Vorbereitung auf einen mögl. Sieg Trumps

Die Frage, die sich stellt ist: Wie vorbereitet ist Deutschland auf ein Szenario, in dem Donald Trump wiedergewählt wird und dann seine Wahlversprechen umsetzt?

Was passiert, wenn die USA sich aus den Ukrainekonflikt herausziehen?

Was passiert, wenn die USA sich aus der NATO herauszieht?

Wie vorbereitet sind wir? Warum nicht heute schon Vorbereitungen und Pläne zur Risikovermeidung entwerfen?
Im November könnte Trump Präsident werden und Deutschland steht wieder mit heruntergelassenen Hosen da. Aus deutscher Sicht wäre das natürlich nicht wünschenswert, aber durch „Kopf in den Sand stecken“ wird es auch nicht besser.

Lieber durch Vorbereitungen, wie beispielsweise eine Absprache mit Polen zur Ukraineverteidigung, oder Plänen zum Erhöhen der Verteidigungsindustrie vorbereitet sein als auf kaltem Fuß erwischt zu werden.
Sollte man die Pläne nicht brauchen, umso besser. Aber besser so als umgekehrt.

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Ich denke, hinter den Kulissen wird aktuell ordentlich geschwitzt, genau wegen dieser Fragen.

Das Problem ist nur, dass man das nicht öffentlich diskutieren will, denn damit würde man öffentlich die eigenen Schwächen eingestehen und der aktuellen US-Regierung schaden, indem man den USA das Vertrauen entzieht. Ich denke aber schon, dass da viel mehr im Hintergrund passiert, als man aktuell hört.

Eine akute Gefahr für Deutschland und die EU sehe ich weiterhin nicht. Auch in ihrem jetzigen Zustand wären die EU-Armeen im Verteidigungsfall ohne weiteres in der Lage, Russland als einzig möglichen Aggressor aufzuhalten, zumal wir in einem tatsächlichen EU-Verteidigungsfall sofort das tun würden, was Russland jetzt schon getan hat: Auf eine Kriegswirtschaft umstellen. Das tun wir aktuell nicht, weil uns wirtschaftliche Stärke wichtiger ist als die maximale Unterstützung der Ukraine - leider, könnte man sagen.

Dennoch gebe ich dir absolut Recht, dass wir Pläne für ein Szenario der „NATO ohne die USA“ oder gar „ohne die NATO“ entwickeln müssen. Die EU muss mittelfristig in die Lage versetzt werden, sich mühelos gegen eine Aggression Russlands zu verteidigen und vor allem hinreichend abschreckend gegenüber Russland zu sein, damit es im Zweifel nicht zu einer Verteidigung kommen muss. Ich bin dazu weiterhin für eine schlagkräftige europäische Armee, die nur bei einstimmigem Beschluss aller Mitgliedsstaaten außerhalb der EU eingesetzt werden darf.

Schlimm könnte ein Sieg Trumps eben für die Ukraine werden, denn die wird als erste massive Nachteile erleiden, möglicherweise sogar gezwungen, einen von Trump orchestrierten Deal zum Vorteil Russlands (dh. Abtritt wesentlicher Gebiete) akzeptieren zu müssen.

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Sorry, @Daniel_K , aber ich fürchte: Das ist Wishful Thinking. Die Hoffnung stirbt zuletzt …

Wenn dem so wäre, hätten die EU-Staaten längst drei Dinge getan:

  • Die Ukraine wirksam befähigt, den Krieg zu gewinnen
  • Massiv das eigene Militär kriegsfähig gemacht (erst im Verteidigungsfall auf Kriegswirtschaft umzustellen, wäre viel zu. spät!)
  • mit Frankreich (und ggf. UK) eine Vereinbarung gefunden, eine nukleare Abschreckung unabhängig von den USA zu etablieren.

Nichts davon ist auch nur zu erahnen.

In jedem Fall wäre die Ukraine im Fall eines Wahlsiegs von Trump verloren. Und die EU muss sich fragen lassen, welchen Verantwortung sie dafür hat: Eine große.

Das kommt darauf an. Die EU könnte hinter den Kulissen mit der Biden-Admistration vereinbaren, dass Biden eine sich spürbar ändernde Politik in Europa als seinen diplomatischen Erfolg feiern darf, um Trump Wins aus den Segeln zu nehmen.

