Vandalismus bei der Deutschen Bahn – warum das mit der Verkehrswende nicht funktioniert!

Verspätungen, Ausfälle, überfüllte Züge – Zugfahrende kennen diese und andere Probleme. Aber was steckt da alles dahinter und wer trägt die Verantwortung für diese Zustände?
Ein Beispiel zu Vandalismus durch Fußballfans:
Ich wollte nach einer Radwandertour an der Mecklenburgischen Seenplatte an einem Sonntag mit meinem Fahrrad von Wittstock Dosse mit der Regionalbahn nach Hamburg fahren. Bis Schwerin ging soweit alles gut, ab Schwerin wurde ich mit ca. 15 anderen Radfahrer*innen am Bahnsteig stehen gelassen. Dort standen schon Leute, die bereits 2h vorher schon nicht mitfahren durften. Es waren auch Personen darunter, die sich schon seit etlichen Stunden ab Berlin durchgeschlagen haben, weil sie wegen eines Kabelbrandes in Berlin vom Info-Person der Bahn in die Regio Züge umgeleitet wurden. Als Grund wurde Vandalismus genannt. Es handelte sich wohl um gezielt gelegte Brände in Kabelschächten der DB.
Im allerletzten Zug ab Schwerin hab ich dann einen Platz bekommen und mich länger mit dem Schaffner (Regional DB Meck-Pom) unterhalten. Er meinte, dass dieser Zustand schon seit Wochen täglich (mit Schwankungen) besteht. Auf meine Frage, warum dann nicht mehr Wagen eingesetzt würden, meinte er, dass sie keine hätten. Beim letzten Spiel von Hansa Rostock hätten randalierende Fans wieder welche zerstört. Das passiert wohl bei so gut wie jedem Spiel. Der Schaffner meinte auch, dass die Bundespolizei da nie eingreifen würde und er als Angestellter der Bahn sich nicht in der Lage sieht, sich mit hunderten von Fussballfans anzulegen und das zu unterbinden. (Das gleiche wurde mir auch schon auf der Strecke Bremen - Hamburg über Werder Bremen Fans von einer Schaffnerin berichtet.) Er meinte aber auch, dass es grundsätzlich an Wagen und Zugmaschinen fehlen würde. Das Land würde kein Gled dafür ausgeben wollen. Es sind wohl neue Züge für 2027 (!) bestellt. Diese werden aber nur aus 3 Wagen (2 Doppeldecker) bestehen und lediglich DREI FAHRRADPLÄTZE im ganzen Zug haben! Das alles ist natürlich ein Alptraum für die Locals, aber auch für den Tourismus, von dem die Region vorwiegend lebt.

Warum wird gegen diesen Vandalismus durch Fußballfans nichts unternommen? Warum werden nicht rechtzeitig Züge gekauft?

Und nochmal zurück kommend auf die „Kabelschachtbrände“ bei der DB. Mir wurde schon vor Monaten, beim ersten „Anschlag“ auf Kabel der DB, von einer verlässlichen Quelle erzählt, dass diese Kabelschächte SEHR schlecht geschützt sind und tausende von Mitarbeitenden Zugriff auf eine Karte haben, wo diese Zugangspunkte verzeichnet sind.

Ich nehme an, dass das nur einige von vielen Gründen sind, warum das mit der DB und somit mit der Verkehrswende überhaupt nicht funktioniert. Ich fände es total spannend diese Punkte mal zu sammeln und an die entsprechenden Stellen zu addressieren.
Hat der Lage-Schwarm noch mehr Beispiele?

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Das erinnert mich an die Geschichte, wo für Fußballfans Wagons bereitgestellt wurden, die komplett entkernt waren. Nach dem Prinzip, wo nix ist, kann nix kaputt gehen. Sie haben es trotzdem geschafft, noch einiges zu zerschlagen, aber es war halt nicht für den normalen Verkehr relevant. Mich wundert, warum nicht mehr auf solche Mittel zurückgegriffen wird.

