Unsere Holzverbrennung macht aus Wäldern CO2-Emittenten -

  1. Der Holzweg, S.72 (Knapp et al. 2021): 64% des in D geschlagenen Laubholzes wird verbrannt

  2. Exporte von Rohholz im Jahr 2020 um 42,6 % gestiegen - Statistisches Bundesamt : 50,6% der Rohholzexporte gingen 2020 an die VR China

  3. https://www.ble.de/SharedDocs/Downloads/DE/Wald-Holz/Laenderuebersicht_China.pdf?__blob=publicationFile&v=2 : China hat seit 2017 ein uneingeschränktes Verbot des kommerziellen Holzeinschlags in allen natürlichen Wäldern verhängt.

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„Die Erhebung ergab, dass von den 1.761 aktiven Schnittholzproduzenten 1.187 (67,4 %) als Nadelholz-, 183 (10,4 %) als Laubholz- und 391 (22,2 %) als Mischbetriebe tätig waren.“

Allein von 2015 bis 2018 ist die Anzahl der Laubholzbetriebe von 218 auf 183, also um 16% zurückgegangen.

Quelle: http://www.infro.eu/downloads/studien_neu_2022/S01%20Saegeindustrie%202018.pdf

Das darf natürlich nicht sein. Es geht doch wohl nur um das anderweitig nicht verwertbare Restholz aus heimischen Wäldern. Wir bewirtschaften 6 ha Mischwald, also keine Monokultur und keine intensive Forstwirtschaft, allerdings sehr schnellwüchsiger Wald, da immerfeuchter Boden. Es fällt so viel bei der Durchforstung an, dass wir damit zwei grosse Gebäude mit Hackschnitzel beheizen. Viele Wipfelstücke, alle Äste und Totholz lassen wir liegen. Das würde für ein drittes Gebäude reichen. Alles Verkäufliche (Bauholz, Schreinerware, Profilholz) wird verkauft. Unsere wunderschönen Eschen sterben leider fast alle an dem Eschenpilz. Die waren sehr gefragt, und die Naturverjüngung war enorm. Fichtenplantagen werden in unserer Gegend kaum noch gepflanzt. Der Mischwald kommt teilweise von selbst.

Der Sündenfall ist die generelle Deklaration von Pellets als CO2-neutral, worauf natürlich die Aasgeier dieser Welt irgendwo Wälder schreddern und meisstbietend in die EU verkaufen.

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Derzeit sind nur ca. 10% des in Deutschland eingeschlagenen Holzes Laubholz. In erster Linie ist das Buche (Ahorn und Eiche sind ein ziemlicher Nischenmarkt). Gerade Buche wird oft nicht aus wirtschaftlichen Erwägungen, sondern zum Zweck des Waldumbaus geschlagen: Wer mal in einem Wald gearbeitet hat, weiß, dass in reinen Buchenwaldbeständen die schnell wuchernde Buche viel Naturverjüngung anderer Arten verhindert macht und so oft dem Umbau zu einem resilienteren Mischbestand im Wege steht.

Allerdings hat man wenig Erfahrung mit der Buche als Bauholz. Das liegt zum einen daran, dass sie selten so gerade wächst, wie Nadelholz, zum anderen sind die Materialeigenschaften anders, als bei Fichte und Kiefer. Das lässt sich lösen, aber man müsste anders bauen und planen und dazu fehlt ArchitektInnen oft die Erfahrung. Das erklärt zum einen, warum heutzutage nur wenige Sägewerke überhaupt mit Laubholz arbeiten und warum auch viel Buche in der Verbrennung landet. Man hat heutzutage einfach keine andere Verwendung.

Man könnte in der Tat auch das geschlagene Holz als Totholz im Wald belassen und in der Realität macht man heute oft ein Zwischending: Man entnimmt und verkauft einen Teil des Holzes, um die Waldarbeiter zu bezahlen und belässt einen Teil im Wald. In der Zukunft, mit dem Waldumbau werden wir wohl mehr Laubholz ernten und die Herausforderung wird sein, dafür wertvollere Verwendungen zu finden, als es zu verbrennen. Auch werden sich die Sägewerke anpassen müssen und auch Stämme, die dicker, als die Standard-28-cm-Fichte sind, verwenden.

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Es ist auch zu bedenken, dass der Wald auch immer einen Besitzer hat.
Staat, Land, Stadt, Kommune, Kirche, und eben auch Privatwald.
In meiner Gegend meist kleine Parzellen.
Die werden genutzt für Bauholz und zum Heizen.
Im Dorf haben fast alle einen Holzofen und Solar bzw. Photovoltaik auf dem Einfamilienhaus.

Das macht einfach Sinn. Wirtschaftlich und ökologisch.

Niemand will doch die Metropolen mit Holz beheizen.

Lasst Mal die Landbevölkerung machen. Die brauchen keine Bevormundung.

