Wärmepumpen in Reihenhaussiedlungen

Für viele Bereiche sind Wärmepumpen eine gute Lösung.
Aber welche Konzepte gibt es für Reihenhaussiedlungen?

Auf unserer Eigentümerversammlung wurden Wärmepumpen nur an den Giebelseiten der Reihenhäuser genehmigt. Der Grund: Wer ein Mittelreihenhaus hat kann keine Wärmepumpe aufstellen, weil dafür schlicht der Platz fehlt - einzige Möglichkeit direkt vor dem Haus unter dem Küchenfenster. Dort ist es aber unmöglich 3m Abstand (Immisionsschutzgesetz) zum Nachbarn einzuhalten, da unsere Hausbreiten nur 4,50m beträgt.

Hinzukommt, das die alten Stromanschlüsse (Bj 1960) nicht ausreichen sollen.

Dieses Problem dürfte es doch bundesweit geben…

Vielleicht wäre ein kleines Nahwärmenetz mit einer großen zentralen Wärmepumpe für die Siedlung eine Lösung.
Diese könnte dann sogar die Energie aus der Erde oder aus dem Abwasser nutzen. Am Ende wäre das wahrscheinlich am effizientesten und auf lange Sicht dadurch vermutlich auch günstiger. Die Umsetzung aber natürlich deutlich komplizierter und wahrscheinlich auch teurer durch die Erdarbeiten

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Das Problem mit den Stromanschlüssen hatte mir mein Energieversorger hier im Rhein-Main Gebiet auch genannt. Nach deren Aussage sind von dieser Problematik viele ältere Wohngebiete betroffen, in denen die Leitungsquerschnitte für die gleichzeitige Versorgung einer größeren Tahl von Wärmepumpen und/oder Wallboxen nicht ausgelegt sind.
Hier bei können die Leitungsquerschnitte scheinbar sukzessive erhöht werden - wohl im Rahmen ohnehin geplanter Erneuerungs- Ausbaumaßnahmen. Der Zeithorizont dürfte sich wohl in Dekaden bemessen.

Bezüglich der Wärmepumpe tritt Dein Problem wohl am ehesten bei der Luft-Luft Wärmepumpe auf. Hier sind zu geringe/nicht vorhandene Abstände wohl bei der geltenden Rechtslage ein Showstopper.
Geht vielleicht etwas mit einer Erdbohrung im Vorgarten oder so?

Ansonsten muss man mal die lokale Wärmeplanung zu Rate ziehen - vielleicht geht ja was mit Fernwärme.
Wenn alle Strocke reißen, bleibt wohl nur Gas in Kombination mit PV oder Solarthermie.

Check mal, ob es in deinem Bundesland nicht neue Regelungen speziell für Wärmepumpen gibt bzw. geplant sind:

So hat erst im Dezember 2022 Nordrhein-Westfalen bekannt gegeben, die geltenden Abstände für Wärmepumpen für Reihenhäuser aufzuheben, um den notwendigen Ausbau nicht mehr weiter zu behindern. Nach dem Runderlass in NRW gilt der Mindestabstand von 3 Metern für die Aufstellung von Wärmepumpen nicht mehr - er ist auf einen halben Meter reduziert worden. Wärmepumpe im Reihenhaus: Abstand zum Nachbarn & Straße

Auch Hessen wird in dem Artikel erwähnt, weitere Bundesländer planen wohl Änderungen an den LBOs. Auch scheinen einige Gerichte die Einstufung der Wärmepumpe als „gebäudeähnliches Bauwerk“ nicht zu teilen, wodurch Abstandsregelungen nicht mehr relevant sind. Vielleicht ist das bei deinem zuständigen Gericht schon geklärt.

Da hilft dann wohl nur die Erneuerung. Aber vielleicht kannst du ja die erste Wärmepumpe in deiner Reihe noch anschließen lassen, weil dafür der Strom noch ausreicht. Da würde ich in jedem mal eine „offizielle“ Anfrage stellen und mich nicht von einem Service-Mitarbeiter abwimmeln lassen.

Wenn tatsächlich neue Kabel hermüssen hilft oft der Weg durch die politischen Instanzen. Die Kommunen sind oft an den örtlichen Netzbetreibern beteiligt, können den also Anweisungen erteilen. Mach mal die Abgeordneten in deinem Gemeinderat und Kreistag auf die Situation aufmerksam und frag, ob es da von politischer Seite aus Pläne gibt, die Bereitstellung der nötigen Rahmenbedingungen für Wärmepumpen zu forcieren.

Der aktuelle Stand ist, dass fast alle Gas-Einzelheizung haben, einige wenige noch alte Ölheizungen.
Damit ist die Energieversorgung Sache des einzelnen Eigentümers und es ist nicht möglich, eine WEG weite Beschlussfassung darüber herbeizuführen.

Wie üblich, ist eine Einzelfallberatung im Forum nicht möglich.

An Eurer Stelle würde ich zunächst mal als WEG miteinander reden und herausfinden, ob ausreichend Konsens darüber besteht, wie schnell man eine fossilfreie Lösung herbeiführen will.

