Verständnischeck 'auch Kinder und Frauen unter den Toten'

Hallo zusammen,
in der aktuellen Folge LDN241 wird im Kontext des Isreal-Palestina-Konflikts fällt die Aussage:
„[…] wir haben mittlerweile über 115 Tote auf der palästinensischen Seite, darunter auch ein großes Maß an Kindern und Frauen“.

Da ich schon sehr lange keine konventionellen Nachrichten mehr konsumiere ist mir die Redewendung lange nicht untergekommen. Ich hab darüber nachgedacht und bin dabei lediglich auf das Konzept „als sich klassische Armeen gegenüberstanden sind im Krieg nun mal (fast) ausschließlich Männer gestorben“ gekommen - allerdings bin ich im nächsten Schritt gedanklich immer weiter in die Vergangenheit gerutscht um einen Krieg zu finden, in dem das zutrifft:

  • Operation Enduring Freedom (2001, Krieg in Afghanistan)
  • Vietnamkrieg
  • Koreakrieg
    1. Weltkrieg
    1. Weltkrieg
  • Napoleon
  • Römisches Irgendwas

Dabei findet bei mir geistig so ab dem 1. Weltkrieg ein leichter Unterschied in der Wahrnehmung statt, hin zu ‚Soldaten fallen im Krieg‘ - aber ich kann nicht einschätzen, ob das nur eine getrübte Wahrnehmung meinerseits ist.

Soll die Betonung von „auch Kinder und Frauen unter den Toten“ also betonen, dass auch Zivilisten im Konflikt ihr Leben lassen mussten? Wie deutet ihr diese Redewendung?

Ich hoffe wir schaffen es hier sachlich zu bleiben, ich hab null Lust auf eine grundsätzliche Genderdebatte :slightly_smiling_face: Danke!

PS: Mich persönlich erinnert es an „Es sind 100 Leute gestorben, darunter auch 3 Deutsche“ - wobei ich mir hier klar erklären kann, was die Nachricht für das sprachenbedingt lokale Publikum soviel ansprechender macht.

Frauen und Kinder galten traditionell als schutzbedürftiger und -würdiger als Männer („Frauen und Kinder zuerst“) und im Krieg sind sie i.d.R. eindeutig Opfer, da sie typischerweise nicht selber an Kampfhandlungen teilnehmen.

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Was ich im Wehrdienst gelernt hab: Im Krieg ist jeder Opfer - außer der, der den Befehl erteilt.
Die Betonung von ‚Zivilisten‘ wäre aber doch deutlich passender?

Im Krieg sind [Zivilisten] eindeutig Opfer.

Mich würde ja mal interessieren, zu welcher Zeit die Redewendung aufgekommen ist. Ich hab das Gefühl da steckt etwas lang vergessenes dahinter.

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Ich hab die Frage tatsächlich mal etwas weiter eskaliert und diese Antwort erhalten

From the Gallic Wars, written by Julius Caesar:

A part was then slain by the infantry when they were crowding upon one another in the narrow passage of the gates; and a part having got without the gates, were cut to pieces by the cavalry: nor was there one who was anxious for the plunder. Thus, being excited by the massacre at Genabum and the fatigue of the siege, they spared neither those worn out with years, women, or children.

A case could be made that Caesar’s work was the first instance of „news“ in that it was a detailed written firsthand account produced close in time to events in question, and I know of nothing similar produced earlier. So the answer is that the „news“ started reporting such things as long as the „news“ has existed, as it’s always been a part of warfare.

Meine persönliche Einschätzung war also falsch. Bereits in Caesar’s Schriften wird klar differenziert. Seine Aufzeichnungen zählen als eine der ersten schriftlichen Überlieferungen, die stattgefundene Ereignisse beschreiben („Nachrichten“).

Am eindeutigsten wäre meiner Meinung nach von Kombattanten zu sprechen. Wobei in einem Guerillakrieges (asymmetrische Kriegsführung) oder bei Terrorismus die eindeutige Identifizierung der Kombattanten sehr schwierig ist.

Im klassischen Sinne waren nur Männer Kombattanten und Frauen und Kinder galten als Zivilisten.