Verständnis von Biodiversität

Hallo,

ich höre euch wirklich gerne und viel aber jedesmal wenn es um das Thema Naturverständnis geht rollen sich mir die Zehennägel hoch. Leider seid ihr nicht alleine damit, es ist eher so das ich gesamtgesellschaftlich sehe das es überhaupt kein Interesse sowie kein Verständnis gibt, was ich überhaupt nicht verstehen kann. Wenn man Mal in die Biodiversität und die Zusammenhänge eingetaucht ist gibt es kaum spannenderes.
Nun seid ihr ein Politikpodcast und man kann verzeihen das ihr die Biene Maja und den Schutz der Bienen mit dem Schutz der Wildbienen verwechselt. Leider sieht man das auch auf vielen Wahlplakaten der ÖDP. Als wäre der Schutz der Honigbiene, die der härteste Konkurrent der Wildbienen ist wichtig.
Kleine Anekdote:
Ich arbeite in einem Botanischen Garten und sollte Mal eine Führung für eine Schulklasse geben über Wildbienen. Dabei kam heraus das der Begriff Wildbienen bei den meisten Menschen tatsächlich dem Verständnis von wilden Honigbienen entspricht, die es hat nicht gibt. Vielleicht wildert sich Mal ein Volk aus aber diese überleben ja nicht Mal ohne den Menschen.
Auch der Spin das die Pflanzen ohne die Bienen nicht überleben mag zwar stimmen, viel wichtiger aber als das, ist, das die Bienen nicht ohne ihre speziellen pflanzen überleben können, da sie teilweise auf eine einzige Pflanzenart spezialisiert sind. Und wenn dann noch 1000 Honigbienen über die kleine Blühfläche herfallen reduziert das wahrscheinlich eher die Überlebenswahrscheinlichkeit der Wildbienen.
Was ich immer wieder schockierend finde ist die Urlaube die man auf dem „Land“ verbringt. Ich habe auf meinem Balkon in der Stadt mehr Wildbienenarten und deren Parasiten als auf dem Land zu finden sind. Tatsächlich habe ich noch keine Wildbienenhotels auf dem Land gesehen in denen nur eine Biene nistet. Die völlig aufgeräumte Landschaft selbst an den Böschungsrändern bis hin zu den Forsten kann ja solche Spezialisten gar nicht halten.
Also Bitte! Es geht wirklich nicht um Biene Maja. Es geht um all die anderen super spannenden tollen Insekten.

Liebe Grüße
Tillmann

Ps: ich finde auch bei der Werbung für die etf’s solltet ihr den Vermerk nicht verpassen das das Kapital an Ende die Geschicke der Welt lenken und es unheimlich wichtig ist nicht irgendwelche Renditeabwerfenden etf’s zu kaufen sondern für zu prüfen wo man sein Geld investiert.

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Danke Tillmann für deinen Beitrag, mir ging es ganz ähnlich.

Liebes Lage-Team, ihr bringt schon hin und wieder mal das Thema Biodiversität ein, meist aber relativ kurz und in Verbindung mit Ausbau der Windenergie oder Ähnlichem. Ich bin schon sehr froh, dass ihr den Faktencheck Artenvielfalt überhaupt in die Sendung übernommen habt, hatte sehe aber auch große Probleme bei der Übermittlung der Thematik.

Eure Argumentation, warum das Thema wichtig sei, geht mir nicht weit genug. Ihr habt davon gesprochen, dass die genetische Vielfalt wichtig ist, damit Populationen sich auch an Umweltbedingungen anpassen können. Diese geht mir nicht weit genug. Die Lebewesen dieser Welt leben in unglaublich komplexen Beziehungen zueinander und die Art und Weise, wie der Mensch auf der Erde lebt, bringt diesen ökologischen Komplex komplett durcheinander. Das hat weitläufige Auswirkungen auf viele verschiedene „Ökosystemdienstleistungen“ und wird von Experten langfristig als größere Gefahr gesehen als der Klimawandel. Wenn daher von „kuschligen“ Hummeln gesprochen wird oder der Song von Biene-Maja gespielt wird, dann wirkt das einfach auf mich einfach nur grotesk.