Ebenso solltet Ihr in Eurem Ort herausfinden, wie dort die kommunale Wärmeplanung aussieht. Vermutlich ist Euer Quartier gut geeignet für ein Nah- oder Fernwärmenetz und vielleicht wird letzteres in Eurer Region bereits geplant. Wenn nicht, solltet Ihr als Quartier Euer Interesse anmelden, damit Ihr bei der Planung berücksichtigt werdet.

Wie viele Häuser sind denn bei Euch „eine Reihe“? Wie schon von anderen erwähnt kann man auch gemeinsame Lösungen suchen.

Z.B. mehrere Gebäude nutzen eine Erdwärmebohrung oder andere Umweltwärmequellen als kalte Nahwärme, im Gebäude selbst steht dann nur noch eine Sole-Wärmepumpe im Heizungsraum, deren Lautstärke die Nachbarn nicht ärgern kann.

Weitere Lösungswege wird es viele geben, hier hilft am besten ein von der WEG gemeinsam eingesetzter Energieberater bei der Sichtung der Möglichkeiten.

Wenn die aktuellen Stromleitungen im Quartier tatsächlich jetzt nicht reichen, sollte man sich nicht abwimmeln lassen. Die entsprechenden Leitungen wird der Stromnetzbetreiber so oder so mittelfristig bauen müssen, und ggf. muss man über die Lokalpolitik hier Druck machen. „Dekaden“, wie weiter oben geunkt, dauert es sicherlich nicht.

Vielleicht ist dieser Artikel hier eine Inspiration:

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Danke für die lange Ausführung. Sehr informativ

Mir ging es nicht um eine Beratung, sondern darum darauf aufmerksam zu machen, dass es in Reihenhaus,siedlungen in der Praxis große Probleme gibt.

Fernwärme ist bei uns nicht verfügbar und die Stadt plant auch in absehbarer Zeit keine Versorgung in diesem Gebiet, da wir am Rand der Stadt liegen.

Eine gemeinsame Lösung ist nach WEG. Recht nicht möglich Und die Interessen sind hier
auch viel zu unterschiedlich. Viele meiner unmittelbaren Nachbarn haben sich inzwischen für einen Kaminofen entschieden…

In meiner Anlage sind es 150 Reihenhäuser.
Eine Freundin wohnt in einer Reihenhaussiedlung aus den dreißiger Jahren, die ähnlich groß ist und dort gibt es exakt die gleichen Probleme.

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Das GEG stellt unsere WEG auch vor größere Herausforderungen. Wir sind etwa 60 Parteien und haben ein gemeinsames Wärmenetz, das aktuell von einem teuren Contractor betrieben wird (die Konditionen standen bei Kauf noch nicht fest, aber es musste notariell beglaubigt werden, dass man den Vertrag später abschließt, aber das ist eine andere Story).

Jetzt ist es so, dass das Contracting in zwei Jahren ausläuft. Bisher wird ein Blockheizkraftwerk verwendet, so wie es auch im städtebaulichen Vertrag vorgesehen ist. Der Witz ist aber, dass ein neues BHK wegen des GEG nicht mehr eingebaut werden darf und der Contractor es aufgrund der erwartenden Lebensdauer auch nicht weiterbetreiben wird. Die letzten Versammlungen haben schon gezeigt, dass wir uns kaum auf ein neues Wärmekonzept einigen können. Sowohl technisch ist das schwierig, weil das Netz bei 80° betrieben wird. In den Diskussionen wird immer wieder Wasserstoff oder Biogas angeführt, was nicht mal verfügbar ist, wirtschaftlich aber totaler Quatsch ist. Wir wissen aber nichtmal, was für Alternativen wir nutzen können, da das BHK ausdrücklich im städtebaulichen Vertrag genannt wird. Eine Wärmeplanung für die Gemeinde gibt es, wir sind nicht im Fernwärmeausbaugebiet.

Hier hätte ich mir von der Ampel gewünscht, keine Fakten zu schaffen, bevor es nicht zu Ende gedachte Alternativen gibt, die auch rechtsicher umgesetzt werden können.

Ähnliche Situation hier. Wohne in einer WEG, die an das Nahwärmenetz, welches eine Siedlung von rd 450 Haushalte beliefert, angeschlossen ist. Contracting könnte in zwei Jahren auslaufen, kann aber auch verlängert werden.
Hier untersucht nun der Contractor, es ist der regionale Energieversorger, wie die Nahwärmestation der Siedlung, zZ Gaskessel mit KWK, dekarbonisiert werden kann. Es wurden viele versch. technische Alternativen betrachtet. Bevorzugte Lösung scheint derzeit eine Luftwärmepumpe.
Der Contractor bleibt damit, die Lösung scheint mir gut.

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Bisschen Off-Topic, aber bei meinen Schwiegereltern entsteht gerade in sehr ländlicher Lage eine kleine EFH-Siedlung. Dort wird im selben Zug ein Nahwärmenetz durch einen privaten (lokalen) Investor gebaut, das mit Biomasse betrieben wird (die Gegend hat viel Wald). Im kleinen Dorf (aktuell < 100 Einwohner werden dann auch alle Häuser angeschlossen, die wollen. Bisher hat da glaube ich fast jedes Haus einen Ölkessel. Ich denke, dass solche lokal abgestimmten Vorhaben die Zukunft der Wärmeplanung in weiten Teilen Deutschlands sind.

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