Meine Frau kommt aus der Ukraine und hält mich ziemlich gut auf dem Laufenden mit aktuellen Storys aus dem Kriegsgebiet. Natürlich sind die Ansichten von ihr häufig einseitig, aber ich möchte dennoch eine Theorie von ihr und anderen (ehemaligen Einwohnern) näher im Forum oder sogar im Podcast diskutiert haben:
Im Donbas (Donezki bassein) lagern sehr viele wertvolle Rohstoffe, welche schon lange gefördert werden und eine große Industrieregion geschaffen haben, aber sehr viele weitere Rohstoffe liegen noch verborgen. Würde man es irgendwie hinbekommen, dort eine große Umsiedlung der Bewohner der Region anzustoßen, gäbe es Möglichkeiten, die Bodenschätze zu heben und zu monetarisieren. Ich brauche wohl nicht weiter ausführen, worauf diese These hinausläuft.
Können hier vielleicht andere Mitglieder aus dem Forum für etwas mehr Datenlage dazu sorgen?
Für mich klang es halbwegs nachvollziehbar, aber doch etwas zu abgehoben. Denn man hätte doch wohl schon mehr über so einen Gedankenansatz berichtet, wenn da was dran wäre oder?
Selbst wenn im Donbas wertvolle Rohstoffe liegen sollten: Warum hat Russland dann versucht, in der ganzen Ukraine einzumarschieren? Und warum sollte man diese Bodenschätze dann nur heben können, wenn die Bewohner umgesiedelt würden? Irgendjemand muss in den Minen ja auch arbeiten. Eine Korrelation (Rohstoffe und Konflikt) bedeutet im Übrigen auch keinen kausalen Zusammenhang.
Darüber hinaus sind ja auch enorm hohe Kosten mit einer solchen Invasion verbunden. Wenn Rohstoffe also wirklich das Ziel wären, würde sich das wirtschaftlich also kaum für Russland lohnen – eher im Gegenteil. Nicht zuletzt ist Russland ja enorm rohstoffreich — Öl und Gas sind ja bekannt, aber auch seltene Erden wie zum Beispiel Palladium gibt es dort in rauen Mengen.
Also: Für mich klingt das sehr nach einer haltlosen Verschwörungstheorie.
Versetz dich mal in die Lage Russlands und seiner Oligarchen.
Natürlich gehört zur Planung einer ganz großen Invasion auch die Planung, was danach mit dem „Beutegut“ passiert. Und natürlich werden sich in einer Oligarchie die Eliten schon in der Planungsphase darum fetzen, wer welches Beutestück bekommt und was dann damit anzustellen ist.
Auch ist es natürlich Ziel der Kriegsvorbereitungen, zu überlegen, welchen „Endzustand“ man anstrebt. Und selbstverständlich hat Russland hier einen Endzustand angestrebt, in dem möglichst viele ressourcenreiche Gebiete in russischer Herrschaft verbleiben, wozu auch der gesamte Zugang zum schwarzen Meer gehört. Der Gedanke dahinter ist es, die Ukraine nachhaltig so stark zu verkrüppeln, dass sie als deindustrialisierter Binnenstaat auch die wirtschaftlichen Erfordernisse für einen EU-Beitritt nie erfüllen, geschweige denn eine Gefahr für Russland werden kann.
Das sind alles nachvollziehbare, sogar notwendige Erwägungen für einen Angriffskrieg, es würde von Inkompetenz zeugen, wenn diese Erwägungen nicht angestellt worden wären. Das sagt aber alles nichts darüber aus, welche Bedeutung die Rohstoffe (bzw. deren Erreichbarkeit) für den Entschluss Russlands hatten, einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg zu führen. Es kann ein Kriegsgrund sein, es kann aber auch einfach ein Mitnahmeeffekt sein.
Ja okay,
Dann habe ich also zwei verschiedene Themen in eine Schale geworfen.
Naja.
Diese Aufteilungspläne hätte ich dann trotzdem gerne noch etwas im podcast erwähnt, wenn es denn so zutrifft.
Offiziell wird ja immer noch von einer Spezialoperation aufgrund eines Verstoßes gegen Völkerrecht gesprochen und nicht von einer Enverleibung eines ganzen Landes!