Twitch Stream für ein Abo hinterlassen?

Guten Tag! Gibt es pläne für einen Twitch Stream der Lage Folgen? Hier könnten die fleissigen Hörer auch immer ein Abo aktivieren… :wink:

Vielen Dank für die tollen Folgen. :heart:

Ich würde mich gegen Twitch und für eine eigene entweder PeerTube oder funkwhale-Instanz aussprechen.

Twitch birgt enorme rechtliche Probleme, in Hinblick auf Einhaltung der DSGVO.

Das halte ich für ein gewagtes, kaum haltbares Statement.

Klar, als Plattform mit Social Media-Aspekten (Benutzerkonten, Chatfunktion, Privatnachrichtenfunktion, Follow-Funktion) teilt es die gleichen datenschutzrechtlichen Probleme wie ausnahmslos alle Social Media-Plattformen, darüber hinaus bestehen bei Twitch keine größeren Bedenken.

Das halte ich für eine ganz schlechte Idee, wenn man Reichweite erzielen will - und das ist immer auch das Ziel bei einem Podcast. Über Twitch würde die LdN zweifelsohne viele zusätzliche Hörer gewinnen können, weil der Kanal relativ schnell unter den größten deutschen Kanälen wäre und damit ständig den vielen zehntausenden Deutschen „empfohlen“ werden würde.

Eine Plattform wie PeerTube oder funkwhale bringt hingegen keine zusätzliche Reichweite - dort würden lediglich die Leute einschalten, die wissen, dass die LdN dort läuft und sie dort verfolgen wollen.

Wenn man schon den Weg des Live-Streamings gehen will, sollte sich das ganze auch lohnen. Und das geht eben nur über große Plattformen wie Twitch.

Ein weiterer Grund ist übrigens in der Tat „Twitch Prime“ bzw. „Amazon Prime“. Jeder, der ein Amazon Prime-Abo hat, kann über Twitch jeden Monat einen Kanal kostenlos abonnieren (weil Twitch Prime in Amazon Prime inbegriffen ist). Bei der Lage würden von jedem Abo etwa 2 Euro im Monat ankommen. Wenn man nun davon ausgeht, dass es aktuell einige LdN-Hörer gibt, die Amazon-Prime, aber kein Twitch nutzen, liegt hier ein ganzer Berg an Geld bereit, den man in dieser Form halt nur bei Twitch einlösen kann.

Kurzum:
Wirtschaftlich betrachtet ist Twitch im Bereich Live-Streaming aktuell außerhalb jeder Konkurrenz.

Warum ist dies kein kaum haltbares Statement?

Es gibt zahlreiche Ausarbeitungen (vgl Ausarbeitung des wissenschaftlichen Dienstes des deutschen Bundestags mit dem Titel „DSGVO und Nutzung US-amerikanischer Cloud-Dienste“; Quelle: https://www.bundestag.de/resource/blob/852984/fd554bd62a8e949d8c2fd986cbd99b69/WD-3-102-21-pdf-data.pdf) und/oder Gerichtsurteile (vgl. Schrems I und Schrems II) eindeutig:

Ich würde aus der erwähnten Ausarbeitung exemplarisch zitieren wollen:

„Zum Teil wird auch vorgeschlagen, dass der Cloud-Anbieter seinen Sitz in der EU einrichtet oder eine Niederlassung in der EU gründet, um einem Eingriff der US-Sicherheitsbehörden vorzubeugen. Hierzu ist allerdings anzumerken, dass sich die Zugriffsbefugnisse der US-Sicherheitsbehörden nicht allein nach dem Sitz des Unternehmens bestimmen. Vielmehr kann auch eine rechtliche Verknüpfung des Unternehmens mit den USA ausreichen. Dies ist laut Literatur beispielsweise dann der Fall, wenn der Server des Cloud-Anbieters seinen Standort in den USA hat. Auch bei einem Konzernverbund, bei dem der Mutterkonzern seinen Sitz in den USA hat, oder bei einer (Zweig)Niederlassung des Unternehmens sind Zugriffe der US-Sicherheitsbehörden möglich. In der Literatur wird zudem darauf hingewiesen, dass das US-Recht teilweise sogar dann für anwendbar erklärt wird, wenn ein Mitarbeiter des Unternehmens in den USA anwesend war, z.B. durch eine Dienstreise. Auch das kontinuierliche und systematische Betreiben von Geschäften in den USA könne einen Anknüpfungspunkt bilden. Damit ist festzuhalten, dass nur, weil der Cloud-Anbieter oder die Server, welche die Cloud bilden, in der EU gelegen sind, nicht schon davon ausgegangen werden kann, dass keine Zugriffsmöglichkeit der USA auf die Daten besteht.“

Diese nüchterne Feststellung lässt sich nicht nur auf Cloud-Anbietende aus den USA, sondern grundsätzlich auf Technologiekonzerne, wie Facebook, Instagram, Twitter, Amazon (wozu Twitch u.a. gehört) treffen.

