Was macht eigentlich Cem Özdemir beruflich?

Hallo zusammen, ich bin zwar langjährige Hörerin der Lage, aber neu hier im Forum. Ich habe mich gerade angemeldet, weil mir gerade ein Thema unter den Nägeln brennt, das ich als Thema für die Lage vorschlagen möchte: die Landwirtschaftspolitik der Ampel-Regierung.

Motiviert hat mich zum einen eine Rede, die Özdemir, der zuständige Minister, im Rahmen einer Veranstaltung auf der Grünen Woche gehalten hat, auf der ich war. Zum anderen dieser Artikel (ZEIT ONLINE | Lesen Sie zeit.de mit Werbung oder im PUR-Abo. Sie haben die Wahl.) aus der Zeit. Und zum dritten die Analyse der Verkehrspolitik von Volker Wissing in der letzten Ausgabe.

Wissings „Politik“ bzw. Verweigerung, sich ernsthaft mit den aktuellen Herausforderungen auseinanderzusetzen, steht seit Langem zu Recht im Fokus der Öffentlichkeit. Wie immer fand ich den konstruktiven Ansatz, Kompromisse zwischen den Lagern zu finden, sehr nachvollziehbar und gut.

Mir scheint, dass in der Fokussierung auf Wissing und den Verkehrssektor ein anderes für Klimaschutz relevante Schlüsselressort in der öffentlichen Debatte völlig ignoriert wird: das Landwirtschaftsressort. Anders gesagt: Cem Özdemir, der sich um diesen Posten mutmaßlich nicht gerissen hat, fliegt nach einem Jahr im Amt deutlich unter dem Radar. Und dass, obwohl der Landwirtschaftssektor keinesfalls zu vernachlässigen ist, wenn es um den Ausstoß von Klimagasen geht.

Ich habe mich lange Zeit beruflich mit Fragen der nachhaltigen Landnutzung und Landwirtschaft beschäftigt und wundere mich selbst, dass ich jetzt erst darauf gekommen bin, mal etwas kritischer hinzuschauen. Wenn ich dies in Gesprächen anspreche, merke ich, dass es vielen so geht: „Ja, stimmt!“ ist eine häufige Reaktion. Offenbar denken viele: Naja, der ist ein Grüner, der wird wohl machen, was Grüne so machen. Zum Beispiel die substanziellen und seriösen Empfehlungen und Strategien umsetzen, die in den letzten Jahren in Expertenkommissionen entwickelt wurden, etwa der Borchert-Kommission oder der Zukunftskommission Landwirtschaft. Gerade im Bereich Nutztierhalung und Moorschutz müssten nun ganz dringend konkrete Schritte gegangen werden.

Leider passiert aber bislang praktisch nichts in die Richtung, so mein Eindruck. Er macht einige wenige Schaufensteraktionen, die nicht wehtun, das Containern ist so ein Beispiel oder die Idee, dass Bauern auf Hanf umsteigen können… das steht in einem gravierenden Missverhältnis zu den notwendigen Maßnahmen, für die ja auch schon Konzepte vorliegen.

Hier noch ein weiterer interessanter Artikel bzw. Interview zum Thema: Klimaschutz in der Landwirtschaft: »Müssen viel weniger Fleisch und Milchprodukte produzieren und essen« - DER SPIEGEL

Besonders eklatant ist dies, wenn man Steffi Lemke und Özdemir vergleicht. Es reicht aber nicht, immer wieder darauf zu verweisen, dass die beiden Häuser jetzt miteinander sprechen. Das ist zu wenig und grenzt an Arbeitsverweigerung, was ich in diesem Schlüsselressort und im Falle eines GRÜNEN Ministers absolut inakzeptabel finde.

Ich würde mich sehr freuen, wenn das Thema hier Anklang findet. Vielleicht gibt es ja auch andere Einschätzungen? Herzlich Melanie