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Das sehe ich auch so.
Die USA ist im Ukraine-Krieg der Hauptlieferant von Waffen und Munition. Fällt dieser weg ist die EU nicht in der Lage diese Lücke von heute auf morgen zu schließen. Die Produktionskapazitäten von Munition müssten zum Beispiel jetzt schon hochgefahren werden, um den Wegfall ausgleichen zu können.

Ebenfalls der zweite Punkt. Würde Deutschland von einer anderen Nation unter den Atomschirm genommen werden? Oder nicht?

Hier ist auch ein interessanter Zeit (plus) Artikel dazu:

Hier ein Zitat daraus:

Die ZEIT hat zwei Dutzend aktive und ehemalige Abgeordnete, Beamte und Wissenschaftler gefragt: Gibt es irgendwo in Berlin eine Taskforce, die Szenarios entwirft für eine transatlantische Eiszeit unter Trump? Die meisten Gesprächspartner wollen ihren Namen nicht in der Zeitung lesen, weil das Thema so heikel ist. Aber niemand weiß von einer systematischen, gar ressortübergreifenden Vorbereitung zu berichten.
Natürlich werde über »die große Frage« nachgedacht und gesprochen, auch mit Regierungen und Diplomaten anderer europäischer Länder, heißt es etwa aus dem Auswärtigen Amt. Allerdings nicht in festen Formaten. Es gebe nicht die eine What if?-Arbeitsgruppe. Derzeit sei man, betonen mehrere Mitarbeiter des Außenministeriums, noch in der Phase, Informationen zusammenzutragen. Später im Jahr wolle man auch Szenarios entwickeln. Zudem versuchen sowohl die deutsche Botschaft in den USA als auch der Transatlantik-Koordinator im Auswärtigen Amt, Michael Link, vorsorglich Kontakte zu Trumps Vertrauten aufzubauen.
Das Verteidigungsministerium unterhält sogar ein eigenes Forschungszentrum für solche Aufgaben, das Metis Institut für Strategie und Vorausschau an der Universität der Bundeswehr in München. Aber auch dort: nichts. Keine Vorausschau. »Wir haben bislang keinen Auftrag aus Berlin erhalten«, sagt der Leiter des Instituts, Carlo Masala.

Gern würde ich die Prämisse, dass Donald Trump einen Wahlkampf um die Präsidentschaft gewinnt, ja sogar der Kandidat der Republikaner wird noch infrage gestellt wissen. Und zwar nicht aus dem Prinzip „Hoffnung“ heraus, sondern basierend auf Zahlen.

Trump hat die beiden Wahlen in New Hampshire und Iowa zwar gewonnen, aber längst nicht so beeindruckend wie angenommen. In beiden Wahlen gelang ihm eine 50%+Etwas Mehrheit, aber keine eindeutige, oder starke Bestätigung, wie beispielsweise Biden gerade mit 96% und 60%+Ewas gezeigt hat.

Interessant ist, dass bei „Exit-Poll“-Befragungen an den Wahlstätten bei den republikanischen Wahlen viele Wählerinnen aus dem Hayley Lager (sie hatte einmal 19 und einmal 43%) angegeben haben, Trump auf keinen Fall bei einer Präsidentschaftswahl unterstützen zu wollen. Ebenso haben viele Trump-Wähler angegeben, dass Trump bei einer Verurteilung in einem Strafprozess für sie nicht als Präsident infrage käme. Alleine wenn ein kleiner Teil dieser Wähler Trump bei der Präsidentschaftswahl nicht unterstützte, könnten diese fehlenden Stimmen gerade in Swing-States den Ausschlag für Biden bringen.

Zudem wurde erst in zwei der Staaten gewählt und nur ein Bruchteil der zu vergebenen Delegierten gewonnen. Deshalb verbleibt Hayley noch im Rennen. Die republikanische politische Elite (also Senatsmitglieder) versammelt sich zwar gerade demonstrativ hinter Trump und fordert Haleys Ausstieg. Aber genau so etwas kommt offenbar bei der Basis der Wähler schlecht an, denn es erinnert an die damals viel kritisierte Aktion der Demokraten, als Hilary Clinton ihren Rivalen Bernie Sanders in dieser Form ausgebootet hat. Eben nicht im demokratischen Wahlverfahren, sondern in parteiinternen Abmachungen.

Dann kommen die etlichen laufenden Gerichtsverfahren hinzu, die es noch vor den Wahlen gibt. Auch wenn einige bereits verschoben wurden und eventuell erst nach den Wahlen zu Ergebnissen führen.