Ich glaube, dass freie und quelloffene und von Großkonzernen unabhängige Plattformen, wie PeerTube oder funkwhale enorm unterschätzt werden. Es würde sich lediglich die Bereitstellungsart ändern. Dies ließe sich aber dem Publikum der LdN sicherlich vorab kommunizieren und dann wäre es machbar.

Amazon ist ein Konzern, der es nicht wert ist zu unterstützen. Das beginnt dabei, dass - exemplarisch - Amazon die europäischen oder nationalen Regeln in Hinblick auf Steuerzahlen sehr gerne umgeht und hört dabei auf, dass Sie ihre Mitarbeitenden (pausenlos) überwachen und nicht anständig bezahlen.

Was ich sagen möchte: Die Lage hat den Anspruch unabhängig zu sein, würde sich mit Twitch, welches offenkundig zu Amazon gehört nur aber mehr abhängig machen von Technologiegroßkonzernen aus den USA.

Wirtschaftlich vielleicht, aber das ist sehr einseitig betrachtet - nimmt man die ökologische Sichtweise hinzu, wird schnell klar: Eigene PeerTube-, oder funkwhale-Instanzen in Rechenzentren von europäischen Anbietenden mit im besten Fall 100% Ökostrom(versorgung) ökologischer ist, als die weltweiten Rechenzentren von Amazon.

Ich habe doch gesagt: Für Twitch gilt das gleiche wie für alle Social Media Konzerne - aber halt nicht mehr. Daher: Das Problem ist nicht spezifisch die Plattform „Twitch“, sondern allgemein „Social Media“ bzw. noch allgemeiner „Internationaler Datenverkehr“.

Und ja, ich kann die Kritik an (amerikanischen) Datenkraken durchaus nachvollziehen, aber mir wird hier viel zu sehr Schwarz-Weiß gemalt. Auf der einen Seite Unternehmen, die den Datenschutz mit Füßen treten und User, die bereitwillig ohne nachzudenken alle Daten preisgeben, auf der anderen Seite Datenschützer, nach deren Meinung das Web 2.0 eigentlich gar nicht existieren dürfte, weil die reine Tatsache, dass im Web 2.0 die User selbst im Netz agieren zwangsläufig zu Problemen im Datenschutz führt. Mir gehen diese Extrem-Sichtweisen auf beiden Seiten auf die Nerven.

Ja, ich finde es gut, dass Schrems und co. für mehr Datenschutz kämpfen, aber bis da Nägel mit Köpfen gemacht sind sollte man nicht pauschal jeden Fortschritt mit dem Argument „Datenschutz“ wegbügeln. Datenschutz ist nur ein Aspekt von vielen anderen, es ist nicht das Zentrum der Welt.

Also ich als regelmäßiger Twitch-User und LdN-Hörer sage ganz klar:
Die Lage auf Twitch zu schauen (z.B. eine „Lage Live“-Übertragung) käme für mich in Frage, auch würde ich die Lage mit meinem Twitch Prime unterstützen, weil das für mich die praktischste Art der finanziellen Unterstützung wäre. Auf anderen Plattformen würde ich eine „Lage Live“ vermutlich nicht verfolgen. Vor allem, weil ich sie schlicht „verpassen“ würde (das würde mir bei Twitch nicht passieren…). Und ich bin da sicherlich kein Einzelfall.

Der Hauptpunkt ist aber eben die zusätzliche Reichweite, auf die du gar nicht eingehst.
Daher nochmal: Twitch erzeugt eine massive zusätzliche Reichweite, weil die LdN sofort einer der größten deutschen Kanäle wäre und es auch sehr erfolgreiche englischsprachige Politik-Kanäle auf Twitch gibt (HasanAbi z.B.). Ein Stream auf Twitch würde dazu führen, dass die deutschsprachigen Twitch-User früher oder später über die LdN-Streams stolpern würden - und davon würden einige Hörer hängen bleiben.

Die von dir genannten Plattformen haben keinen Effekt dieser Art. Hier könnte man allenfalls die bestehenden Hörer dazu bringen, die Lage dort zu hören. Werbeeinnahmen, Subscription-Einnahmen und ähnliches sind dort auch nahezu unmöglich zu generieren.

Ja, Amazon ist alles andere als ein Vorbild-Konzern. Aber nenne mir einen Großkonzern, der nicht massiv in der Kritik steht. Man kann aus der Kritik an Amazon natürlich den Entschluss ziehen, Amazon zu boykottieren, aber das halte ich persönlich für übertrieben.