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Für das Ökosystem gibt es kein „Rest“-Holz. Im Gegenteil. Myriaden an Gliederfüßern brauchen gerade dieses Holz, dessen Anblick wir in unseren leergeräumten Wäldern kaum noch gewohnt sind. In europäischen Urwäldern ist mitunter der natürliche Totholzvorrat höher, als der lebende Vorrat in mitteleuropäischen Wirtschaftsforsten.

Wir müssen klar trennen, wann wir von ökonomischen und wann von ökologischen Kategorien sprechen. 300 Jahre „moderne“ Forstwirtschaft haben ein Bewusstsein und eine Sprache geprägt, in der oft überhaupt nicht mehr zu erkennen ist, ob es sich um ökologische oder ökonomische „Schäden“, „Reste“, „Vorteile“ etc. handelt.

In Berlin existieren Holzkraftwerke.

Das ist eben jene Rhetorik, die ich meine, die ökonomische Interessen hinter scheinökologischen Argumenten zu verstecken sucht. Resilienz bedeutet ökologische Widerstandsfähigkeit. Wenn die Buche unter den derzeitigen ökologischen Bedingungen gut wächst (warum pejorativ „wuchert“?), dann beweist sie, dass sie ökologisch klasse angepasst an die vorherrschenden Umweltbedingungen, und damit: resilient, ist (was nicht verwundern sollte, da die Rotbuche der mitteleuropäische Waldbaum schlechthin ist). Sie gerade aus diesem Grund nun wieder dezimieren zu wollen, ist ein Widerspruch in sich. Natürlich verjüngt sich ein Wald, in dem die Rotbuche dominiert. Andernfalls müsste sich die Buche ja in der Vergangenheit selbst ausgerottet haben.

Dass die Buche auf weniger ökonomisches Interesse stößt, steht auf einem anderen Blatt. Muss dann aber bitte auch so gesagt werden, statt mit absurden Narrativen sich nicht selbst haltender Ökosysteme daherzukommen.

Glaube du schwenkst gerade noch stärker vom Thema CO2 Bilanz hin zur Biodiversität. Das sei dir gegönnt, und ich finde das auch ganz wichtig.
Dass wir die Wälder zu Brennholz verarbeiten will glaube ich niemand.
Ehrlich gesagt glaube ich aber nicht, dass wir eine Biodiversitätsthema im Wald haben. Der ist die letzten 200 Jahre ja praktisch unverändert bzw. enorm gewachsen.
Der Artenvielfalt wird vor allem auf dem Acker der Garaus gemacht.

Meinst du Biomasse oder wirklich Frischholzkraftwerke?

Die Frage ist ja, ob die Buche auch unter den zu erwartenden Klimaänderungen weiterhin so resilient sein wird. Von daher kann es ja unter Umständen schon Sinn machen, zu versuchen einen Mischwald zu erzeugen, der vielleicht nicht die jetztigen Standortpotenzielle nutzt, dafür aber in Zukunft mehr Optionen bietet.
Ausserdem sollten man im Wald auch nie die Wachstumszeiträume vergessen. Ein Buchenwald ist in 160 Jahren „nutzungsreif“. Schon das sind Zeiträume, die ein Mensch kaum verstellen kann. Wenn wir dann von einem Bastansesaleter von 300 Jahre sprechen, wird es natürlich noch schwieriger.
Dementsprechend kann man sich natürlich jetzt über 300 Jahre detusche Forstwirtschaft aufregen aber die Frage ist doch, ob wir vor 300 ähnlich viel Weitblick gehabt hätten wie Carlowitz.

Und wahrscheinlich sind deutsche Wälder aus ökolpgicher Sicht nicht so „wertvoll“ wie die Buchenurwälder in Rumänien aber wir haben eben auch keine Urwälder mehr. Und das hängt ja unter anderem uch damit zusammen, dass wir eine viel grösser Bevölkerungsdichte haben und darum unser Wald auich immer stärler in direkter Konkurrenz zu anderen Nutzungformen stand. Das dann versucht wurde diese Resource bestmöglich zu nutzen, lauchtet mir ein.

Man kann natürlich trotzdem fordern unsere Wälder nicht mehr zu bewirtschaften, aber ob das wirklcih so sinnvoll ist, halte ich für fraglich. Übringens halte ich es ebenso für fralgich, ob eine Intensivierung der Forstwirtschaft zum Zweckle der terhmischen Nutzung von Holz sinnvoll ist.
Am Ende wird ersters aber wahrscheinlich zu einer noch stärkeren Polarisierung zwischen Stadt- und Landbevölkerung führen.

Für mich wäre da wohl ein Mittelweg die sindvollste Lösung (und zum Teil ist das ja auch schon in Planung, wenn ich das richtig verstehe): Etwas mehr Waldflächen in zusammenhängende Schutzgebiete umwandeln und die Bewirtschaftung (idealerweiese in Naturnäheren Bestanden) weiterhin auf den übrignen Flächen erlauben.
Und das schlösse eine Nutzugnsform, wie rlinner sie beschreibt mit ein.