Es gibt auch noch offenen Gerichtsentscheidungen (letztendlich auch erwartet vom Surpreme Court), die Legitimität eines Kandidaten Trump betreffend, die auch noch abzuwarten sind. Dadurch könnte Trump in einigen Staaten sogar noch komplett aus dem Wahlkampf fliegen …

Die Gesamtsituation ändert sich laufend und ist durch die Einzigartigkeit der Konstellationen völlig unabsehbar.

Aus diesen Gründen finde ich es viel zu früh Trump als Kandidaten im Wahlkampf, oder gar als Gewinner der Präsidentschaftswahl zu deklarieren.

Ich denke, das tut auch niemand, zumindest nicht in Bezug auf die Präsidentschaftswahl.

Bezüglich der Vorwahlen sind sich jedoch die meisten Experten einig, dass Haley maximal noch extrem geringe Außenseiterchancen hat. Einzig eine Verurteilung Trumps kann seinen Sieg in den Vorwahlen vermutlich noch verhindern, aber selbst das ist nicht sicher.

Bei der Wahl selbst herrscht denke ich Einigkeit, dass Biden es extrem schwer gegen Haley hätte, während der Kampf gegen Trump in der Tat ziemlich offen ist, weil man gegen Trump einfach extrem gut bei den Wechselwählern mobilisieren kann. Gerade deshalb finde ich es so absurd, dass sich die Republikaner so hinter Trump stellen. Haley würde schon alleine wegen ihres Alters gegen Biden gewinnen. Die Reps spielen „Alles oder nichts“, sie opfern einen relativ sicheren Sieg mit Haley, der wenig an der politischen Landschaft verändern würde (sie wäre wohl „nur“ eine normale republikanische Präsidentin), in der Hoffnung auf einen Sieg Trumps, der langfristig die politische Landschaft zum Vorteil der Konservativen umbauen würde (auf Kosten von Demokratie und Rechtsstaat, aber das ist diesen Leuten leider egal…).

In diesem Thread geht es aber weniger um das „Ob“ Trump Präsident wird, sondern darum, ob man sich für den jedenfalls denkbaren und möglichen Worst Case hinreichend vorbereitet.

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Mmh. Die finanziellen Unterstützer glauben noch an Haley, ihre Kampagne verzeichnet dort starke Zuläufe. Wäre ein Indiz.

Dass Haley sicher gegen Biden gewinnt, würde ich nun auch nicht behaupten. Auch wenn Biden in den Umfragen hinten liegt, der hat noch gar nicht mit dem eigentlichen Wahlkampf begonnen.

Wie den auch sei, der Schwenk zum Thema des Threads: Warum sollte man sich dann (öffentlich bemerkbar) auf einen Sieg Trumps vorbereiten?

Ich hoffe noch, dass sich Taylor Swift für Biden ausspricht …

Warum nur hat Biden auf seiner Kandidatur bestanden?

Sie hätten einfach Antony Blinken nehmen können.

Wie ich oben auch schon sagte: öffentlich bemerkbar sollte man das tatsächlich nicht tun. Hinter den Kulissen muss man sich hingegen auf solche Worst Case-Szenarien vorbereiten.

Wir hoffen auch, dass es niemals zum Verteidigungsfall oder gar zu einem Atomkrieg kommen wird, aber dennoch müssen wir Pläne in der Schublade haben, was dann zu tun ist. Desto wahrscheinlicher das Worst Case-Szenario wird, desto detaillierter müssen diese Pläne sein. Und die Wiederwahl Trumps (und damit möglicherweise ein Rückzug der USA aus der NATO und dem Ukraine-Krieg) ist nun leider wirklich nicht unwahrscheinlich, daher sollte man sich wirklich jetzt schon Gedanken machen, was in dieser Situation zu tun ist.

Alleine die Gerüchte darüber haben schon einen immensen Effekt.
Für einen Künstler ist es natürlich immer riskant, sich zu deutlich zu positionieren, aber die Gefahr durch Trump könnte groß genug sein, dieses Risiko einzugehen.

Größtenteils weil er sonst den Rest der Amtszeit eine „lame duck“ wäre, also politisch so stark angeschlagen, dass er wirklich gar nichts mehr erreichen könnte. Das ist halt das Problem an der Sache: Er kann auch keinen Last-Minute-Rückzug machen, weil dann der neue Kandidat zu wenig Zeit für den Wahlkampf hat.

Beim letzten Wahlkampf hat Swift es gemacht, meine ich. Es ist noch Hoffnung.
Aktuell verbreiten die Republikaner aus Angst bereits Verschwörungstheorien.

