Es wäre aus meiner Sicht Vorteilhaft auch Klimaanlagen als Wärmepumpen zu bezeichnen, die sie technisch gesehen auch sind. Es gibt jewisse Unterschiede bei den Einsatzbereichen, aber doch eine große Überlappung. Ich sehe den Sinn von landläufig akzeptierten Produktkategorien mit Wärmepumpe = Luft-Wasser-WP und Klimaanlage = Luft-Luft-WP, aber dadurch wird eine in vielen Bereichen attraktive Lösungsoption verbal ausgeklammert.
Sowohl Luft-Wasser-WP als auch Luft-Luft-WP können kühlen. Luft-Wasser-WP allerdings etwas eingeschränkt was Komfort angeht, da man nicht so gerne auf kalten Böden geht.
Sowohl Luft-Wasser-WP als auch Luft-Luft-WP können heizen. Wenn Geld keine Rolle spielt würde ich die Luft-Wasser-WP mit Fußbodenheizung bevorzugen, aber insbesondere im Bestand finde ich es sehr charmant eine Klimaanlage / Luft-Luft-WP als Zusatzheizung einzusetzen.
Vorteile aus meiner Sicht:
Günstige Investitionskosten (Gerät bis 1500€ + ca. 1500€ Einbau vom Fachhandwerker)
Ergänzungsheizung ohne weitere Maßnahmen umsetzbar
Komfortgewinn in heißen Sommern
Vorlauftemperatur der Heizkörper ist irrelevant
Hydraulischer Abgleich ist irrelevant
Hocheffizienter Betrieb (besser als Luft-Wasser-WP!)
Ich habe in meiner Mietwohnung nach Genehmigung des Vermieters eine Klimaanlage eingebaut und spare damit über 90% des vorherigen Gasbedarfs. Die Erfahrungen mit Funktion und Komfort sind durchweg positiv. Das Außengerät ist extrem leise und absolut nicht störend, es ist aber auch ein Markengerät von Fujitsu. Es handelt sich um eine mäßig gedämmte Dachgeschosswohnung aus den 70er Jahren, also ein sehr typischer aber keineswegs idealer energetischer Zustand.
Es gibt eine kleine Bubble bei Twitter die versucht dieser Lösungsoption zu mehr Öffentlichkeit zu verhelfen:
Man bekommt eine Klimaanlage incl. Einbau für unter 3000€. Wie viel Gas damit eingespart werden kann hängt individuell vom Gebäude und Grundriss ab. Man braucht nicht unbedingt in jedem Raum ein Innengerät, auch wenn das natürlich die Premium-Lösung ist. Je besser gedämmt desto besser, weil sich dann die Wärme im Innenbereich gleichmäßiger verteilen kann.
Die kurze Antwort ist: es ist beides das gleiche. Sowohl ein Kältekreislauf als auch eine Wärmepumpe pumpen Wärme gegen die natürliche Fließrichtung. Nur die Nutzung ist unterschiedlich. In beiden Fällen muss – wie bei der Analogie zu Wasser und Umwälzpumpe – externe Energie zugeführt werden.
Man kann sich eine Kältemaschine oder Wärmepumpe einfach als Kiste vorstellen, in die man elektrische Energie hinsteckt, eine Seite kalt wird (Wärmestrom in die Kiste rein) und eine andere Seite warm wird (Wärmestrom aus der Kiste raus).
Je nach Anwendungsfall wird die warme oder kalte Seite genutzt.
Eine weitere Ursache für Missverständnisse scheinen mir auch teilweise gleiche Bezeichnungen zwischen physikalischen Prozessen bzw technischen Funktionsprinzipien und den Gerätebezeichnungen aus der Marketingabteiung zu sein.
