Warum Merkel Scholz zu G20 mitnehmen konnte

Man hört derzeit überall – meines Erachtens auch zu recht –, dass es bemerkenswert ist, dass Angela Merkel Olaf Scholz beim G20-Gipfel als wahrscheinlichen Nachfolger vorgestellt und eingeführt hat. Aber gleichzeitig frage ich mich, ob das wirklich so bemerkenswert ist. Denn den meisten ihren Vorgängern wird es vermute ich ich einfach rechtlich nicht möglich gewesen sein, die Nachfolger dergestalt auf Gipfel mitzunehmen weil diese nicht der Regierung angehörten. Hier gibt es eine Staffelstabübergabe an ein Regierungsmitglied. Das ist die Besonderheit. Hätte Schröder damals Merkel zu Regierungsgesprächen mitgenommen könnte ich mir vorstellen, dass das gegen Strafgesetze verstoßen hätte, die Staatsgeheimnisse schützen. Any views?

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Richtig, Scholz konnte mit nach Rom fahren, weil er Finanzminister ist. Aber Angela Merkel hätte ihn ja trotzdem nicht in ihre Vier-Augen-Gespräche mitnehmen müssen. Darin sehe ich ihr Verdienst.

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Ich muss sagen, dass mich diese Aktion etwas stört. Natürlich ist es richtig, dass Scholz in seiner Funktion als geschäftsführender Finanzminister zu G20 fährt. Das Merkel ihn aber als Nachfolger vorstellt finde ich bei genauem drüber Nachdenken nicht gut.

Klar man kann argumentieren, dass es ein angenehmer Gegenentwurf zu dem, nennen wir es mal Politikverständnis von Donald Trump ist, wenn man die Grundsätze des parlamentarisch-demokratischen Prozesses respektiert und zum Beispiel eine Wahlniederlage eingesteht. Das hat aber Armin Laschet für die CDU bereits vor einiger Zeit gemacht, wenn auch nicht sofort.

Allerdings ist Olaf Scholz noch nicht Kanzler, denn es laufen ja noch die Koalitionsverhandlungen. Darüber hinaus ist er ja aus CDU-Sicht der politische Gegner. Bei mir hinterlassen solche Gesten irgendwie den faden Nachgeschmack, dass es egal ist, wen ich wähle, es wird sich eh nichts ändern.

Man stelle sich nur mal vor, Helmut Schmidt hätte auf der internationalen Bühne Helmut Kohl als seinen Nachfolger vorstellen müssen.

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Ich finde, es passt zu Angela Merkel, der die Sache immer wichtiger als die Partei war.
Für Deutschland sehe ich es positiv, dass er dabei ist.
Eine Angela Merkel auf Abschiedstour kann ein paar nette Worte austauschen, aber das war es eigentlich schon. Der voraussichtliche Nachfolger kann auch über die zukünftigen Pläne sich austauschen, auch wenn er sich wegen den laufenden Gesprächen nicht zu weit aus dem Fenster lehnen kann.

Same - angenommen es wäre ein Gregor Gysi in Scholz’ Position, könnte man sich kaum vorstellen, dass Merkel ihn mitgenommen hätte. :smiley: Aber der Scholz hat ja mit seiner Raute auch angedeutet, dass es da große Ähnlichkeiten zwischen ihm und Merkel gibt.
Hinterlässt bei mir auch den Eindruck: ob CDU, SPD, FDP oder vielleicht sogar die Grünen gewählt werden (ich wohne im Kretschmann-Land) - es bleibt alles mehr oder weniger gleich, sprich, es werden Deals unter den Reichen ausgehandelt und die kleinen Leute müssen gucken, wo sie bleiben.