Ich frage mich seit vielen Jahren eine Sache: Wieso gibt’s eigentlich unsere Welt, wie sie ist und wieso gibt es nicht viel mehr und bessere Lösungen. Auf so viele Probleme gäbe es sogar Lösungen, die besser für die Gesellschaft wäre. Wieso leben wir nicht danach?
Hinweis: Alle Themen in diesem Thread sind beispielhaft anzusehen und können beliebig erweitert/verändert werden.
In diesem Post werde ich ein paar Praxisbeispiele bringen für Lösungen, die eigentlich so naheliegend sind und irgendwie doch als Spinnerei abgetan werden. Vielleicht könnt ihr zumindest einige der Themen auf euren Recherchereisen berücksichtigen.
1. Überfischung
Wir könnten relativ schnell relativ viel Fisch produzieren, ohne die Überfischung weiter voranzutreiben. Ohne die Transportwege wären die Preise im Laden sogar günstiger. Es gibt hier mehrere sinnvolle Ansätze, auf einen komme ich weiter unten noch zu sprechen.
Es gibt ja bereits die „normale“ Aquakultur. Diese hat je nachdem den Nachteil, dass viele Tiere auf engem Raum gehalten werden und entsprechend viel Unrat verursachen. Ich weiss leider die Quelle nicht mehr und mir werden die relevanten Suchergebnisse nicht mehr angezeigt, meine Aber, dass in vielen Küstenregionen Griechenlands durch die exzessive Fischzucht bereits Korallensterben und starke Verschmutzungen der Küste Realität sind.
Alternativen zu dieser Art der Fischzucht gäbe es genug. Wir könnten es machen, wie die Firma Swisslachs (sorry für eine direkte Ansprache einer Firma, ich versuche das immer zu vermeiden, in diesem Fall habe ich aber kein entsprechendes Alternativbeispiel gefunden), die vor Ort in einem geschlossenen System (also ohne Umweltverschmutzung) tatsächlich hervorragende Lachse produziert (die ich selbst sehr gerne esse).
Ich kaufe wenn immer möglich biologisch produzierte Produkte und versuche gerade bei Fisch auf Nachhaltigkeit zu achten, denn auch das MSC Label ist nicht einwandfrei.
2. Verlust der Bodenqualität
Wieso nutzt man nicht vermehrt Permakultur und extensive Weidehaltung? Ich meine, ganz ehrlich: ist das wirklich ein Problem für die Produzenten? Die Zeit und das Geld, das in teure Maschinen fliesst, die dann wiederum den Boden verdichten, pflügen, verdichten und pflügen, bis die fruchtbare Ackerschicht vollends zunichte ist, könnte man ja auch nutzen, um quasi die zusätzliche Zeit von extensiver Weidelandhaltung zu investieren.
Wieso leben tausende Kühe in einem engen Stall, wenn sie stattdessen auf die Weide könnten und der Bauer müsste nicht mal mähen? Solche Betriebe sind nicht nur Hippie-Spinner, sie sind konkurrenzfähig. Pflanzen können von sich gegenseitig und von den Tieren in ihrem Ökosystem profitieren, man bräuchte keine Insektizide, kaum noch Dünger und hätte einfach eine tolle Extrembio-Variante.
Nebst dieser - sehr ursprünglichen - Form der Landwirtschaft gäbe es sogar noch die Chance Punkt 1 und Punkt 2 mit Aquaponik (Aquakultur und Aquaponik) zu kombinieren. In den USA - Vorreiter in diesem Gewerbe - können einige Firmen bereits davon leben, auch in Berlin gibt es ein Startup. Eine solche Anlage kann theoretisch jeder auf seinem Balkon bauen. Der Kern der Sache ist: Man züchtet Fische, die mit ihren Ausscheidungen die Nährstoffe für Pflanzen bildet, welche wiederum per Aquakultur in diesem Wasser leben. Gibt zwar kein Biosiegel, ist aber ein geschlossener Kreislauf, der den Wasserverbrauch um bis zu 90% verringern kann.
3. Energiewirtschaft
Hier im Forum gab es vor einigen Tagen eine Riesendebatte, warum nicht jeder in Aktien investiert. Ich verstehe, was dahinter steckt. Aber noch einfacher wäre ja folgendes:
Bürgergenossenschaften für erneuerbare Energie.
