Mich würde eine Einschätzung zu Folgendem sehr interessieren.
Mir fällt bei vielen Beiträgen/ Dokumentationen in den Medien auf, dass hier keine präzisen Formulierungen verwendet oder sogar falsche Aussagen getroffen werden.
Zum Beispiel wird davon gesprochen: „Vier Menschen wurden lebend geborgen.“
Dies stellt einen Widerspruch dar, da lebende Individuen gerettet und nur Tote geborgen werden. Auch fällt mir auf, dass in Bezug auf den Rettungsdienst oft die Mitarbeiter falsch tituliert werden, hier ist oftmals von den Sanitätern die Rede. Sanitäter haben aber nicht die Qualifikation ein Rettungsmittel zu besetzen. Die Berufsbezeichnung ist Rettungsassistent oder Notfallsanitäter. Weitere Beispiele sind, dass in einem Beitrag die Rede von einem Medikament war, das als Blutersatz in die Ukraine transportiert wird, war. Hier habe ich sofort aufgehorcht und dachte mir: WAS ? - das gibt es nun, und die Entwicklung ist komplett an mir vorbeigegangen ? Dann lief der Beitrag weiter und die Kartons wurden gezeigt, die in die Ukraine verbracht werden sollen. Es handelte sich um Vollelektrolytlösungen (hier NaCl), die als Volumenersatz gegeben werden, aber nicht das Blut ersetzen können. Oder, was auch bereits im Podcast der Lage der Nation passiert ist, dass Quarantäne mit Isolation verwechselt wurde. Mit einem großen Unterschied, dass dies in der nächsten Folge berichtigt wurde.
Wie leicht zu erkennen ist, komme ich aus dem Gesundheitswesen, da fallen mir diese Feinheiten eben auf. Was mich hierbei allerdings maximal irritiert, ist die Frage, ob dies dann auch für andere Bereiche gilt. Also – wie arbeitet der Berichtende generell, hat sich dieser nicht die Mühe gemacht, die Angaben, Formulierungen, etc. zu prüfen und hat nicht ausreichend recherchiert, ist es Effekthascherei oder einfach nur Schlamperei. Und vor allen Dingen, wie gehe ich mit weiteren Beiträgen um, die nicht aus meinem Fachgebiet sind.
Hier spiele ich auf die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung als solches an.
Dabei wäre es in vielen Bereichen so einfach, richtige Begriffe zu verwenden, einfach in dem ich mich mehr im Generellen aufhalte. Warum die Formulierung die Sanitäter verwenden, wenn ich auch von dem Rettungsdienstpersonal oder noch umfassender von den Rettungskräften sprechen kann. Wenn in einem Einsatz ein Fahrzeug der Polizei oder der Feuerwehr zu sehen ist, wird ja auch nicht von den Polizeiobermeistern oder den Hauptbrandmeistern gesprochen. Wenn ich diese Gruppierungen auch mit einbeziehen will, kann ich von den Einsatzkräften sprechen.
In Bezug auf Fachtermini muss allerdings eine vernünftige Recherche sein (siehe Infusionen).
Das ist leider schon immer so gewesen und wird sich auch nicht ändern.
Guck dir nur den ganzen Bereich Wissenschaft an. Da wird auch viel gebracht, wenn es nicht gerade von dedizierten Wissenschaftsjournalisten verfasst ist. Atomen Moleküle … egal alles irgendwie Teilchen.
Das Problem ist halt, dass zum einen die meisten Journalisten „Journalismus“ studiert haben und nicht Medizin oder Physik.
Zum anderen: selbst wenn man auf diese unpräzisen Begriffe hinweist, bekommt man Gründe, warum man es doch so macht. Versteht sonst keiner, Klingt besser, …
Dazu kommt, dass anscheinend die panische Angst davor herrscht, ein Wort zwei mal in einem Text zu verwenden. Das heißt es müssen Synonyme her. Und die sind dann oft nicht sprachlich exakt.
Das hat uns viel Arbeit eingebrockt, als wir ein internationales, juristisches Buchprojekt von einer Muttersprachlerin ohne juristische Kenntnisse haben lektorieren lassen (so heißt doch das Verb zu Lektorat?). Wir hatten viel mehr Arbeit, weil wir die ganzen Synonyme da entfernen mussten, wo Wörter aus den völkerrechtlichen Verträgen benutzt wurden.
Aber es fängt ja schon früher an, ich hab am 23. bei der Tagesschau gestutzt, als im Bericht über den BND-Maulwurf auch Spionage bzgl. der europäischen Arianerakete erwähnt wurde und dazu Bilder des amerikanischen Space Launch Systems gezeigt wurden.
Die Wort-Bild Schere. Bei günstig Produzierten Dokumentation die z.B. bei N24 und Co laufen ist das auch immer wieder beliebt. Kommt vermutlich daher, wenn mit Stock oder Archiv Video Material gearbeitet wird und einfach irgend ein „passenden“ Video zum unterlegen des gesprochenen Textes genommen wird.
Archivsuche „Rakete“. Wenn der zuständige dann sich nicht mit Raketen auskennt wird aus einer Ariane schnell ein Shuttle.
Ich empfand es in dem Fall als negativ bemerkenswert, da es in ARD-Programmen Sondersendungen zum SLS-Start gab und die Ariane ganz weiß ist, das SLS orange und es war zentral im Bild eine US-amerikanische Flagge. Das sowas passieren kann und Raumfahrt noch nicht ganz im Mainstream angekommen ist (völlig zu Unrecht!!!), ist mir durchaus bewusst.
Das ist das Problem der visuellen Medien, die müssen halt alles mit Bildern unterlegen, obwohl die oft irreführen, also fehlinformieren. In Hör-Medien ist das praktisch ausgeschlossen - oder wann hört man schon Archivgeräusche? Deshalb sehe ich fast gar nicht fern und höre tausend mal lieber Radio und Podcast oder lese.