Verbot für Biosprit aus Getreide?

Heute hat der Landwirtschaftsminister Özdemir den Verbot von Biosprit aus Getreide ab 2030 ins Spiel gebracht.
Die Begründung ist wieder einmal, dass Nahrungspflanzen für die menschliche Ernährung genutzt werden sollten und nicht für den Verkehrssektor.

Sorry, aber hier ist mal wieder die Unkenntnis über die gesamte Produktionskette unfassbar.
Bio- Diesel wird aus Raps, Sonnenblume, Soja und Palmpflanzen gewonnen. Palm ist bereits durch die EU verboten worden. Die meisten Vergessen jedoch, dass bei der Gewinnung von Speiseöl (Vorprodukt zu Bio Diesel) 60 -80% Futtermittel entsteht. Diese Menge Futtermittel würde im Zuge des Verbotes ebenfalls wegfallen, weil soviel Speiseöl nicht vermarktet werde kann.

Ähnliches gilt auch für die Erzeugung von Bio- Ethanol aus Zuckerrüben, Kartoffeln und Getreide.

D.h. also diese Menge an Futtermittel muss wieder durch Importe gedeckt werden, es sei denn die Nutztierhaltung geht im gleichen Maße zurück. UND Bio Diesel und Ethanol ist eigentlich als Kraftstofflösung für die Land- und Baumaschinen vorgesehen, da auf fossile Kraftstoffe verzichtet werden soll (Nein, es gibt keine Batterie oder Wasserstofflösung für diese Maschinen).

Ich verstehe einfach nicht, warum diese Diskussion wieder so einseitig aufgemacht wird. Ganzheitliche Ansätze müssen nun besprochen werden, damit Landwirte und Industrie sich einstellen können.

Haben sie hierfür Quellen und Darstellungen?

Ihre Argumentation geht um Diesel und Speiseöl. Es geht aber um ein Verbot von Getreide für Biosprit, oder? Was spricht dagegen?

1 „Gefällt mir“

Dafür waren sie entwickelt, bevor die Konservativen sie entdeckt haben um sich ein Ökofähnchen daraus zu basteln um zu „beweisen“ dass sie ja was tun und das Zeug für den allgemeinen Verbrauch (z.B. E10) zu verbraten.

Falsch.

Landwirtschaft:

Baumaschinen:

Soso Unkenntnis und dann:

(Fettung durch mich)

Ergo soll jetzt nur Getreide raus fallen, bleiben noch Zuckerrüben (aus denen in der DDR der gewöhnliche Zucker gewonnen wurde) und Kartoffeln (die auch auf dem Teller landen könnten…

Wir sind also noch nicht am Ende bei der Ausmistung für diesen Irrweg der Konservativen.

6 „Gefällt mir“

Wenn es einen direkten Zusammenhang zwischen Biokraftstoffen und Tierhaltung gibt - nämlich das Nebenprodukt Futtermittel bei der Speiseölherstellung - dann ist die Lösung, insbesondere ganzheitlich gedacht, glasklar: Biokraftstoffe nur noch in dem Maße herstellen, wie Futtermittel für eine nachhaltige (Also extrem reduzierte) Tierhaltung erforderlich ist.

2 „Gefällt mir“

Hallo, danke für den Beitrag.
Also wie auf den verlinkten dargestellt, handelt es sich um nicht wirklich funktionsfähige Maschinen.
Beispiel Traktor: 5 Betriebsstunden und der Traktor ist so klein, dass er kaum Einsatzgebiete in der heutigen Landwirtschaft hat. Kraftprotze mit Stecker – kommen die E-Traktoren jetzt? – Energie-Experten
Hier sind die zwei Nachteile beschrieben. Dazu kommt ein weiteres großes Problem speziell bei Mähdreschern. Das Gewicht der nötigen Batterien ist so schwer, dass die Maschinen in den Boden einsinken würden, plus eine extreme Bodenverdichtung.

Im Schreiben des Landwirtschaftsministeriums steht „Biomasse“.
" Cem Özdemir: Das entscheide ich nicht alleine. Wir brauchen in der Bundesregierung eine vernünftige Einigung, dass wir schrittweise runtergehen vom Biosprit aus Nahrungspflanzen, um diese für die menschliche Ernährung nutzen können. Ich würde es befürworten, wenn wir ab 2030 im Verkehrssektor auf Kraftstoff aus Anbaubiomasse verzichten würden."

Das inkludiert jegliche Anbaupflanze.

