Ukraine-Krieg: Übergewinnsteuer für Deutschland?

Leider nein, ganz und gar nicht. Andersherum wird ein Schuh draus: Unternehmen sind dazu da aus privatem Geld mehr privates Geld zu machen. Die Versorgung der Bevölkerung mit allem was sie so braucht ist dazu nur das Mittel, und keinesfalls der Zweck.

Das kann (und sollte mMn) gerne missfallen, denn wie du es beschreibst sollte es sein. Aber die Rolle von Firmen so umzudeuten ist irreführend, verhindert es doch die korrekte Wahrnehmung davon, zu wessen Nutzen diese Betriebe in erster Linie existieren.

Okay, ich denke mal hier hab ich mich weiter oben falsch ausgedrückt.

Ja, das mag das Selbstverständnis von Unternehmen sein, auch wenn viele, vor allem große Unternehmen, gerne von gesellschaftlicher Verantwortung reden.

Aber wir diskutieren ja hier über staatliche bzw. gesellschaftliche Maßnahmen. Daher war meine Aussage auch eher der Blick von außen auf kapitalistische Unternehmen.
Und da ist es natürlich so, das wir als Gesellschaft diese Unternehmen in einer Weise lenken sollen und wollen, dass sie dem Allgemeinwohl dienen.

Das findet sich ja auch in dem Text des Verfassungsblogs wieder, der als Ausnahmegrund für die Ungleichbesteuerung von Einkünften, wie es bei einer Übergewinnsteuer der Fall wäre u.a. eine staatliche Lenkungswirkung nennt.

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… Wo ich dir natürlich nicht widersprechen will, im Gegenteil. Selbstverständlich muss die Gesellschaft -irgendwie- in der Lage sein, die Kräfte des Marktes für sich zu „zähmen“.

Wichtig ist mir nur, dass man nicht auf den Mythos ebenjener abgeblichen gesellschaftlichen Verantwortung zur Versorgung hereinfällt. Der Versorgungsaspekt, auf den es für den Menschen ja eigentlich ankommt (!), ist aus Unternehmensperspektive absolut sekundär.
Und wenn man das nicht sauber trennt, dann kommt man bei vielen Anschlussfragen auf den falschen Dampfer. That’s all.

(Übrigens hat dieses unternehmerische Selbstverständnis unsere Gesellschaft längst bis in die kleinste Pore durchdrungen. Selbst unter hoher finanzieller Last, Armut, oder gar Obdachlosigkeit leuchtet es noch jedem Verbraucher trotzdem irgendwie ein, dass z.B. eventuelle Preiserhöhungen an ihn weitergegeben werden. Denn Unternehmen müssen ja Geld verdienen.)

Das sollte gelten für unvermeidliche CO2-Freisetzung. Schnellfahren ist eine mustergültig vermeidbare Freisetzung. Mit 80 kmh zu fahren gilt dann halt mal als „unvermeidlich“, allerdings auch nur dann, wenn die Fahrt selbst notwendig ist und wenn das Fahrzeug nicht mehrfach übermotorisiert und nicht notwendige Ausstattung es doppelt so schwer als notwendig macht.

Das CO2 aus der Atmosphäre „entfernen“ ist ausserdem noch nicht marktreif, also können auch die Kosten dafür jetzt nicht zugrundegelegt werden.

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Ich kenne das noch anders.
Das war vor 40 Jahren in der „sozialen Marktwirtschaft“ und bei den Unternehmer geführten Familienunternehmen die eine breite Basis in unserer Gesellschaft gebildet haben.

Leider haben wir seit dem eine Liberalisierung unserer Gesellschaft betrieben und der Umbau unserer Gesellschaft und das Umdenken in der Wirtschaft hat statt gefunden. Auf einmal waren alle auf die großen Gewinne versessen die überall versprochen wurden. Wir haben uns leider von einer sozialen Gemeinschaft/Gemeinschaft in eine „Geiz ist Geil“ Gesellschaft mit lauter Individualisten (Egoisten) entwickelt.
Die Solidarsysteme sind nichts mehr Wert jeder ist für sich verantwortlich.