Die Tage hat es aber auch die Geschichte in die Zeitung geschafft, wo ein eine Bahnkundin aus Frust über defekte WC (alle waren kaputt), die 1. Klasse für ihr „Geschäft“ genutzt hat. Ich sag mal so, Werbung für den ÖPNV sieht anders aus.

Weil ein Großteil der Fans in Regelzügen fährt. Man kann schlecht an Spieltagen allen Kunden entkernte Züge zumuten. Das funktioniert nur für Somderzüge.

Weil ich’s noch nicht ganz verstanden habe und es vielleicht ja nicht nur mir so geht, bitte ich dich darum, etwas präziser zu fassen, was du dir hier wünschst, was gesammelt werden soll und wie was an wen adressiert werden soll.

Die Bahn führt mit Sicherheit Statistiken. Informationen zu aktuellen Störungen findest du z. B. hier:

https://strecken-info.de/

Für NRW gibt es folgendes nice Portal:

https://www.zuginfo.nrw/

Es gibt auch noch eine Priorisierung bei Großstörungen:

Dein Hinweis auf die Vielfältigkeit der Gründe ist sicher richtig. Aber ich würde es weniger drastisch formulieren angesichts der Tatsache, dass der Bahnverkehr insgesamt trotz gravierender jahrzehntelanger(!) Versäumnisse unterm Strich ganz gut funktioniert, obwohl riesiger Verbesserungsbedarf besteht.

Die übergreifende Frage wäre aus meiner Sicht zunächst, was auf den verschiedenen Ebenen jeweils von wem getan werden muss, um große Schwachstellen zu beseitigen.

So würde ich z. B. erst einmal vermuten, dass Zugverspätungen/-ausfälle u. dgl. ganz überwiegend viel banalere Gründe haben als randalierende Fußballfans oder gelegte Kabelbrände. Da denke ich z. B. neben den allbekannten Streckensperrungen aufgrund von überfälligen Streckensanierungen an krankheitsbedingte Personalausfälle oder auch Signalstörungen aufgrund zu geringer Erhaltsinvestitionen. Selbst die in den Medien immer wieder berichteten sog. „Schienensuizide“ (Hilfe bei Suizidgedanken unter 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222), die es jährlich in einem hohen dreistelligen Bereich geben soll (vgl. SZ), sind sicher kein Hauptgrund für Verkehrsprobleme auf der Schiene, wenn man bedenkt, dass allein die DB Regio über 22.000 Züge pro Tag fahren lässt.

Es ist, denke ich, wie sooft, dass durch Medienberichterstattung von Einzelereignissen mit einem gewissen Nachrichtenwert ein völlig falsches Bild entsteht.

Auch das allseits beliebte Bahnbashing, da schließe ich mich keineswegs aus, kolportiert ein sehr verzerrtes Bild.

Mein Vorschlag daher: Wer aussagekräftige Statistiken, die Rückschlüsse über „die wahren Probleme“ im Bahnverkehr erlauben, hat, möge sie hier posten, sodass ein nicht durch anekdotische Evidenz verzeichnetes Bild entsteht.

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Zumindest nach Ansicht von Gewerkschaftler Klaus Weselsky ist das Management der Bahn ein wichtiger Grund dafür, warum der Betrieb so katastrophal läuft.

Findest du es nicht übertrieben, das Gelingen der Verkehrswende teilweise an so etwas unwesentlichem wie Vandalismus festzumachen?
Im PKW-Verkehr gibt es jährlich Staus ohne Ende, Unfälle durch rücksichtslose Fahrer und marode Infrastruktur. Aber all das hält die Autofahrer auch nicht ab.