Rein theoretisch könnte man auch separate Kühlkörper in den Heizungskreislauf tun, mit nem kleinen Ventilator und Wärmetauscher, und im Kühlmodus die nutzen statt den Fußbodenheizungsrohren. Dann hätte man immer noch einen einzigen Wärmeträger, aber nicht mehr dieses Problem mit den ständig kalten Füßen usw. Das wäre viel, viel billiger als auf eine zentrale Warmluftheizung umrüsten zu müssen. Keine Ahnung ob es schon sowas aufm Markt gibt – meine Vermutung wäre, dass sowas zumindest bisher marktbedingt nicht besonders attraktiv für Hersteller wäre.
Nur zum Verständnis:
Dann gibt es ja quasi noch Wasser-Wasser-WP = effizientere Wärmepumpe.
Gibt es auch Wasser-Luft-WP als zweite Klimaanlagenvariante?
Meinst du damit ground source heat pumps? Also Wärmepumpen, die einen unterirdischen Kreislauf haben, und damit die Erde als Wärmesenke/-Quelle nutzen? In dem Fall, ja, definitiv, zumindest im US Markt. Im Prinzip ist es der Wärmepumpe egal, wo die Wärme herkommt / hingeht, nur die Temperaturen und der Wärmestrom des Kreislaufs sind entscheidend. Naja, die Arbeisflüssigkeit bzw Refrigerant bzw Kühlmittel auch, aber das ist ein ganz anderes Thema.
Zwar wurde jetzt auch oben schon mehrfach die Aussage dass eine Wärmepumpe keine Klimaanlage ist kommentiert, aber die kleinliche Diskussion wie groß oder eben nicht die technischen Unterschiede sind, wird meiner Meinung nach der Relevanz von diesem Thema nicht gerecht.
Um trotzdem kurz darauf einzugehen: Korrekterweise ist eine Klimaanlage je nach Nutzung entweder eine Kältemaschine oder eine Wärmepumpe. Das sind die korrekten thermodynamischen Begriffe, je nachdem welche Seite genutzt wird. Genauso ist eine Luft-Wasser-Wärmepumpe im Kühlbetrieb eine Kältemaschine. Deswegen ist sie aber keine Klimaanlage, da das kein thermodynamischer Begriff sondern einfach eine Produktbezeichnung ist.
Aber sehr wohl ist eben eine Klimaanlage eine Wärmepumpe, nämlich eine Luft-Luft-Wärmepumpe. Für die Unterscheidung zu Systemen die Wasser erwärmen gibt es ja gerade diese Nomenklatur mit Angabe der Quelle und Senke.
Dementsprechend kann eine Klimaanlage genau wie eine Luft-Wasser-Wärmepumpe die Umweltwärme nutzen um effizient zu heizen. In dieser Hinsicht steht sie der Luft-Wasser-WP in nichts nach. Die Unterschiede liegen vor allem beim Komfort (Geräusch, Optik, Luftstrom). Dafür kann man aber eben auch vernünftig kühlen, wie schon erwähnt (Tauwasser wird abgeführt, keine kalten Füsse). Die umsetzbare Heizleistung oder Funktionsfähigkeit bei geringen Temperaturen ist dabei eben nicht schlechter, sondern im Altbau mit hoher VLT durch die geringe erforderliche Verflüssigungstemperatur wegen der Konvektion sogar von deutlichem Vorteil. Das Klimaanlagen nur in warmen Ländern zum Heizen genutzt werden können ist einfach Schwachsinn. Der Beweis sind die nordischen Länder, wo sie häufig zum Einsatz kommen. Angehängt findet ihr ein Foto dass ich in Røros aufgenommen habe, einer der kältesten Orte Norwegens mit einer Jahresmitteltemperatur von ca. 0 Grad, kühlen werden die mit den Dingern wohl kaum.