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Das kann man so sehen. In meinen Augen ist das eher eine systemische Notwendigkeit. Ich kenne kein Unternehmen, das irgendwen mit irgendwas versorgt, wenn derjenige nicht dafür zahlen kann.
Das kennt jeder aus dem Alltag und verrät dir alles über die dahinter stehenden Prioritäten.

Anscheinend sind da ein paar entscheidende Details nicht richtig rüber gekommen.

Eine ganz normale Kalkulation hat schon immer den Posten Gewinn gehabt. Auch gab es schon immer Rücklagen für neue Anschaffungen.
Was sich aber geändert hat ist, dass die Firmen nicht mehr vom Eigentümer geführt werden.
In der neuen Firmenkonstruktion ist die Geschäftsführung verpflichtet, den Anteilseignern zusätzlich zu dem „Gewinn“ der in der Firma verbleibt eine 2-stellige Rendite für ihre Einlagen zu liefern.

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Deine Punkte sind ja alle valide, aber tangieren nicht den Kern meiner Aussage: Diejenigen die die Waren und Dienstleistungen (ver)brauchen, sind von ihnen durch das alles entscheidende Kriterium der Zahlungsfähigkeit getrennt. Und sie bleiben es auch, selbst wenn das inhabergeführte Weltverbesserungs-Startup noch so gutmeinend ist. Der Gewinn ist eben nicht einer, sondern der Posten, mit ihm steht und fällt jede Produktion.

Ziemlich egal wieviele Toaster so produziert werden und daher faktisch vorhanden sind um die Bevölkerung zu versorgen, kannst du nicht dafür blechen kriegst du keinen ab. Es wird zwar auf eine gewisse Weise für die Versorgung produziert, aber nicht um zu versorgen. Das Geschäftsmodell besteht ja im Gegenteil ganz prinzipiell darin, dir die Ware vorerst vorenthalten zu können.

Und das ist nicht irgendeine moderne Perversion des Kapitalismus oder ähnliches, es ist der Sinn der ganzen Veranstaltung. Die Gewinnversessenheit kam nicht mit Shareholder Value & co in die Welt.

Und ich dachte immer es besteht darin mir eine Ware (Toaster) schmackhaft zu machen und mich dazu zu bewegen das Produkt zu kaufen.

Das habe ich auch nie behauptet.

Wenn aber die Produktionskosten höher sind wie der am Markt zu erzielende Preis fällt die Produktion auch. Deshalb gibt es die Kalkulationen bei denen natürlich „der Posten“ Gewinn enthalten ist.

Aber der Gedanke dass zusätzlich zum „Firmengewinn“ das eingesetzte Kapital eine Rendite abwerfen muss.

Deshalb sind Preisdeckel so gefährlich.
Wenn der Preisdeckelpreis unter den Produktionskosten liegt, wird das Angebot eingestellt.
Aktuellstes Beispiel sind die 300AU$/MWh Preisdeckel von Strom in Australien. Gestern Nacht wurde daraufhin im nördlichen Teil Sydneys weiträumig der Strom abgestellt.

Stimmt aber nur zur Hälfte:

„The AEMO highlighted an “unusual combination” of unexpected generator outages plus cool winter temperatures and high demand for electricity.“

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Stimmt. Bei einem Preisdeckel wird zudem auch nicht in Überkapazität investiert.
Und genau diese Überkapazität wäre bei einer Vielzahl von Kraftwerksausfällen und kalten Temperaturen notwendig gewesen. Spekulieren könnte man auch darüber, ob die Kraftwerksausfälle auch aufgrund der Preisdeckel entstanden sind: Um die Gewinne/Margen zu erhalten, werden laufende Kosten reduziert indem z.B. Routinechecks seltener durchgeführt werden.

Stimmt auch, nur der Preisdeckel ist ja noch nicht so lange vorhanden und soll wohl auch nur zeitbegrenzt gelten.

So schnell investiert es sich aber auch nicht in Überkapazitäten.

