Ticketsteuer vs. Kerosinsteuer

Hallo liebes Lage-Team,

die Bundesregierung hat sich ja nun entschieden, statt der Kerosin- eine Ticketsteuer auf innerdeutsche Flüge zu erheben, siehe z.B.:

Da heißt es auch, dass das „Mehreinnahmen in ähnlicher Höhe“ generieren soll.

Ich frage mich, was nun eigentlich für das eine und gegen das andere spricht, auf den ersten Blick sieht es ja nach „Jacke wie Hose“ aus.

Vielleicht könntet Ihr das mal in einer der nächsten Folgen erklären.

Viele Grüße,
Heiko

Ich denke, eine Ticketsteuer ist einfacher umzusetzen und hat weniger Missbrauchspotenzial.

Da eine Besteuerung auf Kerosin für internationale Flüge zumindest im Hinblick auf völkerrechtliche Verträge schwierig ist, hätten wir sonst die Problematik, dass der gleiche Treibstoff entweder steuerpflichtig oder steuerfrei sein kann. Das kann ganz schnell zu falschen Deklarierungen führen und sicher zu stellen, dass Kerosin für Inlandsflüge auch wirklich korrekt versteuert wird, würde einen großen Kontrollaufwand bedeuten. Den kann man eigentlich nur leisten, wenn man statt von dem tatsächlichen Kerosin-Verbrauch von einem prognostizierten, also berechneten Kerosin-Verbrauch ausgeht - das würde wohl in der Praxis der Finanzämter im Rahmen der Plausibilitätsprüfung ohnehin so laufen. Denn der tatsächliche Verbrauch schwankt im Hinblick auf die Wetterverhältnisse und die Flugzeuge kommen nie restlos leer an, sodass für Betrug Tür und Tor geöffnet ist.

Wenn wir aber ohnehin von einem prognostizierten Verbrauch ausgehen, ist es rechtlich einfach sauberer und unkomplizierter, die Steuer direkt an das Ticket zu binden, als Raum für Diskussionen zu lassen, wie viel Kerosin für welchen Flug wirklich verbraucht wurde. Es erspart jeden Kontrollaufwand und jede Diskussion über tatsächliche Kerosinverbräuche, wenn sich die Steuer schlicht auf die Flugstrecke als technisches Faktum bezieht (welche ja implizit auch Aussagen über den durchschnittlichen Kerosin-Verbrauch zulässt).

In diesem Sinne finde ich es sinnvoll, hier die „schlankere“ Lösung zu wählen. Grundsätzlich sollte man vielleicht auch die umgekehrte Frage stellen: Welchen Vorteil hätte eine Kerosinsteuer gegenüber einer Ticketsteuer? Eigentlich nur, dass bei ungewöhnlich hohem Kerosinverbrauch (z.B. weil das Flugzeug eine halbe Stunde in der Warteschleife verharren muss oder umgeleitet wird) eine einzelfallgerechtere Steuer vorliegen würde, aber dieses Risiko kann man auch über statistische Zuschläge auf alle Fluggesellschaften überwälzen (quasi eine indirekte Versicherung, wenn man so will…). Ich sehe einfach keinen Nachteil der Ticketsteuer gegenüber einer Kerosinsteuer.

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Von der Ticketsteuer wären Privatjets nicht betroffen, oder?
Finde ich ziemlich fatal. Ich wäre sowieso für ein Verbot mindestens im Inland, aber wenn das nicht gemacht wird, dann doch bitte wenigstens superteuer machen.

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Dieses Thema umfässt eine ziemliche Meinungsmache. Unfassbar eigentlich, was dort gerade in den Sozialen Medien wieder abgeht und wie (eine bestimmte) Partei(en) dieses Versucht zu lenken.

Beispiel: Urlaubspiraten (Blog mit 10 Mio Follower auf Facebook).

Der Artikel dort exklärt eigentlich ziemlich gut, worum es geht: UPDATE: Jetzt sollen ALLE Flüge ab Deutschland teurer werden

Diese sogenannte „Luftverkehrsabgabe“ gibt es bereits seit 2011. Sie kostet derzeit knapp 13 € für Kurzstreckenflüge (innerhalb Europas), rund 32 € für Mittelstrecken und 58 € für Langstrecken.

Nagelt uns bitte nicht darauf fest, aber um die angepeilten Mehreinnahmen zu generieren, müssten die genannten Beträge wohl um etwa 50-60 Prozent steigen, sodass beispielsweise ein Langstreckenflug um ca. 30 Euro teurer werden würde.

Dann wird der Langstrecken Flug von FRA nach NYC also 30 Euro teuer - „So what“.

Aber die Kommentare unter diesem Facebook Post sind absolut brutal.
Hier die Seite: Urlaubspiraten | Berlin


(Nur ein Beispiel, noch weit schlimmere dabei).

Woher kommt die Erwartung, man sollte für 14 Euro (Mark) nach Mallorca fliegen können? Wie früher?
Und warum denken alle Leute, dass sich etwas ändern würde, mit einer anderen Regierung?
Ich beobachte das nur immer wieder.

Das ist genau das Problem: Wenn Menschen sich erst Mal an ein Recht gewöhnt haben, werden sie es nicht wieder abgeben. Deshalb klammern sich die Amerikaner so an ihr Waffenrecht und die Deutschen sich so an ihre tempolimit-freie Autobahn - und deshalb wurden die Abwehrkämpfe gegen das Rauchverbot in der Gastronomie und Kneipen so hart geführt (mit allerlei Untergangsszenarien, die sich - Überraschung! - nicht verwirklicht haben).

Dadurch, dass man über Jahrzehnte für 'nen 10er durch Europa fliegen konnte, hat sich eben der Eindruck manifestiert, dass diese Welt möglich ist, dass dieses Wirtschaftsmodell tragfähig ist. Das nun mit dem Argument „Aber die Umwelt! Und das war nur durch massive staatliche Subventionen möglich!“ aus den Köpfen zu bekommen, ist leider sehr, sehr schwierig.

Ich denke, das ist ganz normal. Nicht toll, aber so sind Menschen nun einmal - sie werden den Wegfall von einem vertrauten, positiven Ding stets stärker wahrnehmen als das Ausbleiben eines möglichen, positiven Dinges… das schöne daran ist: Wenn man diesen Widerstand erst Mal gebrochen hat finden sich die Menschen relativ schnell mit der neuen Realität ab und finden die nächste Sau, die sie durch’s Dorf jagen kann. Heute gibt’s zum Glück kaum noch Widerstand gegen einige der am härtesten bekämpften Entscheidungen der letzten Jahrzehnte (Anschnallpflicht, Rauchverbot…) - und so wird in 3 Jahren vermutlich niemand mehr auch nur einen Gedanken daran verschwenden, dass teureres Fliegen die neue Normalität ist…

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