Neben dieser rein auf den Menschen bezogenen Sicht finde ich es sehr wichtig hier auch von der Ethik zu sprechen. Albert Schweitzer sagte einst: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das Leben will.“ Der eigene Wert und die eigene Existenzberechtigung von Lebewesen, unabhängig von dem Nutzen für den Menschen, sehe ich als wichtigen ethischen Wert. Alleine wie Tiere täglich in unvorstellbaren Massen gequält und getötet werden, lässt mich erschaudern.

Ein Beitrag dazu hier: Wie die Ampel beim Tierschutz versagt

Desweiteren nehmen wir den zukünftigen Generationen durch unser Handeln ebenfalls die Schönheit und Vielfalt des Lebens. Bereits jetzt werden die Kinder nicht mehr wissen, wie viel Leben früher einmal in Wiesen zu finden war (sog. „Shifting-Baseline“). Man kann zwar nicht vermissen, was man nicht kennt, ich halte es ethisch aber für höchst problematisch, den nächsten Generationen eine karge Erde zu hinterlassen. Wenn ich mir vorstelle, dass in Deutschland in 50 Jahren ein Klima wie in Italien vorherrschen soll und die Regenwälder platt sind, dann frage ich mich wirklich, ob sich unser Handeln und unser wahnsinniger einseitiger Blick auf die Ökonomie wirklich gelohnt hat. Welche dominoartigen Auswirkungen es haben wird, wenn Arten nach und nach aussterben, lässt sich kaum erahnen.

Es wird mittlerweile auch juristisch scharf diskutiert, ob es neben natürlichen und juristischen Personen auch ökologische Personen geben sollte, denen ebenfalls Grundrechte zugeschrieben werden sollten. In Ecuador wird die Natur schon als Rechtssubjekt behandelt. Hier würde mich auf jeden Fall auch Ulfs Einschätzung interessieren.

Ein aktueller Artikel dazu hier: Dieselverfahren: LG Erfurt erkennt Rechte der Natur an

Den Wald als Positiv-Beispiel zu benennen, finde ich auch schwierig, in der Ökologie ist leider alles sehr kompliziert. Hier kommt es natürlich wieder darauf an, worauf man genau schaut. Dass mehr Totholz liegt ist auf jeden Fall eine wichtige Sache, die Bewirtschaftung wird aber beispielsweise immer noch mit riesigen Maschinen vollzogen, die den Boden extrem verdichten, sodass Bodenlebewesen und Wasser dort weniger Räume finden. Und Urwälder sind übrigens nicht bunt und gemischt, wie ihr erwähnt habt, sondern wären vermutlich in Deutschland größtenteils dichte Buchenwälder, in denen sehr viel weniger Artenvielfalt vorherrscht. Gleichzeitig brauchen wir solche großflächigen Bereiche, in denen Natur Natur sein darf (Prozessschutz), da sich hier vor allem Pilze, Moose, Flechten und sogenannte Urwaldreliktarten bilden können, die es in unseren Wäldern nicht mehr gibt.

Zum Thema Erneuerbare Energien:
Ihr spracht in einer früheren Folge davon, dass die Beschleunigung wichtig ist und den betroffenen Arten ja durch das Artenhilfsprogramm geholfen wird. Die Ausgleichsgelder wurden nun aber nach und nach weniger und die gesamten Naturschutzmaßnahmen wurden im Haushalt in der Ampelregierung extrem gekürzt:

Mit den Beschleunigungsgesetzen der EU werden für alle Projekte, die mit erneuerbaren Energien zusammenhängen, UVP-pflichtige Umweltprüfungen wegfallen, was ein ökologischer Super-GAU ist. Herr Wissing möchte zudem, dass der Ausbau von Autobahnen ebenfalls überragend öffentliches Interesse wird.

Es würde mich freuen, wenn ihr dazu nochmal einen größeren Beitrag macht, da die Bedeutung für die Menschheit immer noch enorm unterschätzt wird. Ja, ihr seid ein Politikpodcast und das ist meiner Ansicht nach ein hochpolitisches Thema, in dem das Interesse der Machtlosen sich ständig anderen Interessen unterordnen muss.

Liebe Grüße
Fabian

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Herzlichen Dank euch beiden für die ausführlichen Kommentare. Ich hab verstanden, dass ihr es besser gefunden hättet, wenn wir noch ausführlicher über Biodiversität gesprochen hätten und zB andere Aspekte hätten einfließen lassen, warum sie so wichtig ist.

Aber jetzt mal Hand aufs Herz:

War denn jetzt wirklich etwas falsch?