Von daher ist anzunehmen, dass es diese Ausfälle auch ohne Preisdeckel geben würde, denn ich kann mir ziemlich gut vorstellen, dass der australische Staat ordentlich austeilen wird, wenn sich herausstellt, dass die Kraftwerksabschaltungen keine Ausfälle sind, sondern Vorsatz.

Na freilich. Aber was ist ein Kauf und warum findet er statt? Eigentum wechselt die Seiten, und das tut es, weil eine Kernfunktion des Eigentums im Ausschluss anderer von der Nutzung besteht. Deswegen schrieb ich „vorerst“.

Denk bitte dran, mir ging es nur darum die Vorstellung zu adressieren, Unternehmen seien dazu da die Gesellschaft zu versorgen. Zweck und Mittel sind da nicht zu verwechseln, und es lohnt sich sehr da präzise zu bleiben.

Sehr gute Ergänzung. Wir wissen also, dass Produktion nur unter Vorbehalt von (zu erwartendem) Mehrwert stattfindet. Wir wissen außerdem, dass von den gigantischen Warenmengen die so entstehen, kein Bürger etwas hat, wenn er sie nicht bezahlen kann.
Vor diesem Hintergrund kann man mMn nicht davon sprechen, Zweck der Unternehmen sei die Versorgung der Bevölkerung. Im Gegenteil tritt der eigentliche Zweck - die Mehrung von privatem Wohlstand - dabei wirklich offensichtlichst zutage, wenn man nur bereit ist mit beiden Augen hinzusehen.

Edit: Das heißt natürlich nicht, dass unter dieser Erkenntnis jetzt bitte alles so bleiben-, und man Unternehmen bloß nicht kritisieren soll. Mit der aktuellen Entwicklung wird eben vielen Menschen klar, dass die Interessen von Unternehmen und Gesellschaft nicht identisch sind, und gelegentlich einander sogar völlig entgegenlaufen. Damit man aus dieser Unzufriedenheit die richtigen Schlüsse zieht muss man sich aber mMn vergegenwärtigen, was Unternehmen, Gewinne, etc ihrer Substanz nach sind.

Auch da hast du prophetisch korrekt gesprochen: Australien hat den Spotmarkt ausgesetzt und wird Konsumenten vor Produzenten mit der weiteren Belieferung vorziehen. Das selbe Konzept besteht in Europa im Grunde auch: Wenn nicht mehr genug Energie für Unternehmen und Privathaushalte besteht, werden nur noch Privathaushalte beliefert. Eine in meinen Augen zweifelhafte Auffassung, führt es doch potenziell zu Massenarbeitslosigkeit. Günstiger wird der Strom durch eine staatliche Regelung bestimmt auch nicht, der Spotmarkt ist schon ein sehr effizientes Instrument.

Es gilt hier einfach, dass der Mensch in dem Falle zum Glück wichtiger als Profit ist.

Ich finde Habecks Ziel das Kartellrecht zu stärken im Übrigen super. Vor allem, dass die Unternehmen beweisen müssen kein Kartell zu sein scheint insgesamt zu Angst in der Wirtschaft zu führen, wenn man sich den BDI so anhört.

Was nützt dir die Arbeitsstelle, wenn du in deiner Freizeit erfrierst?

Oder willst du bei Energiemangel die Freizeit streichen und deine Arbeitnehmer 24/7 am Arbeitsplatz haben?

PS: du könntest ja auch mal deinen Lösungsansatz präsentieren.
Vergiss nur nicht, dass du neben den Arbeitnehmern auch noch etliche Privathaushalte hast die gerade keine Arbeitsstelle vorweisen können, wo sie es bei Energiemangel warm haben könnten.

In Australien schlägt man übrigens vor reichlich mehr Windkraft aufzubauen um die alternden und Wartungsintensiven/störanfälligen Kohlekraftwerke vom Netz zu bekommen.

So liest es sich für mich auch. Und die Unternehmen in Deutschland kriegen seit Jahren eine Extrawurst, sieht auch EEG. Sie hätten sich längst transformieren können, aber Profit macht eben kurzsichtig. Angela Merkel hat dieses Verhalten auch gefördert, in dem Sie billiges Gas über die Schandtaten wie die Annexion der Krim gestellt hat.

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