Sorry, aber das halte ich für völligen Unsinn.
Die Lage wird nicht von Amazon abhängig, nur weil sie zusätzlich zum Podcast noch auf Twitch streamt. Die Lage ist auch nicht von Spotify abhängig, nur weil Spotify das größte Podcast-Bewertungsnetz hat und deshalb Bewertungen bei Spotify extrem wichtig für die Reichweite sind. Hier interpretierst du einfach viel zu viel hinein.

Das halte ich für ausgesprochen konstruiert. Der ökologische Vorteil - wenn er überhaupt existiert - ist so marginal, dass er nahezu kein Gewicht hat.

Die LdN ist nun einmal auch der primäre Lebensunterhalt der Podcaster und des Teams. Daher sind wirtschaftliche Aspekte nun einmal keine Nebensache, sondern ein maßgebliches Element zur langfristigen Sicherung des Podcasts. Hier auf eine absolute Spartenlösung ohne Monetarisierungspotential zu setzen, statt auf den Platzhirsch mit riesiger Reichweite und - dank kostenloser Prime-Subs - sehr einfacher Monetarisierung, ist betriebswirtschaftlich nicht nur unvernünftig, sondern geradezu selbstzerstörerisch.

Es gilt das gleiche wie beim Thema Werbung:

Es wird immer Kompromisse geben. Siehe z.B. die Kritik hier im Forum am „Athletic Greens“-Sponsoring. Klar könnte man auch winzig-kleine Sponsoren wählen, der dafür 120% „clean“ und moralisch absolut unbedenklich ist. Aber dafür zahlt dieser Sponsor halt nur einen Bruchteil dessen, was andere Sponsoren zahlen würden. Hier muss halt jeder Podcast entscheiden, wie weit er in die Grauzone gehen will. Es ist nicht alles so schwarz-weiß. Und wenn ein leicht grauer Werbe-Deal dazu führt, dass das LdN-Team einen zusätzlichen Mitarbeiter einstellen kann und die Qualität des Podcasts sich dadurch verbessert, ist das in Ordnung.

Wozu?

LdN ist ein Podcast und kein live stream.

Grundsätzlich ist ein Podcast in erster Linie ein Audio und kein audiovisuelles Erzeugnis (Video), da hast du recht. Immer mehr gibt es aber die Entwicklung, dass Podcastangebote neben der Audiospur auch eine Videospur besitzen, welche sich im Bedarfsfall angeschaut werden kann.

Ein Beispiel wäre – exemplarisch - der Podcast „Freddies große Show“ auf YouTube (Link zum Kanal: Freddies große Show - Invidious (Fußnote: Invidious ist ein Open Source Projekt, welches ein Frontend für YouTube bereitstellt ohne Werbung und Tracking)). Hier gibt es Audio (Podcast-App) und Video (YouTube).

Mit der „Lage Live“ gibt es ja durchaus auch eine um optische Elemente bereicherte Version, also ganz fremd ist es nicht.

Und wie @sysadmi korrekt sagt, gibt es viele Podcasts, die auch gestreamt oder auf YouTube angeboten werden. Vom Enfant Terrible der Podcast-Szene (Joe Rogan) bis zum deutschen inhaltlichen Gegenpol in Form der Ferngespräche mit Tommy Krappweis, die auch im Podcast von Hoaxilla übertragen werden.

Grundsätzlich ist es für die Monetarisierung sinnvoll, mehrgleisig zu fahren - nach dem Podcast und der „Lage Live“ wäre ein Stream der logische nächste Schritt. Desto mehr Reichweite ein Podcast über verschiedene Wege erzeugen kann, desto tragfähiger ist die wirtschaftliche Basis und damit die Zukunft des Podcasts.

Entscheiden müssen das natürlich letztlich die Podcaster, aber ich schätze, die relativ hart geführte Diskussion bezüglich „Twitch vs. unabhängige Plattformen“ schreckt aber vermutlich eher davon ab, in diese Richtung zu expandieren :wink:

Hinsichtlich der letztendlichen Entscheidung der Podcaster, gebe ich dir recht.

Ich glaube schon, dass es sinnvoll ist, sich die Vor- und Nachteile von Twitch ebenso wie Plattformen, wie PeerTube oder funkwhale gegenüberzustellen und zu vergegenwärtigen.

Die rechtliche Problematiken, die sich aus der Rechtssache C-311/18 „Schrems II“ hinsichtlich des internationalen Datentransfers ergeben, kann @vieuxrenard sicherlich viel besser als ich (da ich Laie bin) einordnen.

Darüber hinaus hat der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) Prof. Ulrich Kelber eine Erklärung der praktischen Auswirkungen abgegeben: BfDI - Internationaler Datentransfer - Praktische Auswirkungen der Rechtsprechung des EuGH auf den internationalen Datentransfer (Rechtssache C-311/18 „Schrems II“)