Wobei für mich auch das hier zu berücksichtigen wäre:

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Ich versuche mal, inhaltlich zu antworten :slight_smile:

Keine Sorge, alle wissen, dass die Buche in Deutschland und Mitteleuropa ein hervorragend angepasster Baum ist und auch noch Toleranzen bei Durchschittstemperatur und Niederschlagsmenge hat (siehe z.B. hier). Die Buche soll, wenn sie dort steht, auch im Wald bleiben, aber selbst reine Buchenwaldbestände leiden inzwischen unter Trockenheit. Wir wissen nicht, was der Klimawandel bis 2100 bringt. Zwischen 1,7 und 4 Grad Erwärmung sind denkbar. Von daher wäre es fahrlässig, darauf zu vertrauen, dass Buchenreinbestände such 2050 in Deutschland noch standortgeeignet sein werden.

Es gibt z.B. inzwischen Evidenz, dass eine Durchmischung von Buchenbeständen mit Weißtanne, welche tiefere Wurzeln hat, als viele Baumarten, die Resilienz gegenüber Trockenheit verbessern kann (siehe z.B. das Forschungsprojekt BuTaKli). Viele Forstämter und WaldbesitzerInnen arbeiten auch standortangepasst mit der Beimischung anderer Arten: Eiche, Hainbuche, seltener Eibe, Esche, manchmal auch Bergahorn, Mehlbeere und was noch so gerade zu Boden, Standort und Bestand passt. Auch im Waldschutz engagierte NGOs, wie z.B. das Bergwaldprojekt verfolgen den Ansatz, mit menschlichen Eingriffen gezielt Resilienz von Wäldern zu fördern und zu einem sich langfristig selbst erhaltenden Bestand zu entwickeln.

Auch die (wenigen) reinen Buchenbestände in Deutschland sind kein Urwald, sondern das Resultat menschlicher Eingriffe in den vergangenen Jahrhunderten und wirken nur stabil. Viele Bäume haben ein ähnliches Alter. Der Wald wird unbelassen Entwicklungszyklen durchmachen, die unter Umständen mit katastrophalem Waldsterben einhergehen werden. Man ist mindestens 50 Jahre von der gewünschten Bio- und Altersdiversität, die für einen resilienten Wald nötig ist, entfernt.

(Forstetzung folgt)

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(Teil 2)

Nun muss man irgendwie zum gewünschten Mischbestand kommen. Und dafür genügt es nicht, ein paar Bäume zu pflanzen. Man muss auch mit Bedacht Lücken schaffen, damit diese Bäume auch wachsen können. Buchen sind aber gerade in jungem Alter sehr konkurrenzfähig: Sie können schnell lange Äste ausbilden und noch nicht verschattete Flecken ausnutzen. Naturverjüngung anderer Baumarten hat in Buchenreinbeständen wenig Chancen, auch wenn sie in einem gewachsenen Mischwald eigentlich dort wachsen würden. Das sieht man z.B., wenn man mal in einem Buchenreinbestand die Lücken im Blätterdach am Rand von Forstwegen ansieht: Dort hat man mit Vogelbeere, Eiche, Haselnuss, Holunder etc. und einer reichen Strauch- und Krautschicht eine viel höhere Diversität, als im Inneren der Fläche, wo es eigentlich nur alte Buchen und ein wenig Buchen-Naturverjüngung gibt.

Daher geht man heutzutage in Buchenwaldbestände und schafft kleine Lücken für andere Baumarten. Das geschieht übrigens auch in reinen Fichten- und Kiefernbeständen, wo der Umbau viel nötiger ist. Anschließend pflanzt man gezielt Neubäume und muss diese 10-15 Jahre lang fördern (Farn und Sträucher schneiden, junge Buchen stutzen, vor Wildverbiss schützen). Das ist sehr aufwändig, aber dafür gelangt man so nach Jahrzehnten zu einem Bestand, wo menschliche Eingriffe nicht mehr nötig sind. Eine Försterin hat mir das mal mit dem Konzept einer „gut besetzten Ersatzbank“ beschrieben: Fällt ein Baum aus, stehen viele junge Baumarten bereit, die entstandene Lücke zu füllen.

Ob man nun das dabei geschlagene Holz im Wald belässt oder es verkauft, ist eine ökonomische Frage. Waldumbau ist personalaufwändig. Wenn Du eine Petition aufsetzt, die mehr staatliche Mittel für den Waldumbau fordert, so lange das Holz im Wald belassen wird, bin ich dabei. Bis dahin werden auch ökologisch denkende WaldbesitzerInnen einen Teil des Holzes verkaufen, um den Umbau zu finanzieren.

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