut, sollte man sich einig sein, worin überhaupt das Problem besteht, und vor allem woraus es resultiert. Wir können das gerne beizeiten tun.