Vergleich zu Frankreich

Wir sprechen zu Recht in Deutschland über mehr Investitionen um den demokratischen Konsenz zu bewahren.
Frankreich tut dies seit Jahren und hat derzeit deswegen auch ein Defizit Verfahren der EU zu beantworten
Leider hat diese Politik nicht verhindert, das LePen mit Abstand stärkste politische Kraft geworden ist.
Was will uns dieses Beispiel sagen : Investitionen in unser Infrastruktur, Klimawandel, Inflationsbekämpfung sind richtig und wichtig, den Aufstieg von populistischen Parteien kann man damit allerdings nur sehr begrenzt bekämpfen.
Die Ursachen liegen wohl in anderen Themen, tiefsitzende Verlustängste, gefühlter Kontrollverlust etc.

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Das ist ein ziemlich umfangreiches Thema aber natürlich nicht unwichtig. Das mit dem Defizitverfahren stimmt zwar, aber woher kommt die Vermutung, dass das Defizit primär aus den französischen (Infrastruktur-) Investitionen kommt?
Und wieso meinst du, dass diese nicht geeignet sind, populistische Kräfte zu schwächen. Es könnte ja auch sein, dass LePen ohne diese Investitionen noch stärker wäre.

Und Probleme wie:

müssten mit einem geringerem sozialen Sicherungssystem oder z.B. einem schlechteren ÖPNV doch noch größer werden. Oder gibt es konkrete Hinweise, dass das bereits der Fall ist?

Ich denke es liegt primär an einer Abstiegsangst der Mittelstandes.
Vor 20-30 Jahren, konnte man sich mit einer durchschnittlichen Ausbildung sicher sein, eine Familie gut durchzubringen. Das Häuschen im Grünen und 1 bis 2 Autos. 2 mal Ferien im Jahr.

Heute ist das nicht mehr garantiert.
Coiffeure, „Facility Manager“ und Pflegende können sich mittlerweile kaum noch eine Wohnung Leisten. Sparen fürs Eigenheim oder Ferien ist da dann nicht mehr möglich. Aber noch Schwerer trifft es die Obere Mittelklasse. Als Lehrer, Buchhalter, Abteilungsleiter, war man sich bisher gewohnt, im Wesentlichen alle Wünsche ( bis 100’000 Euro) in ein bis 3 Jahren ansparen zu können. Aber diese Schicht erlebt nun, dass es nicht mehr möglich ist. 35 Jährige Abteilungsleiter können sich heute kein Wohneigentum mehr kaufen, was vor 30 Jahren noch fast unumgänglich war.

Ich denke da zerschellen halt viele Lebensentwürfe an der schlechten Kaufkraftentwicklung der letzten Jahrzehnte. Das führt natürlich zu Wut. Und diese Wut setzten die Rechtpopulisten für sich ein. Und da entstehen dann halt solche Argumente: "Wenn ich schon kein Eigenheim haben darf, dann braucht auch niemand Naturschutzgebiete. Wenn ich nicht in die Ferien darf, dann sollen die Ausländer auch bleiben wo sie sind. Wenn ich mir nur ein Auto leisten kann, dass sollen die Zugfahrer halt mit unpünktlichen Zügen kämpfen. "

Das entsetzliche daran ist aber ja nun, dass sich ja gerade die Rechtspopulisten dafür einsetzen, dass es schlimmer wird. Statt dass die Kaufkraft der Löhne (zB Mindestlohn) gestärkt wird, werden die Sozialhilfen gestrichen, damit Niedriglöhner für noch weniger Geld arbeiten. Soziale Systeme, die den Mittelstand bei zeitweiliger Arbeitsunfähigkeit vor der Armut schützen werden geschleift. Soziale Systeme greifen erst bei bitterster Armut.

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Das ist schon eine spannende Entwicklung.
Die Unterschicht hat sich einfach damit abgefunden, dass die Politik sich nicht für sie interessiert und hat das wählen aufgegeben.
Der Mittelstand geht nicht ins Nichtwählerlager, sondern wählt Populisten.
Das ist insofern interessant, da die Unterschicht die richtigen Schlüsse gezogen hat, der eigentlich gebildetere Mittelstand macht stattdessen den Bock zum Gärtner.

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Ist denn Nichtwähler der richtige Schluss? Es gibt ja noch die Linke, der man durchaus zugestehen kann, dass sie zumindest programmatisch gerne auch etwas für die Unterschicht tun würde.

Da lohnt ein Blick in den Thread zur Linken.
Die hat es nicht geschafft, sich entsprechend zu positionieren und den Klassenkampf in den Vordergrund zu rücken. Aber ich gebe dir recht. Würden diese Leute die Linke wählen, würden sie dort den Flügel stärken, der genau das propagiert.