BMEL - Interviews, Reden und O-Töne - „Der Hunger ist dort am größten, wo die Klimakrise jetzt schon ungebremst zuschlägt“

Ich wollte es im ersten Schritt vereinfachen. Es geht generell um Biomasse, also jegliche Anbaupflanze, egal ob Raps, Zuckerrübe, Soja, Mais usw.

Startseite - VDB - Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie e.V. (biokraftstoffverband.de)

Willkommen bei OVID-Verband - ovid-verband.de

Das sind zwar Lobby Verbände, aber die Daten sind sehr gut.

Das ist aber nicht der Kern des Beitrags den du verlinkt hast.

Zum einen gibt es auch in diesem Beitrag Beispiele für Gerätschaften in der Landwirtschaft die bereits eingesetzt werden.

Zum anderen ist gerade für den Mähdrescher die Lösung von John Deere interessant, welches das Problem des Batteriegewichts lösen würde.

Und deine Aussage war ja es gäbe für Land- und Baumaschinen noch keine andere Lösung als Biosprit.

Das mag vielleicht für die größten und leistungsstärksten gelten, aber auch die kleineren Traktoren sind Landwirtschaftsmaschinen und finden Anwendung. Auch Heuwender sind Landwirtschaftsmaschinen die eben bereits elektrifiziert werden.
Und ähnliches gilt auch für den Bereich Baumaschinen.

Die größten sind nicht zwingend die am weitesten verbreiteten.
Ist wie beim Kohleausstieg. Kannst du erstmal die Masse umstellen kaufst du dir Zeit für die Ausnahmen Lösungen zu finden.

Das ist einfacher gesagt als getan. Wir sprechen hier von einen globalen Markt dessen Warenströme hoch komplex sind. Alleine im freien Warenmarkt der EU würde es kaum darstellbar sein, diese Beschränkungen einzuführen.
Polen zum Beispiel setzt grade voll auf Biokraftstoffe, wie Deutschland in den 2000 Jahren.
Artikel aus Dez. 2020
Biotreibstoffe gewinnen an Bedeutung | Branchen | Polen | Petrochemie (gtai.de)

Durch den Krieg haben die Polen diesen Bedarf kürzlich nochmal nach oben korrigiert. Zur Zeit baut Polen mehrere Bio Ethanol, HVO und Bio- Diesel Anlagen. Diese Anlagen sind ebenfalls auf der EU Liste für Nachhaltigkeit und werden gefördert.

Agreements for building of the complex of units for production of II generation bioethanol in the ORLEN Poludnie production plant

Deutschland nun auch dieses nicht mehr. D.h. AKW nicht (bin persönlich für die Abschaltung), Biokraftstoffe nicht… Es wird wirklich irgendwann dünn mit Alternativen zu Kohle, Gas und Erdöl.

Meistverkaufte Traktorenmarken | Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt (wochenblatt-dlv.de)

Hier mal Statistiken zu verkauften Traktoren.
Die meisten bewegen sich in der Mittelklasse, egal ob Fendt 724 Vario oder John Deere M6 Serie.

Die zur Zeit am Markt erhältlichen Maschinen bewegen sich im kleinsten Segment. Heuwender die Angeboten werden, spielen fast keine Rolle, weil viel zu klein für die Anwendung. Das interessante bei diesen Geräten ist das autonome Fahren.

Für die Baumaschinen, dieser Artikel

Elektrische Baumaschinen im Aufwind

Hier die wichtige Aussage
Auch andere Antriebsalternativen weiter vorantreiben

Bei aller Begeisterung für die leise und zumindest lokal abgasfreie Elektromobilität: Sollen die Emissionen der Baumaschinen-Flotten in ihrer gesamten Breite weiter gesenkt werden, gilt es, auch andere Technologien voranzutreiben. Prof. Geimer: „Neben weiteren Hybrid-Lösungen wird aktuell beispielsweise stark an Wasserstofffahrzeugen mit Brennstoffzelle geforscht. Eines der dabei zu lösenden Probleme ist der Tankraum, da Wasserstoff ein deutlich größeres Volumen als Diesel bei gleichem Energieinhalt benötigt. Ferner sollte man – vor allem für die sehr großen Maschinen und Fahrzeuge – die Einsatzmöglichkeiten von CO2-neutralen biogenen Kraftstoffen im Blick behalten.“

Oder dieser Artikel:

Elektrifizierung der Baumaschinen / Trend / bpz - Die Praxis der Bauunternehmer (bpz-online.de)