Biodiversität umfasst halt sehr viel mehr als genetische Vielfalt und die genannten Beispiele. Aber genau, die einzelnen Aussagen waren nicht falsch.

Das Biene-Maja-Lied, na ja. Die Honigbiene ist bei den Insekten das, was das Mastschwein bei den größeren Tieren ist und es ist schon ziemlich schräg, dass für viele ausgerechnet nun die Honigbiene der Botschafter und Sympathieträger der Insekten zu sein scheint und in Verbindung mit Biodiversität und Artenschutz gebracht wird.

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Was man vielleicht noch stärker hätte betonen können (auch wenn es erwähnt worden ist) ist die katastrophale Rolle, die unsere Landwirtschaft spielt. Praktisch alle Pflanzen, die man so auf den Äckern sieht, sind Klone, haben also exakt das gleiche Erbgut. Weitgehend trifft das auch auf die Nutztierarten zu, zu denen auch die Honigbiene gehört (die Tiere sind nicht geklont, haben aber nur einen sehr kleinen Genpool, weil über Jahrzehnte und teils Jahrhunderte ausschließlich auf eine kleine Gruppe von Merkmalen gezüchtet wurde).

Das ist im Sinne der Ernährungssicherheit brandgefährlich. Es sind auch gerade die Äcker, die für eine totale Verarmung der Lebensräume sorgen, denn nur eine Handvoll Arten kommen mit dieser Art der ausgeräumten Landschaft zurecht.

Was wir in großen Teilen Deutschlands sehen ist keine Natur, sondern Industriefläche. Dass dort Erde rumliegt sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Boden hier nur marginal ökologisch wertvoller ist als der in einer beliebigen Werkshalle eines Autoherstellers.

Dem werden wir auch durch die Ausweitung von Schutzgebieten nicht ausreichend gegensteuern können (auch wenn Schutzgebiete durchaus Sinn machen). Die Artenkrise und in der Konsequenz den Klimawandel können wir nur eindämmen, wenn wir grundlegend überdenken und verändern, was Landwirtschaft ist.

Entsprechende Konzepte gibt es übrigens längst, Stichwort „Regenerative Landwirtschaft“.

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Liebes Lage-Team,
auch ich möchte mich zum Thema Biodiversität in der LdN 400 äußern – ein Thema, das angesichts seiner Dringlichkeit m.M.n. medial unterrepräsentiert ist. Umso mehr hab ich mich gefreut, dass ihr euch des Themas mal wieder annehmt. Aber umso strenger bin ich vielleicht auch mit meiner Kritik. Folgende drei Punkte sind mir besonders wichtig:

  1. sinkende Artenvielfalt – „who cares?“
    Ihr erklärt, dass eine große Artenvielfalt der langfristigen Funktionalität von Ökosystemen dient und zwar auch dann, wenn sich Umwelteinflüsse ändern. Wer hat also ein Interesse an funktionalen Ökosystemen? Ganz sicher – und das ist im Podcast vordergründig – haben langrüsselige Hummeln und die von ihnen bestäubten Pflanzen ein Interesse daran. Aber Hummeln und Pflanzen können in der Regel nichts daran ändern, dass die Artenvielfalt sinkt. Das kann und tut der Mensch. Deshalb lohnt es sich vor allem, den Menschen zu erklären, warum sie für ihr Überleben und Wohlbefinden auf Artenvielfalt angewiesen sind. Diese Gelegenheit habt ihr leider ausgelassen. Ich wünsche mir, dass ihr beispielsweise noch einmal über das Konzept der ÖKOSYSTEMDIENSTLEISTUNGEN sprecht, das übersichtlich und leicht verständlich zeigt, dass Biodiversität eine sehr greifbare Voraussetzung für das Wohlbefinden und den Wohlstand aller Menschen ist.