Auch beim letzten Wahlkampf hat sich Taylor Swift nicht „klar“ für Biden ausgesprochen. Sie hat aufgefordert wählen zu gehen und das hat innerhalb von kürzester Zeit zu vielen Wahl-Registrierungen geführt. So konnten direkt nach ihrem Aufruf über 35 tausend neue Registrierungen auf sie zurück geführt werden. Vor allem junge Menschen. Das ist schon ein enormes Potential.

Sie tritt, und das tut sie auch jetzt, für Themen ein. Für Demokratie, Frauenrechte, Menschenrechte, Klima- und Umweltpolitik. Das deutet inhaltlich natürlich sehr daraufhin, dass sie nicht die Republikaner unterstützt.

Biden ist der einzige Democrat, der landesweit große Unterstützung hat. Es gibt zur Zeit niemanden, der so viele Menschen mobilisieren könnte wie er. Und seine Amtszeit ist erfolgreich, zumindest konnte er viele Schäden von Trump wieder zurecht rücken. Zudem hat Biden viele seiner Wahlversprechen umgesetzt

Man hat eigentlich darauf gewartet, dass er irgendwann zurück tritt und Harris übernimmt. Die im übrigen ebenso erfolgreich ist, auch wenn man sie international nicht wahr nimmt. Aber sie polarisiert innerhalb der Wählerschaft viel stärker.

Und: Biden hat Trump bisher in allen Wahlen geschlagen, zunächst knapp, aber dann in den Midterms deutlicher.

Das ist ja wohl kaum ein Argument, in den Midterms stand Biden nicht zur Wahl.

Zitat Zeit-Online
„2020 hatte sie sich schon einmal hinter Biden gestellt. Damals sprach sie sich relativ spät im Wahljahr für den Demokraten aus.“

Kann ich nicht verlinken, aber der Titel ist:
Biden und Swift: Wahlkampfhilfe für den US-Präsidenten?
und kommt von der dpa

Doch, das kann man so sagen und wird auch öffentlich durchaus so wahrgenommen. Auch wenn der Präsident nicht direkt zur Wahl steht, so hat die aktuelle Präsidentschaft riesigen Einfluss auf die Wahl.

Das bedeutendste an den letzten Midterms war, dass die Demokraten trotz schlechter Umfragewerte für Biden persönlich sowohl House als Senat gewonnen haben. Das war insofern historisch, als dass in den Midterms üblicherweise die Opposition deutlich(!) gewinnt.

Ja, es stimmt, muss ich mich korrigieren: Taylor Swift hat 2020 Biden auch namentlich genannt. Mir war in Erinnerung geblieben, dass sie lediglich Harris namentlich unterstützte, aber Biden nie nannte.

Dass ein Popstar irgendwie ausschlaggebend für irgendeine politische Entscheidung ist ist bezeichnend genug für den Zustand der Gesellschaft. Auch dass wieder nur sehr alte Männer diesen Wahlkampf bestreiten werden (so denn Trump nicht vorher noch verurteilt wird) sagt auch eine Menge aus.

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Das stimmt natürlich. Aber aktuell klammert man sich ja an jeden Strohhalm…

Ehrlich? Ist es bei uns in Deutschland anders? Es ist doch wichtig, dass Kulturschaffende sich einmischen, spiegeln und Einfluss nehmen! Können wir auch gut gebrauchen. :slight_smile:

Absolut, aber wir sollten uns im Hinterkopf behalten, dass Trump niemals - absolut niemals - Präsident geworden wäre, wenn er nicht zuvor mit „The Apprentice“ eine der erfolgreichsten Unterhaltungssendungen der USA geleitet hätte. Trump selbst ist eher als „Entertainer“ als als „Unternehmer“ gewählt worden. Seine Popularität als Entertainer war jedenfalls ein maßgeblicher Faktor seines Wahlerfolges.

Dagegen habe ich auch gar nichts, es wird aber so getan als wäre Frau Swift der Grund, wieso Trump nicht ins Amt kommen würde, und zwar durch ihren medialen Einfluß. Dann sind wir auf allen Seiten (Trump macht das ja wie @Daniel_K schreibt auch so) nur noch auf emotionalen Schienen unterwegs. Es geht noch um Gefühle, die Argumente bleiben auf der Strecke. Klar kann ich die Faust recken als Taylor Swift und rufen „So nicht“, aber mir fehlt dann eben das „Warum“.