Ja, ich sehe es genauso wie du.
Die Probleme im Bildungsbereich werden leider nicht ernsthaft angegangen. Über lange Zeit hinweg konnte man Lehrer über ein relativ gutes Grundgehalt und einen durch die Verbeamtung sicheren Job gewinnen. Man hat halt leider versäumt parallel ein modernes Bildungssystem aufzubauen, welches den Herausforderungen der Gegenwart geschweige denen der Zukunft gewappnet ist. Das ganze dürfen die Lehrkräfte in den Schulen ausbaden, wodurch die Attraktivität des Berufes massiv abgenommen hat.
Parallel dazu werden die Aufgaben, welche die Gesellschaft/Politik auf das Bildungssystem übertragen immer mehr. Weiterführend müssen in der heutigen Lohnstruktur oft beide Elternteile arbeiten, wodurch diese (auch zu recht) den Anspruch an das Bildungssystem haben, dass dort ihre Kinder nicht nur gebildet sondern auch erzogen werden. Eine Aufgabe, welche mit fehlenden Personal nicht zu bewerkstelligen ist.
Ein anderes Problem ist das Thema der Inklusion. Der Ansatz ist vollkommen richtig, man hätte aber die Schulen für diese Aufgabe mit Personal ausstatten müssen. Stattdessen wurden die Förderschulen geschlossen, das dortige Personal eingespart und die Schüler mit höheren Förderbedarf in die Regelschulen übergeben, ohne diese dort adäquat fördern zu können. Stattdessen verzweifeln die Lehrkräfte dort nun, weil sie nicht wissen wie sie damit umgehen sollen.
Zudem kommt hinzu, dass grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Bildungsprozess in Deutschland keinen Einzug in die Schulen finden, stattdessen wird Klientelpolitik oder sinnfreier Aktionismus betrieben, welchen die Lehrkräfte wieder umsetzten müssen.
Zusätzlich gibt es keine Vision für die Bildungspolitik in Deutschland, welche einheitlich verfolgt wird. Ich spreche hier eindeutig nicht nur den schulischen Bereich an, es geht dabei um eine schlüssige Verzahnung von der Betreuung Schwangerer Frauen, der Elternzeit, der Kita-Betreuung, einem schlüssigen Schulsystem, einem zeitgemäßen Ausbildungs- und Weiterbildungssystem und die Einbindung von Konzepten des lebenslangen Lernens. Die KMK, welche für solch eine Vision zuständig wäre, findet immer nur den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen den 16 Bundesländer. dadurch wird unser Bildungssystem ein selbstreferentielles System, welches sich stumpf reproduziert aber nicht weiterentwickelt.
Die Problemliste wäre noch endlos weiterzuführen. Das Problem ist so umfassend und so groß, dass es mich einfach nur verwundert, wie es (obwohl allen bewusst) so grandios ignoriert wird. So ziemlich alle Zukunftsfragen/Zukunftsprobleme (Demografischerwandel, Digitalisierung, Fachkräftemangel, Klimawandel, lebendige Demokratie, gesellschaftlicher Zusammenhalt, etc.) werden ohne ein funktionierendes Bildungssystem nicht bewältigt werden können.