Hybride Maschinen, die den Kraftstoff senken.
Liebherr hat einen anderen Weg eingeschlagen (der jedoch grade zum Flop wird). Einen Raupenbagger mit E-Antrieb der am Stromkabel angeschlossen ist. „Liebherr geht noch einen anderen Weg. Die haben einen Rappenbagger Das elektrische System des neuen Liebherr-Raupenbaggers R 976-E mit 400 kW wird mit einer Betriebsspannung von 6.000 V über ein Kabel versorgt, dessen Eingang in der Mitte des Unterwagens oder auf Wunsch auch an den Seiten angeordnet ist.“
Das Problem ist nun, dass auf die Baustelle erstmal der Strom muss. Der kommt dann aus Generatoren, die mit Diesel angetrieben werden.

Es gibt auch Lösungen für manche kleinste Baumaschinen, wie den Komatsu-Mikrobagger. Aber die bilden den Markt im einstelligen % Bereich ab.

Kurzum, meine Aussage das Landwirtschafts- und Baumaschinen auch weiterhin viel Brennstoff (Diesel oder Benzin) benötigen bleibt. Auch wenn es hier und da eine Ausnahme gibt, bleiben 95%+X die nicht ohne diesen auskommen.

Wir reden alleine in der Land- und Forstwirtschaft über jährlich rund zwei Milliarden Liter beziehungsweise 1,7 Millionen Tonnen Kraftstoffe für Dieselmotoren verbrauch.

Kraftstoffnutzung.pdf (ktbl.de)

2 „Gefällt mir“

Das habe ich auch garnicht bestritten, sondern die Aussage, dass es keine Lösungen für Land- und Baumaschinen gibt, was impliziert, das es quasi unmöglich sei.

„E-Motoren in der Landwirtschaft
Kleine Maschinen, die wenig im Einsatz sind, können bereits heute mit E-Motoren betrieben werden. Dazu gehören beispielsweise Hoflader und kleine Traktoren, die zum Beispiel auf Reiterhöfen oder in Weinbergen stundenweise fahren.“

Auch noch nur ein Konzept, aber:
"Der Clou seiner Entwicklung ist, dass es bis auf ein 18-m-Schneidwerk bereits alle Bauteile dieses Hochleistungsmähdreschers auf dem Markt gibt! "

Und zum Schluss noch ein Prototyp für einen Muldenkipper von Caterpillar

Also es bewegt sich was und die Aussage es gibt noch keine Lösungen bleibt falsch.
Etwas näher an der Wahrheit ist: Für den Bereich Bau- und Landwirtschaft gibt es noch nicht überall Lösungen.

1 „Gefällt mir“

Volker Quaschning (Prof. an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin) zufolge könnten wir viel mehr Energie erzeugen, wenn wir die Flächen statt für den Anbau von Pflanzen für Biosprit stattdessen für Photovoltaik nutzen würden.
Photovoltaik sei mit etwa 20 % Wirkungsgrad sehr viel effizienter als Mais & Co.
Quelle:
#29 Raus mit allen Gasheizungen! Aber wie? | Das ist eine gute Frage PODCAST ab Min 00:12:00 Kann Biogas russisches Erdgas ersetzen?

Ist zwar von der Seite der Effektivität her richtig gedacht. Ich persönlich halte aber mehr von der Mischung.
Also Solarzellen ja und dann darunter/daneben/mittendrin irgendwas, was Biomasse bringt.
Vielleicht weniger als ohne die Solarzellen aber Biomasse zum „vergasen“ um so Puffer für die Dunkel-Flaute aufzubauen.

1 „Gefällt mir“

Ergänzend dazu:
LKW für Kurzstrecke, Mittelstrecke und Langstrecke, sowie NFZ im urbanen Raum:

https://www.designwerk.com/elektrische-lastkraftwagen/

Fahrzeuge die heute auf den Straßen fahren, bei denen heute immer noch Menschen sagen es ist technisch unmöglich. Eigentlich gleich wie beim Elektroauto vor 5-10 Jahren.

Als Brancheninsider ist einem längst klar, dass quasi alles auf dem Land in Zukunft elektrisch laufen wird. Verbrennungsmotoren sind schon heute das Auslaufmodell wenn man sich den rasanten Fortschritt bei der Energiedichte und den Preisen von Batterien ansieht.
Bei einigen Geräten mit hohem Energiebedarf wird wohl noch ein H2 Range Extender dazu kommen, mehr vermutlich nicht.

3 „Gefällt mir“