Fortsetzung folgt
Die Klimaanlage ist eine in der aktuellen Diskussion zu sehr vernachlässigte Option, die vor allem im Altbau das Problem der hohen Anfangsinvestition lösen kann. Denn Klimaanlagen sind eben in sich geschlossene Systeme, die unabhängig von der bestehenden Heiz-Infrastruktur funktionieren und die leistungsspezifischen Anschaffungskosten sind dabei einfach deutlich günstiger als bei einer zentralen Wärmepumpe. Klar, wer is sich leisten kann sollte natürlich auf das zentrale System zurückgreifen, ist i.d.R. die schönere Lösung. Aber in der aktuellen Debatte geht es doch vor allem darum dass sich das nicht jeder leisten kann oder will. Dabei ist es in meinen Augen nicht hilfreich wenn ein Viessmann-Mitarbeiter Klimaanlagen schlecht redet (vllt weil Viessmann anders als zB Bosch keine im Angebot hat? Muss ich an der Stelle einfach unterstellen). Das schadet der ohnehin vergifteten Debatte doch nur zusätzlich, deswegen wird ja sicherlich trotzdem in den nächsten Jahren jede hergestellte Zentral-Wärmepumpe problemlos abgesetzt werden.
Anstatt also den möglichen Einsatz von Klimaanlagen von vornherein schlecht zu reden sollten eigentlich möglichst viele verunsicherte Bürger von der Option erfahren. Über die Relevanz der jeweiligen Vor- und Nachteile kann dann jeder individuell selbst entscheiden. Aber es ist eben eine mögliche Option, die bei ausreichender Bekanntheit dafür sorgen könnte dass es mit der GEG-Novelle endlich mal vorwärts geht.
Meine eigene Erfahrung bezüglich des Themas: Ich besitze ein kleines EFH, dass gut gedämmt nach dem EFH40 Standard 2005 errichtet wurde (Heizkörper, keine Fußbodenheizung).
Primäre Heizquelle war eine Gasheizung, zusätzlich besitzt das Haus ein relativ seltenes, aber nichtsdestotrotz effektives Umluftsystem der Firma Nidal, welches die warme verbrauchte Raumluft zur Erhitzung des Brauchwasser per Wärmetauscher nutzt (im Zweifel springt die Gastherme zur Warmwassererzeugung ein). Ich habe letztes jahr intensiv versucht Angebote über den Einbau einer regulären Wärmpumpe von insgesamt 6 örtlichen Installationsunternehmen zu bekommen. Alle, bis auf 2 Unternehmen haben direkt abgewunken, als sie das System mit der Umluftanlage gesehen (oder besser gelesen) haben. Ein Anbieter hat die Problematik überhaupt nicht verstanden und von einem habe ich tatsächlich ein Angebot über den kompletten Austausch des Systems mit einer Wärmepumpe mit eingebautem Umluftsystem für etwa 35k€ angeboten.
Danach bin ich etwas genervt auf Klimaanlage umgeschwenkt und habe ein gutes und auch (theoretisch) BAFA gefördertes Daikin System mit 3 Innengeräten (größeres Gerät im Wohnzimmer, ansonsten Büro und Schlafzimmer) und einem Außengerät für etwas weniger als 10k€ installieren lassen. Das war im letzten Jahr im September und ich habe den ganzen Winter fast ausschließlich mit der Klimaanlage geheizt. Sie ist auch wirklich leise und sehr effizient (Strombedarf stieg nur sehr leicht, hat eine JAZ von 4 im Heizmodus) und kann durch das Umluftsystem auch indirekt das Brauchwasser erhitzen. Mein Gasverbrauch geht nun gegen null und die Gastherme wird nur noch bei extrem niedrigen Temperaturen oder überdurchschnittlichen Warmwasserverbrauch genutzt.
Das hat mir übrigens aber keiner der „Fachleute“ empfohlen, sondern da bin ich nach Recherche im Netz drauf gekommen und bin insgesamt sehr zufrieden und kann nur jedem mit einem einigermaßen gedämmten Haus empfehlen zu betrachten.
Bin gerade in den Vogesen im Urlaub. Sehr ländliche Gegend mit alten Gebäudebestand. Aber: jede Menge Wärmepumpen (plus vermutlich Klimaanlagen) auch im Altbau.