Ich kann mir kein Windrad leisten, gemeinsam mit 1000 Anderen aber schon. Ein durchschnittliches Windrad kann rund 1700 Haushalte versorgen. Da sind prinzipiell die 10000 Euro investition / Person relativ schnell amortisiert, insbesondere, wenn man davon ausgeht, dass Deutschland verhältnismässig hohe Energiepreise hat. Gemeinsam mit Wasser- / Solarenergie und intelligenten Speichersystemen könnte man die Energieversorgung dezentraler gestalten und dabei sogar noch sicherer machen. Weiter wäre es möglich, dass die Mehrheit der Haushalte damit sogar nach der Amortisation der Kosten Geld verdient. Dieser Punkt trägt also zu tieferen Energiekosten, nachhaltiger Energiegewinnung und gleichzeitig noch zur „Umverteilung“ bei. Insbesondere, wenn Kommunen sich ebenfalls für das Thema einsetzen könnten. Immer mehr Innovationen sind auf dem Vormarsch.
Also im Zweifel verliert die Klimakatastrophe, im besten Fall gewinnt jeder (ausser E.ON und RWE).
4. Ressourcenvergeudung
Egal, wo wir hinschauen: Überall werden ineffiziente und teilweise absolut katastrophale Prozesse umgesetzt. Ich wette, jeder von euch kennt solche Beispiele, auch, wenn das hier jetzt anekdotische Beweisführung ist:
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Ich lese immer wieder, dass extrem hohe Anteile von „Food Waste“ beim Konsumenten passiert. Ich persönlich frage mich aber immer, ob das überhaupt stimmen kann. Beispiel: Bei den Produzenten fallen regelmässig tonnenweise Abfälle für Ausschussware an. Wie viele Orangen sind denn bitte auf ihrem Weg vom Baum über den Atlantik bereits vergammelt, bis sie in den Lagern der Einzelhändler stehen? Wie viele Tonnen an Lebensmitteln werden bitte jedes Jahr weggeworfen, weil man es den Mitarbeitenden und Kunden nicht mehr anbieten kann/will, obwohl die Produkte noch gut wären? In meiner letzten Firma wurden 12 Orangen weggeworfen, wenn eine im Netz schimmlig war. Wenn eine Person, die für die Firma arbeitet eine Orange aus dem Netz genommen hätte, hätte eine fristlose Entlassung wegen Diebstahl gedroht.
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Wenn sich etwas nicht direkt lohnt, wird es weggeworfen. Ein Freund von mir hat einen landwirtschaftlichen Betrieb. Er hält über 100 Schafe und muss diese logischerweise scheren. Er steht unter derartigem Preisdruck, dass es für ihn betriebswirtschaftlich gesehen sinnvoller ist, die Wolle von > 100 Schafen einfach auf den Misthaufen zu werfen, als diese für Strickwaren aufzubereiten und zu nutzen. Ich als alter Städter habe fast den Mund nicht mehr zubekommen, als ich beim Scheren dabei war und der ganze Berg an Wolle einfach für immer in der Versenkung verschwunden ist. Tragisch. Gleiches gilt aber ja auch für Elektronikartikel. Hier gäbe es die Möglichkeit sinnvolle Mindestgarantien, Reparaturpflicht oder Standardisierung einzurichten. Diverse Themen sind da ja schon auf dem Schirm (wie das Ladekabelthema), aber hier könnte man trotzdem mehr tun.
5. Reisen mit Schiff und Flugzeug
Wieso ändern wir eigentlich nicht unsere Art zu Reisen und kehren ein Bisschen zurück zum Ursprung? Es gibt kaum etwas Geileres als Luftschiffe. Sie können recht ressourceneffizient und sicher betrieben werden und Waren und Personen rund um die Welt bewegen. Man könnte sie mehrheitlich mit erneuerbaren Energien betreiben und wäre immernoch deutlich schneller unterwegs als mit Schiffen, die Schweröl mit tausenden Meilen Umweg um die Welt fahren.
Auch für Reisen wäre das geil! Habt ihr mal davon gehört, wie geil es auf der Hindenburg gewesen sein muss? Das Luftschiff ist mit der damaligen Technologie in rund 43 Stunden nach Amerika geflogen. Zugegebenermassen dauert ein Flug mit dem Flugzeug heute nur rund 8.30 Stunden. ABER: für Waren wäre es deutlich schneller und wenn das Ambiente beim Flug nicht heisst, sich 8.30 Stunden nicht richtig bewegen zu können, fliege ich doch lieber mit so einem geilen Riesen-Kabinen Blimp und esse zweimal Frühstück. Unsere Art zu Reisen könnte sich drastisch verändern: radikale Verteuerung von Kerosin, dafür teilautomatische Luftschiffe mit sinnvoll geplanten Routen für die „Allgemeinheit“ und für Transporte.
6. Baurecht - Alternatives Wohnen - Stadtplanung
Leider zu wenig Zeichen // Stichworte: Earthship, 3D Druck, KI Architektur, lebende, „grüne“ Städte, vertikale Landwirtschaft, Aquaponik