Versäumte Tabakkontrolle kostet unnötig 125.000 Tote/Jahr

In Deutschland sterben jährlich etwa 125.000 vorzeitig am Zigarettenrauchen [1].

Deutschland steht am Ende der europäischen Skala bei Maßnahmen zur Tabakkontrolle [2]

Während in Großbritannien in den letzten 20 Jahren durch konsequente Tabakkontrolle die Raucherquote und die Todesfälle am Rauchen konsequent gesenkt werden konnten, bleibt Deutschland auf gleichem schlechtem Niveau.

Großbritannien hat die verfügbaren Methoden zur Tabakkontrolle konsequent umgesetzt, während in Deutschland trotz Unterzeichnung des WHO-Tabakkontrolle-Abkommens [3] diese Methoden nicht angewandt werden.

Diese Maßnahmen sind wissenschaftlich in Deutschland unstrittig und in einer höchstrangigen Leitlinie niedergelegt [4].

Dem Versäumnis der Gesundheitspolitik fallen unnötig täglich hunderte (im Schnitt 342/Tag) von Menschen zum Opfer.

Es muss die Frage gestellt werden, wer für das offensichtliche Versagen in der deutschen Gesundheitspolitik – eine Kopie des Großbritannien-Vorgehens würde genügen – verantwortlich ist und zum Handeln gezwungen werden kann.

Der Gesundheitsminister hat (vor seinem Ministeramt) hierzu eigentlich richtig gesprochen [5]:

Der wichtigste Punkt, an dem wir politisch umsteuern können, ist die Vorbeugemedizin beim Rauchen. Rauchen verursacht so viele Krebserkrankungen, dass man sagen kann, es ist der einzigartige Risikofaktor, der mit größter Verlässlichkeit für sehr viele tödliche Krebserkrankungen verantwortlich ist. Somit ist unser wichtigstes Medikament gegen den Krebs, zu verhindern, dass Menschen rauchen.“,

lässt allerdings Taten nicht folgen …

Kostenargumente der Krankenkassen gegen eine Verpflichtung zur Erstattung der Tabakentwöhnung sind mühelos zu entkräften [6]

Es ist Zeit für eine öffentliche Forderung nach einer konsequenten Tabakkontroll-Politik aucvh in Deutschland.

  1. Drogenbeauftragte, DROGEN- UND SUCHTBERICHT 2021. 2022: Bundesministerium für Gesundheit BMGS.

  2. Joossens, L., et al. The Tobacco Control Scale 2021 in Europe. www.tobaccocontrolscale.org, 2022.

  3. Wikipedia, FCTC - Rahmenübereinkommen der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs, in Rahmenübereinkommen der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs – Wikipedia.

  4. AWMF, S3-Leitlinie “Rauchen und Tabakabhängigkeit: Screening, Diagnostik und Behandlung” Langversion AWMF-Register Nr. 076-006. 2021, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): https://www.awmf.org/.

  5. Haarhoff, H., Interview mit Karl Lauterbach. TAZ, 2015. 24.8.2015.

  6. Hering, T., et al., Das Einsparpotenzial der Behandlungskosten bei COPD durch Rauchstopp – Modellierung für DMP COPD in Deutschland. 2021, Wissenschaftlicher Aktionskreis Tabakentwöhnung (WAT e.V.): Pneumologie 2021; 75: 1–5, akz. 9.4.2021.

Thomas Hering

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Danke für diese „umwerfende“ Gegenüberstellung. Man denkt an Lobby-Hörigkeit der deutschen Politiker, vor allem die der Vorgängerregierungen. Deprimierend. Als ob wirklich an allen Ecken und Enden die Bremsen festgezogen wären.

Also Thema gut, aber meiner Meinung nach falscher Ansatz.

Zum einen kann man eher nicht sagen, dass gar nichts gemacht worden wäre, Zigarettenautomaten sind verschwunden, Bildchen auf den Verpackungen u.s.w.

Dann ist es etwas vermessen eine Kopie zu fordern ohne darzustellen was man genau zu kopieren gedenkt.

Und zum Schluss: wenn die deutsche Politik eins nichts kann, dann ist es kopieren von anderen.