Ukrainische Gegenoffensive / Militärische Unterstützung der Ukraine

Hey,
ich hab mich sehr gefreut, dass ihr die aktuellen Entwicklungen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wieder einmal analysiert habt.

Ich finde eure Analyse und Schlussfolgerungen sehr gut und auf den Punkt gebracht. Vor allem, wo es bei der Unterstützung der Ukraine noch hakt und die fehlenden strategischen Ziele einiger westlicher Staaten wie Deutschland & USA, wie unterstützen wir die Ukraine so dass sie überlebt oder so das sie in der Lage ist zu gewinnen ? (,Whatever victory takes’’ versus ,As long as it takes’')

Im Zuge dessen habt ihr auch die ukrainische Gegenoffensive des vergangenen Jahres analysiert und bewertet, dass diese weitestgehend bescheidet ist. Dem würde ich zustimmen, da es nicht gelungen ist die Krym zu isolieren & die russisch besetzte Landbrücke zu durchtrennen.

Gerne würde ich hier noch hinzufügen das die Ukraine 2023 vor allem im maritimen Bereich strategische Erfolge erzielt hat.

Der Militärnachrichtendienst der Ukraine (GUR) es geschafft Bohrinseln im westlichen Schwarzen Meer zurückzuerobern, russische S-400 Flugabwehrsysteme auf der Krym zu zerstören sowie einzelne Raids mit Zodiaks auf der besetzen Krym durchzuführen.

Durch Angriffe mit Drohnen, Storm Shadow & SCALP EG - Marschflugkörpern & Anti-Schiffs Raketen ,Harpoon’’ / ,Neptune’’ konnte die Ukraine bislang 14 russische Kriegsschiffe, darunter auch ein U-Boot versenken, 7 beschädigen.

Zudem werden russische Kampfjets und Militärflugzeuge vermehrt in Frontnähe (vermutlich durch ukrainische Luftabwehr) abgeschossen. Wie zuletzt am 23.12.23 drei SU-34 Jagdbomber und das A-50 Aufklärungsflugzeug und IL-22 Airborne Command Plane am 15.01.24.
Aufgrund der geringen Verfügbarkeit der A-50 durchaus strategisch relevant.

All diese erfolgreichen Schläge haben zur Folge, dass die Ukraine die Kontrolle über das westliche schwarze Meer zurückerlangt hat, einen neuen Exportkorridor für Getreide und andere Waren errichtet hat. Zudem ist die russische Schwarzmeerflotte durch die hohen Verluste entscheidend geschwächt und ist gezwungen ihre Schiffe und U-Boote zunehmend nach russland zu verlegen, weg von der besetzten Krym.

Der ukrainische Außenminister Kuleba sagte in Davos: „Wir kämpfen gegen einen mächtigen Feind, einen sehr großen Feind, der nicht schläft. Das braucht Zeit.“ Im Jahr 2022 habe die [Ukraine] Russland „zu Land“ besiegt, 2023 „zu Wasser“. „Wir konzentrieren uns voll und ganz darauf, sie 2024 in der Luft zu besiegen“.

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Wenn ich mir mal die aktuellen Informationen mal nehme, ergibt sich ein eher zwiespältiges bis pessimistisches Bild.

  1. Man hat im Westen wohl die Regenerationsfähigkeit, den Willen und die Lernfähigkeit Russlands unterschätzt. Im Bereich elektronische Kriegsführung ist Russland aktuell weit fortgeschritten, Die Rüstungsproduktion lässt sich in Diktaturen ohnehin schnell hochfahren, Putin zeigt dabei, das er nur auf Sieg spielt.

  2. Die russische Bevölkerung hat sich schon immer als sehr leidensfähig gezeigt. Zudem steht diese, wenn man es als patriotische Pflicht verkauft, eher geschlossen hinter der jeweiligen Führung. Auch sind noch zalenmäßig massive personelle Rekrutierungen möglich.

  3. Putin nutzt geschickt das gemeinsame Feindbild USA aus, um China, Nordkorea und den Iran auf seine Seite zu ziehen. Dadurch kompensiert bzw umgeht er die westlichen Sanktionen und kann das Tempo im Rüstungswettlauf halten.

Die Ukraine kommt aktuell an einen Punkt, an dem ihr zum einen das militärische Personal knapp wird, zudem Waffen und Munition knapp werden. Bedingt durch die Abhängigkeit von westlichen Lieferungen. Das wirkt sich auf Motivation und Durchhaltevermögen aus.

Die westlichen Staaten Europas haben fleißig aus ihren Beständen geliefert, alles was ohnehin „raus musste, auch älteres Material.
Doch der erhoffte Erfolg für die Ukraine blieb aus. Die Rüstungsproduktion fährt im Westen nur langsam hoch, und viele Staaten des Westens erkennen, das die eigenen Lager leer sind, die Armeen in den letzten Jahren stark geschrumpft. Nun bleibt die Bedrohung aus Russland real in Zukunft. Die USA als starke Schulter wackelt durch die mögliche Wahl Trumps.
Nun überlegen viele Länder sicher schon, was kann man an die Ukraine abgeben, was benötigt man künftig selbst. Deutschland beispielsweise könne wohl aktuell nur 2-5 Tage je nach Intensität eines Krieges mit der vorhandenen Munition durchhalten, da ist Handlungsbedarf.

Für die Ukraine sind die nächsten Monate entscheidend. Die Wahl in den USA ist noch weit weg. Und das die Rüstungsindustrie in Europa teils noch eher ein Jahr braucht, um adäquat liefern zu können, hilft auch nicht viel.

Laut norwegischen Einschätzungen gewinnt Russland aktuell die Oberhand und rückt langsam, aber konstant vor.

Aktuell sehe ich die Lage für die Ukraine zumindest als sehr kritisch an.

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Ich finde dies vor allem ein schlechtes Zeichen gegnüber Russland. Putin bereitet sein Land schon eine Weile auf einen langen Krieg vor, in der Hoffnung, dass uns hier schon irgendwann der Atem ausgeht.
Ich finde es essenziell zu zeigen, dass das so schnell nicht der Fall sein wird, indem man jetzt schon die entsprechenden Bestellungen für die nächsten Jahre an die Rüstungsindustrie abgibt.