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@Schnackerio Ich weiß nicht, wie oft und wo du Bahn fährst. Das wäre interessant zu erfahren.
Die Webseiten kenne ich, nur werden die Gründe immer gerne verklausuliert zusammengefasst, oder weißt du, ob „Vandalismus“ immer bedeutet, dass Fußballfans die Wagons zerlegt haben? In Gesprächen mit dem Personal lässt sich da meist viel mehr herausfinden, als das was auf Webseiten veröffentlicht oder über die Lautsprecher durchgesagt wird, Punkte, die die Bahn selbst so in keiner Statistik auflistet.
Das bringt mich zur „anekdotischen Evidenz“ (mal davon abgesehen, dass es sich laut den Schaffnern auf der Strecke Bremen-HH und Rostock-HH nicht um einen Einzelfall, sondern um das „normal“ handelt). Genau die wäre interessant, um ein wenig mehr über den deutschen Bahnverkehr zu erfahren, als das, was das Unternehmen selbst herausgibt.
Und ja, ich denke, dass all diese Probleme und fehlenden Investitionen ein Teil davon sind, dass die Verkehrswende nur schleppend voran geht. Es gibt gerade sehr viele Menschen, die anstatt in die Bahn wieder ins Flugzeug oder ins Auto steigen. Wobei man gegen Vandalismus durch Fußballfans doch wirklich etwas tun könnte. Warum muss den Schaden die Gemeinschaft tragen? Warum nicht die Vereine? Wenn mehr Geld in der Kasse ist, dann könnten auch schneller mehr Wagen gekauft werden, oder Geld in den Streckenausbau gesteckt werden und es würden sich weniger Menschen von der Bahn abwenden.

Ab wann ist Vandalismus denn bitte „unwesentlich“?
Deiner Meinung nach nicht, wenn man während der Fussballsaison min. 1x pro Woche in einem vollgemüllten, vollgekotzten, nach Alk stinkenden Zug fährt, wenn er dann überhaupt kommt und nicht ganz gestrichen wird oder einzelne Wagen einfach abgehängt werden und die Menschen in die restlichen Wagons gestopft werden?
Also ich deshalb zusammengerechnet schon Tage am Bahnsteig verbracht, um dann anschließend mit allen anderen Gestrandeten in einem total überfüllten Zug die Reste der „Fans“ genießen zu dürfen. Das führt nicht nur bei mir, sondern auch bei vielen andern dazu, dass sie wieder das Auto nehmen!
Du kannst selber entscheiden, was angenehmer ist: in Kotze oder im Stau zu sitzen?

Mit „unwesentlich“ meinte ich die Häufigkeit von Vandalismus auf alle Bahnfahrten gesehen.

Aber ich kann natürlich gut verstehen, dass es einen nervt zwischen Müll usw. sitzen bzw. stehen zu müssen. Ich hatte das auch ein paar Mal als ich mal eine zeitlang zwischen Hamburg und Lüneburg mit dem Metronom gependelt bin.

Ein Teil dieses Problems liegt mMn auch darin, dass der ÖPNV nicht als wichtig genug angesehen wird. Wäre das anders wäre vermutlich auch genug politischer Wille da, auf denbesonders von Vandalismus betroffenen Strecken wirksame Maßnahmen zu ergreifen.
Gleichzeitig wäre bei einigen Randalierer vielleicht auch die Hemmschwelle größer, wenn sie wissen, dass sie selbst am nächsten Morgen wieder mit der Bahn fahren müssen.

Man bedenke nur wie selten PKW, die draußen auf der Straße stehen, Opfer von Vandalismus werden, verglichen mit z.B. S-Bahnen die andauernd angesprüht usw. werden.

Der schlechte Zustand der Infrastruktur ist nicht nur bei der Bahn zu finden. Beim örtlichen ÖPNV Verbund fahren immer noch 30 Jahre alte Trams und Linienbusse ohne Klimaanlage. Jeder Kleinwagen hat heute sowas und da sitzt in der Regel nur eine Person drin. Letzten Samstag zurück in der vollen Tram vom Freibad waren es gefühlt > 50 Grad.
Kurz dachte auch ich daran, beim nächsten mal lieber ein Auto vom carsharing zu nehmen für uns 3 Freibadgänger. Ist dann noch nicht mal unbedingt teurer als 6 Fahrkarten à 3,20€.