Was bedeuten die neuen Höchstgrenzen bei Vitaminen genau?

Es sollen neue Höchstmengen für Vitamine kommen - aber was bedeutet das genau?
Sind das dann nur Empfehlungen? Bedeutet das, ich kann nur noch bestimmte Mengen kaufen - was absurd wäre, ich kann ja nicht mikrogrammweise etwas ind er Apotheke holen.

Sind solche Höchstmengen sinnvoll?
EDIT dass Höchstmengen als Zusatz in Nahrungsmitteln sinnvoll sind, ist mir klar, mir ging es bei der Frage darum, ob mit der Verordnung auch eine gedeckelte Abgabe der Vitamine in Apotheken gemeint ist bzw wie weit eine theoretische Empfehlung praktisch sich dann auswirkt.

Zu dem Gerücht mit der Pharmaindustrie sihe Beitrag unten.

Wer weiß hier etwas zu? danke
https://www.eurofins.de/lebensmittel/food-news/food-testing-news/eu-hoechstmengen-fuer-vitamine-mineralstoffe-und-spurenelemente/

So wie ich das verstehe gibt es aktuell keine wirklichen Höchstgrenzen, sondern nur Empfehlungen. Das will man jetzt ändern, was durchaus Sinn macht, weil manche Präparate einfach gefährlich überdosiert waren. Gleichzeitig sind die empfohlenen Mengen teilweise absurd niedrig gewesen, so niedrig, dass sie keine ernsthafte Wirkung entfalten können.

Beispiel Vitamin D:
Die in Deutschland immer wieder zu hörende Empfehlung war 800 IE (20 µg). Das ist einfach eine so konservativ-niedrige Empfehlung, dass es schon an Absurdität grenzt, weil diese Menge fast schon homöopathisch ist. Diese niedrige Empfehlung soll eben eine Überdosierung selbst bei versehentlichem Überschreiten um ein Vielfaches ausschließen. Andere Empfehlungen, z.B. der amerikanischen endokrinologischen Gesellschaft, gehen da bis zu 10.000 IE (250 µg). Das ist das andere Extrem der Empfehlungen. Die neue Höchstgrenze soll 4.000 IE (100 µg) betragen. Das erscheint mir in Hinblick auf die medizinische Evidenz auch sinnvoll, um einen „schleichenden Mangel“ wirksam entgegen zu treten (letztlich dienen diese Nahrungsergänzungsmittel ja nicht der Bekämpfung von akuten Mängeln. Wer einen akuten Vitamin D-Mangel hat, wird vom Arzt eher Dosen im Bereich von 20.000 IE (500 µg) für einen kurzen Zeitraum verordnet bekommen!)

Solche Grenzwerte können natürlich nur Produkte mit festen Werten betreffen, seien es Pillen oder gar verarbeitete Lebensmittel. Aber natürlich stellt sich z.B. bei Bonbons (z.B. Nimm 2) immer die Frage, auf was für ein Verbrauchsverhalten man abstellt. Aktuell enthalten Nimm 2 z.B. 800 µg Folsäure pro 100 Gramm, nach den neuen Regeln sind nur noch 1000 µg Gramm erlaubt. Hier müsste man also fragen: Geht man davon aus, dass Menschen mehr als 125 Gramm davon san einem Tag essen (etwa 20 Stück)? Für sehr junge Kinder liegt die Folsäure-Grenze sogar nur bei 200 µg, also etwa 4 Bonbons. Da kann man sich schon vorstellen, dass man hier an der Rezeptur etwas ändern muss - aber vielleicht reichen auch Warnhinweise, mal schauen, wie die Umsetzung genau aussehen wird… ein Warnhinweis alá „Kinder dürfen maximal 4 Stück am Tag essen“ fände ich fast schon ironisch-witzig für eine Süßigkeit, die mit ihrem Gesundheitswert wirbt.

Bei Vitaminen, die als Tropfen verkauft werden (klassisch Vitamin D, Vitamin B12) wird sich wohl höchstens die Angabe auf der Packung ändern. Selbstverständlich kann damit jeder überdosieren, wenn er es will, aber so viel Selbstverantwortung müssen wir Menschen schon zugestehen, wir verbieten ja auch kein Salz, weil sich Leute damit langfristig die Nieren und die Gefäße zerschießen können :wink:

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Moin,

die Grenzwerte basieren auf wissenschaftlichen Studien. Dort wurden die unterschiedlichen Level empirisch ermittelt.

Dies sind die ermittelten Werte. Einige dieser ermittelten Werte sind für manche Zusatzstoffe oder Ernährungsempfehlungen aber durchaus alt und könnten mal eine Auffrischung gebrauchen. Historische Erfahrungswerte sind keine guten Grenzwerte.