Ist schon erstaunlich, wie Union und FDP die Thermodynamik in Europa neu erfinden
Hallo, ihr habt ja schon häufig die Vorteile der Wärmepumpe für die Zukunft des Heizens erwähnt.
Vielleicht habe ich es überhört, aber mir kommt das Argument, dass im Prinzip jede moderne Wärmepumpe auch kühlen kann, viel zu kurz. Gerade bei den zu erwartenden, immer wärmeren Sommern, wird die Kühlung von Gebäuden eine große Rolle spielen.
Unsere Wärmepumpe kühlt aktuell unsere Wohnräume mit Leichtigkeit auf 19-20° runter. Die sowieso lächerlich geringe Energiemenge, die hierfür verbraucht wird (Passivkühlung bei Sole-Wasser), liegt in dieser Jahreszeit als Überschuss an der PV Anlage an. Vielleicht könnt ihr dieses Argument beizeiten mal mit aufbringen.
Grundsätzlich ist es Richtig, dass sich Wärmepumpen(sofern die Steuerung das mitmacht, gerade bei ältern Modellen nicht immer gegeben) über die Flächenheizkörper auch Energie dem Raum entziehen können. Die Frage die sich unabhängig vom individuellen Wohlbefinden stellt, ob der Energieeinsatz statt der Einspeisung die Raumtemperatur zu reduzieren sinnvoll ist. Bei einer wie in der Lage kritisierten Kappung der Einspeisung bei 70vH kWp, kann natürlich der Eigenverbrauch so sinnvoll investiert werden. Ich denke es kommt auch hier langfristig auf eine sinnvolle Laststeuerung im Netz an.
Wenn du bei einem Gebäude mit alten Heizkörpern statt der Gas-/Öl-Heizung eine WP einbaust, wirst du mit der Kühloption wenig erreichen. Wenn es von den Heizkörpern nicht runtertropfen soll, wirst du sie auf maximal ~15° runterkühlen können. Das hat keinen großen Effekt auf eine Raumtemperatur, die bei vielleicht 25° liegt.
Dazu bräuchte es wenigstens Heizkörper, die mit Lüftern ausgestattet sind, um den Luftdurchsatz und damit die Kühl-/(Heiz-)Leistung zu steigern.
Liegt möglicherweise daran, dass wir in Deutschland eine seltsame Trennung zwischen Sanitärgewerbe und Klimaanlageneinbauern haben. Du heizt nun mit einer Klimanalage (korrekter: Luft-Luft-Wärmepumpe, die vermutlich sowohl Heizen als auch Kühlen kann) - und damit sind die ganzen Gas-Wasser-Sch…-Installateure raus.
Was ich technisch nicht nachvollziehen konnte: Abluft zur Brauchwasserermätung mittels Wärmetauscher. Mit einem WT bekommst du dein Brauchwasser maximal auf die ~20 Grad, die deine Raumluft hat. Ich nehme an, dahinter verbrigt sich einfach eine Brauchwasser-Wärmepumpe, deren Wärmequelle die Raumluft ist. Das wiederum ist nichts exotisches.
danke für deine Antwort. Ob das „exotisch“ ist oder nicht kann ich als Laie nicht beantworten. Das Gerät selber ist von der Firma Nilan (Modell VP18) und hat laut Datenblatt eine Wärmepumpe für „aktive Wärmerückgewinnung“ eingebaut. Jedenfalls haben, wie geschrieben, alle, bis auf einen Installateur, sofort gesagt, dass sie sich damit nicht auskennen und (indirekt) auch keine Lust haben sich damit zu beschäftigen.
OK. Ist nicht weiter kompliziert. Das ist tatsächlich einfach eine Brauchwasser-Wärmepumpe, die sich aus dem Wärmegehalt eurer Abluft bedient. Die gibt’s von zig Herstellern.