  2. Was sind die Ursachen für den Verlust von Biodiversität?
    Laut Millennium Ecosystem Assessment (2005): Ecosystems and Human Well-Being: Synthesis Report sind es der VERLUST VON LEBENSRAUM (vor allem durch Agrarwirtschaft), die AUSBEUTUNG VON ÖKOSYSTEMEN (vor allem durch Überfischung), die EINFÜHRUNG NICHT-EINHEIMISCHER ARTEN sowie ÜBERDÜNGUNG. Dafür, dass die intensive Landwirtschaft in dieser Liste gleich zwei mal vorkommt, nämlich im Zusammenhang mit Lebensraumverlust und Überdüngung, kommt sie m.M.n. in eurem Podcast zu glimpflich davon. Aber ich verstehe, dass ihr nicht jeden, auch noch so gewichtigen Punkt vertiefen könnt. Die Einführung von nicht-einheimischen Arten, wird im Podcast jedoch derart undifferenziert betrachtet, dass sie zur Falschinformation verzerrt wird. Ihr sagt etwa: es ist ein Lichtblick, dass Arten hierher kommen, sich ausbreiten und damit für Vielfalt sorgen. Sollte damit bspw. gemeint sein, dass sich Wärme und Trockenheit liebende, einheimische Arten wie Bienenfresser, Wiedehopf und Gottesanbeterin derzeit und in Zukunft wieder stärker nach Norden und damit auch in Deutschland ausbreiten, dann habt ihr Recht. Allerdings sehe ich angesichts der Tatsache, dass die Ausbreitung nicht-einheimischer Arten gerade eine der Hauptursachen für den Verlust von Biodiversität ist, eher die Gefahr, dass eure Äußerung so verstanden wird, dass Hörer*innen bspw. zu der Ansicht kommen, der nicht-einheimische und invasive Sachalin-Staudenknöterich in ihrem Garten trüge zur Artenvielfalt bei. Das Gegenteil wäre der Fall. Dieser Punkt sollte m.M.n. von euch korrigiert oder ausdifferenziert werden.

  3. die Situation ist insgesamt betrüblich
    Gute Nachrichten und Erfolgsberichte, wie die „Rettung“ der einheimischen marinen Säugetiere tragen sicherlich dazu bei, dass Menschen Interesse zeigen, optimistisch bleiben und sich vielleicht sogar für mehr Artenschutz engagieren. Ich vermute, genau das war eure Intention und das finde ich gut und wichtig. Darüber hinaus gönne ich euch auch den Biene-Maja-Witz. Allerdings muss ich mich trotzdem den Kommentator*innen anschließen, die bemängeln, dass ihr zu sehr die altbekannten Narrative von der putzigen Hummel und vom realitätsfernen Insektenenthusiasten bedient. Als verwöhnter LdN-Hörer bin ich akribische, differenzierte und kritische Besprechungen von Klimapolitik gewohnt und frage mich dann: warum nicht zum (viel dringenderen) Biodiversitätsverlust? Ich denke, dass man das Thema genau so aus der „Öko-Ecke“ herausbekommt bzw. besser noch mehr Menschen in die „Öko-Ecke“ hinein. Denn was dort besprochen wird, ist gar nicht so putzig und realitätsfern.

Hallo Ulf @vieuxrenard ,
das meiste von dem, was ihr gesagt habt, war nach meinem Kenntnisstand richtig. Ein Satz ist mir aber aufgefallen, der entweder tatsächlich falsch gemeint ist oder aber so viel Potenzial zur Fehlinterpretation bietet, dass er einer Korrektur bedarf. In meinem Beitrag in „Verständnis von Biodiversität“ erläutere ich unter 2. was ich meine. (eingefügt Mod.)

Abseits dessen hatte ich einen tollen Abend bei der Lage-Live in Leipzig, bin wahnsinnig dankbar für eure Arbeit und werde euch natürlich weiterhin zuhören!

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Hi,

ich freue mich immer wenn im Podcast Themen zu Umwelt- und Naturschutz vorkommen, wie zuletzt in der Folge 400 das Thema Biodiversität. Was mir jedoch bereits zum zweiten Mal auffällt (leider kann ich mich nicht an das Thema und die Folge des ersten Mals erinnern wo es mir aufgefallen ist) ist der in meinen Ohren etwas lapidare Umgang damit. So kann ich den Versuch verstehen mit „Biene Maja“ oder Äußerungen wie „ich hab die mal gegoogelt, die ist wirklich kuschelig“ das ganze etwas aufzulockern, allerdings werden meiner Meinung nach Themen und Belange, welche aus unterschiedlichen Gründen sowieso schon oftmals belächelt werden, damit etwas herabgewürdigt, was so sicherlich nicht beabsichtigt ist. Es sollte ja gerade darum gehen, zu erklären warum auch der Schutz von Hummeln ein „ernsthaftes“ Thema ist und nicht irgendein Nischeninteresse von irgend welchen grünen Nerds.