Außerdem wurden bei Neuzulassungen von Zusatzstoffen noch der Faktor 100 auf den NOAEL angewandt, sodass da nochmal ein größerer Sicherheitspuffer eingearbeitet ist.

Parallel dazu fließen noch die Erkenntnisse zu den vom Körper benötigten Mengen ein, damit man „gesund“ ist.

Der Mensch ist generell zu komplex, sodass man heute nur annähernde Aussagen treffen kann. Da muss die Wissenschaft noch einiges an Erkenntnissen gewinnen. Daher sprechen die auch meist von Empfehlungen und Richtwerten in der Ernährung.

Als Zusatzstoffe in Lebensmitteln sind es jedoch feste Höchstwerte.

Bitte korrigiert mich, wenn sich hier was neues ergeben haben sollte.

Dass Höchstmengen als Zusatz in Nahrungsmitteln sinnvoll sind, ist mir klar, mir ging es bei der Frage darum, ob mit der Verordnung auch eine gedeckelte Abgabe der Vitamine in Apotheken gemeint ist bzw wie weit eine theoretische Empfehlung praktisch sich dann auswirkt.

Mir wurde ein clip gezeigt, in dem eine Influencerin total dramatisch überdreht behauptet, jetzt würde uns auch noch die Freiheit bei den lebenswichtigen Vitaminen weggenommen und angedeutet, dass da wer dahinter steckt (Pharmaindustrie zb). Aber offensichtlich ist es ja so, dass es um Empfehlungen geht und nicht darum, dass man in Apotheken seine Vitamin D Tropfen nicht mehr bekommt.

Das kann ich mir wirklich nicht vorstellen.

Auch wenn unklar ist, wie weit die Verordnungen gehen sollen: das kann ich mir auch nicht vorstellen. Aber es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Menschen in (a)sozialen Medien aufgehetzt werden.

Lebenswichtig ist hier immer relativ zu sehen. Menschen sind alle unterschiedlich und haben deswegen eigene Idealmengen, die aber auch eine eigene Spannen haben.
Und die Dosis macht das Gift. Wenn man einen Esslöffel voll Salz isst, hat man Probleme. Aber niemand würde behaupten, dass Salz ein Gift ist. Im Rahmen der Eigenverantwortung dosiert hier jeder und jede die eigenen Mengen an Salz.
Höchstabgaben sind unrealistisch und schwierig durchzusetzen, da man einfach in mehrere Apotheken gehen könnte und generell sind die Mengen als Empfehlung zu bewerten.
Ich würde das Ganze von der erwähnten „Influencerin“ ungesehen ebenfalls als Panikmache und „Click-Bait“ abtun.

Wie gesagt, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Vitamine als Tropfen verboten werden. Bei solchen Präparaten müssen wir davon ausgehen, dass die Verbraucher sich halbwegs rational verhalten, daher wird es sich lediglich auf die Dosierungsempfehlungen auswirken.

Ganz im Ernst: Natürlich kann sich jemand umbringen, indem er jede Woche eine Flasche Vitamin-D-Tropfen trinkt. So ein kleines 50 ml Fläschlein Vitamin D für 8 Euro enthält eben 1.750.000 IE (=43.750 µg) Vitamin D, wobei alles über 20.000 IE täglich innerhalb von Monaten mit ziemlicher Sicherheit zu schweren Nierenschäden führen wird. Aber wer so massiv überdosiert, futtert auch Spülmaschinentabs und spült sie mit Rohrreiniger runter oder trinkt Bleiche gegen Corona - also wirklich, man kann Menschen nicht vor absurden Ausmaßen von Dummheit schützen.

Wenn jetzt irgendwelche Influencer Sturm laufen, weil sie von unrealistischen Worst Case-Szenarien wie dem vollständigen Verbot frei dosierbarer Supplementen (=Tropfen und Pulver) ausgehen, sollte man das nicht noch mit Klicks belohnen.

Wie gesagt, es geht um Höchstmengen für den Zusatz in angereicherten Lebensmitteln wie Bonbons oder Proteinpulver und Dosierungsempfehlungen für frei dosierbare Mittel. Mehr zu erwarten wäre unrealistisch.

Aus meiner Sicht ist das kein Thema für die LdN (die sich selbst als Politikpodcast bezeichnet). Wenn es um Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel geht, sind die Quarks Science Cops eine deutlich bessere Anlaufstelle, schaut z.B. mal hier rein: https://youtu.be/4LC5t4p7qpw?si=PSo8zQ-GiH-NO3x2