Ukraine, Lage vom 1.2

Liebe Lage-Macher,
mit Interesse habe ich gehört, wie ihr die aktuelle Lage in der Ukraine und im Ukraine-Konflikt dargestellt habt, wie gewohnt aufklärerisch und auch für viele verständlich.
Dennoch fand ich es problematisch der Bundesregierung zu unterstellen, sie halte bewusst ein Gleichgewicht im Krieg der beiden Parteien aufrecht, um Russland nicht zu provozieren. Auch wenn einer von euch das relativiert hat, blieb doch der Vorwurf im Raum stehen, Scholtz halte den Konflikt bewusst „am köcheln“, wie sich einer von euch ausdrückte.
Eine solche Behauptung müsste meines Ermessens ausführlicher diskutiert werden. Auch das Thema Eskalation im Krieg müsste vertieft werden, denn ausgehend von der zugegebenermaßen alten Definition von Clausewitz eskalieren beide Konfliktparteien in einem Krieg „bis zum Äußersten“ um den eigenen Willen durchzusetzen.
Nach UN-Charta hat natürlich nur die Ukraine das Recht, „ihren Willen“ durchzusetzen, also salopp gesagt Russland vom eigenen, anerkannten Territorium zu verteiben. Dennoch wird auch Russland mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht auf seine - nicht legitimen oder legalen - Kriegsziele verzichten und sich ebenfalls immer wieder zum Äußersten steigern.
In diesem Zusammenhang müsstet ihr meines Ermessens schon auch auf anderen Felder spekulieren, z.B. darüber berichten, dass einige NATO Sznarien klar davon ausgehen, dass in einem konventionellen, Konflikt den eine Atommacht zu verlieren droht, die Gefahr eines Einsatzes solcher Waffen steigt. Könnte ja sein, dass auch diese Szenarien bei den Entscheidungen eine Rolle spielen und nicht das von euch genannte Ziel - Russland nicht zu brüskieren.

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Genau diese Szenarien einer (nuklearen) Eskalation sind meines Erachtens doch damit gemein, wenn davon gesprochen wird, „Russland nicht zu brüskieren“. Es würde ja niemanden interessieren ob Putins Gesicht rot anläuft wenn er verliert. Aber die Tatsache, dass er Zugriff auf den „roten Knopf“ hat, ist es was die Leute (durchaus zu Recht) beunruhigt.

Was ist problematisch daran dies der BReg zu unterstellen? Es ist auf Basis der verfügbaren Informationen doch nicht auszuschließen, dass dies tatsächlich die reale Strategie ist. Und natürlich würde nie jemand zugeben, dass dies die verfolgte Strategie ist, da sie eben mit ukrainischem Leid bezahlt wird. Trotzdem ist es die Aufgabe von Journalismus es als Möglichkeit anzusprechen.

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Wie Ulf ausdrücklich gesagt hat: „Im Ergebnis“ ist dieses Argument leider nicht falsch.

Ob Scholz und Mützenich das bewusst (und dann sicherlich sehr zynisch) tun, blieb nach der Diskussion zwischen den beiden nach meinem Verständnis ausdrücklich offen.

Was Military Blogger dazu sagen: Die US Militärstrategen halten es für einen guten Plan, den Krieg möglichst lange so weiter laufen zu lassen, da er Russland massiv schadet und im Gegensatz dazu den USA verhältnismäßig wenig kostet. Rein strategisch klingt das für mich sinnvoll. USA gewinnt wahrscheinlich nichts, wenn die Ukraine ihr Territorium zurück erobert hat, vielmehr steigt so das Risiko, dass es doch weiter eskaliert, falls die Ukraine zu erfolgreich ist. Klingt böse, zynisch und berechnend? Die Geschichte hat gezeigt, dass so die Denkweise ist.

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Die konservative US Seite eher Putin freundlich….

Dem stimme ich nicht ganz zu. Wenn die Ukraine ihr Territorium (inklusive Krim) zurück erobert, setzt das ein Zeichen für die Putins der Zukunft, dass sich Angriffskriege im 21. Jahrhundert nicht lohnen. Ich denke das sollte doch wohl eindeutig im US Interesse sein.