Beste Grüße
Johannes

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Hier sehe ich das eigentliche Problem des Beitrags. Es wurde ja sehr gut erklärt, dass Klimaschutz lange ein Problem hatte, weil viele nicht begriffen haben, dass wir hier keine „Wohltätigkeit“ für die Natur betreiben, sondern unsere ureigenen essentiellen Interessen vertreten, wenn wir das Klima schützen. Während hier beim Klima inzwischen die Aufklärung weitgehend funktioniert hat, haben wir beim Artenschutz noch genau dieses Problem. Es gilt also zu vermitteln, dass wir Arten schützen müssen, nicht um der Arten Willen, sondern aufgrund unserer ureigenen Interessen.
Im Prinzip wurde das im Beitrag ja auch zunächst genau so vermittelt. Nur wenn ich dann mit „ist die Hummel nicht süß“ und dem Biene Maja Lied um die Ecke komme, mache ich ja exakt den Fehler, den ich vorher beschrieben habe. Wir müssen doch die Bienen nicht schützen, weil sie niedlich sind, sondern weil wir sie brauchen (stark vereinfacht)! Mal abgesehen davon, dass der Antritt „Schützenswert ist, was süß und niedlich ist“ an sich schon problematisch ist, läuft man damit also genau wieder in das Problem, dass man die Logik „Artenschutz ist Menschenschutz“ wieder in den Hintergrund rückt.

An dieser Stelle einmal eine Bemerkung: Die Wildbienen sind (noch) wichtiger.

@vieuxrenard Danke Ulf für deine Antwort. Es war nicht direkt falsch, aber …reduktionistisch. Ihr behandelt in eurem Podcast ausführlich die komplexen Zusammenhänge der Klimakatastrophe, während die ökologischen Katastrophe sehr viel weniger Raum bekommt. Da ihr eine so weite Reichweite habt, würde ich mir wünschen, dass hier in einer ähnlichen Tiefe berichtet wird, vielleicht ein ausführlicheres Interview mit einer Person mit Fachexpertise in diesem Thema. Und eine Ernsthaftigkeit, die der Thematik gerecht wird.

Das Bild vom Natur- und Artenschutz ist immer noch geprägt als „niedliches Thema“ und von - wie schon genannt - „grünen Nerds“. Neuerdings gibt es zu Menschen, die sich mit der Ökologie auseinandersetzen, das Narrativ der „Ideologen“. In einer Videokonferenz zum Thema EU-Wiederherstellungsverordnung, an der ich gestern teilgenommen habe, sprach der vortragende Landwirt und Vorstand eines Bauernverbandes von einer „ideologiefreien“ Umsetzung. Ich frag mich wirklich, was an der vernünftigen Betrachtung wissenschaftlicher Ergebnisse zu ökologischen Fragen ideologisch sein soll. Das Festhalten an einer rein ökonomischen Sichtweise hat für mich eher einen ideologischen Charakter.

@ped bin ganz deiner Meinung. Das Problem ist, dass Landwirte auf dem Weltmarkt konkurrieren müssen, deshalb gibt es auch die Gemeinsame Agrarpolitik der EU, mit der eine Qualität an Landnutzung erhalten werden soll. Leider bestimmen über diese fast nur Politiker in der Kommission, die selber große Agrarindustriebetriebe haben. Daher gibt es größtenteils die Direktförderung pro Fläche, statt mehr auf ökologischere Landnutzung zu setzen.

@Kju danke für deinen Beitrag, stimme dir voll zu!

Zu 1.: Das theoretische Konstrukt der „Ökosystemdienstleistungen“ ist zum einen gut, weil es versucht, die enorme Bedeutung anhand der Messgrößen, die wir Menschen kennen, zu verdeutlichen. Gleichzeitig zielt es nur wieder auf den Nutzen des Menschen ab und würde man diese Dienstleistungen ökonomisieren, dann würden wieder Arten, die nicht „nützlich“ sind, weniger betrachtet werden. Klar müssen wir einordnen, das ist meine tagtägliche Aufgabe, aber die ethische Tragweite ist für mich oft zu wenig diskutiert. Im Laufe der Zeit entwickelten wir ethische Prinzipien, die in unser Grundrecht einflossen, wie Menschenrechte oder Gleichberechtigung der Geschlechter. Es ist meiner Ansicht nach auch an der Zeit, anderen Lebewesen Rechte einzuräumen, unabhängig von unserem Nutzen.

Liebe Grüße
Fabian

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